mentzKlaus Baum hat seinem Missmut gegenüber dem unreflektierten Geschwätz einer überschätzten Schriftstellerin bereits deutlich Ausdruck verliehen. Ich fühle mich bewogen, da anzuknüpfen. Zu ihrer armseligen Namenswahl und der depperten Begründung dafür habe ich mich bei Klaus ebenfalls bereits geäußert.

Ich will mich aber auf ein Detail ihrer Äußerungen beziehen, das noch absurder ist als das schon langweilige Blabla neoliberaler Erfolgsmenschen über faule Arbeitslose. Für Klickfaule: Frau “Thea Dorn”, eine meiner Ansicht nach bedingt talentierte Krimischreiberin, die ihren Künstlernamen Adorno ‘widmet’, gab auf die Ansicht, die Mehrheit der Arbeitslosen würden arbeiten wollen, zum Besten:

Dem würde ich empirisch, dem würde ich nicht zustimmen.”

Sich selbst auf der Tasche liegen: die regelmäßige Ausnahme

Bei Klaus Baum wurde dazu hinreichend Stellung genommen. Noch besser aber finde ich folgende Äußerungen:

Ich halte es für die Grundbedingung Menschlichen Lebens, dass wir dazu verdammt sind auf die Welt zu kommen und zuständig zu sein für uns selber [...] und die Tatsache, dass man nicht imstande ist, sich selber zu alimentieren, muss ein Ausnahme- und Notfall bleiben.”

Die Grundbedingung ist es, dazu verdammt zu sein, auf die Welt zu kommen? Das muss ich nicht verstehen. Was ich verstehe, ist dass sie meint, wir alle seien “zuständig für uns selber”, sonst niemand und für niemanden. Dieser grobe Unsinn, den Frau “Dorn” im folgenden in geahnte Untiefen treiben wird, verneint jede Existenz einer Gesellschaft oder Gemeinschaft von Menschen, die füreinander sorgen.
“Alimentieren” bedeutet übrigens ausdrücklich “andere” zu unterhalten. Man kann sich nicht “selbst alimentieren”.

Wohlgemerkt: der in hölzernem Pathos vom “menschlichen Leben” daher kommende neoliberale Sermon belässt es nicht dabei, auf einen Beitrag zur Gemeinschaft abzuheben, den jeder zu leisten hätte. Er vereinzelt den Menschen absolut, die Selbstsorge wird zu einer Art Existenzial. Man muss also so weit gehen festzustellen, dass eigentlich schon der Säugling schuldig wird, weil er an Mutters Brust schmarotzt. Wer das für eine übertriebene Unterstellung hält, sei hiermit eines Besseren belehrt:

Nackte Einzelkämpfer

Selbst wenn wir in reiche Familien geboren sind, kommen wir nackt zur Welt und müssen gucken, wie wir uns durch dieses Leben schlagen“.

Pardon? Die nackten Kinder der Reichen schlagen sich selbst durchs Leben? Was will die im übrigen teilweise schlicht stammelnde Künstlerin uns damit sagen? Die Reichen sind auch Menschen, die sich aber Kleidung und Nahrung ‘verdienen’, weil sie’s eben haben? Was man hat, gilt als Leistung, als “durchschlagen”, und wer nichts hat, schlägt sich nicht durch? Dass Reiche wie Arme vor der Abnabelung noch gleich (nackt) sind, beweist grundsätzliche Gleichheit, welche die Armen sich durch Arbeit “verdienen” müssen? Jene Armen, die mehrheitlich nicht arbeiten wollen?

Die Urheberin dieser Höchstleistung an intellektueller Verkommenheit hat so viel mit Adorno zu tun wie mein Abbild mit dem von Marilyn Monroe. Ist Dorns Ranting schon strukturell völlig verwüstet, bar jeder nachvollziehbaren Grammatik und ein Stiefeltritt ins Gesicht der Logik, besorgt die Faktenlage den Rest: Was nach ihrem Credo “Ausnahme- und Notfall bleiben” soll, betrifft am unteren Ende der Einkommenskurve bis zu zehn Millionen Menschen. Am anderen Ende horten weitere 8 Millionen so viel Vermögen wie die anderen 72 Millionen zusammen. Diese Menschen werden also nie in die Verlegenheit kommen, für ihr Brot arbeiten zu müssen, das tun andere für sie. So viel zu der einfachen Darstellung der Sachlage. Mit Volkswirtschaft mag man ihr ja gar nicht erst kommen, auf der Ebene liegen bei ihr geistige Rossbreiten.

Kein Sinn, keine Ahnung, fest im Glauben

Für die Ignoranz ihrer Weltsicht steht auch der eingestammelte Halbsatz:
… die Piratenpartei, die auf so lustige Ideen kommen wie das Bedingungslose Grundeinkommen
Dass das BGE ein Modell ist, welches unter anderem von Teilen der CDU favorisiert wird und dessen Entwürfe schon Anfang des 20. Jahrhunderts diskutiert wurden, die bis heute variiert und aktualisiert wurden, muss man ja nicht wissen. Es ist aber umso peinlicher, sie der Piratenpartei unterzuschieben, weil es einem gerade passt, diese vermeintlich zu diskreditieren.

In der Tat stellt sich die Frage, warum niemand diesem unerträglichen Geschwätz Einhalt geboten hat. Spätestens die nackten Reichen wären doch die Gelegenheit gewesen, den Geisteszustand der Rednerin zu überprüfen. Stattdessen werden wir uns wohl immer wieder fragen müssen, wer solche Narren noch zu ernsthaften Diskussionen einlädt und warum. Man zwingt uns ja obendrein auch noch dazu, sie mit der Rundfunkpauschale zu alimentieren.