Einen “nationalen IT-Gipfel” will sie, die Bundeskanzlerin. Und außerdem einen “Rat für Innovation und Wachstum”, geleitet vom ehemaligen Siemens-Chef Heinrich von
Pierer. Daß es Innenpolitik gibt für Frau Merkel, ist ja ein erfreuliches Novum. Aber solche? Offenbar glaubt sie, das Kanzlern bestehe hauptsächlich in der Berufung sinnloser Expertenrunden. Schon beim ersten Versuch hätte sie damit ihren Vorgänger in den Schatten gestellt, der seine Promi-Freunde immerhin mit wichtigen Problemen beschäftigt hat und ihnen wahlkampfentscheidende Versprechungen abrang.
Was soll das sein, ein “IT-Gipfel”? Was geht das Schicksal der technologischen Entwicklung die Kanzlerin an? Hat sie keine anderen Probleme?
Aber nehmen wir das einen Augenblick lang ernst, denn es sind ja durchaus wohlklingende Pläne damit verbunden. Der Ausbau des Breitbandnetzes zum Beispiel. Ich selbst habe erlebt, was es bedeutet, im Glasfaserland zu hocken, und um die Ecke haben sie alle DSL. Das ist ein furchtbares Schicksal! Jedem sei gegönnt, wenn ihm das erspart bleibt. Das Problem hätte längst gelöst sein können, aber die Reste des Postmonopols haben sich leider nicht um die Interessen ihrer Kunden geschert. Ob es vor diesem Hintergrund schlau ist, sich mit der Netzmafia an einen Tisch zu setzen? Es ist zu fürchten, daß genau das passiert. Die Telekom wird betteln, ihnen die “letzte Meile” bis zum Jahr 2222 zu überlassen, und dafür gibt es neue DSL-Zugänge auf mindestens fünf Straßen in Meklenburg-Vorpommes. Das wird dann als großer IT-Kompromiß gefeiert.
Und was kommt als nächstes? Die große Bierqualitätsoffensive? Konzertierte Winterpullistrickaktion? Bündnis für Currywurst?
Na schönen Dank im Voraus!