In einem zumindest interessanten Interview in der ZEIT befaßt sich Daniel Cohn-Bendit mit Zusammenhängen zwischen Fußball und Politik. Etwas merkwürdig ist seine These über “linken” und “rechten” Fußball. Was er für “linken” Fußball reklamiert, nämlich Risiko, Verantwortung und Systemverständnis, könnte man ebenso als “liberal” betrachten. In der Politik wäre man damit quasi am anderen Ende des Spektrums.
Der Gedanke inspiriert. Wie sieht es aus mit der Freiheit und dem Sozialismus? Cohn-Bendit vertritt eine Linke, die von der sogenannten “Mitte” und den bürgerlichen Parteien nie verstanden wurde. Eine Linke, die sich scharf gegen Kollektivismus und Obrigkeit abgrenzt. Sie ist geprägt von einem sozialliberalen Element, das beides Ernst nimmt: Freiheit und Gemeinschaft. Sollte sich die F.D.P. wundern, wieso viele ihrer Wähler gern Grün wählen, sollte sie versuchen, sich zu erinnern: Genscher hat mit dem Verkauf des Liberalismus, der bis heute nicht in Zweifel steht, jede soziale Dimension liberaler Politik aufgegeben. Wirtschaftsliberalismus ist keine Politik, sie ist ja nicht einmal mehr Wirtschaftspolitik. Den Rest politischer Substanz haben sie ausgerechnet den Konservativen überlassen, die im Grunde antiliberal sind.
“Linksliberal”, das klingt heute absurd. Dabei steckt dahinter eine immer noch frische und sympathische Geisteshaltung.