Es geht uns gut. Das sagen die, denen es gut geht, und das sind die, die das Sagen haben. Nun ist es so, dass die wirtschaftliche Lage Deutschlands in der Peripherie der Krise, also am Rand der Katastrophe, noch sehr wohlklingende Zahlen hervorbringt. Die BRD profitiert sogar von der Lage – während überall die Zinsen steigen und Staaten in die Europleite treiben, sinken sie für den Exportmeister, was dem Haushalt vorläufig guttut.

fuegluegAuch hier haben die meisten nichts davon, die Armen schon gar nicht, aber das sind dann eben die, die nichts zu sagen haben. Sie sind die, die zu zahlen haben. Und die das auch noch tun, womit wir bei der Sache sind, die ich nicht so recht verstehe. Wenn nämlich das Interesse an Politik, an solchen Kinkerlitzchen wie Solidarität, Gerechtigkeit, Frieden etcetera schon minimal sind gegenüber dem Interesse am der persönlichen Haushaltskasse, dann frage ich mich, wieso auch das zu keinerlei Aufbegehren führt. Wir zahlen uns zu Tode, lassen uns vereimern, in Abofallen locken, mahnen, abmahnen, abkassieren und pfänden. Und wie reagieren wir darauf? Wir erteilen Einzugsermächtigungen, damit wir von dem Elend so wenig wie möglich wissen.

Wir schließen Verträge ab, die nicht einmal studierte Juristen verstehen, lassen uns von Telefongesellschaften abzocken, denen wir uns zu jahrelangen Zahlungen verpflichten, werfen den Energieriesen eimerweise Geld in die Keller, und wenn wir ein paar Euro mehr ‘verdienen’, lassen wir uns auch noch Versicherungen aufschwatzen und sogenannte “Renten”, die unter dem Kopfkissen besser angelegt wären. Wenn dann nichts mehr geht und wir unsere Wohnung, unser Haus, unsere Partner verlieren, stehen wir ganz allein da und können uns immerhin damit trösten, keine Zeit damit verschwendet zu haben, uns um das Schicksal der anderen zu kümmern. Sonst wären wir vielleicht noch früher pleite gewesen.

Wir könnten auch anders

Wir könnten eigentlich auch anders, unter Ausnutzung dessen, was einzig uns noch treibt: Persönlicher Nutzen, Geiz, Sparsamkeit. Es muss ja nicht gleich so weit gehen, dass wir uns vor das Nachbarhaus stellen, um dessen Zwangsräumung zu verhindern. Es könnte auch ganz klein anfangen. Wenn der Michel massenhaft die Einzugsermächtigungen widerriefe zum Beispiel. Zahlen, was man bereit ist, wenn man bereit ist. Und vielleicht, wenn er uneinsichtig ist, weil er die siebte Preiserhöhung in zwei Jahren nicht ganz nachvollziehen konnte, einmal pauschal zehn Prozent abziehen. So viele Büttel haben die Monopole gar nicht, dass allen dafür der Strom abgesperrt würde. Schon gar nicht, wenn dann die ganze Nachbarschaft vor dem Stromzähler steht und drohend knurrt.

Aber wo lebe ich? Das wäre ja ungehorsam und solidarisch, gleich zwei Attribute, die dem braven Bürger noch weniger gefallen als “tot”. Dann zahlen sie lieber ihre Schulden und die der Banken obendrein und lassen sich pfänden, wenn es dafür nicht mehr reicht. “Geschieht ihnen recht”, denken die Davongekommenen dann – und ahnen nicht einmal, dass sie sich selbst damit meinen.