blockupIch werde mir ein schönes Wochenende machen, muss eh an Pfingsten arbeiten und reise daher nicht bei rentneruntauglichem Wetter nach Frankfurt. Ist das nicht unsolidarisch? Ich beobachte mit einem gewissen Schmunzeln die gerichtlichen Auseinandersetzungen um die geplanten Aktionen, und da sind wir auch schon mitten drin in meinem Unverständnis. “Geplante Aktion” ist schon nicht wirklich Rock’n Roll, und dieses ewige “Bitte bitte” Sagen der Deutschen ist irgendwie unsexy. Wenn ich ein Bankenviertel lahmlegen will, kündige ich das nicht monatelang an und mache es von keiner Genehmigung abhängig.

Ich weiß nicht, ob es in Deutschland jemals zu einem Bewusstsein kommt, das nicht bei der Wetterkarte endgültig in den Wohlfühlmodus schaltet und bis dahin durstig aufgesaugt hat, was es morgen zu denken hat. Eine massenhaft verbreitete Einsicht in die Verhältnisse dergestalt, dass die Menschen wissen, dass, wie, warum und von wem sie vereimert werden. Ein Unbehagen, das sich von Zweifeln nährt, sich nur durch Information kurzfristig beruhigen lässt und daraus folgend selbsttätig nach Aktion schreit. Dann nämlich wäre der Punkt erreicht, an dem die Banken erzittern könnten. Das müsste dann auch niemand mehr ankündigen oder genehmigen, weil die Menschen sich das gar nicht verbieten ließen.

Uns geht’s gut

Wenn Polizisten sich fragen müssten, auf wessen Seite sie stehen, wessen Rechte sie schützen sollen, was Demokratie und Rechtsstaat bedeuten, auf die sie vereidigt sind und wer die öffentliche Ordnung wirklich gefährdet, das wäre eine Lage, in der man sich mit den Banken anlegen könnte, ohne am Ende eine Demonstration der Schwäche abzuliefern. Hat irgendwer in den Marmorhallen Angst vor den Protesten? Nein? Dann taugen sie wenig. Ich will den Campern, Organisatoren und Protestlern gar nicht nachsagen, ihr Engagement sei überflüssig, falsch oder sonstwie abzulehnen. Sie sollten nur nicht den Fehler machen zu glauben, sie könnten in dieser Form damit Erfolg haben.

Viel zu wenige interessiert der ganze Karneval überhaupt. Diejenigen, auf die es ankäme, stellen nicht einmal einen Zusammenhang her zwischen den Banken, dem Protest und ihrem eigenen Leben. Geschweige denn wären sie schon auf dem Weg, sich über die Zustände in der Welt zu empören. Ihnen geht es gut. Sie vertrauen der Kanzlerin. Sie verstehen nicht einmal ansatzweise, was es hier zu protestieren gibt. Okay, dass die Banken Fehler gemacht haben, das wissen sie. Aber jetzt wird ja alles geregelt. Und wenn wir nicht mehr über unsere Verhältnisse leben, kommt auch das Wachstum wieder. Das ist der Informationsstand. Gegen den würde ich gern protestieren.