Sehen wir’s sportlich: Vielleicht ist die Linke die erste klassische Partei, die den Personenkult ablegt und trotzdem überlebt. Wenn nicht, ist es schade um die “Linke”, dann muss die Linke sich halt in anderen Organisationsformen wiedererfinden.

                         oskar

Zeitgemäß ist auch eine Partei ohne charismatischen Führer nur bedingt, denn es bedarf anderer Strukturen als der klassischen, um als Bewegung oder Programmpartei Erfolg zu haben. Die Piraten bieten die Voraussetzungen dafür, die Grünen hatten sie dereinst. Letztere haben sich schneller Schritte von all den guten Vorsätzen, sich nicht korrumpieren zu lassen, getrennt. Die Linke könnte das Gegenteil tun und zum Beispiel die Rotation wiederbeleben. Das ist erzdemokratisch, und man muss sich nicht lange über schlechte Chefs ärgern, weil die es nicht lange sein werden.

Lafontaines Politik der Opposition lässt sich ohne ihn vielleicht sogar nachhaltiger umsetzen. Wenn die Werte im Vordergrund stehen und nicht irgendwelche mächtigen Pfauen, schützt das vielleicht vor Fehlern wie der Regierungsbeteiligung in Berlin, für die ich bis heute vergeblich auf eine Erklärung warte. Wie konntet ihr nur? Mit einem wie Sarrazin regieren und eure Ziele derart verraten? Ist das ansteckend?

Eine neue Bewegung

Hätte, wenn und wäre. Voraussetzung dafür ist, dass sich Bartsch und andere politische Funktionsmöbel nicht als Sieger empfinden und ein intrigantes Spiel auf die Spitze treiben. Das wäre tatsächlich das Ende der Partei, soweit sie sich nicht als Ostpartei einrichten will. Das Risiko, das sie ohnehin eingeht, ist dass man sich auf die Zeit nach ihr einrichten wird. Man kann das als Spaltung auffassen oder als Chance: Die Zukunft der Linken liegt außerhalb der Parlamente.

Dass die Menschen Gesichter wählen, Schwiegersöhne, Schönredner, Volkstribune und Vaterfiguren, ist der Stand der Dinge; traurig genug. Während das aber Parteien des neoliberalen Spektrums nützt und all denen, für die Programme, Inhalte und Ziele auf geduldiges Papier geschmiert werden, muss die Linke ohnehin anders denken. Sie ist als einzige nicht “Mitte”. Das muss ausgetragen werden, und zwar mitten in der Gesellschaft. Auf den Plätzen, in den Familien, den Betrieben und den Hochschulen. Weniger als eine neue Bewegung bringt sie nicht voran. Davon kann die Partei, die sich “Linke” nennt, ohnehin nur ein kleiner Teil sein.