Und tschüss, FTD, Willkommen Kuhjournalismus!
Posted by flatter under Journalismus[22] Comments
20. Nov 2012 16:41
Die FAZ meldet, die Financial Times Deutschland werde eingestellt. Auch schade, es bleibt also am Ende vermutlich nur solche ‘Wirtschaftspresse’ übrig, die devotes Gelulle an Hochglanz und Luxusartikelwerbung bietet. Online sind das eh Pfeifen, ausgerechnet der Link aufs Abo lässt einen aufs Totenglöckchen warten, und der Brüller ist das “Werbefrei-Sonderabo“.
Man soll also 6,90 Euro bezahlen, um die Werbung ausblenden zu können. Die muss ja ganz schön nervig sein. Das kann ich allerdings kaum simulieren, denn selbst wenn ich den Adblocker abschalte, passiert kaum etwas. Die glauben doch nicht, ich lasse jetzt jedes Skript laufen, dass die ihren Lesern um die Ohren ballern, damit ich sehe, was ich für 6,90 für ein tolles Feature bekomme? Haben die noch nie davon gehört, dass man Java Script nicht einschalten muss? Dass man es sogar selektiv ein- und abschalten kann? Dass es für Leute, die so abgenervt sind von blöder Werbung, dass sie satte sieben Euro monatlich zahlen würden, um nur ein einziges Webangebot ohne betrachten können, längst eine Lösung gibt?
Fachoberexperten on the line
Ganz abgesehen davon, dass die Fachexperten, die solche Angebote entwerfen lassen, schon mal gar keine Ahnung von der generellen Pest “Java Script” zu haben scheinen, eine allerdings bedauerlich weit verbreitete Haltung. Gäbe es nicht für vernunftbegabte Menschen ohnehin zwingende Gründe, Scripte zu blockieren, spätestens die Verlage mit ihren hemmungslosen Scriptschleudern zwängen einen zum Einsatz von NoScript oder Alternativen. Es ist schon ziemlich frech, die Doofen jetzt damit quasi noch erpressen zu wollen.
Wundert mich aber kein Stück. Ich spreche regelmäßig mit einer aus der Branche, die aus dem Fazialpalmieren gar nicht herauskommt. Zitat: “Die haben alle alle keine Ahnung”. Weitere Zitate, die noch deutlicher werden, klemme ich mir mal. Man kann sich also darauf verlassen, dass die Landschaft sich mächtig ausdünnen wird. Noch weniger Angebote mit noch weniger Manpower, noch weniger Kompetenz und noch mehr Einflussnahme. Wir werden eine große Offensive erleben, in der uns erklärt werden wird, warum der Qualitätsjournalismus jetzt noch wichtiger, noch besser und noch qualitätsjournalistischer sein wird.
November 20th, 2012 at 17:08
Ich muß mal höflich bei einer Sache widersprechen.
ME ist JavaSctipt nicht die Pest. Es sind die dämlichen Menschen (speziell die von Gier getriebenen), die daraus die Pest gemacht haben. Man kann mit der Sprache auch Sinnvolles machen.
Ich würde mir zB. wünschen, daß es im TV (oder auch an meinem Postkasten) auch sowas wie JavaScript geben würde. Dann könnte ich nämlich Werbung einfach abschalten ;)
November 20th, 2012 at 17:34
Okay, in der Theorie ist Java Script toll, nur in der Praxis nicht ;-)
November 20th, 2012 at 18:08
Java… da war doch was:
“Saying that Java is nice because it works on every OS is like saying that anal sex is nice because it works on every gender.”
November 20th, 2012 at 18:59
Feynsinn ist ja zum Glück kein Programmiersprachenblog darum jetzt OT, aber JavaScript hat mit Java erst mal gar nix zu tun.
Aber auch JavaScript läuft auf jedem OS, nur muß man vorher (um es in obiger Fäkalsprache zu sagen) ein Arschloch oder auch Browser seiner Wahl installieren in dem dann JavaScript flutscht, damit man ersehntem anal sex fröhnen kann ;)))
Auch C/C++ ist eine wunderbare Sprache, aber leider auch sehr gut fürs Programmieren von Viren geeignet, da sehr systemnahe …
*undweg*
November 20th, 2012 at 19:31
nochmal ich …
… würde sogar soweit gehen und behaupten, JavaScript ist ein weiterer Beweis, wie das Kapital die tollsten Innovationen für seine niederen Zwecke auszunutzen versteht und so alles Gute kaputtkriegt.
Innovationen werden unterdrückt oder deren Patente aufgekauft und im Konzernsave weggesperrt, wenn damit keine schnelle Kohle gemacht werden kann oder das Kohlemachen gefärdet wäre.
Drum sag ich immer wieder, ohne dieses Unterdrückersystem wäre die Menschheit längst viel weiter und müßte sich nicht gegenseitig die Köpfe einschlagen. Aber was red’ ich …
November 20th, 2012 at 22:04
ja, was redest du… *g* Ich weiß es auch nich, aber irgendwie haste ja jetzt echt ne elegante Schlingerkurve zum Kapitalismus hingekriegt. *lach*
Wobei mir Horstens anal sex Geschichte auch schon gut gefallen hat.
Hier is was los heute… *tztz* obwohl nix los is!
;o)
Ömm, ja, zum Thema: JavaScript… keine Ahnung. Journalismus von heute und morgen… hab ich leider die gleiche Ahnung wie du, flatter.
November 20th, 2012 at 22:45
Naja, wenigstens bleiben uns Tichy (WiWo) und Beise (SZ) erhalten, bis jezz. Ich würd’ mir ins Höschen machen, sähe ich die beiden auf der Domplatte: “Hamse ‘ma ‘n €uro?” *lol*
November 20th, 2012 at 23:22
Der Beise würd einem doch eher erklären, wie man aus nem Euro mühelos zwei mal 50 Cent macht.
November 20th, 2012 at 23:32
Tief unter meiner Hirnrinde wispert eine leise Stimme:
“Glaub ihm nicht,
Das scheitert schon
am Molgewicht!”
November 20th, 2012 at 23:47
Java und JavaScript sind zwei völlig verschiedene Sachen, aber egal…, das interessiert hier wohl kaum jemanden.
Ich sehne mich aber auch nach den Seiten aus den frühen Neunzigern, wo animierte @-Zeichen das Highlight der Site waren…neue – na ja – Technologien wie JavaScript sind mir auch bis heute suspekt…alles abschalten, ich will nur Text, bloß keine Funktionalität oder gar Interaktion live. Ich will lieber ein Formular ausfüllen und nach dem Absenden eine (qualifizierte) Fehlermeldung. Ich hasse auch Cookies (Privatspäre…!) und liebe es, alles nochmal einzutragen… Online-Banking, ich krieg Pickel…, das kostet ja nur unnötige Energie…, eben mal das Überweisungsformular ausfüllen, zur Bank fahren, einwerfen… viel günstiger, und auch die Öko-Bilanz war besser…
Überhaupt: alles Neue widert mich an. Lief doch früher auch alles ohne den Kram!
JavaScript, noscript, Werbung…SICHERHEIT, VIREN, TROJANER…
Mir ist das alles zu gefährlich hier…, JA, HIER!!! Wer weiß, was der linke Spinner mir hier gerade unterjubelt? Besser schnell weg hier, hab ja gerade JavaScript an…
November 21st, 2012 at 00:56
Ich mach dann demnächst mal nen paar chice Layers hier für dich und klopp von Fatzbuch über analdyse.to bis tubetubetubejetzsofochtgucken die geilsten Features hier rein, nur für dich. Dann kannste das alles liken und scheren, wenn du das richtige Fenster noch trifsst, das sich sofort öffnet, wenn du’s schließt, du Pimmel. Auch ganz billich, weil das stehst du ja drauf.
Nacht zusammen!
November 21st, 2012 at 01:16
Don’t feed the Karl!^^
GN8.
November 21st, 2012 at 02:33
Ist das Zeitungssterben nicht einfach nur eine weitere facette der globalisierung?
Wenn man den Fortschritt, den das Internet uns gebracht hat, auf den kern reduzieren wollte, ist das doch nichts anderes, als dass das netz eine infrastruktur darstellt, mit der man zu minimalen kosten quasi jeden menschen der welt erreichen kann.
Für zeitungen und magazine bedeutet das im endeffekt, dass sie ihre alten vertriebswege (Papier bedrucken und ausliefern) schlicht früher oder später verlassen und auf die neuen, billigeren wege setzen müssen.
Nun reichen die werbeeinnahmen in deutschland vielleicht nicht aus um eine Redaktion mit qualitativ hochwertigem output betreiben zu können, was wäre der ausweg?
Wie in web üblich: Größer Denken. Vielleicht rechnet sich eine anständige redaktion bei einer Europaweiten Zielgruppe und entprechenden leserzahlen, und wenn man da schon ist, wieso stellt man nicht noch nen server daneben und sendet aktiv Weltweit – die mehrkosten sind vernachlässigbar.
Sicher wird der transformationsprozess ersteinmal lang und schmerzhaft, zum einen für die leser, zum anderen für die Verlage, und doch ist er unausweichlich.
Je mehr zeitungen hierzulande sterben, desto mehr werden sich die leser gezwungenermaßen an das lesen neuer Zeitungsformate gewöhnen, wahrscheinlich auf englisch, mit globaleren inhalten und deutschland nur im lokalteil. Der Übergang wird schleichend von statten gehen.
Ich finde die entwicklung gar nicht so schlecht. Der Aktuelle zustand, dass wir uns so viel mit bundespolitik befassen ist defacto kaum noch gerechtfertigt, seit die bundesregierung eigentlich nur noch mit dem umsetzen von EU-richtinien beschäftigt ist.
Deswegen meine These:
Wenn man davon ausgehen kann, dass das Projekt Europäische Union trotz unvermeidlicher rückschläge weitgeführt wird, wird sich die Medienwelt in 10 bis 20 Jahren folgendermaßen gewandelt haben:
Viele kleine, Nationale Verlage gehen konkurs oder fusionieren, wir werden einige Weltweit verlegte Medien konsumieren, wahrscheinlich mit jeweiligen Schwerpunkten auf Europa, Amerika, Asien. Es wird Starfeuilletonisten geben über deren Senf woche für woche weltweit diskutiert wird, finanziert werden die großen redaktionen durch werbung – die sich bei hunderten millionen pageviews täglich auf ordentliche beträge summieren wird.
Bundes- oder Landespolitik (falls es sowas noch nennenswert geben sollte) wird von jeweils einigen lokalen portalen übernommen die in ihren spezifischen nischen profitabel arbeiten können.
Alles in allem wird die Zeitungswelt reicher und vielfältiger an meinungen und positionen, der intellektuelle blogger wird weiterhin kommentieren, streiten und diskutieren, nun aber auf einer höheren als der nationalstaatlichen ebene. ich freu mich drauf.
November 21st, 2012 at 08:06
Hey… JavaScript ist ne coole Socke. Ohne JS gäb’s keinen Wurli und DAS wäre ja nu wirklich gänzlich schlimm :)
November 21st, 2012 at 09:34
@Max oh ja, das wär schröcklich *munch munch* :o)
@FK Ich kann deine Vorfreude leider nicht teilen. Zum einen sehen wir ja, wer derzeit so als erstes wegstirbt. Nicht unbedingt die, die ich als die Überflüssigsten betrachten würde. Und zum anderen ist es doch eher genau der Weg ins “größer denken”, der den Zeitungen das Genick bricht. Ob nun auf Papier oder nicht ist nicht die zentrale Frage.
Zumindest die FR hat durch Redaktionsfusion und entsprechende Verlagsentscheidungen ihr Profil verloren und damit ihre Leserschaft und Anzeigenkunden.
Größer denken hat mE noch nie wirklich dazu geführt, Informationen besser zu machen, sondern nur einheitlicher.
Zeitung lesen in Englisch… ich bin in der Lage Bücher auf Englisch zu lesen, also Belletristik. Sachbücher und wissenschaftliche Artikel gehen nicht. da brauch ich ewig, weil mein Wortschatz da nicht ausreicht. und ich halte mich da nicht für sonderlich unterdurchschnittlich begabt. Kann sich sicher im laufe der Zeit ändern, aber das braucht richtig Anlauf.
Und den Punkt mit weltweit anbieten versteh ich nicht ganz. Tut man doch schon. Ich kann doch nationale Onlineangebote international einsehen. Oder was meinst du?
November 21st, 2012 at 13:01
@Uena:
Ja, sprache ist ein problem und einer der gründe, wieso ich die umgewöhnung der leser mit 10 bis 20 Jahren veranschlagt hab. ist halt alles eine frage der übung, und man wächst da schleichend rein.
Oder es wird noch ein paar durchbrüche bei der automatischen übersetzung geben, und jeder sieht den gleichen artikel in seiner sprache, man weiss es nicht.
Zum weltweit anbieten: Klar ist jede website jetzt auch schon weltweit abrufbar, mir ging es aber darum, dass sich die Zeitungen auch offensiv an eine Weltweite Zielgruppe richten. Das fängt zb schon bei der wettervorhersage für jede region der welt an, und setzt sich bei artikeln zu themen fort, die eben ein weltweites publikum ansprechen.
November 21st, 2012 at 16:09
Ersatz
Eine ordentliche zeitlose Alternative für die FTD. ;-)
November 21st, 2012 at 17:30
@FK weltweite Zielgruppe kann ich nicht sehen. Nicht dass ich zwanghaft spalten will, aber die Unterschiede in Kultur, Lebensart, Erwartungen und so weiter werden mit Sicherheit über einen absehbaren Zeitraum nicht so massiv schwinden, um eine breitere Palette an überall gleichermaßen interessanten Themen zu ermöglichen.
Und wenn ich Tendenzen beobachte, dann eher vermehrt in die Richtung der Spezialisierung. Welche Motivation sollte also hinter so groß angelegten Medienprojekten stehen.
Und ich kann da für mich auch nichts Schönes finden. Die Vorstellung von Medien, die nicht nur national, sondern international so einflussreich (und ohne ernsthafte Konkurrenz) sind, dass es quasi überhaupt keinen “neutraleren” Blick von außen mehr geben kann… Danke, aber danke nein.
@Manfred Peters Ich komm mir ohnehin schon oft genug so vor, als würde ich die Financial Crimes lesen.
November 21st, 2012 at 18:02
@Uena: Welche Motivation sollte also hinter so groß angelegten Medienprojekten stehen.
Soll das wirklich deine Frage sein? Ein Stichwort könnte die McDonaldisierung der Welt sein.
Das ist doch außerdem alles schon Realität. Man denke nur an die soaps oder an die völlig identischen Formate der Unterhaltungssendungen, die von den usa bis Japan gezeigt werden.
Aus meiner Sicht wird seit langer Zeit gezielt auf eine möglichst globale Normierung der Konsumenten hingearbeitet. Dass damit die Zerstörung der Kulturen einhergeht, versteht sich von selbst.
November 21st, 2012 at 18:05
@18 uena Tja, dass ist der Unterschied zu den Reichen. Wer arm ist, den betreffen die Texte bereits.
November 21st, 2012 at 18:18
R@iner, nein, war nicht die Frage. War höchstens doof formuliert.
Dass Verlagskonzerne eine ausreichende Motivation haben ist klar. Welche Motivation sollten kleinere Verlage, bislang unabhängige Zeitungen haben, sich in so eine Suppe rühren zu lassen (wenn sie nicht gefressen werden). Und gerade im Netz?
P.S.: Ist auch keine Frage. Ich sollte einfach keine Fragezeichen mehr machen… ;o)
November 21st, 2012 at 19:03
@6, Uena:
ja, was redest du… *g* Ich weiß es auch nich, aber irgendwie haste ja jetzt echt ne elegante Schlingerkurve zum Kapitalismus hingekriegt. *lach*
Danke, aber das ist leicht. Man muß nicht mal mehr den Kopf in eine bestimmte Richtung drehen, sondern nur die Augen öffnen. Egal welchen Mist man dann sieht, der wirkliche Grund dafür ist mE Kapital.
@FK: kann mich mit Deinen “Visionen” leider gar nicht anfreunden. Gründe: siehe Uena’s Kommentare.
Das einzig Positive am Sterben der “besseren” Medien, sehe ich darin, daß deswegen der Bedarf an diesen “besseren” Informationen eben nicht mitstirbt.
Warum sterben sie, diese FTD’s? Na, Uena? ;) Genau, weil sie im Kapital-System mitmachen und damit auch dessen Regeln unterworfen sind.
Warum lesen wir hier? Wir sind zwar nicht viele und viele streiten auch hier. Aber genau da sehe ich die Chance für die Feynsinn’s im Netz. Wir sind nicht den Regeln des Kapitals unterworfen und darum auch nicht so sterbeanfällig weil wir das freiwillig tun. Ok, ganz freiwillig nicht. Ich zu mindest bin durch irgendwas in mir selber getrieben hier zu lesen – vielleicht hab ich nen Virus oder so. Aber wenigstens sind wir nicht Profitgetrieben hier.