Der Herr Bundespräsident hat die Systempresse gelobt. Es sei wichtig, eine freie Presse zu haben, die keine grundsätzliche Kritik an den Eliten äußert. In der DDR sei das böse gewesen, weil die falschen Eliten nicht kritisiert wurden, nunmehr aber sei alles gut. Fast alles. Denn es gibt heute das Internet, und dort werden nicht nur die richtigen Eliten fälschlich kritisiert, sondern obendrein unter Verzicht auf die Trennung von Nachricht und Kommentar. Wie gut also, dass wir einen Qualitätsjournalismus haben.
Herrn Gauck sei an dieser Stelle vergeblich geraten: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die präsidiale Neutralität üben. Beginnen wir also mit dem Schmarrn jener Trennung, die keine ist, was er auch wüsste, hätte er je ein deutsches Printprodukt auf den behaupteten Umstand überprüft. Den Kommentar vom Bericht zu trennen, ist eine auch nicht durchgängig gepflegte Tradition der angloamerikanischen Presse, eine Arbeitsteilung, die es in sich hat. Denn wenn der Bericht über politische Ereignisse sich mit Wertungen bemüht zurückhält, dann nur, um den Kommentator umso deftiger zulangen zu lassen. Eine Berichterstattung, die den Kommentar einfach ausfallen lässt oder ihn so windelweich verpackt, dass niemand ihn fürchten muss, ist damit gerade nicht gemeint.
Für den Kommentar als solchen gilt das ohnehin nicht. Das hieße ja, ein wertender Text dürfte keine Informationen enthalten. Es gilt ebenso wenig für den Essay. Die Möglichkeit, Berichte zu zitieren, die darin enthaltenen ‘Informationen’ anzuzweifeln, zu ironisieren und ggf. mit Spott zu übergießen, ist gerade in diesen Zeiten unerlässlich. Zeiten, in denen wir mit Versatzstücken, Neusprech und Propaganda untersten Niveaus eingedeckt werden – nicht zuletzt vom ‘Qualitätsjournalismus’ – der seine Informationen überdies in aller Regel keinen Deut besser absichert als die Schmierfinken “im Internet”.
Die unterste Schublade
Und wo bitte ist sie denn, die Trennung von Bericht und Kommentar? Der Boulevard von Bild bis SpOn tritt das Prinzip schon in der Überschrift mit Füßen. Ansonsten wird pausenlos gewertet; der eine gilt da als “Experte”, der andere als “Populist”, Menschen sind mal “Mob”, “Chaoten” oder “Wutbürger”, und alle wissen ohne jede Distanz, dass “Wachstum” und “Arbeitsplätze” gut sind, der “Euro gerettet” wird und eine “Brandmauer” gebaut. Wie ausgesprochen wertneutral – und dann sind wir noch nicht bei den Texten, die gleich von PR-Agenturen oder sogenannten “Think Tanks” durchgedrückt werden.
Nun sind weder Blogger noch ihre Kommentatoren dafür bekannt, dass sie Nachrichten produzieren. Dies tun gemeinhin Agenturen. Von daher ist die Quote der Kommentare, Essays und Meinungsäußerungen entsprechend hoch. Die Nachrichten, die dort ausgegraben werden, sind wiederum kein Ruhmesblatt für den Q-Journalismus, denn der vergräbt sie im Zweifel eher. Wäre das anders, wäre Gauck nicht Präsident. Köhler wäre nicht gestrauchelt und Wulff nicht so ins Amt gekommen. Nur zur Erinnerung.
Was die unterste Schublade anbetrifft, kann niemand den großen Verlagen, allen voran dem Springer-Verlag, das jauchige Wasser reichen. Kampagnen gegen Einzelpersonen, Gruppen oder Staaten, wie sie dort losgetreten werden, kann sich hier draußen niemand leisten. Wir würden juristisch zerfetzt, ruiniert und vermutlich eingesperrt. Ähnliches gilt fürs Kommentariat. Für das, was bei der “Welt” zum Beispiel an Hetze von geifernden Lesern betrieben wird – und von der Redaktion goutiert, würde ich mich schämen. Die dürft ihr gern behalten.
Traurig auch, was Heribert Prantl jüngst wieder an Unsinn verzapft hat: “Für das Internet” gebe es “kaum Regeln”. Welch ein Griff ins Klo! Hat der Mann jetzt auch schon von Recht und Gesetz keine Ahnung mehr oder will auch er effektiv eine Zensur, eine “Regel”, die vor der Äußerung schon durchgesetzt wird? Das schiefe Beispiel Bettina Wulff, die mit dem PR-Feuer gespielt und sich daran verbrannt hat, ist doch selbst kein schlechtes: Sie klagt Gott und die Welt aus den Schuhen. Wie geht das, wenn es angeblich “kaum Regeln” gibt? Der Mann lügt. Er weiß genau, was “Abmahnwahn” bedeutet.
Regeln für die Unmündigen
Wozu dann also das Gewese? Weil das Internet nichts vergisst, dort jeder Quatsch irgendwo zu finden ist, der einmal veröffentlicht wurde? Gut, dass das bei den seriösen alten Holzmedien anders ist. Nein, warte – die sind doch ebenfalls im Internet, sogar ihre Archive. In denen man jede alte Verleumdung heute noch einmal lesen kann, wenn man sich noch nicht genug geekelt hat. Wo also ist der Unterschied?
Die fest mit ihren Sesseln verwachsenen Funktionsmöbel der Redaktionsstuben und der ganze politisch-publizistische Komplex haben sich daran gewöhnt, dass sie verkünden und ihr Publikum das glaubt. Schließlich haben sie alles hinreichend kritisch® in die angemessene Form gebracht und ihren Mündeln damit diese Arbeit abgenommen. Nun fürchten sie, dass die Gerüchte im Internet, die ja auch jemand aufgeschrieben hat, ebenfalls als verkündete Wahrheit angenommen werden. Die glauben schließlich alles.
Dieses Bild von den unmündigen Halbgescheiten eint den Verkündungsjournalismus mit den Zeremonienmeistern der politischen Wahrheitsproduktion. Lebte Gauck nicht geistig noch immer in der DDR und seinem seligen kalten Krieg, er würde die Unterschiede erkennen, weil er die Parallelen sähe. Wäre Prantl nicht ein verknöcherter Reaktionär der Medienmacht, er könnte ein großartiger Journalist sein. So ist er nur ein Talent, das die besten Zeiten hinter sich hat. Das Wichtigste hat er dann doch nicht gelernt: Kommunizieren ist mehr als senden.
September 16th, 2012 at 21:01
Gefunden:
nicht zuletzt von ‘Qualitätsjournalismus’
im Zwefiel
September 16th, 2012 at 21:11
guter text. gauck erweist wieder mal als jener, der nicht denken kann, der zur begrifflichen analyse nicht in der lage ist.
was für ein phrasendrescher.
September 16th, 2012 at 21:13
ich habe heute vom DLF eine Nachricht übernommen, die sich selbst kommentiert. Fidschen von der Deutschen Bank sagte, man werde weiter auf Lebensmittel spekulieren und man sein nicht für den Hunger in der Welt verantwortlich.
Muß man das noch kommentieren?
September 16th, 2012 at 21:15
>>kommunizieren ist mehr als senden.<< so ist es.
September 16th, 2012 at 21:24
Da fällt mir gerade “Netzpolitik.org” ein, denn auch dort werden nicht genehme Kommentare einfach gelöscht.
Ich habe schon mehrfach in verschiedenen Foren darauf hingewiesen, aber leider ohne jedes echte Feedback…
Noch mal zu dem Gauckler, ich glaube wir hatten noch nie einen Bundespräsidenten, der dem Neoliberalismus so vorbehaltlos frönt wie er es tut.
Das lässt sich vor allem aus seiner Vergangenheit schön ableiten, denn er ist ein Opportunist ersten Ranges.
Gauck hat nie wirklich für die Freiheit gekämpft, er wollte lediglich das sozialistische System loswerden um den Kapitalismus die Stange zu halten.
September 16th, 2012 at 21:27
Unsere Eliten haben halt den leckersten Speichel.^^
September 16th, 2012 at 21:41
Vermarktung – Werbung auf netzpolitik.org
ZEIT ONLINE GmbH
Sandra Hoefken
Pressehaus
Buceriusstraße, Eingang Speersort 1
20095 Hamburg
Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck nähe zum Axel-Springer-Verlag …Herausgeber sind gegenwärtig Altbundeskanzler Helmut Schmidt (seit 1983)
Surprise surprise ….. Einheitssystemmedien eben ;-) Alle dem Grossen Plan verpflichtet :D
September 16th, 2012 at 22:15
Ich brauche keine Nachrichten, Kommentare oder Verkündungen von unbeteiligten Dritten mehr, wenn es darum geht, etwas von wirklichem Interesse in Erfahrung zu bringen. Es ist heute kein grosses Hindernis mehr, nahezu jeden schmutzigen Ort hier auf der Welt zu erreichen. Die Nachrichtenquellen sind verfügbar und berichten grosszügig (z.B. Whistleblower, Nachbarn die aus dem Nähkästchen plaudern, etc.) über die alltäglichen Schweinereien unserer gestörten und verstörten Mitmenschen. Es ist daher völlig unnötig, den journalistischen Betrieb hier noch miteinzubinden, und das ganze Informationspotenzial so zu einem Stille-Post-Spielchen nach Werbekundenpotenzial zu machen. Ich brauche mir daher auch keine weiteren Meinungen mehr zu bilden, während das weltliche Elend doch überall so grosszügig von meinen Mitmenschen präsentativ zur Schau gestellt wird.
September 16th, 2012 at 22:20
naja der Gauck – ich würde seine Emissionen unter Systemspam in die runde Ablage tun…
Ein klein wenig optimistisch bin ich in Bezug auf die (nicht) Glaubwürdigkeit unserer Regierung/Funktionseliten. IMHO haben die allermeisten Deutschen starke Vorbehalte gegenüber QE oder Bilanzverlängerung der Zentralbank (sind halt eher Österreicher).
Merkel und den ‘Konservativen’ wird aber keine Wahl bleiben – sie müssen monetarisieren um das Spiel am laufen zu halten. Das übersetzt sich aber für deren Wahlklientel in: “Wir zahlen für die faulen Südländer, die ständig über ihre Verhältnisse leben”.
Da halte ich, in Erwartung des Wahlkampfs, schon mal Poppcorn und Schnaps bereit. Dumm nur, dass die ‘Alternative’ RotGrün noch schlimmer wüten wird.
fatalistische Grüße
September 16th, 2012 at 22:44
Gauck hält in einer dem Springer- Verlag gehörenden Halle eine Rede über den deutschen “Qualitätsjournalismus”, der “keinen Vergleich scheuen” müsse.
Wenn er nicht ein so opportunistischer Schaumschläger und System- Apologet wäre, müßte man das für grobschlächtige Ironie halten.
September 16th, 2012 at 22:47
@G4st01
Aber eines ist doch sicher, nämlich das dieses System zusammenbricht.
Es ist nur eine Frage der Zeit, wie lange noch währendessen weiterhin Sozialabbau auf kosten Aller betrieben wird.
September 16th, 2012 at 22:47
@Public:
Netzpolitik hat so seine Probleme mit den teils sehr dümmlichen Kommentaren. Ich meine, die Kommentare sind bei weitem nicht mehr so schön zu lesen, wie ich sie in Erinnerung habe. Liegt vielleicht an mir.
Zum Gauck muss man nichts mehr schreiben.
BTW: Den 120 Seiten SPD-Schinken “Deutschland 2020 – So wollen wir leben” lese ich mir mal in Ruhe durch.
September 16th, 2012 at 23:01
Die sollen sich besser überlegen, wie sie sterben wollen ;-)
September 16th, 2012 at 23:06
@Presto
Die Spam oder die anderen eher peinlichen Kommentare waren auch nicht gemeint.
Bei einem viel gelesenem Forum wie Netzpolitik sollte man damit leben.
Es ging mir um die wirklich kritischen und eben nicht “Grünenkonformen” Beiträge die eben auch manchmal subversiv sind, die werden Kommentarlos von Herrn Beckedahl gelöscht
September 16th, 2012 at 23:09
Nachdem was ich an seinem Wahltag von Albrecht Müller in “Der falsche Präsident” und jetzt von Klaus Huhn “Die Gauck-Behörde” gelesen habe, wundere ich mich über nichts mehr bei diesem Präsidenten…..
Es werden 10000 tausende von Arbeitsplätzen abgebaut…. warum eigentlich nicht der des Bundespräsidenten ??? Der ist doch wahrhaftig so überflüssig wie ein Kropf…
September 16th, 2012 at 23:17
@flatter:
“Die sollen sich besser überlegen, wie sie sterben wollen ;-)”
->> Lerne deinen Feind kennen….meine Devise. Ich traue denen sowieso keinen Meter. Mich interessiert aber, was für ein Unfug diese Partei mit den Bürgern dieses Staates noch vorhat, wenn es heißt “damit es uns allen besser geht”…in der Zukunft, wenn sie denn kommen möge, die Zukunft, die Bessere…
September 16th, 2012 at 23:27
@Publicviewer/11
ich bin mir über sehr wenig noch sicher – ich dachte nicht, dass die öffentliche Hand private Kreditinstitute vor der Pleite bewahren würde.
… und der Sozialabbau wird ja zum nutzen der Kapitaleigner betrieben – ich kann Dir das leider nicht erklären – evtl mal anfangen mit ‘shockdoktrin’ (n. klein) oder ‘kleptopia’ (m. taibbi).
“How groundless are our hopes, how they deceive
Our childish thoughts, and onely sorrow leave!
How real are our feares! they blast us still,
Stil rend us, still with gnawing passions fill;
How senseless are our wishes, yet how great!”
September 16th, 2012 at 23:37
Journalisten wie Prantl, ehedem geschätzt, heute sich als das zeigend, was schon immer in ihnen angelegt war: journaille, unvergleichliche dilettanten, die sich nicht entblöden sich dem zustand der debilität anzunähern und hinzugeben, ein lächerlicher alter mann.
September 16th, 2012 at 23:50
Die oben im Bild sichtbare Zeile “SPD-Minister rügt zu hohe Hartz-IV-Kosten” ist bereits eine Meinung, nämlich dass die Kosten zu hoch wären. Der faktische Gehalt müsste doch zunächst mal überprüft werden, da Rot-Grün Hartz IV angeblich eingeführt hat, um Kosten zu sparen. Müsste dann Scholz, wenn er recht hätte, nicht zunächst Hartz IV als falschen Plan bezeichnen. Früher, vor Hartz IV, hat das Arbeitsamt ca. 800.– Euro bezahlt. Danach nur noch 345,–. Die Mietkosten wurden von den Städten und Gemeinden übernommen.
Was heißt also zu hoch, zu hoch in Relation zu was…. usw…
Die Schlagzeile aus dem Jahre 2008 ist schon eindeutig Stimmungsmache gegen Hartz-IV-Empfänger. Man sollte solche Äußerungen nicht vergessen und sich sagen: Nie wieder SPD.
September 16th, 2012 at 23:52
@G4st01
BTW. Geht es bei deinemNich um ein U-Boot oder um ein Sturmgewehr oder doch um einen Lampensockel?
Jedenfalls kommt mir dein Post doch etwas seltsam vor.
Sicherlich ist mir bewußt, das es dem Kapitaleigner nützt wen der Sozialabbau weiterhin betroieben wird.
Auch hegte ich niemals Zweifel an den Machenschaften unserer Regierung bezüglich der Wahrung rein finanzieller und machtpolitischer Interessen.
Schließlich habe ich schon mit “12″ angefangen subversiv gegen das System zu arbeiten und das ist schon etwas länger her…;-)
September 17th, 2012 at 00:34
Aktuell passender Beitrag! Der geballte Q-Journalismus von Bertelsman und Springer fängt gerade wieder an, gegen Harz4 Empfänger mobil zu machen. Siehe Bildblog und aktuell Stern Online.
Ich bin ziemlich sicher das alle anderen in den nächsten Tagen folgen.
Da fällt mir wieder die Frage einer Kabaretistin (Volker Pispers und Gäste) ein:
“Was liegt zwischen einem Mittelständler und einem Harz4 Empfänger?” Antwort: 15 Monate…
September 17th, 2012 at 08:02
Dieses Medienthema von flatter ist hochaktuell, nämlich vor dem Hintergrund der DFB-Kampagne mit der Trikotfolklore “Geh Deinen Weg”:
https://youtu.be/0u7TKKILSr4
und den Demonstrationen und Ausschreitungen in der arabischen Welt als Reaktion auf den antislamischen Film. In diesen zeitlichen Kontext gehört auch die nach 20 Jahren ins öffentliche Bewußtsein zurückgeholte kollektive Erinnerung an das Pogrom in Rostock-Lichtenhagen.
Bild kann da nicht tatenlos zusehen und reagiert sofort. Unter dem Titel “Die bittere Wahrheit über Multikulti” wird heute der erste Teil einer Serie aus dem Buch von Heinz Buschkowsky veröffentlicht. Buschkowsky betont zwar, er meine niemals alle Einwanderer, aber ist nicht naiv und sich des Knalleffektes seiner Schilderungen mit Sicherheit durchaus bewußt.
Zusätzlich meint Bela Anda (Er war zu Zeiten der Rot-grünen-Koalition von 2002 bis 2005 Regierungssprecher und Chef des Bundespresseamtes.)in seinem BLÖD Kommentar “Heinz Buschkowsky hat Wahrheiten benannt. Mutig, offen, unbequem.” Das ist die Neuauflage der Sarrazinkampagne, diesmal allerdings mehr für Dumpfbacken, Proleten und anderes Rassistenpack nämlich nicht mit (vermeintlichen) rassebiologischen Argumenten und genetischen Differenzen sondern mit dem Recht auf kollektive Notwehr nach dem Motto “Deutsche wehrt Euch!”.
https://www.bild.de/politik/inland/integration/buergermeister-neukoelln-heinz-buschkowsky-26224140.bild.html
Ich erlaube mir, diesen Dreck hier zu verlinken, um auch damit deutlich zu machen, wie Medienhetze funktioniert. Es werden regelrecht Ängste geschürt, wobei meine eher aus der Begegnung mit BLÖD-Lesern resultieren.
Ich befürchte zunehmend, dass sich die Unzufriedenheit und Empörung der Massen mit der herrschenden Politik doch noch eines Tages in Revolten entlädt, nämlich nach rechts.
September 17th, 2012 at 08:15
Es hat die Eliten und ihre Schreiberlinge unheimlich getroffen, dass der Plebs mit dem Internet, plötzlich ant-wor-te-te wo er bis dahin nur brav zugehört hat. Leserbriefe in der Zeitung und Anrufe beim Radio hat man im Griff, aber dieses In-ter-net? Und, schlimmer noch, die antworten nicht nur, sondern machen auch ihre eigenen Blogs und Foren auf, informieren sich gegenseitig und haben bisweilen gar kein Interesse mehr, die Verlautbarungen der eingangs Genannten demütigst zu empfangen. Einige davon werden auf diese Weise sogar schneller schlauer als man sie mit Bildungsreformen verdummen kann, ja, sie haben z.T. sogar Informationen BEVOR die Elite sie selber hat.
Unsere modernen Duodezfürsten reagieren darauf wie der Adel schon immer reagiert hat. Frei nach Marie Antoinette: Das Volk will informiert werden? Soll es doch die Tagesschau sehen. Nur – der Informationshunger des Volkes verlangt nach gehaltvollen Stücken und nicht nach einem Soufflé, dessen Hauptbestandteil heiße Luft ist.
Und – Hunger, egal nach was, war schon immer ein guter Treibstoff für Veränderungen…
September 17th, 2012 at 09:20
dass der Plebs mit dem Internet, plötzlich ant-wor-te-te wo er bis dahin nur brav zugehört hat
Nach “moderation” noch bessere Lenkung des selben, weil man ihm nun noch Glaubhaft vormachen kann das tausend Mitmichels der selben Meinung sind wie er und z.B.BLÖD
Stücken und nicht nach einem Soufflé, dessen Hauptbestandteil heiße Luft ist.
Warum nicht, solange in den ehrwürdigen Hallen des Kapitals heiße Luft solange geschlagen wird bis sie zu Geld wird ?
der Informationshunger des Volkes verlangt
Nach Beruhigung ” alles ist gut ” , Helden ” unsere Elf”, und Sündenböcke pöse [ nach Gusto einsetzen ]!!
That’s all about !
September 17th, 2012 at 09:34
@ altautonomer #22
„Ich befürchte zunehmend, dass sich die Unzufriedenheit und Empörung der Massen mit der herrschenden Politik doch noch eines Tages in Revolten entlädt, nämlich nach rechts.“
Ja, gerade gestern hat man es schon mal geübt: Ja zum Hindenburgplatz!
Es ist schief gegangen, aber fast 39 Tsd. vorwiegend gut situierte Münsteraner, nicht die Massen, wollten Hindenburg wieder haben!!!
In Abwandlung einer Losung: „Wer Hindenburgplatz wählt, wählt Merkel, wer Merkel wählt, wählt die alternativlose marktkonforme Demokratie“, und die ist ein Euphemismus für die Diktatur des Geldes!
Übrigens, alles Übel der heutigen Gesellschaft auf irgendwelche DDR-Erfahrungen zurückzuführen, ist doch eine sehr einfache Theorie. Aber wenn es Euch im Westen hilft und die Therapeutencouch erspart, …? ;-)
September 17th, 2012 at 09:49
Morgen lesen Sie: Wenn Hartz IV zur Lebensgrundlage wird und deutsche Normen nicht mehr gelten (Bild aaO)
Die Formulierung ‘Lesen Sie morgen:’ kannte ich. Ein Angebot, oder doch eine eher freundliche Aufforderung. Bei ‘Morgen lesen Sie:’ hingegen fehlt selbst das ‘gefälligst’, das eine Ablehnung zumindest theoretisch noch erlauben würde. Man spürt förmlich, wie einem die Nase in’s übel riechende Papier gedrückt wird. Wie nennt man sowas? Einen apodiktischen Imperativ?
Und dann soll es also um ‘HartzIV und deutsche Normen’ gehen. Nur mal so in’s Blaue hinein – es wird vermutlich nicht um zB die immerhin einst selbstverständliche Norm gehen, dass ein Existenzminimum nicht gekürzt werden darf…
Quallenjournalismus, garantiert wirbellos.
September 17th, 2012 at 09:54
Ich habe gerade auch ein schönes Beispiel für Nachricht und Kommentar.
Habe ich heute morgen in der SZ gelesen, dass ein gewisser Mehmet wieder nach München zurückkehren möchte. Der hatte sich nach Verurteilung offenbar in die Türkei abgesetzt. Jedenfalls kamen die zu erwartenden Kommentare der Leser à la “soll bleiben, wo er ist”. Und in einem der Kommentare standen dann die schönen Worte, dass es schließlich schon genug islamistenfreundlichen Müll hier gäbe, mehr müsste man sich kaum dazu holen.
Daraufhin hab ich in einem Kommentar an die Redaktion die Frage gestellt, ob das im Sinne der Redaktion sei oder aus welchem Grund sonst solche Kommentare freigeschaltet werden. Ich bin da schon für weit weniger zensiert worden. Und angesichts der von den Medien wunderbar hochgekochten Anti-Stimmung sind solche Kommentare die logische Folge der Meinungsmache.
Kurze Zeit später war der besagte Kommentar raus, mein Kommentar nicht drin.
Macht man aus sowas dann den Schuh: Zensur oder Nichtzensur ist genauso Meinungslenkung wie die Artikel selbst.
Zu dem Prantl-Artikel: Der war wirklich unsagbar schlecht. Obwohl ich Herrn Prantl meistens durchaus schätze, hat der bisweilen echte Aussetzer. Habe ich in den letzten Monaten öfter gedacht. Der kommt ja gerne mit der Moralkeule. In dem Fall hat er sich die fein selbst über die Birne gehauen.
In dem Artikel ging es vorrangig um das Vergessen, das nicht möglich ist, weil das Internet erbarmungslos alles bereithält, was es jemals zu dem Thema gab. Und wenn sowas dann in einer Zeitung steht, die sich nicht entblödet jeden Tag quasi per Live-Ticker vom Wulffschen Drama Bericht zu erstatten, kommt das reichlich merkwürdig.
Und kein einziges Wort dazu, dass das Internet ja nicht nur die Anschuldigungen konserviert, sondern auch die Umstände, Lösungen, Gegenpositionen, Urteile und Entschuldigungen. Kann man von vielen Archiven des Qualitätsjournalismus wahrlich nicht behaupten.
September 17th, 2012 at 09:58
@Manfred Peters
“Übrigens, alles Übel der heutigen Gesellschaft auf irgendwelche DDR-Erfahrungen zurückzuführen, ist doch eine sehr einfache Theorie. Aber wenn es Euch im Westen hilft und die Therapeutencouch erspart, …? ;-)”
Macht ja auch keiner ernsthaft. Ok, kaum einer… ;o)
September 17th, 2012 at 10:18
Aus dem oben in Sachen Hindenburgplatz verlinkten Artikel: “Im Frühjahr 1932 war allen politischen Beobachtern klar, dass die Weimarer Republik vor ihrer Endkrise stand. Der Reichstag war in allen Fragen der täglichen Politik längst entmachtet und zum nahezu willenlosen Anhängsel für eine Reichsregierung verkommen [...]” – was zum Teufel soll uns das heute noch angehen…?
Also wenn schon Farce, dann auch ‘Hindenburgplatz’.
September 17th, 2012 at 10:52
Danke für die schöne und fundierte Polemik!
Hier dazu noch eine sehr gute und differenzierte Rede von Wolfgang Blau auf der grünen Urheberrechtskonferenz. Der Ton in den ersten drei Minuten ist mies, aber danach wird er richtig gut: https://www.youtube.com/watch?v=3wGjsLHoxl8
September 17th, 2012 at 11:21
Leute, die diese Zeilen lasen, fanden auch folgende gut:
[x] Merkel ist doof – der Euro auch
[x] Klar machen zum Kentern
Klicke einfach auf das Symbol um Deine Meinung kundzutun.
September 17th, 2012 at 11:27
@Peinhard
Ja, wenn man seinen Nachbarn mal zuhört und auch ihre Wünsche vernimmt, gebe ich Dir recht.
Schland ist das Dritte Reich 2.0
September 17th, 2012 at 12:20
Mist, ich hab jetzt Angst vor Lafontaine. Hoffentlich sagt der Gabriel bald was gegen faule Säcke, die keine Rente verdient haben. Ich brauche Orientierung. Und Sicherheit. Innere Sicherheit. Ich bin so unsicher dieser Tage …
September 17th, 2012 at 13:06
Bevor es im Aussen noch so unsicher ist, wird auch im Innern keine sichernde Ruhe einkehren. Die kopflose Unsicherheit breitet sich aus!
September 17th, 2012 at 13:16
Ömm… offenbar hab ich ein klitzekleinwenig auf dem Schlauch gestanden. Ich hab die Grafik oben für nen Joke gehalten, dachte echt das sei Satire.
Jetzt hab ich spätentzündlich auch gemerkt, dass das Ernst ist… und bin mal wieder stumm vor Glück.
Die Leistungsträger in unserem Land wieder mehr unterstützen! Jawoll! *hackenzusammenschlag*
Na, ernsthaft, es muss doch ne preiswerte Lösung geben, Rentner und Arbeitslose zu entsorgen…
Das wär doch ne herrliche Gesellschaft! Stellt euch das mal vor! Nur noch Leistungsträger und kleine Leistungsträger.
Mich bringt das wirklich um den Schlaf, wenn ich so einen Scheiß ertragen muss. Sind das so Testballons? Wie weit kann man gehen, ohne dass sich noch allzu viel Protest regt?
Meine Fresse, sind Menschen bescheuert!!!
September 17th, 2012 at 13:24
im 19 Jh. wurde die Säkularisation durchgeführt und die Arbeiterbewegung gestärkt (um die Leute ruhig zu stellen!).
knapp 150 Jahre später sorgen eine ehemals antifaschistische ossi-tussi in trauter eintracht mit einem hohepriester für die Rückkehr des Feudalismus. Wann bitte gibt es endlich wieder ein Fürstbistum in D? kann jedenfalls nicht mehr lange dauern.
September 17th, 2012 at 14:03
“Zu dem Prantl-Artikel: Der war wirklich unsagbar schlecht. Obwohl ich Herrn Prantl meistens durchaus schätze, hat der bisweilen echte Aussetzer. Habe ich in den letzten Monaten öfter gedacht. Der kommt ja gerne mit der Moralkeule. In dem Fall hat er sich die fein selbst über die Birne gehauen.”
Siehe 27
Ja, so isses.
Und mal wieder großes Danke an flatter.
September 17th, 2012 at 14:25
Kommunizieren ist mehr als senden
Sehr schön formuliert!
Zuhören gehört nämlich auch zur Kommunikation. Ich befürchte aber, in den Redaktionen der Massenmedien wimmelt es an selbstverliebten Gockeln, an pathologischen Narzissten, die ihre Ichliebe pflegen, wie andere ihr Auto. Mit Zuhören ist da nicht viel. Sie erklären uns die Welt, sie sagen, was wichtig ist und was nicht. Sie fühlen sich wichtig.
Das hat häufig auch nichts mehr mit Betriebsblindheit oder dem Tunnelblick zu tun – das ist vielmehr Realitätsverlust.
September 17th, 2012 at 14:28
[...] Nachricht, Kommentar, Verkündung [...]
September 17th, 2012 at 19:40
Gott, ist die Presse heute wieder öde. Die einen hängen an den Lippen der Bleiernen, die anderen öden mit dem Finish der Stones an. Wer braucht das? Und wieso kommt niemand darauf, dass der dicke Siggi demnächst die Kraft Hanni aus dem Hut zaubern könnte – wenn man schon über tote Parteien und ihre Vizekanzlerkandidaten spekuliert? Gääähn!
September 17th, 2012 at 19:44
Die Kraft aufzubieten wäre denen ihre einzige Chance, ein paar Punkte mehr zu holen. Sagen wir es ihnen erst gar nicht. Zu dritt(?) kann man wenigstens prima Skat spielen.
September 17th, 2012 at 21:01
Gegen die Ödnis hilft – eine Art Presseschau…? Offenbar sind wir mit Müller-Vogg & Co noch ganz gut bedient… :(
September 17th, 2012 at 21:19
bäh gauck, zu dieser kreatur fällt mir echt nur JUSTIZIABLES ein…
!
aber an die öffentlichkeit darf so etwas nicht, denn die medien sind mit kriegshetze, ausländerhetze, arbeitslosenhetze, doof, dööfer am dööfsten schon ganz arg ausgelastet. die armen.
vllt eins noch:
HERR BUNDESPRÄSIDENT HALTEN SIE ENDLICH IHRE SCH…BIGOTTE F…!
September 17th, 2012 at 21:24
Peinhart meint:
September 17th, 2012 at 21:01
“Gegen die Ödnis hilft – eine Art Presseschau…? Offenbar sind wir mit Müller-Vogg & Co noch ganz gut bedient… :( ”
Na, das ist doch mal wieder ein Text, geeignet, etwas Farbe in die inzwischen bleich gewordenen Wangen schon weitgehend resignierter Leute zurück zu bringen.
Danke für den Link!
September 17th, 2012 at 21:30
Hatte eh schon Scheißlaune. Vielen vielen Dank! :-P
September 17th, 2012 at 21:54
Hab gerade wieder an so einer Abstimmnung in irgendeinem Online-Journal teilgenommen (hab ja nichts besseres zu tun). Wer soll’s denn werden: Steinmeier, Steinbrück, Gabriel oder keiner kann’s von den dreien.
Habe natürlich für die letzte Wahlmöglichkeit gestimmt. Frustrierend dann das Ergebnis, dass der Steinbrück immer noch 40% Stimmen kriegt. Und das, obwohl der seit Monaten einigermaßen die Klappe hält.
Wenn man sich dann dieses Foto hier ansieht, weiß man warum:
- Steinmeier wirkt verbraucht
- Gabriel sieht fertig aus
- Steinbrück wirkt zwar alt, aber relativ fit.
Die SPD sollte mal schleunigst ein paar Fitness-Geräte für ihre Zentrale anschaffen und die Führungskrafte auf Diät und auf’s Trimmrad setzen. Mit solchen Schluffis gewinnt man keine Wahlen.
Wenn man dagegen Frau Merkel anschaut, dann hat man das Gefühl, dass die sich mental und körperlich ziemlich professionell auf den Wahlkampf einstimmt. Ich schätze, da sind ein paar professionelle Mental- und Fitness-Coachs in ihrem Umfeld tätig.
Aber dieses Führungspersonal der SPD, das schlurft nur noch so daher.
September 17th, 2012 at 22:05
In der SPD Propaganda 2020 steht auch so´n Stuss wie “Leistung muss sich lohnen.”
Der Inhalt ist sowas von langweilig. Es wird von Spaltung geredet, die aber massgeblich durch die Agenda 2010 und durch Clement als Minister, der auch die Zeitarbeit liberalisiert hatte, herbeigeführt wurde. Dieser bekanntlich setzt sich, wegen des demografischen Wandels, für die Lebensarbeitszeitbegrenzung ein – “Hunde, wollt ihr ewig leben?”
Es finden sich immer Wähler, die das vergessen und nun wieder guten Mutes brav an die Urne dackeln, um ihre Henkersmahlzeit einzunehmen. Es sind noch genug freie Anschlüsse am System frei, bitte drängeln sie nicht, jeder kommt dran.
Das Merkel so fit ausschaut, ist erstaunlich, aber das gefällt dem Wähler. Ich denke da an die Wahl Bush vs Kerry. Ich fand, Kerry sah auch recht verbraucht aus. So wie Romney vs Obummer. Der Fitnesslevel gibt wohl auch den Ausschlag, aber nicht die Inhalte. Die Verbrechen, die Obummer am Volk verbrochen hat, seine Wahlversprecher und die persönlich ausgesprochenen Drohnentötungen, die haben die Wähler an der Urne schnell wieder vergessen. Auch die Kollateralschäden an Unschuldigen. Wie auch bei uns – keine Fragen zur Verurteilung der Finanzakteure und die in Massen entlassenen Menschen. Wisch und wech.
September 17th, 2012 at 22:37
[...] wird. Dagegen stinkt jeder Blogger mangels Reichweite vollends ab. UPDATE: Kollege Feynsinn hat auch noch was zum Thema. TAZ gewinnt Rechtsstreit gegen Sarrazin "Sarrazin wird inzwischen von Journalisten benutzt wie [...]
September 17th, 2012 at 23:05
@ Gerhard Schrödibär # 46
„Aber dieses Führungspersonal der SPD, das schlurft nur noch so daher.“
Keiner spricht und schreibt hier über die 15! alternativlosen dynamischen Spitzenkandidaten der Grünen. :-(
Ich beginne mal hier mit Werner Winkler.
September 18th, 2012 at 09:41
Wir haben also Claudia Roth vs. Peer Steinbrück vs. Lauer vs. Mutti und Katja gegen den Rest der Welt. Wer hat da noch Fragen, bezgl. dem Ausgang der nächsten Wahl? Zumal ggf. noch irgendsoeine möchtegernliberale Partei evtl. noch dabei ist, sofen sie noch eine Minderheit zusammen mit der Presse auf hässliche Weise thematisieren kann?
Oktober 15th, 2012 at 10:13
[...] einiger Zeit hat mein geschätzter Kollege flatter von feynsinn einen Beitrag mit einem beeindruckenden Satz enden lassen: »Kommunizieren ist mehr als senden«. Im folgenden [...]