Aktuell findet sich in der FAZ eine ganze Reihe von Artikeln zum Fall Nikolaus Brender, der jüngste ist ein Kommentar von Hartmann von der Tann, der noch einmal darlegt, wie um den Posten des Chefredakteurs des ZDF ein durchschaubar erbärmliches Spiel um parteipolitische Interessen angezettelt wird. Dabei tut sich die CDU in besonderem Maße hervor, und in ihren Reihen noch einmal der große Erzdemokrat Roland Koch.
Die Dreistigkeit der Einflußnahme von Politikern auf die Öffentlich-rechtlichen Medien ist nur noch durch die Dummheit der “Argumente” zu steigern, die dazu angeführt werden.

Ich kann nicht sehen, daß Brender ein journalistischer Gigant wäre, aber er macht eine passable Arbeit, die für einen Personalchef mit Verstand keinen Anlaß gäbe, seinen Vertrag nicht zu verlängern. Sein Intendant und die Mitarbeiter sehen das ganz offenbar genauso, nur die Lobbyisten ihrer selbst, die in dem Verfahren eine entscheidende Rolle spielen, wollen ihn eben nicht. Er ist einfach nicht korrupt genug.
Diese Baustelle ist nur eine von vielen, die seit Jahrzehnten als Schlachtfeld um den politischen Proporz dient. Allerdings trat das selten so offen zutage, und bislang hatten die Granden im Hintegrund meist noch den Anstand, erst um eine Planstelle zu zanken, wenn sie wirklich frei war.

Inzwischen ist das anders. In jeder kleinen Staude der großen Bananenrepublik wird gekämpft und gekeilt, gelogen und manipuliert, rücksichtslos die Durchsetzung von Interessen betrieben. Was gelten noch offene Auseinandersetzungen, echte Argumente, Respekt vor dem Gegner, der Versuch, andere zu überzeugen? In einer Republik, deren Parlament es für eine “Debatte” hält, wenn Aufsätze, die niemand liest, in einem Karton gestapelt werden, weiß man, daß Entscheiden nichts mehr mit Abwägen und Argumentieren zu tun hat. Es ist das Resultat von nehmen und nehmen, und der Stärkere nimmt eben alles.