Es scheint beinahe so, als hätte Merkel beschlossen, daß der Wahlkampf diesmal ausfällt und die Parteien sich dem in gleicher Lustlosigkeit angeschlossen. Hatten mich die Sprechblasen vor der Europawahl noch zu “Neoliberalyrik” inspiriert, taugt das, was da jetzt auf uns herabschielt, zu gar nichts mehr.

Die Kanzlerin wird untertitelt mit “Klug aus der Krise”. Wer aber ist “Klug” und wie kam er in die Kanzlerin? Nein, die Kanzlerin ist klug und kommt aus der Krise? Indem sie nichts tut, außerdem nichts und überhaupt gar nichts? Das scheint im Hinblick auf ihre Wahlchancen ja recht klug zu sein, ist aber nur die halbe Wahrheit. Die gute alte Wannenlifter-Werbung wäre das Vorbild: Sicher raus aus der Krisenwanne – und wieder hinein. Oder war ‘s umgekehrt? Egal, “wählt das Merkel”, so die Message, “wir haben kein anderes”.

Westerwelle lächelt mir zwischen gephotoshoppten Aliens, die wohl seine zufriedenen Wähler darstellen wollen, entgegen und stellt fest: “Deutschland kann es besser”.
Ja sicher, Guydeau, wer könnte es nicht besser als du, aber was willst du uns damit sagen? Daß hier nun einmal nicht die Besten gefragt sind, sondern die Billigsten und Willigsten? Und daß gegessen wird, was auf den Tisch kommt? Wissen wir schon. Müssen wir das jetzt auch noch wählen?

In meiner alten Heimatstadt hängen vornehmlich SPDler an den Laternen. Beim ersten dachte ich noch, “erfahren und zuverlässig” sei ja ganz schön realistsich, weil eben langweilig, charakterlos und nichtssagend. Passte außerdem hervorragend zu der abgebildeten Flachzange. Als ich aber dann einen weiteren entdeckte, der ebenfalls nichts anderes war als “erfahren und zuverlässig”, kam ich ins Grübeln. “Sozialdemokraten” sind also alle und im Kern “erfahren und zuverlässig?” – und sonst nichts? Mit allen großkoalitionären Wassern gewaschen? Die Hand immer erhoben zu Gruß und Wahl eines Chefs aus der Union? Erschreckend transparent.

Naja, das wird wohl nix. Ein bißchen ist mir wie beim zähen Ableben eines sehr alten Onkels, der es dann irgendwann endlich schafft. Wenn es dann vorbei ist, atmet man auf, das Leben geht weiter, wenn auch wieder einmal noch ein wenig trauriger. Ich freue mich auf den Wahltag. Ein Ende ohne Schrecken auf einem Weg ohne Hoffnung. Vielleicht werde ich Buddhist. Oder Astronaut. Bloß weg hier.