‘Es wird keine Rettung für die Zeitung geben, wenn wir mit dieser Umsonst-Kultur nicht brechen.’ Darüber müsse auch mit jüngeren Lesern, ‘auch wenn die sich selbst User nennen’, gesprochen werden.”

Dieser Satz – googelt das gern mal selbst – wird hundertfach in exakt dieser Formulierung wiederholt vom Kuhjournalismus. Ich bin zu müde um zu recherchieren, ob das ursprünglich zwei Sätze waren oder einer. Selbst kurz vorm Koma kann ich allerdings feststellen, dass nicht bloß diese kreuzpeinliche Abschreiberitis vorherrscht, sondern symptomatisch auch nicht einmal gelesen wird, was da – demnächst leistungsgeschützt – per Copy & Paste auf die Leser einprasselt.

Zur “Umsonst-Kultur” nur ein müdes Lächeln, das die Abschreiber allerdings in Panik versetzen sollte. Wenn es dafür auch noch gutes Geld geben sollte, was hielte sie denn davon ab, das einzusammeln? Ist es die karitative Ader deutscher Großverlage, die sie bislang davor zurückschrecken ließ, die geliebte Konsumentenschar für die hart erarbeiteten Inhalte ihrer leistungstragenden Gatekeeper um ein Scherflein zu bitten? Wohl kaum. Mag es sein, dass es sich nicht gerechnet hat, das Gold im Internet zu suchen, zu glauben, es ließen sich dort dolle Umsätze machen, wenn man nur das schlechthin Übliche liefert, mit dem die Lesezirkel schon immer zufrieden waren und dass nicht einmal zu minimalen Kosten mehr Einkünfte erzielt wurden? Schon eher.

Isch bin User!

Grandios desorientiert aber die Formulierung des publizistischen Riesen Steingart, der schon beim “Spiegel” die Auflage kongenial mit dem Herrenreiter Stefan Aust ruinierte: “die sich selbst ‘User’ nennen”. Wer einen kennt, der sich “User” nennt, möge sich dringend melden. Scherz kurz beiseite: Steingart glaubt wirklich, da draußen säßen Millionen seiner Leser, die sich ins Fäustchen lachen und skandieren: “Isch bin User, isch zahl nix!”. Omfg! Es sei ihm verziehen, denn er hört nur die, die ihm den Anus pudern. Die anderen verständigen sich per Blickkontakt und suchen das Weite, sobald der Headhunter anruft.

Das Future Concept der endgebrieften Sekretabsonderer dieser Branche von Fachexperten sieht also so aus: Mit einem Leistungsschutzrecht, das so raffiniert ist wie Ölschlamm, schießen sie sich aus den relevanten Suchmaschinen (man verzeihe mir den Plural) heraus, und dann ziehen sie Paywalls hoch. Das bringt eine Mörderkohle von den derart zur Einsicht Gezwungenen, die neben ihren monatlichen Beiträgen untertänigst auch noch alle persönlichen Daten frei Haus liefern, damit das Anzeigengeschäft online so richtig durch die Decke wuppt. Endlich zertifizierter Leser, nie wieder “User”. Hurra, hurra, hurra!

Ich erwarte in Kürze eine Riesenkampagne zur Freigabe aller Drogen. Steuerbefreit.