Die “neoliberale Ära” sei vorbei, so tönte er dieser Tage, und ich fragte mich unwillkürlich, ob er dann jetzt wohl auch abtrete. Nicht zu vergessen seine Agenda-Genossen Stein und Stein. Aber nein. Es wird sich nicht distanziert, es war immer alles richtig. So wie heute eventuell das Gegenteil, aber Schröders Deregulierungen, der Sozialabbau unter seiner Kanzlerschaft und in der Großen Koalition, die Beschimpfungen von Arbeitslosen durch Müntefering und Steinbrück, das war “Mitte”, und das kann nie falsch sein.

Alles haben sie abgenickt, ob mit oder ohne Merkel, als Lieferanten eines erzreaktionären Bundespräsidenten oder ESM-Mehrheitsbeschaffer. Alles, was Regierungen für die Banken taten, fand ihre Zustimmung. Der ganze neoliberale Irrsinn geht größtenteils auf die SPD selbst zurück, dem Rest hat sie zugestimmt. Jetzt jubelt Gabriel über dessen angebliches Ende. Vertrauen, dein Name sei Sigmar!

Alles wird gut

Nicht genug, gibt er nunmehr den harschen Kritiker der Elche, spricht von “organisierter Kriminalität” und “bandenmäßiger Steuerhinterziehung” durch Schweizer Banken. Da stellt sich einer hin und spricht Klartext. Bravo! Dumm nur, dass keine neuen Erkenntnisse vorliegen, dieselben Banden von niemandem so gehätschelt wurden wie von der SPD und obendrein der Adressat falsch ist. “Organisierte Kriminalität”, das hat Horkheimer schon in den 40ern erklärt, ist das, wo der Kapitalismus zwangsläufig endet.

Was denkt Gabriel wohl, welche Banken sich am längsten halten? Die “ehrlichen”, die ihre Kunden mit Luftballons vertrösten, weil leider keine Renditen mehr drin sind? Die ihre Kunden darauf prüfen, ob sie auch brav Steuern zahlen? Die sich strikt auf solche Geschäfte beschränken, bei denen auch ganz sicher gegen kein Gesetz der Welt verstoßen wird? Banken? Schweizer Banken?

In welcher Welt lebt der Mann? Wer soll ihm diese Zirkusnummer abnehmen? Steht die SPD – mit diesem entschlossenen Vorsitzenden – also für gerechte Löhne® und wirklich wahre soziale Marktwirtschaft®? Ja genau. So wie für friedliche Militäreinsätze, jungfräuliche Huren und bescheidene Börsenmakler. Und Currywurst natürlich. Muss ich unbedingt haben, den Verein. Ich kann die nächsten Wahlen kaum erwarten.