Ich weiß nicht, ob Simone Peter, die sich “Spitzenkandidatin der Grünen” im Saarland nannte, das Ritual nicht kapiert hat oder die Unterwürfigkeit schon so verinnerlicht hat, dass sie nicht einmal erkennt, wer ihre Herren sind. Als sie zum Ausgang der Wahl befragt wurde, fiel ihr folgendes ein: Zunächst gab sie sich besorgt über “stabile Verhältnisse”, die Heiko Maas am Herzen lägen. Der ist übrigens der SPD-Spitzenmann, der sich schon vor der Wahl der CDU zu Füßen geworfen hatte.

Ganz nebenbei haben sich die Grünen zuletzt in NRW mit der SPD in einer Minderheitsregierung begeben, womit der Nonsens von den “stabilen Verhältnissen” nicht bloß eine Worthülse ist, sondern sich unmittelbar gegen das ‘Machtstreben’ der Grünen richtet. Oops. Wobei man natürlich vorsichtig sein muss mit dem Wort von der “Macht”. Nicht bloß ist die vielleicht gar nicht zu Hause in einer Landesregierung; wenn man sich an den Kotau von Sylvia Löhrmann vor Hannelore Kraft erinnert, war das auch keine gar so eindrucksvolle Machtdemonstration.

Kommunisten gestern und heute

Das einzige, was sich inzwischen wie ein roter Faden durch das Gewese der grünen Bücklinge vor den “Sozialdemokraten” zieht, ist das Linken-Bashing. Frau Peter ist vermutlich so ungebildet, dass sie nichts weiß von der sehr jungen Geschichte ihrer Partei. Dass die Grünen genau so gemobbt und als “Kommunisten” gebrandmarkt worden sind wie heute die ‘Linke’. Oder dass die Grünen selbst einmal ausdrücklich links sein wollten. Vielleicht muss man die ganze Partei inzwischen als eine von Konvertiten betrachten.

Simone Peter sagte schließlich wörtlich:
Die Partei die Linke kann nicht verantwortungsvoll haushalten, wir haben in den letzten zwei Jahren eine Schuldenbremse mitgetragen …

Chapeau, Applaus, ganz fulminant! Und jetzt? Was hat es die Grünen zu interessieren, wie ein Steigbügelhalter der CDU “Stabilität” definiert? Was interessiert es Wähler der Grünen, ob eine andere Partei “haushalten” kann, die noch nie regiert hat? Was soll das?

Opposition zum Fürchten?

Und als sei das noch nicht genug der bizarren Komik, versucht sich diese politische Geheimwaffe dann noch mit einem Abnicken des infantilen Vehikels der Schuldenbremse zu profilieren. Ich wette, sie glaubt wirklich, Schulden ließen sich bremsen, und zwar per Gesetz. Dass das eine tolle Sache ist und die Rettung für uns alle. Und die Grünen haben mitgemacht! Headache!

Ich finde diesen Einzelbeitrag deshalb erwähnenswert, weil er die Würde der Veranstaltung auf den Punkt bringt. Ernsthaft: Es ärgert mich zutiefst, dass jeder, der noch bis zwei zählen kann, über unsere politische ‘Elite’ nur noch lachen kann.

Erwähnenswert ist ansonsten noch, dass der Vertreter der Piratenpartei ganze zehn Sekunden bekam, um sich äußern zu dürfen. Das Establishment hat offenbar nackte Angst vor denen, und ich hoffe, dass die Piraten etwas daraus machen. Am besten offen und prägnant formulieren, was ihnen da begegnet. Eine schlimmere Opposition könnte es gar nicht geben.