Wo immer Thomas de Maizière ein Amt innehatte, geschah Verwunderliches, Anrüchiges, letztlich Unaufgeklärtes. Er selbst kam immer mit einem Schulterzucken davon, egal welches Maß an Korruption, Dilettantismus oder Verschleierung in seinem Verantwortungsbereich wucherte. Der Mann muss einen gewaltigen Idiotenmagneten in seiner Tasche haben, dass alle um ihn herum ständig derart versagen. Er muss überdies umgeben sein von bösartigen Kletten, die an ihm hängen und ihn von jeder relevanten Information abschneiden. Seine Welt ist immer in Ordnung. Geschieht etwas, das er als ‘Unregelmäßigkeit` zu betrachten hätte, erfährt er so etwas stets erst, wenn er keinen Einfluss mehr auf das Geschehen hat.

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Thüringer Trachtengruppe beim diesjährigen Heimatfest. Quelle: VS

Als Verantwortlicher für das Vorgehen der Behörden im “Sachsensumpf” hat er erstmals seine Qualifikation belegt. Niemanden informieren, den es eventuell etwas angeht oder der selbst zur Aufklärung beitragen könnte. Unaufgeregt den großen Teppich anheben, bis das ganze Büro drunter passt. Und wenn am Ende jemand angeklagt wird, dann diejenigen, die das Maul nicht halten können.

Nützliche Idiotie

Von den Vorgängen um die Thüringer Nazis, ihren Organisationen oder den Morden wusste der Geheimdienstkoordinator nichts, schon gar nicht von desaströser Koordination. Als die Akten zur NSU im Bundesverfassungsschutz vernichtet wurden, war er verantwortlicher Minister oder hatte gerade das Amt an seinen Nachfolger übergeben. Es waren also seine Leute, die aus Versehen brisanteste Informationen ohne jede rechtliche Grundlage vernichtet haben. Aktuell stellt sich heraus, dass sich dieselbe Geschichte beim MAD abgespielt hat. Dort vorhandene Akten über den NSU und den Mörder Mundlos wurden versehentlich nicht dem zuständigen Untersuchungsausschuss des Bundestages übergeben. Das sei keine Absicht gewesen, nur eine Nachlässigkeit, so der zuständige Verteidigungsminister de Maizière.

Der Mann ist die Idealbesetzung für Ministerien aller Art, vor allem solcher, die mit der inneren und äußeren Sicherheit zu tun haben. Jeder andere wäre erpressbar nach solchen Affairen, nicht so Thomas de Maizière. Der Mann sitzt sich locker selbst aus, inzwischen weiß jeder, dass ihm eigentlich alles aus Versehen passiert. Pardon, nicht ihm, sondern seinen Mitarbeitern. Er selbst hat keine Absichten, keinen Einfluss und ist stets davon überzeugt, dass alle ihr Bestes tun. Er verkörpert dieses Prinzip so überzeugend, dass ihm nicht einmal eine dunkelbraune Gesinnung unterstellt wird, obwohl sich die Nazis drinnen und draußen keinen besseren Schutzpatron wünschen könnten.

Das de Maizière-Prinzip ist eigentlich das Merkel-Prinzip, ein beschleunigtes Peter-Prinzip. So schnell wie möglich werden Parteikollegen mit realer Karrierechance auf Posten gehoben, in denen sie ihre Schwächen am peinlichsten ausleben können. So lange das tragbar bleibt, sind sie treue Vasallen, die von der Gnade der Kanzlerin und Parteiführerin ihre Posten bekleiden. Sobald sie ihr im Wege stehen oder in Ungnade fallen, senkt sie den Daumen. In dieser Aura der Unfähigkeit gedeiht sie prächtig und wird immer beliebter. Achtundachtzig Prozent der Deutschen sind mit ihrer Arbeit sehr zufrieden.