allewetterIch hatte dieser Tage einige sehr frustrierende Ereignisse zu verarbeiten. Im Kern steht das Problem, dass es immer wieder so scheint, als könne man sich all das Gerede, Argumentieren und Belegen sparen, weil eh nie jemand seine Meinung ändert. Das wiederholte Hören von ‘Nachrichten’ wirkt offenbar um Längen stärker als jedes noch so starke Argument. Man hört förmlich den Regierungssprecher, die Nachrichtensprecher, die Fraktionssprecher reden, wenn Volk seinen politischen Senf abgibt. Neulich warf mir jemand in einem vier Augen-Gespräch vor, ich sei “populistisch”. Hatte ich womöglich Lafontaine zitiert?

Ich bemerke vor allem intellektuelle Defizite, die eine Auseinandersetzung fast unmöglich machen. Dafür gibt es ein sehr konkretes Beispiel, nämlich Geld. Ich stelle fest, das kaum jemand die Leistung aufbringt, hinter Geld Kapital, Eigentumsansprüche und deren Geschichte zu erkennen. Sie glauben, jemand, der eine gewisse Geldmenge besitzt, dem gehöre diese. Davon kann er etwas kaufen und das gehört ihm dann auch. Dies wird völlig monolithisch gesehen – es gibt kein Vorher, kein Nachher und keinen Zweifel am Recht der Verteilung von Geld. Ändert jemand etwas an dieser Verteilung ohne die Erlaubnis derjenigen, die davon profitieren, nennen sie das “Diebstahl”. Die Einschränkung der Profite von Rechteinhabern etwa sei “Diebstahl”, während das Abschöpfen der Arbeitsleistung von Lohnempfängern als gut und gerecht gilt, als “Unternehmertum”.

Müde …

Selbst Hinweise auf Familien, die seit Jahrhunderten reich sind oder auf Clans, die durch die Nazis reich geworden sind, führen zu keinerlei Zweifel an den Eigentumsverhältnissen. Kurzum: Geld als Repräsentation von Eigentum können sie noch denken – es ist ja auch ihr Eigentum, aber Geld als Kapital zu denken, ist für sie zu hoch. Sie sind intellektuell noch nicht im 19. Jahrhundert angekommen. Den Umstand beschreibt auf einer anderen Ebene Platons Höhlengleichnis. Wie erreiche ich solche Menschen? Auch ohne mein Totalversagen, das dazu geführt hat, dass ich neulich jemanden “Depp” genannt habe, der mir nicht folgen wollte, stehe ich da wie das neue Tor vor der Kuh. Ich möchte ihr sagen: “Hier entlang”, aber ich habe keine Sprache, die sie versteht.

Es gibt viele Erklärungsmodelle dafür: Komplexität, Manipulation durch die Medien, Bequemlichkeit etc.. Das Hauptproblem aber, ein dreidimensionales Phänomen in zwei Dimensionen zu erklären, lässt sich nicht weg philosophieren. Schon gar nicht in einer Atmosphäre, in der die entscheidenden Begriffe auch noch propagandistisch belegt sind. Man fängt dann immer bei Adam und Eva an und hat schon beim Adam die Pappe auf, zumal wenn der angeblich auch schon ein Kommunist war.
Manchmal bin ich sehr sehr müde.