bibFrüher waren Aufrufe vom Künstlern und Schriftstellern ein Korrektiv der Politik. Sie standen meist links vom Mainstream, waren besser informiert als die meisten Bürger, ihre Motive Solidarität und eine demokratische Gesinnung. Was die Blindgänger der empörten “Urheber” anbetrifft, so weht der Wind von der gegenüberliegenden Seite. Sie haben zwar ganz offenbar keine realistische Vorstellung von der aktuellen Entwicklung in Technik und Medien, machen sich keine Mühe, ihre Ansprüche gegen die Zukunft der Bürgerrechte abzuwägen und bringen nicht einmal das Bewusstsein auf, dass die unter Vertrag stehenden Autoren nicht alle sind, die kreativ arbeiten. Eines aber ist für sie unantastbar: Ihr Eigentum. Ganz im Sinne neoliberaler Propaganda nach Art der INSM identifizieren sie dieses obendrein mit “Freiheit”.

Abb.: Antiker Verbrecher – Urheberrechtsverletzer auf frischer Tat

Das Niveau solcher kapitalistischer Manifeste kennen wir aus Talkshows und Kampagnen wie “Sozial ist, was Arbeit schafft”. Für diese Halbgescheiten gilt demnach “Kunst ist, was uns Geld einbringt”. Die angeschlossenen Kampagneros ihrer Verwerter erklären über ihre Verkündungsorgane derweil, warum die Argumente der Gegner alle falsch seien, zum Beispiel, dass die Interessen der Verlage die Interessen der Künstler seien. Lesen die das eigentlich? Sehen sie sich also als Mehrwertproduzenten? Damit könnte ich wenigstens arbeiten. Am Rande bemerkt: Ich habe die FAZ aus den Favoriten geworfen, deren Agitprop in der Sache meinen Verstand beleidigt.

Die Tradition von Aufrufen und Resolutionen von Künstlern war das Einschreiten für Humanität und Fortschritt. Die “Urheber”- Hanswurste machen einen Aufstand ihrer Kasse wegen und um des Erhalts überkommener gesetzlicher Bestimmungen. Überkommen nicht wegen moralischer Ansichten, mit denen ich diese Gierhälse gar nicht konfrontieren möchte. Überkommen schlicht wegen der Unmöglichkeit eines “Weiter so!”.

Freiheit ist Eigentum

Es geht nicht. Der Preis der Kontrolle von ‘Vertriebswegen’ und der Verfolgung Kriminalisierter würde die Gesellschaft fundamental ändern. Sie würden sich wundern, wieviel “Freiheit” da noch übrig bliebe. Es geht nicht – wie naiv! – um die Frage, ob bald allen alles gehört, sondern welche Veränderung man hinnehmen will und welche nicht. Ob man die Zukunft gestalten will oder den Besitzrechten totale Priorität einräumen.

Die da so krakeelen, das sind übrigens die, die drin sind. Deren Verlage uns hier draußen schreiben, dass wir nicht “ins Verlagskonzept passen”. Die hemmungslos – siehe Hegemann – die wirklich freien Autoren abschöpfen, um sich zu bereichern. Die freie Journalisten bis aufs Blut aussaugen und zum Berufswechsel zwingen. Die ihre Leser verachten und immer miesere Qualität servieren, weil diejenigen, die freiwillig zahlen, ihnen in Scharen davon laufen und denen nichts anderes dazu einfällt als Leute rauszuwerfen.

Überall stellen sie ihre Zollhäuschen auf, wollen hier noch etwas abgreifen und dort noch mitkassieren. Alles, was ihnen dabei entgeht, rechnen sie als “Schaden” auf. Derweil wird ihnen dieselbe Legitimität zugebilligt wie allen anderen Halsabschneidern. Was macht man da? Na klar: Eine Anzeigenkampagne. Die Liste der Willigen werde ich mir jedenfalls kopieren. Sollte mir je einer dieser Kapitalkünstler als “Intellektueller” untergejubelt werden, haue ich ihm diese Bankrotterklärung um die Ohren.