Wer ein Brechmittel braucht, muss nicht lange suchen dieser Tage, um in den Kommentarspalten der Massenmedien fündig zu werden. Dort gibt sich der losgelassene Pöbel alle Mühe, das Bild vom kotzenden geifernden Internetschmierer zu bestätigen. Ob es um die “Rettung” von “Spanien, Griechenland, Portugal, Italien” geht, um das Existenzminimum für Asylbewerber oder einen Hund, der ein Kleinkind angefallen hat: Überall wird nach Maßnahmen gerufen, die den faschistischen Kleingeist mit analem Machtgefühl füttern. Gönnt ihnen nichts, haltet sie arm, sperrt sie ein, lasst sie sterben, vernichtet sie!

tio

Der bürgerliche Kretin, der alles in sich unterdrückt, was einmal Leben und Freiheit war, muss sich rächen. Wenn er die Anpassung an eine grundwiderliche Welt, verlogen, ungerecht und im Sinne eines gnadenlosen Gegeneinanders leistet, ist da noch ein gewisser Widerstand: Der äußeren Unterdrückung soll bald die innere folgen. Neugier, Offenheit, Freiheitsdrang sind Eigenheiten, die wir uns nicht leisten können und die wir unseren Kindern schnellst möglich austreiben.

Das gelingt allerdings nur bis an die Grenze des jeweiligen Selbsterhaltungstriebes. Richtet sich die Gewalt später gegen andere, muss diese Hürde nicht mehr genommen werden. Die Spielzeuge, die als Trost und Ersatz verteilt werden und die ihnen im Gegensatz zu menschlicher Wärme oder Natürlichkeit als selbstverständlich gelten, richten die Subjekte(!) gleichzeitig auf ihr künftiges Dasein als Konsumenten und Alleinbesitzer zu.

Der Weg des Untertanen

Ist das gelungen, fällt das Streben auseinander in die Tätigkeiten des “Verdienens” weiterer Spielzeuge und Ansprüche hier und des Niederhaltens der Ansprüche anderer dort. Ganz organisch wird dabei der Artgenosse in die Flucht konkurriert, und wenn er auch noch komisch aussieht, wird er zumindest virtuell abgeschlachtet. Worst case: Ein Unverdienter, der sichtlich nicht dazugehört und dennoch Ansprüche stellt, und sei es den aufs Existenzminimum. Kein Spießer, der gelernt hat, dass nur Arbeit zum Essen berechtigt, kann verstehen, wieso eine unberechtigte Existenz ein Minimum braucht.

Der Fall mit dem Hund ist auch so einer, der tief blicken lässt. Da springen die Experten aus dem Unterholz und stellen erst mal ganz klar, keine Frage, erbarmungslos fest, dass ein Hund, der ein Kind anfällt, vergast gehört. Und eigentlich alle Hunde. Unberechenbare Viecher, die alle Alphatiere werden wollen und jede Gelegenheit ausnützen, sich nach oben zu beißen. Woran erinnert mich das jetzt? Außer, dass je ein Alphamännchen aus solchen Wichshähnchen wird, beschreiben da die Flachspachtel in ihren Vernichtungsphantasien sich selbst. Dass sie von Hunden auch keine Ahnung haben – geschenkt!

Denen kann man nicht mit Argumenten kommen, denn wenn sie eines nicht wollen, ist es irgend etwas wissen. Am Ende droht da nämlich die Selbsterkenntnis, und die ist so unerträglich für sie wie ihre Auswürfe für andere.