Das Zwiesprech der besserverdienenden Politeska wird immer ekelhafter: “Bürgerarbeit” ist der aktuelle Hit, der für Vollbeschäftigung bei voller Arbeitslosigkeit sorgen soll. Eigentlich als freiwillige Leistung angedacht, finden sich sogleich Verächter des Prekariats, die eine Zwangsarbeit daraus machen wollen.
Die “Welt” bejubelt diese Groteske und freut sich,
dass durch die Umsetzung des Bürgerarbeit-Modells ein Beschäftigungseffekt von bis zu 1,4 Millionen Arbeitsplätzen ausgelöst werden könnte.”
Verstand man in erträglichen Zeiten unter “Arbeitsplatz” noch das, was der Begriff aussagt, ist heute “Beschäftigungseffekt” das Gebot der Stunde, will heißen: Verfälschung der Statistik unter besonderem Vergnügen am Zwang. Wer nicht will oder einen Termin verpennt, dem wird das Existenzminimum zusammengestrichen. Soll er sich doch von der “Tafel” ernähren oder ehrlich klauen gehen. Welt.de ist ist eingangs offener als eigentlich gewollt und benennt klar und deutlich, worum es geht:
die Daumenschrauben für Langzeitarbeitslose anziehen“.
Schönes Bild. Es paßt. Um nichts anderes geht es nämlich: Daumenschrauben oder Bürgerarbeit – Nur Arbeit macht frei.
Mit dem Konzept sei „keine Arbeitspflicht“ verbunden, wohl aber eine „Pflicht zur Mitwirkung“. Kein Arbeitsloser solle Zeit haben, schwarz zu arbeiten oder einfach zu Hause zu bleiben.
Nein, es gibt keine Pflicht, alles ist “freiwillig”. Kann man es noch provokativer formulieren? “Zwangsarbeit” heißt jetzt “Mitwirkung”. Was bedeutet es denn, “keine Zeit” zu haben, “zu Hause zu bleiben”? Liest man diesen Satz so, wie er da steht, muß jeder verhaftet werden, der sich weigert. Sprachlich unübertroffen perfide ist das Bild der “Daumenschrauben”, das vor der nackten Wirklichkeit seine Symbolhaftigkeit verliert. Ich weiß nicht, was mich mehr auf die Palme bringt – die Unterjochung der Arbeitslosen oder die begleitende Propaganda durch die Journaille. Mit Verlaub, ich könnte kotzen.