Das obige Zitat ist aus Heiner Flassbecks Vortrag, zu sehen und zu hören im folgenden Video. Wer Flassbecks Ansichten noch nicht kennt, findet sie hier in einem sehr kurzweiligen gut einstündigen Vortrag. Flassbeck argumentiert am Rande dessen, was den Kapitalismus noch stabilisieren könnte. Gerade deshalb gefällt mir das, weil jemand hier ohne jede ideologische Ablehnung das Ende des Spiels erkennt. Im Gegensatz zu ihm bin ich der Ansicht, dass “das Fenster” für Lösungen innerhalb des Systems längst geschlossen ist.
Wer nicht so viel Zeit aufwenden möchte, möge sich das Ganze ab Minute 58 anschauen, da kommen einige zentrale Phänomene zur Sprache.
Nicht ganz ohne Stolz stelle ich fest, dass ich offenbar schon vor einigen Jahren, nämlich in 2006, einige grundsätzliche Zusammenhänge ganz richtig eingeschätzt hatte. Damals wusste ich noch nicht annähernd so viel über Volkswirtschaft wie ich inzwischen quasi zwangsläufig gelernt habe. Defizite hat der Text vor allem, wo ich mir noch eingebildet hatte, es gäbe Lösungen auf der Ebene von Haushaltsentscheidungen.
Die ewige Diskussion, ob ein Staat noch Steuern erheben darf, bricht sich spätestens in der Frage um Staatsschulden. Dazu werden gelegentlich große Zahlen publiziert, die Angst und Schrecken verbreiten. In Wahlkämpfen wird es jedesmal wüst, wenn es sich um die Finanzen dreht, denn hier geht alles und nichts:
Wir erhöhen die Steuern nicht, das ist Gift für die Konjunktur!
Wir machen keine Schulden, denn wir Leben nicht auf Kosten der nächsten Generation!
Wir sparen und bauen Schulden ab!
Diese Merksätze waren nicht nur schon immer gelogen, sie sind auch völlig unsinnig. Nicht erst, weil sie der Erfahrung widersprechen, sondern weil sie als Totschlagargumente nichts taugen.
Wer Schulden verteufelt, lügt, weil die Wirtschaft, die sie damit belastet sieht, auf Schulden basiert. Schuldenfreiheit? Wirtschaften auf Guthabenbasis? Wo gibt es das denn?
Wer ewig die Steuern senken will, sollte sich einmal die Geschichte der Staatswirtschaft anschauen und zwei Fragen klar beantworten: Warum hat das bis heute nicht funktioniert, und wie soll eine Steuersenkung finanziert werden, wenn die Ausgaben unabhängig vom Haushaltsentwurf steigen? Letzteres gilt unausweichlich für eine überalterte Gesellschaft mit hoher Arbeitslosigkeit. Da ist zumindest mittelfristig kein schlanker Haushalt drin. Das “Sparen” schließlich kann man sich sparen, wenn es unmittelbar Kaufkraft zerstört. In dem Zusammenhang ist eine Mehrwertsteuererhöhung freilich auch ganz großes Kino, zumal, wenn die privaten Haushalte dadurch nicht anderswo entlastet werden.
Was will der Dichter uns sagen? Die Lage ist kompliziert, und wenn eines nicht hilft, sind es Vereinfachungen und tumbe Versprechungen.Wir werden mit einer erheblichen Steuerlast leben müssen, und es ist dringend erforderlich, private Haushalte mit niedrigem Einkommen zu entlasten. Auch die Schuldenlast wird vorläufig hoch bleiben, aber das kann eine selbst nur schwach wachsende Konjunktur aushalten.
Selbstverständlich sind Verschwendung und Bürokratie Übel, mit denen man sich nicht abfinden darf. Daher dürfte das größte Potential in der Vereinfachung von Gesetzen und dem Abbau von Subventionen liegen. Dazu waren aber bisher alle Regierungen zu feige, weil sie ihren Lobbys damit auf die Füße gestiegen wären. Und schließlich: Wie mehrfach erwähnt, sticht bei den Debatten um die öffentlichen Haushalte eine Partei hervor, die schon immer die einfachen Lösungen angeboten und nie ein Versprechen eingehalten hat. Deren Adepten werden gebeten, einfach mal den Rand zu halten!
Juni 3rd, 2012 at 17:31
“Die Steuern” gibt es ja nicht. ;) Kommt immer drauf an welche, es gibt solche und solche. https://www.freitag.de/community/blogs/dennis82/die-steuern-12
Das Steuersystem insgesamt wird seit Jahrzehnten völlig unbemerkt mehr und mehr von direkten auf indirekte Steuern umgestellt. Erhöht wird ja auch schon seit Jahren ständig ohne jeglichen Widerstand der neoliberalen. Nämlich bei den indirekten, hauptsächlich Mehrwert- und Verbrauchsteuern. Man beachte auch da anhand der MwSt-SystRL die systematische Unmöglichmachung jeglichen (sonst selig machenden) Steuerwettbewerbs in der EU bei der USt. Oder die weiterhin existierenden Zollkontrollen bei Privatpersonen, die für den Benzinkanister oder die Stange Zigaretten zu viel im Gepäck den “freien Binnenmarkt” der EU kennenlernen dürfen…!
Die Verarmung der Staatshaushalte geht unweigerlich einher mit den extremen Steuersenkungen auf Vermögen, Unternehmensgewinne, Kapitaleinkünfte, Einkommen und Besitz…! Anstatt sich das Geld über Steuern bei Ultrareichen zu holen, leiht er es sich bei diesen gegen horrende Zinsen. Und holt den Rest über Konsumsteuern.
Juni 3rd, 2012 at 17:53
@ Dennis82
Genial oder? Und das Beste daran ist: Kaum jemanden interessiert das, noch wenigere merken etwas. Fazit: Läuft!
Juni 3rd, 2012 at 20:10
flatter
Im Gegensatz zu ihm bin ich der Ansicht, dass “das Fenster” für Lösungen innerhalb des Systems längst geschlossen ist.
Da bin ich bei dir, niemand hat zu keiner Zeit ernsthaft Überlegungen zur Abkehr von dem asozialen Umverteilungskurs unternommen. Stattdessen wird von Regierungsseite auf Geheiß ihrer Geld und Vorteilsgeber alles mobilisiert um sicher zu stellen das dieses beschriebene Fenster auf jeden Fall geschlossen bleibt .
Wie von mir schon x-fach geschrieben das was wir erleben ist gewollt von Kapital und Wirtschaft, beigebracht durch die beste Regierung™ die man für Geld kaufen kann ..das übliche fette fuck you an die Legitimatoren und Akzeptoren .
Juni 3rd, 2012 at 20:42
Der Spruch “der Prophet gilt nichts im eigenen Land” trifft wohl ganz gut auf Flassbeck zu. Er erwähnt ja mehrfach in dem Video, dass er das eigentlich (in Deutschland) gar nicht sagen dürfe, was er da vorträgt. In einem anderen Video sah ich ihn in einer Talkrunde, in der er nochmal die Märkte als Verursacher der Krise nennt. Der Moderator interveniert sofort und leugnet jeglichen Zusammenhang zur Griechenlandkrise, überhaupt sei das eh erst in 4-5 Jahren erforscht. Hier der Videolink (ab 8.40 min): https://www.youtube.com/watch?v=-lF1fgyll-Q
Juni 3rd, 2012 at 21:03
Maxim
er nochmal die Märkte als Verursacher der Krise nennt. Der Moderator interveniert sofort und leugnet jeglichen Zusammenhang zur Griechenlandkrise,
Das ist doch das Übel, jeder mit ein wenig Interesse an der Verarsche weiß was abgeht und warum,man hat aber beschlossen nicht darüber reden zu lassen, weil nicht sein kann was nicht sein darf und weil es für die Ruhe während des Bewirtschaftens schädlich ist.
Ich verstehe auch nicht warum nicht seit Jahren Mollys in SPD Geschäftsstellen fliegen und der fette Gabriel mit dem Grünen Gesox in vereinter Demenz Unrecht “anprangern” was ihre Scheißvereine in Eintracht verbockt haben .. aber gut man hat ja andere Feinde ausgemacht die auch gerne angenommen werden, gelobt sei was von der Realität ablenkt.
Juni 3rd, 2012 at 21:04
Kommt drauf an was man als ‘innerhalb des Systems’ definiert. Innerhalb des neoliberalen -der-Wohlstamd-wird-schon-nach-unten-durchsickern- Systems kann man wohl getrost alle Hoffnung fahren lassen.
Wenn man die Möglichkeiten einer modernen Zentralbank ohne ideologische Scheuklappen ausschöpfen könnte/dürfte – wäre schon noch der U-Turn (für die EMU) drinne. (ob das wünschenswert ist, ist noch mal ne andere Frage)
Aber Du hast schon recht – das werden die Deutschen wohl nicht mehr raffen – und selbst wenn es die Insassen der BRD begreifen würden – bräuchte es Barrikaden, Generalstreik und gewaltsamen Widerstand um das politisch umzusetzen.
… aber irgendwie sieht Flassbeck ja auch recht verzweifelt aus (IMHO)
ps – auch hier muss man bedenken, dass es den neoliberalen/rechten nicht daŕum geht recht zu haben oder die Wahrheit zu behaupten – die wollen vor allem gewinnen und das drückt ich in Zahlen auf dem Kontoauszug aus.
Dafür vertreten sie jede erdenkliche Lüge bzw versuchen Dritte davon zu überzeugen (wegen dem Demokratiescheiß).
lasst es euch trotzdem gut gehen…
Juni 3rd, 2012 at 21:30
@2: Ich denke schon, das die Menschen das interessiert, nur die Schmerzgrenze ist noch nicht erreicht – spricht, die Daumenschrauben des Systems sind noch nicht fest genug gezogen.
Solange der “Krieg” weit weg von der eigenen Haustüre tobt, solange wird fröhlich weiter gepfiffen. Geld wird man auch in der Zukunft nicht essen können, aber bis dahin gibt`s ja noch ne Menge Wachstum ( zwinker ).
Juni 3rd, 2012 at 23:00
Die Schulden der Staaten sind die nichtbezahlten Steuern der Reichen
Juni 3rd, 2012 at 23:29
@ Premy
Würde es ‘die Menschen’ tatsächlich interessieren, dann müsste ja niemand erst auf das Anziehen der Daumenschrauben warten; mit den sich daraus ergebenen schmerzlichen Konsequenzen. So blöd sind, die Menschen ja nun auch wieder nicht. Oder doch?
Ich gehe daher von folgendem Umstand aus: Zu viele heucheln Interesse lediglich vor, während sie beim Anziehen der Daumenschrauben gern behilflich sind.
Juni 3rd, 2012 at 23:51
7 Premy meint:
Juni 3rd, 2012 at 21:30
@2: Ich denke schon, das die Menschen das interessiert, nur die Schmerzgrenze ist noch nicht erreicht – spricht, die Daumenschrauben des Systems sind noch nicht fest genug gezogen.
Wenn du erlebst wie sich Menschen an ihre prekäre Beschäftigung klammern um nicht in Hartz zu enden, dann wirst du sehen wo in Deutschland die Schmerzgrenze liegt. Die Menschen sind durch Propaganda weich gekocht (Sozialschmarotzer).
Nach unten ist noch reichlich Luft.
mfg
WW
Juni 3rd, 2012 at 23:56
9 Die Katze aus dem Sack meint:
Juni 3rd, 2012 at 23:29
Ich gehe daher von folgendem Umstand aus: Zu viele heucheln Interesse lediglich vor, während sie beim Anziehen der Daumenschrauben gern behilflich sind.
Der Schäfer der Mitleid mit den Schafen hat, hat in diesem System als Schäfer versagt.
Es lebe das bewirtschaftende Raubtier.
mfg
WW
Juni 4th, 2012 at 00:06
“Wie mehrfach erwähnt, sticht bei den Debatten um die öffentlichen Haushalte eine Partei hervor, die schon immer die einfachen Lösungen angeboten und nie ein Versprechen eingehalten hat. Deren Adepten werden gebeten, einfach mal den Rand zu halten!”
Meint er damit die Linke oder die FDP O.o?
Juni 4th, 2012 at 00:21
Katze
während sie beim Anziehen der Daumenschrauben gern behilflich sind.
..genau so,und solange es nicht die eigenen Daumen sind ist für die Idioten die Welt in Ordnung .
wolli
Wenn du erlebst wie sich Menschen an ihre prekäre Beschäftigung klammern…__..Der Schäfer der Mitleid mit den Schafen hat, hat in diesem System als Schäfer versagt
Nur Elitäre Leister haben dank Rückendeckung durch Gesetze des Staates das Recht Menschen ungestraft und steuerlich begünstigt auszubeuten ,zu betrügen,zu erpressen etc. wenn das andere mangels Alternativen ihren Lebensunterhalt “ehrlich” zu verdienen machen ist es Illegal … das Recht des Stärkeren gilt anscheinend nur für die welche bezahlen können ..?
Juni 4th, 2012 at 00:26
Mich erinnert der ganze Wahnsinn manchmal an den Monthy-Python-Sketch mit dem toten Papagei. Der Verkäufer weiß natürlich genau, dass er uns einen toten Papagei verkauft hat, aber er muss es leugnen… Das Schlimme daran ist leider, dass er Idioten genug finden wird, die ihm abnehmen, dass der Papagei nur vorübergehend schläft…
Juni 4th, 2012 at 00:33
Volle Zustimmung. Dennoch frage ich mich immer, wenn die Tendenz der tonangebenden Politik und Wirtschaft, etc. bestehen bleibt und die Intensität zunimmt, dann geht es doch letztendlich auch den Flötenspielern, nach deren pfeife die BRD-Insassen tanzen, an den Kragen … reine VWL-Logik (wie auch immer man das dann betrachtet, ökonomisch, konflikttheoretisch, …). Das scheint auf den ersten Blick etwas widersprüchlich, weshalb der Ottonormalo darin einen alternativlosen Kurs erblickt, um Schlimmeres zu vermeiden.
Vielleicht wird aber wirklich bewusst gegen die Wand gefahren, weil die ‘Elite’ (hüstel) ‘ihr’ Hab und Gut in Sicherheit weiss und/oder ihre Dienste nach dem Bang wieder benötigt werden? So oder so, werden sie grinsen und wir buckeln.
Aber im Ernst, ich denke diese Frage muss unmissverständlich beantwortet werden. Hoffentlich schafft man/wir das.
mfG
Juni 4th, 2012 at 00:35
12 Lazarus09 meint:
Juni 4th, 2012 at 00:21
Das Gesetz ist der Besenstiel im Rücken der diese Menschen aufrechte stehen lässt und die anderen zu Würmern macht.
mfg
WW
Juni 4th, 2012 at 07:01
The game is over:
Die neoliberale Strategie, das Volk auszuplündern und zu entrechten, die vor drei Jahrzehnten entworfen wurde, hat sich als sehr erfolgreich erwiesen:
1) Man versprach für niedrigere Steuern mehr Arbeitsplätze
(Man wusste von Anfang an, dass dies nichts als nur eine dreiste Lüge ist.)
2) Man versprach für niedrigere Steuern (sogar) höhere Steuerneinkünfte (Laffer-Kurve)
(Man wusste von Anfang an, dass dies nichts als nur eine dreiste Lüge ist.)
3) Diese verdammten Lügner konnten sich ziemlich sicher sein, dass es dauern wird, bis man die Senkung der Staatsausgaben politisch durchsetzt, dass also nach der Steuersenkung dem Staat Geld fehlen wird und dass er sich dieses schließlich nur bei ihnen leihen wird – mit Zinsen. Die Blutsauger des Volkes mussten schließlich ihre Steuersenkungen nicht für reale Investitionen ausgeben, was Arbeitsplätze schaffen würde, die dann steigende Löhne nach sich ziehen würden.
4) So hat jede Steuersenkung die Staatsschulden erhöht, die Beschäftigung ging tendenziell zurück, wes zur gigantischen Umverteilung von unten nach oben führte.
Die weiteren 2 Schritte.
5) Um das Geraubte nicht durch Inflation zu verlieren, muss die Schuldenbremse her, die die Geldentwertung verhindern soll, möge die Bevölkerung an Hunger, Kälte und Krankheiten massenweise krepieren. (So sind nach dem Sieg des Kapitalismus in den Staaten der ehemaligen UdSSR 10-20 Millionen Menschen einfach verschwunden. Die Friedhöfe in den ex-kommunistischen Ländern explodierten – kann jeder sehen, der es will -, und überall junge Menschen.)
6) Die Zeit der Revolutionen und Kriege
Und jetzt die Alternative, beim nationalisierten Geld. Lassen wir sogar – großzügig – die ersten 2 Punkte unverändert.
1) …
2) …
3) Der Staat will vom Geld der Reichen nichts wissen, sondern er schafft sich das Geld einfach aus dem Nichts – haargenau gleich, wie es die privaten Banken tun. Ob wir dieses Geld als demokratisches Geld nennen wollen – ist egal
Folgen:
a) Es gäbe keine Staatsschulden oder genauer gesagt: Der Staat würde keinem was schulden.
b) Die Reichen könnten dann ihr Geld zB im Garten begraben. Oder die würden dann nolens-volens die Steuersenkungen investieren – sonst wird das Geld für sie “nicht arbeiten”, es würden neue Arbeitsplätze entstehen …
Juni 4th, 2012 at 08:01
Gefunden:
Versprechungen.Wir – Leerzeichen nach der Interpunktion – mit Gruß an Lazarus. ;)
in 2006 – bei diesem Anglizismus rollen sich immer meine Fußnägel auf…
Juni 4th, 2012 at 08:38
Hier noch ein Kabinettstückchen von Flassbeck, in dem er es wagt, den Gottseibeiuns zu nennen:
https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=TFKzAAd_1W8#!
Natürlich im Ausland. Und ich wage nicht viel, wenn ich wette, daß das nicht in der ARD zu sehen war, zu sehen ist, zu sehen sein wird …
Juni 4th, 2012 at 08:41
@ Systemfrager:
Das kratzt jetzt ganz schön an meinem Ego, daß Du mal wieder diesen Text hier reinkopierst, ohne ihn für uns wenigsten etwas zu individualisieren.
Noch nie was von Geschenkpapier gehört? ;-)
Juni 4th, 2012 at 09:00
Hallo KL. Ich bekomme stets einen Schrecken, wenn ich Dein Nickname-Akronym sehe. Mal eine Frage: Würde es Dich große Überwindung kosten, das zu ändern? (KL war die Bezeichnung der Nazis für Konzentrationslager). Hier nennt sich ja auch keiner SS oder KZ.
K.L. wäre schon ein Kompromiss, falls Dein Klarname dahinterstecken sollte.
Juni 4th, 2012 at 09:03
@Horst
Nö, noch nie
:(
Juni 4th, 2012 at 10:30
“Das europäische Haus brennt”
Fischers dramatischer Appell
Mit drastischen Worten drängt Ex-Außenminister Fischer die Eurozone zum Handeln. Er fordert von Kanzlerin Merkel eine Abkehr von der Sparpolitik, um zu verhindern, dass aus der Krise eine Depression wird. Austerität sei das falsche Mittel: “Europa löscht mit Kerosin statt mit Wasser.” Die Lösung sieht der Grüne in weiteren Integrationsschritten Europas.
n-tv.de >>>
Juni 4th, 2012 at 10:54
@Systemfrager: “…was Arbeitsplätze schaffen würde, die dann steigende Löhne nach sich ziehen würden”
Wir beobachten doch schon länger, dass das Schaffen von Arbeitsplätzen (= 1 Vollzeitstelle in 2 Minijobs) keine steigenden Löhne nach sich ziehen muss.
Vielleicht habe ich das mit der Schuldenbremse nicht ganz verstanden, aber schießen sich die Reichen damit nicht jetzt schon ins eigene Knie mit den bestehenden und zukünftigen Schuldenbremsen? Wenn damit tatsächlich ernst gemacht wird, werden Staatsanleihen in Zukunft doch insgesamt für die Vermögenden unattraktiver, so dass sie in “kreative” Finanzprodukte flüchten werden (=neue Blasen).
P.S.: Was ist “demokratisches Geld”?
Juni 4th, 2012 at 11:10
@Maxim
zur Geldproblematik etwas mehr hier
Juni 4th, 2012 at 11:28
Peinhart (18)
Ja .. ich habe schon bereut das ich seinerzeit Maschinenbau statt Deutsch studiert habe …:-P
Juni 4th, 2012 at 12:19
@Lazarus
Siehste (soste nich sagen), bei mir isses genau andersrum. :-D
Juni 4th, 2012 at 12:41
@23: Jaja, der geniale Weltökonom Fischer. Als er seine Grünmännekes genötigt hat, den Deregulierungen Eichels und der Rentenprivatisierung Riesters, kurz: Dem Maschmeyer-Programm zuzustimmen und als er Puffpeters Sklavengesetze umsetzen half, da wollte er sicher nur ein bisschen plündern und nicht so dolle? Oder hat er das Spiel doch nicht durchschaut und beherrschte die große Geste besser als das Einmaleins? Der übliche Mix aus Inkompetenz, Korruption und Verlogenheit, hier par excellence.
Juni 4th, 2012 at 12:49
Wie Ha-Ha-Ha-Schröder, der sich neulich Krokodilstränen zum ‘Missbrauch’ der Leiharbeit erlaubte… Warum muss ich bloß immer an Mielke denken, wenn ich sowas höre?
Juni 4th, 2012 at 14:11
Peinhart
(27) … Eecht, du hast Deutsch studiert.. so geht’s :D
(29) Schröder, der sich neulich Krokodilstränen zum ‘Missbrauch’ der Leiharbeit erlaubte
Unvergessen die miese stinkende Selbstbeweihräucherungsrede in Davos seinerzeit von wegen effizientester Niedriglohnsektor in Europa aufgebaut ,der Genosse der Bosse. Der und sein “Superminister” Captain Leiharbeit in einen Sack mit dem Jockel und druff mi’m Knüppel trifft man jedesmal den Richtigen ..
Juni 4th, 2012 at 14:25
flatter (28)
Und weil der LINKE Joschka so ein mieses Sch….* ist und immer ausschließlich für Freiheit und solchen Quatsch als Straßenkämpfer ( ohne Kutte, aber dafür mit Backsteinen weil er keine andere Wahl seinerzeit hatte und auch das Taxifahren Scheiße war etc.) für eine bessere Welt gekämpft hat ist er heute bei den ganzen karitativen menschenfreundlichen Institutionen als Selbständiger Mehrheitsgesellschafter der Berliner Beratungsfirma JF&C bei Siemens, RWE, BMW und Rewe und macht Millionen damit die er sich selber ganz selbstlos niedrigstbesteuert spendet… fuck u an alle die noch die Grünen wählen seit dem ..will ich noch bemerken !!!
* Schöngeist ..vielleicht ?
Juni 4th, 2012 at 15:08
@Lazarus #30
Aber eben auch 2 Semester Maschinenbau… daher weiss ich wenigstens noch, was ‘statisch bestimmt’ bzw ‘überbestimmt’ heisst und kann Gastronomen anraunzen, die für unebenen Grund draussen unbedingt vierbeinige Tische anschaffen müssen. ;)
Juni 4th, 2012 at 15:23
@Maxim #24
Ne, die Reichen schiessen sich damit (noch) nicht ab. Zum Einen werden die meisten Reichen und Superreichen eher nicht selbst ihr Geld verwalten, sondern das von Dienstleistern erledigen lassen und alles was die Auftraggeber interessiert ist “ich mag viel Rendite” mit dem “Ausnahme bestätigt die Regel” Muster.
Zum anderen ist das Kapital ja nicht immer bei Einzelpersonen sondern in Unternehmen, Fonds, Stiftungen, etc… und wird von jemand verwaltet, aber das Ziel ist natürlich meist das Gleiche = Kohle machen.
Wie du schon richtig schreibst, dass es aktuell eher in “kreative” Finanzprodukte mündet (da es einfach mehr Rendite verspricht als Investitionen in die Realwirtschaft) ist das aber halb so wild. Zum Einen kann man toll gegen die eigenen Produkte wetten und zum anderen werden die “Big Player” Gläubiger mit Steuermitteln gerettet und ich kann mir nicht vorstellen, dass es da so starke Abschreibungen gibt, sonst würde man nach der Krise nicht schon wieder auf solche Finanzprodukte setzen (oder es findet hier eine Verarsche der Gläubiger wie auch Steuerzahler statt und nur der Vermittler ist immer in einer Win-Win Situation, schwer zu sagen).
Denn du kennst ja die goldene Regel eines jeden Kreditgeschäftes. Der Kreditgeber möchte nicht unbedingt, dass du den Kredit komplett zurückzahlst, sondern dass du möglich lange den Kredit bedienst, also die Zinsen bezahlst. Und solange du für diese aufkommst, kann der Kredit sogar 100 Jahre laufen, denn das macht ja den Gewinn für den Kreditgeber aus.
Tja, nun haben wir einen Zustand, der natürlich doof ist. Da haben einige Phantasie Renditeforderungen, welche die Realwirtschaft nicht bedienen kann, aber finanuell dennoch soll. Da in vielen Unternehmen nicht viel mehr Produktivität und Expansion geht (wegen Konkurenz, Marktsättigung, regionaler Dienstleistung, etc…), spart man an Belegschaft, Sicherheit, Ergonomie, aber auch das ist irgendwann ausgeschöpft.
Ist natürlich kein Teufelskreis, wenn man den AN dann sowenig Lohn gibt, dass immer weniger Freiraum für Konsum von Dienstleistungen/Waren ausserhalb der primären Bedüfrnisse herrscht + ein paar anderen Problemchen mit Mangel an bestimmten Ressourcen, Umwelt, Energie, Logistik, usw. Es muss nur jeder mikroökonomisch handeln, dann wird das makroökonomisch bestimmt der Hit. Ach Gott, verteil doch bitte logischen und rationalen Sachverstand unter unseren politischen Akteuren. Aber vielleicht ist das Absicht, weil sie sowieso damit rechnen und nur schauen, dass sie noch viel vom Kuchen abbekommen, bevor sie sich in ihre Gated Communities verschanzen.
Juni 4th, 2012 at 15:39
Peinhart
und kann Gastronomen anraunzen, die für unebenen Grund draussen unbedingt vierbeinige Tische anschaffen müssen.
Ist ja auch schwierig für den Gastronom Lagerreaktionen aus den Gleichgewichtsbedingungen zu ermitteln, wenn er schon Probleme hat die Füllung bis zur Bezugsmarke ( Eichstrich ) sicher zu stellen . :-P
Juni 4th, 2012 at 15:52
Umdenker
Zum anderen ist das Kapital ja nicht immer bei Einzelpersonen sondern in Unternehmen, Fonds, Stiftungen, etc… und wird von jemand verwaltet, aber das Ziel ist natürlich meist das Gleiche = Kohle machen.
Das Problem sind doch die Sammlungen von Besitztiteln denen gar kein Wert gegenüber steht, deswegen müssen wir alle “sparen” um die Luftnummer zu Realen Werten werden zu lassen was allerdings bei Gesamtvermögen aller Besitzenden mit denen man die Welt 5x aufkaufen könnte schwierig werden wird … der Besitz fußt auf Bodendiebstahl incl. Überbewertungen ,Besitztiteln, Lohnsklavenhaltung sowie bits and bytes in Rechnern ..
Juni 4th, 2012 at 18:52
Heißt das jetzt, was der Hr. Flassbeck in seinem Vortrag sagt, dass es Ziel ist alles Geld was wir haben eigentlich sofort wieder auszugeben, damit es andere zum Investieren verwenden können.
Der einzige Zweck meines Daseins also darin besteht, ständig irgendetwas zu produzieren, dafür Geld zu erhalten, was ich dafür ausgeben soll, dass andere produzieren können, damit die dann…
Hier fängt doch wieder die wirklich interessante Frage an, die sich, so wie es heute aussieht irgendwie ausserhalb der Wirtschaft abspielt.
Wann soll das zu Ende sein oder wie lange dauert es?
Die Produktion als Selbstzweck, weil man ja irgendwie das Geld hat und nun auch etwas damit anstellen muss.
Das endet doch dann in dem gleichen Spiel was wir jetzt spielen, dass krampfhaft nach irgendetwas gesucht wird was sich zu Geld machen lässt und das immer schneller.
Juni 4th, 2012 at 19:04
@altautonomer
Vergleiche https://de.wikipedia.org/wiki/KL mit
https://de.wikipedia.org/wiki/SS oder https://de.wikipedia.org/wiki/KZ …
Muß man nicht so hoch hängen, oder ?
Juni 4th, 2012 at 19:16
@Guest(36)
Zweck der kapitalistischen Produktionsweise war schon immer nur: ‘Geld scheffeln’.
Ok, richtigerweise heißt das: Eigentumsvermehrung.
Ob Du da auch leben und was essen willst, ist, wenns mal grad ‘gut’ läuft, netter Nebeneffekt.
Aber nicht Sinn und Zweck der Veranstaltung: Kapitalismus.
Btw. Der Sinn Deines Daseins besteht darin, anderen zu helfen, daß sie ihr Eigentum vergrößern. Wenn Du das nicht machst, bist Du fürs Kapital überflüssig(er) Esser.
Ich geh mal davon aus, daß Du nicht zu den Kapitalisten gehörst. Deren wäre, durch fremde Arbeit alles einzusammeln, was da einzusammeln geht…
Flassbeck meint wohl soetwas wie einen ‘geschlossenen’ Geldkreislauf – hätte aber mit Kapitalismus nichts zu tun, auch wenn er es gern hätte, sorry.
Juni 4th, 2012 at 19:39
@Wat. #38
So entspricht das ja auch meiner Erfahrung.
Deshalb habe ich ja das Absurde einfach nochmal aufgeschrieben.
Was Hr. Flassbeck da gesagt hat, klingt ja quasi wie eine Utopie.
Ach, das Geld könnte so schön sein, wenn es eigentlich niemals irgendwo existent wäre, weil es ständig den Besitzer wechselt.
Tja, kaum mach ich’s richtig, schon gehts.
Das Ziel ist also nach Herrn Flassbeck, dass das Geld funktioniert.
edit:
Man kann dann natürlich sagen, dass das Geld jetzt schon perfekt funktioniert.
Da wo es ist, hat es offensichtlich zu sein und da wo es nicht ist, soll es auch gar nicht sein.
Juni 4th, 2012 at 21:15
Wunderbar lockerer, allgemeinverständlicher Vortrag von Flassbeck. Habe ihn schon im März gesehen und als .mp4 aufgezeichnet, weil man im Inet ja nie weiß, ob eine URL am nächsten Tag noch existiert.
Anläßlich eines Deiner früheren Artikel, aus dem auch ein wenig Verzweiflung über die in unserem jetzigen (mit Absicht ruinierten – zu ruinierenden) Universitätswesen dargebotene Wissenschaft sprach, habe ich mal eine Liste von Personen aus diesem Bereich angelegt, deren Beiträge in verschiedenen Publikationsorganen ich mehr oder weniger regelmäßig lese, als Diskussionsgrundlage im eigenen Kreis benutze, bzw. auf diese aufmerksam mache.
Hier ist die (unvollständige – nur was gerade präsent ist) Liste. Sie sind alle Prof. Dr., dehalb lasse ich das jetzt mal weg:
Ökonomen – im deutschsprachigen Bereich:
Heiner Flassbeck
Peter Bofinger
Rudolf Hickel
Gustav Horn
Heinz-Josef Bontrup
Ökonomen – im angelsächsischen Bereich:
Paul Krugman
Josef Stiglitz
Michael Hudson
James Galbraith
Richard Wolff
Amartya Sen
Edward S. Herman
Politologen, Soziologen:
Elmar Altvater
Peter Grottian
Christoph Butterwegge
Gerhard Bosch
Mathematiker, Statistiker:
Gerd Bosbach
Walter Krämer
Diese Leute haben natürlich im einzelnen auch ganz unterschiedliche Auffassungen, aber die Beschäftigung mit ihren Beiträgen lohnt sich immer – und sei es nur als Antidot zu den allgegenwärtigen Mainstream-Lügen, dem heutigen Opium des Volkes…
Juni 4th, 2012 at 22:00
@Guest(39)
“Da wo es ist, hat es offensichtlich zu sein und da wo es nicht ist, soll es auch gar nicht sein.”
So ist es mE auch, jedenfalls dann, wenn ‘man’ der Logik dieses Systems hier folgen will.
Will ich aber nicht mehr^^
Geld ist unmittelbar an Ware gebunden. Es ist ‘nur’ die umgewandelte Form der Ware.
Das war es schon immer. Auch in Zeiten als der einzelne Handwerker noch sein eigener Arbeiter/Produzent und Eigentümer seiner Produktionsmittel war.
Im Kapitalismus heutzutage gehts aber lange nicht mehr nur um diese ursprüngliche Akkumation, heute gehts um erweiterte Akkumulation. Die ist nur über Kredit und Lohnarbeit, also fremde Arbeit möglich.
PS – Ist es nicht eigentlich bescheuert, wenn ‘man’ Hunger hat, dann Geld haben zu wollen?
… vielleicht sollten ‘wir’ da doch mal ganz pragmatisch rangehen und ‘uns’ erinnern, daß Geld im Gegensatz zu Brot* nicht satt macht – also unser ‘Arbeitsziel’ mal einer Überprüfung unterziehen…
*Niemand lebt von Brot allein, setzte ich nur als Metapher, für alles was ‘wir’ so brauchen (möchten)
Juni 4th, 2012 at 22:13
++ OT ++
Hat denn schon jemand die KTO & BLZ von Schleckers Spendenkonto …? Soll ja offiziell nur noch 40 Mio besitzen der Arme .
Juni 6th, 2012 at 11:47
Ich habe den Vortrag mit großem Interesse gesehen und habe an der Schlüsselstelle Lohn einige Fragen :
1. Gilt die These, dass Inflation durch die Lohnentwicklung angetrieben wird, universell, wenn ja warum ? Dies erscheint mir relativ wichtig für den Zusammenhalt der Theorie zu sein und ich habe so meine Zweifel ob die Hyperinflation in den 20ern damit zu erklären wäre.
2. Zum Start der Währungsunion wurde ein gemeinsames Inflationsziel (die knapp 2% definiert). Wenn dies nach Flassbeck nur unter der Bedingung einer Erfüllung dieses Zieles durch jeden Staat einzeln systemstabil zu erreichen gewesen wäre, wodurch hätte dann je Angleichung der Lebensverhältnisse erreicht werden können ? (mal abseits der Frage, ob dies Ziel war, m.E. bliebe es doch für echte Nachhaltigkeit notwendig)
Dazu: War es nicht so, dass insbesondere Produkte und Dienstleistungen des täglichen Lebens in den frühen 90ern ein deutliches Preisgefälle hatten, tendenziell korrespondierend mit dem minderen Lohnniveau außerhalb der „Nordländer“ (ohne dass dies im Saldo zu einem identischen Lebensverhältnis geführt hätte, nur Eindruck, durch mich nicht untersucht) ? Also gab es zumindest in diesem Bereich keine vergleichbaren Produkte, die beide initial 100 gekostet haben, oder ?
Dazu noch: Ich sehe wohl, dass es im täglichen Leben etwa in Deutschland Kosten- und Einkommensunterschiede etwa zwischen Nord und Süd, wohl noch extremer in Frankreich zwischen den Zentren und der Provinz gibt. Inwieweit sind solche Unterschiede unter den Bedingungen der gewünschten europäischen Einheit zu akzeptieren und wenn nicht, wie kann man dies unter Bedingungen der offenbar nötigen Parallelinflation dann noch heilen ?
3. Gelegentlich wird Flassbeck und anderen die Ungültigkeit der Betrachtung der einfachen Korrelationen vorgehalten, meint er wohl dies mit dem Brechtzitat „.. seht durchs das Fernrohr …“ ?
Danke für die Mühe mit den Antworten.
Udo
Juni 6th, 2012 at 12:28
@Udo: Die Fragen sind eher etwas für ein Seminar und nicht für einen Blogkommentar. Ich maße mir nicht an, hier solche Zusammenhänge en passant erklären zu können, gebe aber ein paar Hinweis aus meiner Sicht.
1) Nein, das ist nicht universell zu verstehen, sondern m.E. für eine ‘geordnete’ Volkswirtschaft. Auch die Geldmenge spielt eine Rolle, vor allem wenn bestimmte Parameter eine gewisse Größe erreichen wie z.B. in einer Hyperinflation. Wenn man Preisexplosionen mit Gelddrucken bekämpft, werden die Löhne quasi irrelevant. Andere erachten ja nur die Geldmenge als entscheidend, wogegen allerdings die Aktualität schon spricht. Es ist schon viel zu viel Geld im Umlauf. Man stelle sich vor, unsere reichen Renditejäger fingen an zu konsumieren, würden Brot und Schuhe kaufen für ihr Geld. Das würde ratzfatz zur Katastrophe werden.
Hier muss man auch den Unterschied sehen zwischen dem Außenwert einer Währung und der Preisentwicklung, da wird es dann komplizierter.
2. Ich kann mich nicht erinnern, dass eine Angleichung der Lebensverhältnisse auf der Agenda stand. If so, müsste aber Deutschland zusehen, dass es ‘weniger produktiv’ wird, also höhere Löhne zahlt/mehr Inflation schafft. Tatsächlich tat es das Gegenteil. Dass man in einer Gemeinsamen Währung bei unterschiedlichen Startbedingungen eine Angleichung schafft, ist nur durch Ausgleichungszahlungen möglich. So haben wir das mit der DDR gemacht, und selbst das funzt nicht wirklich. Es gibt aber ja Freizügigkeit. Die kann ‘Ausgleich’ schaffen.
3. Flassbeck zeigt, dass es einfache Korrelationen gibt, die über Jahrzehnte evident bleiben. Ich schätze, dass auch er nicht meint, dass sie unter allen Umständen gelten und nicht durch äußere Einflüsse relativiert werden. Was er freilich feststellt, ist dass seine Kollegen gern völlig an diesen Korrelationen vorbei orakeln und sie z.T. ins Gegenteil verkehren. Das müssten die mal erklären, können sie aber nicht.
Juni 6th, 2012 at 13:12
ty
Juni 11th, 2012 at 01:43
Obgleich ich diplomierte Ökonomin bin, habe ich während des Studiums vor allen Dingen gelernt, die Dogmen der Volkswirtschaftslehre anzuzweifeln.
Das Grundproblem der Ökonomie liegt darin, dass sie nur auf der Basis der Quantifizierung funktioniert. Allerdings lassen sich in unser komplexer werdenden Kultur viele “Güter” nicht mehr sinnvoll quantifizieren.
So gewinnt in den Diskussionen der Wirtschaftsexperten das an sich esoterische “qualitative” Wachstum an Bedeutung.
Die Problematik der Qualität von Wirtschaftsprozessen erscheint dann in der Volkswirtschaftslehre auch als zentrales, nicht auflösbares Problem der externen Effekte.
Sie findet sich auch wieder im betriebswirtschaftlichen Rechnungswesen bei der Berechnung von Unternehmenswerten.
Was jedoch entscheidend bei der Bewertung der Aussagen von Ökonomen ist, dass sie das Phänomen der Innovation nicht erklären können.
Dabei ist Innovation von maßgeblicher Bedeutung für alle dynamischen volkswirtschaftlichen Prozesse, insbesondere in der Wachstumstheorie.
Innovation wird als externe, nicht erklärbare Variable definiert, welche der “Experte” stets irgendwie willkürlich festlegt.
Der Innovationsbegriff ist so rätselhaft und dubios in der volkswirtschaftlichen Theorie wie das “Ding an sich” der Kantischen Philosophie.
Die Volkswirtschaftslehre begrenzt sich notwendiger Weise auf irrationale Art selbst, indem Prämissen über die Welt getroffen werden müssen, welche die Weltwirklichkeit in heute nicht mehr akzeptabler Weise simplifizieren.
Ohne die simplifizierenden Prämissen ist eine Quantifizierung unmöglich.
Es ist auch so, dass im Grunde in den formulierten Prämissen der Ökonomen bereits implizit alle Schlussfolgerungen, alle “Empfehlungen”, alle Resultate der Wirtschaftswissenschaftler enthalten sind.
Mit der Manipulation der Prämissen ist faktisch jede Aussage als “wirtschaftswissenschaftlich” legitimierbar.
Dies ist die eigentliche “Logik der Marktwirtschaft”.
Allein die Prämisse des homo oeconomicus ist extrem weltfremd, wird aber dennoch allen Aussagen zugrunde gelegt.
Das Systemdenken der Ökonomen ist primitiv und ignorant, weshalb sich ihre Prognosen ständig als unzuverlässig erweisen. Die Überlegungen der Wirtschaftsfachleute sind orientiert an einem antiquierten, mechanistischem Weltbild.
Wenn wir unsere wirtschaftlichen Probleme überwinden wollen, müssen wir m.E. vor allen Dingen die ökonomischen Denkweise überwinden, welche in allen ihren Ausprägungen (Liberalismus, Neoliberalismus, Marxismus, Keynesianismus, Neokeynesianismus usw.) weltfremd ist.
Die Lösung unserer ökonomischen Probleme besteht darin, die Ökonomen zu entmachten, weil ihre Modellrechnungen systematisch falsch sind, uns in die Irre führen.
Die europäische Währungsunion funktioniert deshalb nicht, weil ökonomisches Denken so dominant geworden ist.
Juni 11th, 2012 at 10:31
Auceza meinte:
Juni 10th, 2012 at 23:08
“Das Problem der Parteien des linken Spektrums scheint es zu sein, dass sich alle nur dabei einig sind, dass der konservative Neoliberalismus unmenschlich ist und ins Verderben führt.
In den meisten anderen Punkten trennen tiefe Gräben die politisch nach links orientierten Menschen. Insbesondere dann, wenn es darum geht Problemlösungen zu entwickeln.”
Blablabla.
Wenigstens endet dein Kommentar nicht mehr mit “Eure Auc”. Es kann also nur noch besser werden.