Entwicklungshilfe endlich profitabel
Posted by flatter under Hintergrund[29] Comments
23. Jul 2012 12:04
Bundesentwicklungslandser Niebel hat einen genialen Coup gelandet: Einen Investmentfond hat er gegründet, gemeinsam mit der Deutschen Bank und der KfW. So kann man die Abhängigkeit der Ärmsten von Krediten noch an die Börse bringen. Man darf vermuten, dass der Hunger sie schon so weit disziplinieren wird, dass sie alles tun werden, um die “Hilfen” nicht zu riskieren. Vielleicht sind sie in ihrer Dankbarkeit ja auch bereit, zum Beispiel Bodenschätze zu übertragen, die sie eh nicht brauchen können. Solche Aussichten werden sicher mit den höchsten Ratings belohnt.
Nach den Foodfonds jetzt also generelle Hilfe mit Rendite. Auf der Taskliste stehen weiterhin Wasseraktien, Ackerbauhilfe durch die Bundeswehr und eine Fangausfallversicherung für afrikanische Fischer. Die neue public private equity Abteilung des Ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Marktentwicklung bewertet derweil die Infrastruktur einiger Dutzend Staaten in der Absicht, diese vollständig aufzukaufen.
Die Märkte sind begeistert und feiern “Conquistadore Niebel” frenetisch. Die Mövenpick-Aktie stieg an wie die Eiger Nordwand.
Juli 23rd, 2012 at 12:34
Früher gabs noch Leute, die da was gemacht hätten. Heute können sich die Charaktermasken sicher sein, für ihre Perfidie noch als “innovativer Humanist” abgefeiert zu werden.
Juli 23rd, 2012 at 12:38
Finden: die Abhängig[keit] der Ärmsten…
Juli 23rd, 2012 at 12:49
@Salvador
Wieso Perfidie? Die Ärmsten (also jetzt Niebel und Co) versuchen doch nur, den Laden noch am Laufen zu halten. Und das wird eben immer schwerer. Es hat ja zB schon allein deshalb keine (Re-)Regulierung der Finanzmärkte gegeben, weil sich dann sofort herausgestellt hätte, dass die Akteure auch längst im landläufigen Sinne ‘pleite’ sind. Mir will auch deuchen, dass hinter dem hessischen Steuerfahnderskandal letztlich nichts anderes stand. Auch wenn das offensichtlich längst nicht jedem Akteur klar ist – es geht nur noch um Insolvenzverschleppung…
Juli 23rd, 2012 at 12:53
Ja, ich erinnere mich. Diese Werbung der Deutschen Bank gab es mal auf Brötchentüten. Ich brauchte anschließend eine Brechtüte.
Juli 23rd, 2012 at 13:51
Spätrömische Dekadenz
kurz vor dem Zusammenbruch.
Juli 23rd, 2012 at 14:08
Robert Kurz ist vor 3 Tagen nach schwerer Krankheit an den Folgen von mehreren Operationen gestorben, der Autor von Schwarzbuch Kapitalismus. Er hatte bisher in jedem Punkt recht, meiner Meinung nach. Er meinte auch, dass sich im Endzeitkapitalismus soziale und ethische Verwarlosung zunehmend einstellt. ja er hat recht behalten. Der Niebel ist ein… . (Satz nach eigenem Gutdünken ergänzen.)
Es ist einfach nur noch erschreckend und keiner, außer ein paar Bloggern, berichtet anständig.
Und die Kasper in den Talkrunden kannste nur noch Ohrfeigen.
liebe Grüße, Mikael
Juli 23rd, 2012 at 17:43
Die meisten europäischen Entwicklungshilfeprojekte in Afrika sind gescheitert. Das geben sogar nicht wenige Experten für Entwicklungshilfe zu.
Das Problem ist oftmals, dass ausländische Investoren ihre Wertvorstellungen den einheimischen Produzenten überstülpen wollen. Dies wurde mehrfach als „Utopismus“ der klassischen Entwicklungsansätze kritisiert. So organisierten die Entwicklungshelfer beispielsweise die Errichtung gigantischer Staudämme, welche anschließend nicht effizient genutzt werden konnten.
Die regionalen Besonderheiten fanden meistens zu wenig Berücksichtigung. Die einheimische Bevölkerung hat regelmäßig kaum demokratische Mitspracherechte bei der Durchführung der Entwicklungshilfe.
Diese entscheidende Problematik löst Niebels neuestes Projekt nicht.
Somit folgen auch Niebels Ambitionen der dargelegten Tradition der Erfolglosigkeit. Während hingegen die chinesische Entwicklungshilfe offen eine kolonialistische Politik verfolgt, indem Rechte an Rohstoffvorkommen gegen Geld getauscht werden, versuchen Niebel & Co. dasselbe auf verdeckte Weise.
Darüber hinaus kann sich nach den Plänen des FDP – Politikers die Privatwirtschaft weitgehend risikolos auf Staatskosten bereichern und quasi stellvertretend für die Bundesrepublik Deutschland kolonialistische Zielsetzungen verfolgen:
“Das Geld künftiger Privatinvestoren soll einst in „A-Anteile“ mit dem geringsten Risiko fließen, das von KfW und Deutscher Bank liegt in „B-Anteilen“ mit mittlerem Risiko, der Bund hält „C-Anteile“ mit hohem Risiko.” (quelle: FR – Niebel sucht sich falschen Partner)
Der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung betreibt eine Verstaatlichung von Verlusten und eine Privatisierung von Gewinnen und labelt dieses kritikwürdige Vorhaben werbewirksam Entwicklungshilfe.
Auf diese Weise fördert und subventioniert Niebel den privatwirtschaftlichen Kolonialismus. So werden beispielsweise zukünftig auch in Äthiopien für die Oberschicht deutsche Luxuslimousinen erschwinglich, weil viele Entwicklungsländer von korrupten Eliten geprägt sind, die nicht im Interesse ihrer Bevölkerungen handeln.
Juli 23rd, 2012 at 17:57
Die meisten europäischen Entwicklungshilfeprojekte in Afrika sind gescheitert. Das geben sogar nicht wenige Experten für Entwicklungshilfe zu.
Eeecht das sagen die EXPERTEN™ :D na dann ..
..ist das Geld bei den Anteilseigner der Märkte bestimmt besser aufgehoben
Juli 23rd, 2012 at 18:50
https://blog.pantoffelpunk.de/wp-content/uploads/2010/06/niebel.jpg
-ohne Worte -
Juli 23rd, 2012 at 19:47
Unfassbar.
“…..Das Geld künftiger Privatinvestoren soll einst in „A-Anteile“ mit dem geringsten Risiko fließen, das von KfW und Deutscher Bank liegt in „B-Anteilen“ mit mittlerem Risiko, der Bund hält „C-Anteile“ mit hohem Risiko. Der Steuerzahler muss also Verluste zuerst begleichen, ehe die Deutsche Bank sich beteiligt. Umgekehrt ist es bei möglichen Gewinnen: Die gehen erst an Privatwirtschaft und Banken, bevor der Bund an der Reihe ist…..”
Übrigens ähnliches Prinzip in Griechenland:
“….. Während die Wettbewerbsfähigkeit der griechischen Wirtschaft nicht zunimmt, die Arbeitslosigkeit ohne Grenze sprunghaft ansteigt und jährlich 60.000 Unternehmen schließen, wachsen inmitten einer internen Abwertung die Unternehmensgewinne an, manchmal sogar imposant. Warum?
“Während …. https://www.griechenland-blog.gr/2012/jawohl-frau-merkel-wie-sie-wuenschen/8955/ ”
Aus allem lässt sich ein gutes Geschäft machen, aus Armut, aus Krise, aus Krankheit. Die Gewinnler sind immer dieselben.
Vor noch nicht 15 Jahren musste man für ein winziges Stück dessen, was diese korrupten Politiker sich heute leisten, zurücktreten. Mappus, Wulff, Bouvier, Niebel wären schon vorher gestoppt worden, bevor sie den Steuerzahler Milliarden kosten.
Die Maßstäbe haben sich derart schnell verschoben, dass man sich fragt, was wird in 10 Jahren wohl sein.
Da gehen so Typen wie der Niebel mit geladenem Revolver in die nächste (gemeinnützige) Sparkasse: “Rüber mit dem Geld, ich darf das, ich bin Minister”.
Juli 23rd, 2012 at 19:48
siehe auch: https://www.attac.de/aktuell/bankwechsel/bankenkritik/uebersicht/
Es gibt kein richtiges Leben im falschen. Aber vor allem gibt es unter den Prophezeiungen auch reichlich selbsterfüllende…
Juli 23rd, 2012 at 20:07
Gerhard Schrödibär
Ja da könnte es einem speiübel werden … man fragt sich echt wo da inzwischen die Messlatte liegt.
Juli 23rd, 2012 at 20:10
- OT -
@mikael(6): Ich hoffe, ich darf Dich korrigieren, Robert Kurz verstarb bereits am 18.07.12.
Mit dem in allen Punkten recht haben, sehe ich etwas anders, nichtsdestotrotz hat er sich so was wie ‘verdient’ gemacht. Seine Texte werden ‘uns’ sicher noch lange begleiten. Denn der Kapitalismus wird mE nicht mal eben zusammenbrechen…
Juli 23rd, 2012 at 20:45
Rassistenpack!
Warum sagen die nicht einfach langsam mal offen und ehrlich, dass sie alle “Minderleister und Nichtarier” nur zum Ficken, Ausbeuten und als Kanonenfutter brauchen??? Dx
Nebenbei: Würde mich mal interessieren, wieviele von den Schwarzgrünen Neospießern aus der “Mitte” Geld bei solchen Banken liegen haben, am 24.12. zwei Euro in den Spendennapf schmeißen und den Rest des Jahres dafür sagen dürfen “jammert nicht so auf hohem Niewoh! In Afrika wären die Leute froh die hätten uns Angela!” Boah, diese Giabattobrotfresser! Ätzen mich mittlerweile noch viel schlimmer als die alten Spießer mit der Bild unterm Arm und Hirn aus.
Juli 23rd, 2012 at 20:49
Womit Du auf der ‘richtigen’ Spur bist @Benjamin ;-)
Juli 23rd, 2012 at 22:50
Aber ich mag Ciabatta, das ist doch recht lecker. :(
Juli 23rd, 2012 at 23:07
Lecker? Eine in Fett getränkte Bemme macht wohl satt, sagt der Sachse, aber sonst?
Juli 23rd, 2012 at 23:10
Mir schmeckt das jedenfalls auch um Längen besser, als der geschmacksneutrale … öhm … Mist, der mir hier, außer bei Privatbäckern, seit über zwanzig Jahren angeboten wird, sorry.
Edit: Ich meine Bäcker, die noch backen, nicht nur Fertigmehl zusammenrühren, trotzdem da auch so manches eher geht, als im Supermarkt, in dem ich leider zumeist einkaufen muß.
Juli 23rd, 2012 at 23:14
Dann geht ihr wohl nicht zum richigen, sonst ciabacct doch selber …
Juli 23rd, 2012 at 23:15
Ja, auch beim letzten Mal hat neues IT-Werkzeug gegen neues Küchenhilfsmittel gewonnen… :-(
Juli 23rd, 2012 at 23:20
Brauchst du Brotrezepte … :-P
Juli 23rd, 2012 at 23:30
Brauch ich vor allem mehr Muckies, um die Brotrezepte umzusetzen – ich bin ein Floh.
Juli 23rd, 2012 at 23:35
Solange du dein iphone noch halten kannst ;-) ..da gibt’s vielleicht ne Brot App
Juli 23rd, 2012 at 23:41
LOL @Lazarus – auf kurze Strecken ziehe ich mit ganzen, nur halb ausgeräumten Schränken durch die (kurze) Gegend, den Kühlschrank stelle ich mir auf die Stahlkappenschuhe und ab gehta… aber um so schwere Teigware so lange zu kneten, ich denke, da geh ich vor die Hunde… Stolle geht grad noch so, aber das ist zu Weihnachten und das ist einmal im Jahr.
Juli 24th, 2012 at 08:38
@Auceza & Schrödibär
Ich möchte jetzt keine Lanze pro der Entwicklungshilfe aus dem Artikel brechen, aber ihr solltet fairerweise schon auch auf den Abschnitt “Der Bund habe ein Mehrheitsstimmrecht über den Fonds gewollt” hinweisen und deshalb hat natürlich auch der Bund die höchsten Risiken zu tragen.
Auch die Abschnitte “Er sei bei der Auswahl möglicher Projekte an strikte KfW-Vorgaben zu Sozial- und Umweltstandards gebunden” & “Der gemeinsam verfasste Fondsprospekt schreibt Investitionen in realwirtschaftliche Projekte vor und schließt jede Spekulation mit den Geldern des BMZ, der KfW, der Deutschen Bank und künftigen Investoren aus” sind positiv zu erwähnen, auch wenn das noch lange nix heissen muss.
Dennoch stinkt hier so einiges. Zum Einen stimme ich dem SPD Politiker Raabe mit seiner Aussage “habe ich die Sorge, dass die kleinen, nachhaltigen Projekte, die so ein Fonds fördert, nur ein Feigenblatt sind, um an die großen Projekte für die großen Renditen heranzukommen” zu.
Ausserdem zum oben genannten Mehrheitsrecht und Vorgaben was mit dem Geld passieren darf, wenn ich dann so einen Satz lese “Zudem habe er nur Vorschlagsrecht, die Entscheidung trifft ein unabhängiges Expertengremium”, dann kann ich mir vorstellen wer in dem Expertengremium sitzt, wenn die DB mitmischt. Bund hat Mehrheitsrecht, aber Experten kommen wahrscheinlich aus Finanzbranche -> da beisst sich der Fuchs in den Schwanz.
Entwicklungshilfe kann natürlich nicht heissen einfach Unmengen an Geld irgendwo ohne Sinn und Verstand zu pumpen, aber es kann eben auch nicht mit Renditeerwartungen verknüpft werden, denn dann ist es keine Hilfe, sondern ein Geschäft und wir wissen ja wie sehr sich marktwirtschaftliche Teilnehmer (besonders aus der Finanzbranche) an gesellschaftlichen Bedüfrnissen orientieren.
Juli 24th, 2012 at 08:51
Aktuell auf German Foreign Policy: “Das Bundesentwicklungsministerium kündigt eine neue Initiative zur Anpassung der tunesischen Tourismusbranche an deutsche Konzernbedürfnisse an. Kooperationspartner des Ministeriums bei dem Projekt ist der deutsche Touristikkonzern TUI. Die Maßnahme, die die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesentwicklungsministerium (BMZ), Gudrun Kopp, bei einem Tunesien-Besuch am 10. Juli angekündigt hat, zielt darauf ab, tunesische Hotelangestellte nach deutschen Vorstellungen aus- und fortzubilden und das regionale “Kunsthandwerk” in den TUI-Tourismus zu integrieren. Bezahlt wird sie zu gleichen Teilen von TUI und vom BMZ; die Gewinne, die die Aufwertung der geschäftlichen Rahmenbedingungen für TUI in Tunesien verspricht, fließen zu hundert Prozent in die Kasse des deutschen Konzerns. Allgemein ist die tunesische Tourismus-Branche für ihre prekären Arbeitsbedingungen und für die schlechte Belohnung der Angestellten bekannt, die die Profitspanne für deutsche Touristikunternehmen zusätzlich erhöhen.”
Quelle
Juli 24th, 2012 at 10:03
D. h. das Projekt zielt darauf ab die Arbeit zu subventionieren und den Teppichverkauf zu steigern?
Juli 24th, 2012 at 10:44
Bei “Entwicklungshilfe” muss ich immer an die Worte des Journalisten Achmed Mohamed Saleh aus Tansania denken:
Passt auch hier wieder,…
Juli 28th, 2012 at 11:58
[...] Entwicklungshilfe endlich profitabel “Bundesentwicklungslandser Niebel hat einen genialen Coup gelandet: Einen Investmentfond hat er gegründet, gemeinsam mit der Deutschen Bank und der KfW. So kann man die Abhängigkeit der Ärmsten von Krediten noch an die Börse bringen. Man darf vermuten, dass der Hunger sie schon so weit disziplinieren wird, dass sie alles tun werden, um die “Hilfen” nicht zu riskieren. Vielleicht sind sie in ihrer Dankbarkeit ja auch bereit, zum Beispiel Bodenschätze zu übertragen, die sie eh nicht brauchen können. Solche Aussichten werden sicher mit den höchsten Ratings belohnt…” Quelle: feynsinn.org [...]