Die Sanktionierung jugendlicher Arbeitsverweigerer in Form des Entzugs ihres Existenzminimums ist eine bewusstseinserweiternde Maßnahme, die durch nichts anderes zu ersetzen ist. Wer eine Arbeit nicht aufnimmt, weil sie ihm nicht gut genug bezahlt wird, nicht seinen Neigungen entspricht oder er gar der Ansicht ist, er müsse sie nicht tun, weil er davon auch nicht leben könne, muss auch nicht essen. Das bedeutet, dass er kein Geld bekommt für nichts, auch nicht für ein unverdientes Brot. Und auch die auf Antrag eventuell erhältlichen Lebensmittelgutscheine werden nur gnadenhalber genehmigt, also eher gar nicht. Das lehrt Demut und Realitätssinn.

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Fanal der Enteignung: Steuerquote seit 1960 irgendwie immer höher (Quelle: BMF)

Sie müssen sich also durchschnorren, schwarz arbeiten oder klauen. Es lässt sich auch lustig wohnen ohne die Miete zu zahlen, die Busfahrt geht auch ohne Ticket. Ein paar Möhrchen Im Garten sind ebenfalls nicht schlecht. Oma hat vielleicht noch etwas im Sparstrumpf, und wenn man keine eigene hat, sucht man sich vielleicht eine andere, die man für den Weg zur Spaßkasse kurzfristig adoptiert. Wird schon gehen, denn das ist Deutschland hier. Immer noch besser als anderswo, wo man es nicht besser hat und für die Flucht aus der Eigenverantwortung ganz ungefragt bestraft wird. Da gibt es nicht einmal die Option zu arbeiten.

Die Hälfte der Jugendlichen Südeuropas kann sich das Arbeiten schon sparen. Sie werden nicht gebraucht für diese Marktwirtschaft, diesen Kapitalismus. Für den gilt übrigens: Jugendliche, die mehr als zwei Jahre arbeitslos sind, “sind meist für ihr ganzes Arbeitsleben geschädigt”. Sie finden keine Anschlussverwendung als Humanressourcen, werden daher aus der Humanität ausgesourct. Die Sanktion im blühenden Deutschland ist auch darauf eine gelungene Vorbereitung, ebenso wie die Gewöhnung an oben genannte Optionen als Alternativen zu einer anständigen Beschäftigung. Ihnen steht allerdings der Weg des Gnadengesuchs bei wohlhabenderen Zeitgenossen frei, die womöglich ein Herz für Verlierer haben. Gegen ein wenig Herzlichkeit und Dankbarkeit im Tausch, versteht sich, so lernt auch der sonst hoffnungslose Plebs wenigstens Manieren. Es wird natürlich auch immer welche geben, die keinen Mäzen finden. Nun ja, die Zeiten sind hart.

Niemand hat eine Absicht

Wir leben dennoch in der besten aller Welten, das muss man wohl immer noch betonen, und obendrein im besten aller Länder. Wer sich jetzt nicht anstrengt, braucht’s nimmermehr; wer jetzt kein Haus baut, wird keins mehr haben. Es ist Freiheit. Niemand hat die Absicht, sich hinter Mauern und Stacheldraht zu verschanzen. Die Einsicht in historische Notwendigkeiten mag dennoch da und dort – in Maßen – ein wenig Draht und Beton hervorbringen. Vergleiche verbieten sich. Das Volk wird nicht eingesperrt, es wird halt ein bisschen ausgesperrt. Die Russen kommen auch nicht, es wird auschließlich hochwertiger NATO-Draht verwendet. Wir sind die Guten!

Der Bürger muss das verstehen. Wie soll man das Paradoxon auflösen, dass Menschen, die nicht zur Arbeit gebraucht werden, sich ihr Leben durch Arbeit verdienen können? Wir können ihnen doch nicht zugestehen, dass sie einfach so leben? Ohne Arbeit? Und obendrein ohne Not? Wo bleibt da der Anreiz?
Wie soll das gehen? Den hart verdienten Reichtum mit jedem Habenichts teilen? Die Leistungsträger enteignen? Das Eigentum abschaffen? Chaos und Elend wären die Folge. Das kann niemand wollen. Niemand!1!!