Gabriel verkündet unbefleckte Versorgung
Posted by flatter under PolitikKommentare deaktiviert
10. Jul 2009 13:48
Die Lichtgestalt der Restsozialdemokraten hat wieder einmal gut aufgepaßt. Steinmeier, der große Retter und Beckweg-Bereiter erweist sich als angehender Rohrkrepierer, und es ist absehbar, daß nach dem großen Knall, auch wenn die Granden diesen nicht hören werden, einige Stellen vakant werden. Da ist es nur billig, dem Kandidaten ganz solidarisch beiszuspringen und ihm ein Thema zu liefern, mit dem man sich selbst profiliert, das Allerschlimmste verhindert und dennoch sicher sein kann, daß der Erfolg nicht zu groß wird.
Daß die Skandalserie bei Vattenfall eine aktuelle Auffrischung bekommen hat, trifft sich gut für Gabriel. Bislang hatte er viel “kritisiert” und war nie als Freund der Atomlobby aufgetreten, als zuständiger Minister hat er aber auch keinen der Schrottmeiler dieser Hasardeure abschalten lassen. Gelegenheiten gab es reichlich, aber erstens durfte sich Vattenfall selbst bescheinigen, daß ihre Anlagen sicher seien, zweitens haben andere (und nicht nur ich) bereits vor Jahren festgestellt, daß die Firma unzuverlässig ist und auch Brunsbüttel längst hätte vom Netz genommen werden müssen. Drittens ist es immer bequem, zu “kritisieren” und niemandem wirklich auf die Füße zu treten.
Daß Gabriel, der linke Seeheimer Netzwerker, nichts getan hat, um Reaktorsicherheit durchzusetzen, mag daran liegen, daß er es sich mit den Rechten nicht verscherzen will – und daß er die “Welt” liest. Die hat am Mittwoch festgestellt, daß “sozialdemokratische” “Experten” wie der gekaufte Lobbyist Clement und der Meinungsmacher Güllner vor einem “Anti-Atom-Wahlkampf” warnen, sonst “würde man die Hälfte der Anhängerschaft der SPD verprellen“.
Gabriel wird keinen “Anti-Atom”-Kurs fahren, aber knallhart den Anti-Vattenfall-Minister geben. Er wird jetzt noch genauer hinschauen und intensivst beaufsichtigen. Das wird ihm und seinem Noch-Chef ein wenig Beifall und paar Stimmen bringen. Radikalere Maßnahmen wie eine echte Kontrolle und die sofortige Stillegung von Krümmel und Brunsbüttel würden einem Grünen Minister helfen, aber nicht dem wendigen Gabriel.
Es wird also bei dem bleiben, was der schon seit biblischen Zeiten am besten konnte: Verkündungen. Selbst eine verantwortlungslose Gurkentruppe wie Vattenfall hat am Ende nicht viel zu berfürchten. Es sei denn, daß die Neoliberalen aus dem anderen Lager eines Tages rechnen lernen und erstaunt feststellen, was Kernkraft wirklich kostet. Darauf wird man freilich lange warten, denn eines ist wirklich sicher: Die verstehen zwar etwas von Geld, haben aber keine blasse Ahnung vom Wirtschaften.
Juli 10th, 2009 at 14:41
interessant wird die ganze sache fuer kommende generationen. wenn sie nicht von irgendeinen konzern ‘aus versehen’ in die steinzeit zurueckgebombt werden, duerfen sie fuer die entsorgung aufkommen. allein fuer greifswald sind nach der stillegung 1992 3-5 milliarden eur geschaetzt worden. bis 2007 sind schon 2,5 milliarden ausgegeben worden. der abbau der gebaeude kann fruehstens in 50 jahren begonnen werden und es fallen etwa 2 millionen tonnen radioaktiver schutt und stahl an, der nicht einfach offen deponiert werden kann. da reicht gorleben nicht mal fuer die entsorgung eines kraftwerks aus! die ganze zeit ueber muss der scheiss auch noch bewacht und gewartet werden.
das alles fuer ein kraftwerk. wenn man die kosten, mal ganz abgesehen von einem gau, fuer alle kernkraftwerke zusammen nimmt, uebersteigt das ein vielfaches des wertes aller nuklearkonzerne zusammen. also wird der steuerzahler die zeche zahlen. wer jetzt noch ernsthaft behauptet, atomstrom waere sauber und preiswert, der hat sie wirklich nicht alle!
Juli 10th, 2009 at 14:51
[...] (via Feynsinn) [...]
Juli 10th, 2009 at 23:57
>>wer jetzt noch ernsthaft behauptet, atomstrom waere sauber und preiswert, der hat sie wirklich nicht alle!<<
genau so ist es.
die hanlungsdevise lautet: profit jetzt – und nach uns die sintflut für die anderen.
Juli 11th, 2009 at 00:07
Und – Profit jetzt – fällt Euch erst nach 30 Jahren ein?
Und die Gefährdung durch Flugzeugabsturz ist auch neu?
Und wer hatte bis vor kurzem die absolute Mehrheit in Bayern?
So richtig ernst nehmen kann ich das Getöse nicht.
Übrigens – Analog-Käse, Berliner S-Bahn,
Unternehmenssteuerreform -
– alles eine Sülze – Profit-Maximierung.
Juli 11th, 2009 at 01:46
Dem Gabriel sollte man mal die Asse-Brühe zum Mittagessen servieren. Entweder er löst dann das Problem oder das Problem löst ihn :-D
Juli 11th, 2009 at 10:07
[...] flatter | Feynsinn | – Die Lichtgestalt der Restsozialdemokraten hat wieder einmal gut aufgepaßt. [...]