francDas wäre doch mal eine Nachricht außerhalb der Tretmühle. Anlass für den Gedanken sind die aktuellen Arbeitsmarktstatistiken. Deutschland und seine neoliberalen Wanderprediger fühlen sich sich ja bestätigt, ganz gleich, wie die Zahlen ausfallen, die dennoch gern geschönt werden. Steigt die Arbeitslosigkeit, muss privatisiert werden, die Löhne knapp gehalten und “gespart”. Sinkt die Arbeitslosigkeit, muss privatisiert werden, die Löhne knapp gehalten und “gespart”, denn das sichert Wachstum® und Aufschwung®. Immer.

Wie immer würde umgekehrt ein Schuh draus, zumindest wenn man sich einmal im Euroraum umschaut. Denn gerade wenn die Exportüberschüsse Deutschlands der Jobmotor sind, folgt daraus unmittelbar, dass die anderen Staaten Europas dafür bluten müssen. Sie sind die ersten, die in den Abgrund konkurriert werden und gleichzeitig den Wert des Euro zugunsten Deutschlands niedrig halten. Wie kann man also eine Politik richtig finden, die Europa eine Rekordarbeitslosigkeit beschert? Indem man halt der nationalen Wirtschaft Vorrang vor Vernunft und Solidarität gibt. Indem man seine “Partner” rücksichtslos ausnützt.

Nach der Krise ist vor der Krise

Die sogenannte “Eurokrise” beruht auf dieser Asymmetrie und wurde beschleunigt ausgelöst durch die vorhergehende Finanzmarktkrise, die wiederum durch Deregulierungen ausgelöst wurde. Der Werdegang einer “sozialen Marktwirtschaft”, die auch nur ein Kapitalismus ist und daher irgendwann die abstrusen Lösungen sucht, um sinkende Profitraten auszugleichen. Die Lösung des Problems liegt also – ich weiß, ich wiederhole mich – in der Ablösung des Kapitalismus durch etwas Intelligenteres.

Auf dem Weg dorthin mag es dem einen oder anderen nicht möglich erscheinen, Lösungen außerhalb des Systems zu suchen. Daher raten Keynesianer oder Flassbecks zum Beispiel zu höheren Löhnen und antizyklischem Verhalten. Sie unterscheiden sich dadurch von ihren Kontrahenten, den Neocons, Neoliberalen oder Jüngern Hayeks, vor allem durch das Tempo, in denen ihr Kapitalismus vor die Wand fährt. Bei den Flassbecks geht das so langsam, dass der Eindruck entstehen könnte, Kapitalismus sei beherrschbar, bei den anderen eben so flott, dass sie schon durch die Wand sind, bevor sie eine sehen.

Dem entsprechend toben auch viele der religiösen Eiferer eines völlig entmenschlichten Kapitalismus einem Rauswurf Griechenlands aus der Eurozone entgegen. Das würde das Feuer zwar auch nur noch anfachen, aber das ist ihnen ja schon immer egal.

Kein Weg zurück?

Andere Planspielchen, wie das Chaos gelichtet werden könnte, werden leider gar nicht erst diskutiert. Wenn zum Beispiel Frankreich aus dem Euro ausschiede, dessen Wirtschaft eigentlich allen Zielen gerecht wurde und das wohl auch nicht kollabieren würde, was dann? Oder meinetwegen Finnland oder Österreich? Wenn also ein Staat beschlösse, den Quatsch nicht mehr mitzumachen, ohne dass jemand den Untergang befürchten müsste, wäre das nicht ausgesprochen vernünftig? Würde dass ggf. belegen, dass ein Rückbau ohne Armageddon möglich ist? Und könnte man dann auf diesem Weg weitergehen und dasselbe langfristig mit dem Kapitalismus selbst tun? Theoretisch?

Das wäre doch zumindest eine intelligente Art antizyklischer Strategie: Aufhören, wenn’s am schönsten ist. Deutschland kann bei den Exportweltmeisterschaften ja weiterhin versuchen, die ersten drei Plätze allein zu belegen.

So, die Herren Ökonomen, dann mal den Taschenrechner qualmen lassen!