Na dann machen wir doch einen Vorschlag
Posted by flatter under PolitikKommentare deaktiviert
21. Aug 2009 0:20
INSM-Joffe verklickert heute den Käufern des Kreuzworträtsels im Magazin seiner Wochenandacht, warum der Kapitalismus Freiheit und Demokratie ermöglicht. So weit ich weiß wird behauptet, daß das Gesamtwerk Franz Kafkas den Rekord in puncto Sekundärliteratur hält. Zählt man Paraphrasierungen dazu, dürfte das Lambsdorff-Papier ihm längst den Rang abgelaufen haben. Es gibt ganze Think-Tanks, täglich hunderte Medienprodukte und Armeen von Sprechpuppen, die nichts anderes tun als den Quark breit zu treten, der da niedergeschrieben ist.
Anders Gedachtes wird von derselben Mehrheitsfraktion von Funktionären und deren Zulieferern stets als “Kommunismus” gebrandmarkt. Das hat sein Recht, denn das kommunistische Manifest ist einer der wenigen Gegenentwürfe, wenngleich nicht so ideologisch borniert.
Von dem sich zu befreien, ist nicht einfach. Blogger und Linke reiben sich auf an der Frage, ob Begriffe wie “Politik” oder “Wirtschaft” noch Sinn machen, ob man nicht den Einheitsmedien schon auf den Leim geht, wenn man sich auf diese einläßt. Ich finde diese Diskussionen nicht fruchtbar, aber allemal symptomatisch.
Noch schwieriger scheint es, einzelne Maßnahmen, Konzepte, Ideen aufs Tapet zu bringen, die zum Gegenentwurf taugen, hinter dem sich eine kritische Öffentlichkeit sammeln, mit dem sich eine größere Masse identifizieren könnte. Die Menschen wollen keine Verschwörungstheorien, keine extremistischen Thesen, keine langatmigen oder intellektuellen Pamphlete, die ihnen die Welt erklären. Es gibt kein Mittel gegen das Dauerfeuer der Propaganda, gegen die Parolen und Vereinfachungen des Establishments, gegen die allgegenwärtige PR.
Wirklich nicht? Gibt es denn keine provokativen, schlagkräftigen Forderungen, die das matschige Dressing des politischen Salates ein wenig aufpeppen können? Es schmackhaft oder wenigstens ungenießbar machen?
Vollen Ernstes schlage ich da einmal etwas vor, das dem Marsch ins Feudalsystem eine ganz andere Melodie dazwischen jazzt:
100 % Erbschaftssteuer! Tot ist tot, und das Leben kann so lustig sein!
p.s.: Ich will eine Kampagne. Fortsetzung folgt.
August 21st, 2009 at 01:23
1. Gedanke bei diesem Vorschlag immer: Gute Idee.
2. Gedanke: Wie verhindern wir, dass Geld eben am Lebensabend auf andere Weise weitergegeben wird? Antwort darauf ist mir noch keine eingefallen.
August 21st, 2009 at 01:38
zu 2.:
Wenngleich bedenkentragend,kann man diese Frage diskutieren. Längst wird dieses Problem heute von Steuerfüchsen “bearbeitet”, indem zur Minderung der Erbschaftssteuer in höherem Alter die Erben “beschenkt” werden. Immer unterhalb der Bemessungsgrenze für die Schenkungssteuer, versteht sich.
Es würde sich selbst nach heutiger Rechtslage reichlich lohnen. Aber das sind Details, meine Kampagne geht eben nicht vom Status Quo aus – ganz im Gegenteil.
August 21st, 2009 at 02:59
Interessanter Ansatz. Ich hatte erst meine Zweifel, aber nach genauerer Betrachtung finde ich die Idee gut, ist sie doch eng mit dem Ansatz “Urheberrecht nicht über den Tod hinaus” verbunden, den ich sehr unterstütze.
Ich würde es aber strikt auf Geld beschränken – werden beispielsweise Immobilien und Unternehmen mit einbezogen, hätten wir effektiv eine Verstaatlichung von Dingen, die der Staat nicht braucht und reprivatisieren wird – hier wird Spekulanten Tür und Tor geöffnet.
Eine weiter Idee, um mal ähnlich radikal zu bleiben: Komplette Abschaffung der Arbeitsagenturen. Wer Arbeitskräfte sucht, soll sich gefälligst selbst drum kümmern, auch in Sachen Aus-/Weiterbildung. Könnte übrigens bei genauerem Hinsehen ideal mit dem bedingungslosen Grundeinkommen einhergehen.
August 21st, 2009 at 07:21
Und so sieht die Wirklichkeit aus!
https://www.ftd.de/politik/deutschland/:Erbrecht-L%E4nder-schaffen-Steuerschlupfloch/556338.html
Lassen wir uns nicht länger verarschen.
0% Gerechtigkeit ist einfach zu wenig.
August 21st, 2009 at 08:55
“Die Menschen wollen keine … extremistischen Thesen …”
“100 % Erbschaftssteuer! Tot ist tot, und das Leben kann so lustig sein!”
Ups!!!!! Wer war das? … Halte den Dieb!
August 21st, 2009 at 09:55
Manch Neugeborenes hätte schon einen annehmbareren Start, wenn es das Erbe von 20.000 Euro Staatsschulden ausschlagen könnte.
Seine beiden Eltern haben 40.000. Bei wem eigentlich?
Wieviel Schuldenberg würde bei 100% Erbschaftssteuer abgetragen?
@ Systemfrager
Vielleicht ordnest du gelegentlich dein Fragesystem.
August 21st, 2009 at 10:15
@ snozin
Ja ich bin ein denkender Mensch, aber das bedeutet immer noch nur ein Mensch. Das heißt, es ist im Prinzip durchaus möglich, dass alles falsch ist, was ich denke. Deshalb ist die Kritik da! Und ich weiß auch (ich habe auch die Technik studiert), dass man allein nicht weiter kommen kann. (Solche “Wunder” gibt es nur in der Religion, Metaphysik und den Sozial- und vor allem Wirtschaftswissenschaften – all die bescheuerten Propheten und Granden. Also in den rückständigsten „Wissenschaften“ die es überhaupt gibt) Deshalb ist mein allererster Satz immer:
NICHT DIE ARME HOCH – DEN KOPF HOCH. DENK MIT!
August 21st, 2009 at 11:16
ich bin dagegen
August 21st, 2009 at 11:22
klaus ist raus.
August 21st, 2009 at 12:18
Ja wieso das denn?????
Ich bin dagegen ist doch die radikalste Nichtforderung von allen! Und ein geiler Solgan sowieso
August 21st, 2009 at 14:04
Ich setz noch einen drauf, da ich die Lebenden nicht ungerecht bevorteilt sehen will:
Progressive Vermoegenssteuer mit Steuersaetzen von 10% an aufwaerts!
Wer sein Geld nicht ausgiebt, braucht es ja offensichtlich nicht, und traegt vor allen nicht (wie verantwortungsbewusste Staatsbuerger) zum wirtschaftsfoerdernden Konsum bei.
Vivat Keynes ;)
August 21st, 2009 at 15:49
@ viernullvier # 3
Wieso verstaatlichen, gibt da noch eine Variante – die heißt vergesellschaften!
Wieso muss man anschließend wieder etwas privatisieren? Was keiner braucht, kann weg ;-)
Firmen gehen einstweilen wenigstens an die Mitarbeiter, als Genossenschaft.
Patente/Rechte werden Allgemeingut, können also von jedermann genutzt werden – ohne Gebühren.
Immobilien gehen an die jeweilige Kommune, die diese NICHT veräußern, sondern höchstens auf Lebenszeit verpachten darf usw. usf.
Heißt allerdings, wir müssten uns auch verantwortlich fühlen, dabei könnten wir aber auch ganz ordentlich üben…
August 21st, 2009 at 19:48
Die Idee mit den 100% ist gut gemeint, dafür gibt es ein Sternchen! Und da sie gar nicht durchführbar ist, gibt es gleich noch zwei Sternchen dazu… warum? -
Wenn die Steuer bei normaler Durchführung (progressive Steuersätze) teilweise umgangen wird, dann wird bei 100% eben versucht, sie zu 100% zu umgehen.
Ist doch ganz einfach: wer zu viel Einkommen hat, wird dann versuchen, jeden Monat das Konto zu plündern und einen Teil davon per Barzahlung in bewegliche Güter (z.B. Gold, Kunst etc) zu investieren. Kein Amt der Welt weiß, dass man diese Dinge besitzt, die man nun unauffällig unter der Hand weitergibt. Einen Teil kann man auch gleich als Bargeld verschenken. Solange es dabei nicht um exorbitante Summen geht, kann niemand behaupten, das Geld wäre für etwas anderes draufgegangen als für einen etwas üppigeren Lebensstil.
Dieses Vorgehen hätte eine ganze Reihe von Vorteilen: so wären z.B. eintretende Wertminderungen 1:1 an den Gegenstand gekoppelt und könnten nicht von Börsenclowns einfach mal eben umetikettiert werden.
Was das Anlagerisiko betrifft, wäre dies sehr breit gestreut und läge nicht in der Hand einer kleinen Mafiatruppe.
Außerdem wäre es nur möglich bis hinauf in mittelständische Verhältnisse.
In Anbetracht dieser Argumente bin ich absolut für die 100%ige Steuer. Sie sorgt dafür, dass das Geld nicht lange bei schlechten Banken lagert, sondern recht bald den Kindern zugute kommt, die es wahrscheinlich eher sinnvoll in den Aufbau ihrer Existenz investieren, d.h. produktiv dem Allgemeinwohl zur Verfügung stellen.
Das ist jetzt nicht satirisch gemeint – falls es so aussehen sollte.
August 21st, 2009 at 22:41
Na super, die Idee! Nur leider nicht neu – das hat die römisch-katholische Kirche erfunden und mit dem Zölibat umgesetzt. Insofern wären 100% Erbschaftssteuer genau der richtige Vorschlag für die Parteien mit dem C im Kürzel.
August 21st, 2009 at 22:59
@Raze: Aber du kennst schon den Unterschied zwischen vögeln und sterben?
August 22nd, 2009 at 00:52
Oh, das war meine letzte Hoffnung. Ich dachte, wenigsten nach dem Tod wird es lustig.
Egal, ich versuche mal dann mal lustig zu sein, aber leider kann ich es nicht. Mein deutsches Kleinkariertenhirn hat wieder etwas zu mosern: Sollte von unserem Ableben wirklich der Staat profitieren? Dieser Floh in Schäubles Ohr und die Bundeswehr darf im Innern nicht mehr Deiche, sondern Finanzlöcher stopfen. Oder die nächste Massenimpfung dient zur Senkung der Krankenkassenbeiträge…
Ich bin nun mal ein unverbesserlicher, humorloser Schwarzseher :-(
August 22nd, 2009 at 01:01
Das eine führt zu le petit mort, das andere zu le grand mort?
August 22nd, 2009 at 09:43
@ Alle, das sollte die Zukunft sein !
https://www.monetative.de/wp-content/uploads/huber-robertson_kap1.pdf
August 22nd, 2009 at 10:04
@ Gekis
Gar nicht schlecht. Scheint aber sehr gesellianisch zu sein. Ich würde fast wetten können, dass die Autoren das einzige Problem der Marktwirtschaft im “falschen” Geld diagnostizieren. Ist die Gesell-Krankheit … oder die Naivität … oder so was. Hier kann man mit Marx beantworten:
“Die Oberflächlichkeit der politischen Ökonomie zeigt sich u.a. darin, dass sie die Expansion und Kontraktion des Kredits, das bloße Symptom der Wechselperioden des industriellen Zyklus, zu deren Ursache macht.“
August 22nd, 2009 at 12:40
Also früher, als wir noch so richtig in Spiellaune waren, da haben wir Nächte hindurch gepokert. Allerdings nicht um Geld. Nein, wir spielten um die Kieselsteine auf dem Weg vor unserem Haus. Immer nach so einer, ich muss sagen, äußerst kurzweiligen Nacht, türmten sich in Kisten und Kartons im Wohnzimmer wahre Stein-Geld-Sammlungen. Jeder, der Mitspieler hatte des Nachts einen riesigen Gewinn an Steinen eingefahren oder besser eingespielt.
Tja, und um dann am darauffolgenden Tag wieder neu mit dem Spiel beginnen zu können, mussten wir dann das “Spielgeld” wieder auf den Weg vor das Haus bringen. Denn, ein wichtiger Teil unseres Spieles bestand ja auch darin, dass jeder sich vor Beginn wieder mit dem nötigen “Kleingeld” bevorraten musste – ergo, raus aus dem Haus und ran an die Steine.
Hat urig Spaß bereitet – und für mich war es auch noch “arbeitserleichternd”. Denn mit dem ständigen Steinwechsel hatten die Wildkräuter auf dem Weg keine Chance – alles sah hinterher prima sauber und gepflegt aus.
Alle Mitspieler hatten Freude am Steinebewegen und – was mit das Wichtigste war – die Gewinne relativierten sich. Keiner von uns wollte steinreich werden.
Fazit: Ich bin dafür das Geld wieder zu materialisieren. Jeh schwerer desto besser. Virtuelles Geld schafft keinen Genuss, höchstens Genussrechte. Und die bringen dem Eigentümer wie die Glücksforschung sagt, auch nur bedingt und begrenzt Genuss.
Um das Thema mal langsam und locker anzugehen.
August 22nd, 2009 at 20:43
ich hab auch einen:
Enteignung von Vermögen größer “diskussionsbedürftigeZahl” Mio.!
Arg 1: solche Kapitalklumpungen sind schlecht für den Geldumlauf und damit die Wirtschaft
Arg 2: soviel kann keiner ausgeben.
August 22nd, 2009 at 21:10
@ Flatter:
Klar kenn ich den. Mein Kommentar war so gemeint:
Die römische Kurie wollte nicht, daß ein Priester Erben hat, die den materiellen Besitz eines Priesters beanspruchen können (der hat durchaus beträchtlich sein können). Ergo verbot man ihnen die Fortpflanzung – es gab keine gesetzlichen Erben mehr – und alles Eigentum der Priesterschaft (und damit auch Bischöfe und Kardinäle) fiel an die “heilige Mutter Kirche”. Insofern ist das Zölibat nix weiter als eine clever getarnte Erbschaftssteuer der Katholiken.
Und nun, um im Thema zu bleiben:
Sollen die Leute denn gar nix mehr vom Tod ihrer unausstehlichen, aber leider (deswegen?) reichen Verwandschaft haben (außer dem schönen Gedanken, wie der alte Knauser in der Hölle schmort?)
August 22nd, 2009 at 21:34
@ Raze
du bis ja drollig. Jeder Pfaffe kann sein eigenes Testament machen und seine Gesangsbücher vererben wem auch immer er will, solange diese nicht Besitz der Kirche sind, wie z.B. das Pfarrhaus in dem er wohnt. Ist bei den nicht-zöllibatären Pfaffen nicht anders ;-)
August 22nd, 2009 at 22:43
@Raze: Das dachte ich mir schon, aber die Funktion des Zölibats ist offiziell wie faktisch eine andere, das “Erbe” ein Nebeneffekt.
100% Erbschaftssteuer heißt übrigens mitnichten, daß niemand mehr etwas erbt.
Ich werde das noch ausführen. Bislang bin ich zu faul für einen entsprechenden Artikel, außerdem fällt mir kein Logo ein, und ich will eine Kampagne mit Logo.
Mal sehen, ob an diesem Wochenende noch was draus wird.
[update]: Manchmal geht es schneller als erwartet. Dann halt erstmal ohne Logo. Vielleicht bastelt mir wer eins? ;-)