Jetzt hängen sie an den Laternen: “Politiker”, vielmehr ihre Konterfeis, tun kund und zu wissen, daß man sie wählen kann. Unter all den Scheußlicheiten von Mafiagesichtern und Trinkervisagen befindet sich hier in der großen Stadt ein junges, unverbrauchtes Antlitz. Ein gewisser Andreas Hellmann ist dort zu sehen, Sakko und Krawatte, dort hinein gesteckt ein Gesichtchen wie aus einem Flakhelferfilm.

Der Junge ist 19 und verkleidet sich schon so, wie er für den Rest seines Lebens dahinvegetieren wird. Er ist wohl einer von denen, die mich in der Schule immer geängstigt haben. Zwar wurde ich respektiert, gerade von meinen Feinden unter den Mitschülern und Lehrern, und es gab auch keine nennenswerte Gewalt an unserer Schule. Mir konnte also eigentlich nichts passieren. Aber den Aktenkofferträgern mit den Seitenscheiteln und den Tuchhosen habe ich mich nie recht nähern wollen. Eine diffuse Furcht vor dem Kältetod oder einer sich öffnenden Erdspalte mit Direktzugang zur Hölle hielt mich davon ab.

Andreas Hellmann also, unser Kandidat für Adaptia totalis praecox. Der Knüller ist, was die Julis ihm andichten: Er kämpfe “gegen das Establishment” an. Strahlt da nicht der Geist von Woodstock aus der Krawatte? Ist der Scheitel nicht irgendwie Punk? Erklingt da nicht spontan im Unterstbewußsein die Hymne “I wanna Highway to Hellmann” ?
Wir haben fürwahr schon besser gelacht. “Gegen das Establishment” heißt ganz einfach: “Da gibt es Posten, und einen davon will ich haben.”

Was man dafür mitbringen muß, weiß der Andreas. Geputzte Schuhe, adrette Frisur, Markenzwirn. Persönlichkeit, Reife, Stil oder Standpunkt? Wozu, das haben die Etablierten doch auch nicht. Die letzte Idee, die ein sogennanter “Liberaler” hatte, war die von Otto Graf, und der hat auch nur den Tietmeyer schreiben lassen. Das war 1982.
Und weil das so ist mit den Inhalten der jungen Garde der liberalen Erneuerer, sieht das bei denen so aus:

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