Das “WM-Jahr” interessiert mich nicht. Ich bin weder ein ausgesprochener Fetenmuffel noch jemand, der keine Ahnung von Fußball hat, aber das Ereignis, das keines ist, nervt, schlimmer noch als Weihnachtssterne im September.
Zum Beispiel Radio: Seit Monaten halten Werbeagenturen es für eine Supiidee, unschuldige Autofahrer vor den Nachrichten hysterisch anbrüllen zu lassen. Alles, was irgendwie so zurechtgebrochen werden kann, daß es etwas mit Fußball zu tun haben könnte, wird derart angepriesen. Für die Hörer ist das purer Streß, müssen sie doch während der Fahrt Zettel und Stift bedienen, um zu notieren, was sie nie wieder kaufen wollen.
Zum Beispiel Politik: Alle müssen plötzlich vom Fußball reden statt ihren Job zu machen und so tun, als hätten sie schon immer gewußt, was Abseits ist. Mir ist wurscht, ob Merkel das Wunder von Bern kennt, solange sie uneseren Soli nicht dorthin überweist.
Was ist überhaupt mit Fußball? Haben sich die Experten eigentlich je gefragt, wer Jürgen Klinsmann ist und was er vorhat? Offenbar nicht. Warum ist die deustche Abwehr so löchhrig? Warum setzt er ständig unerfahrene Verteidiger ein? Wie konnte es geschehen, daß die ganze Welt weiß: Da kannst du beim Durchspazieren ruhig einen Haken extra schlagen – die tun nix!?
Liebe Fußballfreunde, der Mann ist Stürmer! Abwehrspieler kann er nicht leiden. Die Typen, die ihm seine historische Torflaute beschert haben, müssen jetzt endlich bluten.
Laßt ihn also besser die Spiele 4:3 gewinnen, dann wird alles gut. Und für alle, die nicht auf dem Platz stehen heißt es: Klappe halten und an die Arbeit!