Einiges lief gut bei dieser Wahl. Zum Beispiel, daß die Große Koalition ein Ende hat. Zum Beispiel, daß die Linke sehr gut abgeschnitten hat. Zum Beispiel, daß die Agenda-SPD endgültig gescheitert ist.
Das sollte man zumindest meinen. Die Konsequenz aus diesem Desaster kann nur sein, daß sich Partei und Fraktion runderneuern, ein Programm auf die Beine stellen, mit dem sie sich und die Wähler wieder gewinnen können und ein neues Personal, dem man einen solchen Wechsel auch abnehmen kann.

Dies aber ist die Hiobsbotschaft des heutigen Abends: Sie wollen weitermachen. Steinmeier hält es für “Verantwortung”, wenn er seine Partei auch in der Opposition weiter ruiniert. Womöglich will er auch noch den Parteivorsitz, falls Müntefering demnächst keine Lust mehr haben sollte, Wahlverluste als Geschenk zu verpacken. Die SPD hat in acht Jahren die Hälfte ihrer Wähler verloren. Selbst wer es darauf angelegt hätte, durfte nicht wirklich auf einen solchen “Erfolg” hoffen.

Steinmeier aber ist der Weiter-so-Mann. Er will nichts an der Agenda kritisiert wissen, er will sich nicht endlich vom Acker machen und sich schämen, er hält sich vielmehr für berufen. Dem Mann ist nicht mehr zu helfen.
Und auch seiner Partei nicht. Die einzige Hoffnung für sie besteht in einer Palastrevolution, bei der keine Gefangenen gemacht werden. Wenn sie jetzt nicht diese zynischen abgehobenen Versager loswird, ist sie auf Jahrzehnte erledigt.

Steinmeier hatte beste Voraussetzungen, aus sich etwas zu machen. Nach den Kampagnen gegen Beck und Ypsilanti hatte die Einheitspresse endlich den “Sozi”, den sie haben wollte. Er wurde hofiert und poliert, für “sympathisch” und “kompetent” erkärt. Manches davon haben die Leute sogar geglaubt. Daß er nur Standardfloskeln herunterbeten kann, daß er eine billige Kopie von Schröder ist, wo er auf “leidenschaftlich” macht, daß er ein Langeweiler ist, ist dabei eine Sache. Nicht wirklich gut für einen Politiker, aber an derlei Qualität hat man sich gewöhnt.

Nur, daß das, was er für “Politik” hält, schon bei der CDU besser aufgehoben ist und erst recht bei der FDP, läßt sich offenbar nicht recht kaschieren. Die Last-Minute-Möhre eines anti-Atom Wahlkampfes hat höchstens die Grünen erfreut, und wer Sozialdemokratie will, findet sie eher bei der Linken. Das macht die SPD überflüssig. Und so wanderte der Wähler denn auch:
Je eine Million an die anderen Parteien, zwei Millionen gingen gar nicht erst zur Wahl. Es ist nicht zu erwarten, daß diese Leute noch einmal wiederkommen.

Die SPD-Ministerriege muß abtreten. Eventuell kann man noch Sigmar Gabriel gebrauchen, der Mann kann wenigstens reden, und er wird eifrig vertreten, was immer als Parteikurs gilt. Die Seeheimer müssen endlich entmachtet werden. Vor allem aber muß jeder in der SPD, der eine Meinung hat, sie in Zukunft sehr offensiv vertreten und sie sich nicht mehr von Basta-Funktionären verbieten lassen.
Dann wäre noch Hoffnung. Aber sie wird wohl nicht sein. Steinmeier ist nämlich fest entschlossen, sie zu erwürgen.

update: Hokey und Luebberding packen’s auch nicht.