Tauss und die Kinderschänder: Ein journalistischer Offenbarungseid
Posted by flatter under Journalismus[33] Comments
27. Jun 2009 0:00
Wer wissen will, was der Begriff “Nützlicher Idiot” meint und wie man sich zu einem macht, dem sei die Lektüre eines Artikels von Christian Denso empfohlen. Er enthält alle die Merkmale hanswurstiger Radfahrermentalität, die einen schmierigen Schreiberling ausmachen, welcher vor dem vemeintlichen Common Sense nicht tief genug buckeln kann. Nach unten trampelt er ungeniert herum auf einem Popanz, einem Stereotyp der irgendwie Anderen, einem Einzelnen, scheinbar isolierten, dem er mächtig am Zeuge flicken kann, und einem willkürlich Mitgehängten.
Jörg Tauss, der unter Verdacht stehende Kinderschänder und seine finstren Komplizen aus dem Netz, die aus Gründen keine Internetsperren wollen, sind in seinem Stück die Bösen. Der eine ist verdächtig und damit so gut wie überführt, die anderen wollen ihn partout nicht verurteilen. Um diese Kulisse zu stützen, ist keine Lüge zu simpel gestrickt, und wer jedwede Informationen erwartet, wird lange suchen müssen. Daß etwa das “Sammeln von Kinderpornographie” eine “Lappalie” sei, ist mir in der dreistelligen Zahl der Artikel zum Thema, die ich gelesen habe, nicht ein einziges Mal begegnet. Diese Haltung den “Piraten” zu unterstellen, ist allemal eine Lüge, und wie es sich gehört, gibt es für das vorgebliche Zitat auch keine Quellenangabe.
Wenn man wissen möchte, was Tauss da genau gemacht hat, muß man sich mit den Fakten auseinandersetzen. Ich selbst habe zunächst gedacht, daß jemand kaum so dämlich sein kann, private Recherchen zu betreiben, ohne sich abzusichern. Befaßt man sich näher mit Tauss, kann man allerdings zu dem Schluß kommen, daß der Mann zu so etwas fähig ist. Vor allem aber die Feststellung der Ermittler, man habe bei Tauss “szene-untypisch wenig Material” gefunden, ist ein sehr starkes Indiz dafür, daß er kein Pädophiler ist. Ich halte also fest: Tauss hatte Gründe, in der Szene zu recherchieren, da er als Bundestagsabgeordneter mit dem Thema beschäftigt war. Es finden sich entlastende Indizien. Er wird dennoch verdächtigt und hat sich überdies den Buchstaben des Gesetzes gegenüber unkorrekt verhalten. Er hat sich nicht abgesichert, was dämlich ist und Zweifel an seiner Unschuld begründet. Es hat seinen Ruf und seine Karriere ruiniert.
Nun hat sich Holger Klein als einer von hunderten zur Causa Tauss geäußert und festgestellt, daß das Timing der Veröffentlichung der Vorwürfe anrüchig sei. Zufällig zu einer Zeit, da Tauss der qualifizierteste Bundestagsabgeordnete wäre, der sich zum Thema Internetsperren äußern kann, ist er de facto mundtot gemacht, gerade weil man ihm unterstellen wird, er verteidige die Rechte Pädophiler. In hunderten von Blogs wurde spekuliert, argumentiert und kommentiert, wahrlich nicht nur im Sinne der Reinwaschung von Jörg Tauss.
Denso greift sich willkürlich einen raus, den er am Nasenring herumführen und ihn mit seinen üblen Pauschalverdächtigungen behängen kann. Google macht’s möglich.
Anstatt sich mit Fakten zu beschäftigen, sei es in bezug auf die Stopschilder oder die Causa Tauss, wird hier ein bigottes Moralgewäsch veranstaltet, dessen Niveau nicht einmal die Kante des Stammtischs erreicht. Mit den Schlußworten “Jede Gemeinde sucht sich den Helden, den sie verdient” gerät das unwürdige Spiel endgültig zum russischen Journalisten-Roulette. Hier gibt sich einer ohne Not die Kugel, in dem Glauben, er hätte jetzt aber mal ganz feste Tacheles geredet. Was sich als meinungstark geriert, ist aber eben alles andere. Keine Ahnung, keine Meinung, und wer in einem solchen Nebel von Klischees behauptet, dies sei seine “Meinung”, lügt, wenn er “ich” sagt.
Ich habe gar nichts dagegen, wenn sich einer weit aus den Fenster lehnt und auf den Putz haut. Im Gegenteil wäre es mir ausgesprochen sympathisch, wenn Verleger, Redakteure und Autoren öfter einmal auf vorgeschobene Ausgewogenheit verzichteten. Aber bitte nicht fernab aller Fakten, ohne jede Recherche und dann noch wie Richter Gnadenlos persönlich.
So etwas steht also in der “Zeit”. Ein wunderbares Beispiel für den Untergang des Journalismus durch die Macht des Internets. Niemand hier draußen kann mit solchem Mist bestehen. Einige schreiben ganz schönen Käse, aber auf diesem Niveau will das niemand lesen. Die Presse leistet sich das dennoch und behauptet weiterhin dreist, sie habe höhere Qualitätsansprüche. Dieser Artikel zum Beispiel ist aber so schlecht, daß er Wirkung entfaltet. Kaufe ich ein Blatt, das ja tatsächlich einmal für Qualität stand, wenn es mir solchen Schund zumutet? Sicher nicht.
Aber es kommt noch dicker: Das Netz ist nämlich gnadenlos, es hat das totale Gedächtnis. Christian Denso hat sich hier verewigt. Er mag vielleicht gedacht haben, sich der Majestät anzudienen mit diesem Akt eifriger Überanpassung. Was aber bleibt, ist ein handwerklich unterirdischer Artikel, der zudem noch menschlich äußerst fragwürdig ist. Mit einer solchen Bürde wird man als Autor nicht alt, wenn man ernstgenommen werden will.

Juni 27th, 2009 at 00:47
Flatter, ich weiss nicht was hier tatsächlich abgezogen wird. Seit Wochen schon beobachte ich wie wichtige Daten aus dem Netz verschwinden, Seiten nicht aufgerufen werden etc ppp.
Und ich warte darauf, dass sich bitte auch nur eine Journallie lautstark darüber entrüstet, dass mit den Sperren, den Stoppschildern, dem nicht Löschen der Seiten und einer rechtzeitigen Strafverfolgung der Täter diese nun offensichtlich unter staatlichem Schutz ihr monströsen Unwesen treiben dürfen, dass ein Frühwarnsystem für sogenannte Pädokriminelle eingerichtet worden ist, dass eben gerade durch dieses Zugangserschwerungsgesetz erst ein rechtsfreier Raum geschaffen wird. Dass Judikative, Legislative und Exekutive ausgehebelt werden…
Stattdessen höre ich in den Nachrichten (heute, Tagesschow..)folgendes Statement:
“Bei Jörg Tauss selbst, der gegen das Zugangserschwerungsgesetz gegen KiPo gestimmt hatte, wurde zuvor KiPo Material gefunden. Er bestreitet das…”
Darf nun derartig dummdreist gelogen werden, ohne dass jemand Einspruch erhebt?
Das ganze ist derartig abstrus dass man den Verstand verlieren könnte!
Juni 27th, 2009 at 03:34
“Mit einer solchen Bürde wird man als Autor nicht alt, wenn man ernstgenommen werden will.”
Wollen wir’s hoffen!
Juni 27th, 2009 at 07:47
“Mit einer solchen Bürde wird man als Autor nicht alt, wenn man ernstgenommen werden will.”
Dann geht man halt zur INSM oder direkt zu Bertelsmann. Dort benötigt man eh noch Propagandatexter.
Juni 27th, 2009 at 08:58
Ich kann mich kaum noch an eine Regierung erinnern, die man ernst nehmen konnte.
Wieso sollen sich also Journalisten an derart irrelevanten Masstaeben messen lassen?
Juni 27th, 2009 at 10:13
Der Tropfen am Stein.
Jeder Tropfen, der journalistischen Wiederkäuern aus dem Maul läuft, beschädigt den Anspruch des Blattes, das solches Mitgepinsel entlang des jeweiligen Tagesgeschehens mit ein paar Cent fürs Futter entlohnt. Ein Vorgang, den ich mit großem Wohlwollen beim Schleichen beobachte. Ich lese seit Jahresbeginn nur noch im Netz.
Juni 27th, 2009 at 11:05
[...] der Zeit ist ein Artikel von einem gewissen Christian Denso erschienen, der hier, hier und hier für abgeleitete Aufmerksamkeit sorgte – und der sicherlich auch anderswo noch [...]
Juni 27th, 2009 at 11:33
Nachschlag: hier setzt sich Jürgen Roth in anderer Sache mit Herrn Denso auseinander.
Und noch einen: Das Argument, wer Material habe wie Herr Tauss, sei eben so einer, wirft ein grelles Licht auf mich. “Mein Kampf” etwa lagert hier, ich habe es sogar gelesen. Ich bin ein Nazi!
Juni 27th, 2009 at 12:25
Hi Geheimräten, hi flatter, hi plenum
Ich mache folgende Erfahrung: immer und immer wieder sitze ich da und denke “nee, jetzt sei mal skeptisch, ergeh dich hier mal nicht in verschwörungsparanoidem irrsinn!” – und dann kommen Fakten hoch, die ich beim besten Willen icht mehr als Zufall ansehen kann. Die Ermittler waren tauss – über einen sehr dubiosen Mittelsmann (der Verdacht auf einen Lockspitzel liegt nahe) – schon einige Zeit auf der Spur – veröffentlicht wirds, zack!, zu einem präzise passenden zeitpunkt. Kurras´ Stasi-Tätigkeit ist seit Wochen bekannt – veröffentlicht wirds an dem tag, an dem Gsina Schwan bei den Bündnis-Grünen spricht.
Jetzt wird zum wiederholten Male verkündet, es gäbe keinen sachsensumpf. Die beiden als 15jährige missbrauchten Opfer (die geschmackvollerweise “Ex-Prostituierte” genannt werden) bleiben bei ihren Behauptungen, die unklaren Todesfälle sind nicht aufgeklärt, die kaltgestellten Ermittler bleiben bei ihren behauptungen. Berichte (in der “Zeit”, wie man fairerweise doch sagen sollte, flatter! ;-) ), die anderen 6 ehemaligen Mißbrauchsopfer schwiegen, mutmaßlich aus Angst.
https://www.zeit.de/online/2008/27/sachsensumpf-jasmin?page=all
bis heute steht er im web; Rechtsmittel hat offenbar keiner eingelegt.
Ich sage nicht, es war so. Aber man sitzt schon da und fragt sich… Und wer solche geschichten a fortiori für verschwörungsirre Paranoia hält, möge mal “Watergate” googlen…
Juni 27th, 2009 at 12:53
[...] https://archiv.feynsinn.org/?p=1145 [...]
Juni 27th, 2009 at 13:03
[...] Feynsinn: Tauss und die Kinderschänder: Ein journalistischer Offenbarungseid [...]
Juni 27th, 2009 at 13:14
Wir hatten in Kassel einen Redakteur, der für ein kostenlos verteiltes Werbeblatt arbeitete. Er ist seit einiger Zeit in Rente. Obwohl Werbeblätter keine Kommentare zu politischen oder anderen Ereignissen des städtischen Lebens enthalten dürfen, hat dieser Redakteur gezielt die öffentliche Meinung beeinflusst. In einem Fall war ich als Mitarbeiter der documenta 8 im Jahre 1987 betroffen. Der Redakteur namens Klaus Becker behauptete, die documenta würde keine Fremdführungen zulassen, weil der documenta-Leiter diktatorisch nur seine eigene Meinung gelten ließe – und alle documenta-eigenen Guides würden diese Meinung des Chefs nachsprechen.
Der Redakteur hatte nirgends recherchiert, mit niemandem in der documenta telefoniert oder vor Ort gesprochen. Fakt war, daß der documenta-Leiter überhaupt nichts mit den Führungen zu tun hatte und daß jeder Guide seine eigenen, selbständigen Führungen machte. Das Problem der Fremdführungen bestand darin, daß die Ausstellungsräume derart überfüllt waren, daß man mit den eigenen Hausführungen überhaupt nicht mehr durchkam und auch keine Zeitpläne mehr einhalten konnte.
Ich erzähle dies hier deshalb, weil es für mich eine eindrückliche Erfahrung war, wie Projektionen funktionieren. Man kennt die Sachprobleme nicht, projiziert seine Vorurteile auf die damit befassten Menschen und drischt dann auf diesen Menschen herum, wobei man eigentlich nur seine eigenen Projektionen verprügelt.
Und diese Erfahrung führt zu der allgemeineren, philosophischen Frage: Wie dringt das Subjekt zur Erkenntnis der Sache vor?
Das Problem erfasste bereits ein alter Grieche aus der Antike: Es sind nicht die Dinge selbst, die bei uns Furcht auslösen, es sind die Vorstellungen, die wir über die Dinge haben.
Wenn Denso seine eigenen Projektionen in der ZEIT als Eigenschaften der Dinge selbst verprügeln darf, ist diese Wochenzeitung ziemlich heruntergekommen.
PS.: “dense” bedeutet im Englischen blöd, unterbelichtet, dumm.
Juni 27th, 2009 at 14:35
Das ist nicht nur bei Tauss so, sondern bei einigen anderen Sachen, die ‘zufälligerweise’ zur rechten Zeit an die Tagesordnung gelangen. 2007 z.B., ganz medienwirksam, waren es die ‘Sauerlandbomber’, die just pünktlich zum 30. Jahrestag des ‘Deutschen Herbstes’ gefasst wurden. Die Geschichten dahinter sind bis heute nicht verstummt und bis heute bin ich mir nicht sicher, ob die ganze Aktion nicht fingiert war. (Auch hier muss man fairerweise sagen, dass es noch Material dazu gibt in den sog. ‘Leitmedien’) Inzwischen bin ich soweit, dass ich die Terrorwarnungen als reine Hysterie bezeichne, die nur genährt wird, weil genug für die Öffentlichkeit konstruiert wird.
In unserer Welt ist einfach nichts mehr echt und die Wahrheit darin zu suchen gleicht der Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen. So langsam wird es aber immer schwieriger eine gewisse Gegenöffentlichkeit aufrecht zu erhalten…
Juni 27th, 2009 at 16:22
“In unserer Welt ist einfach nichts mehr echt und die Wahrheit darin zu suchen gleicht der Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen. So langsam wird es aber immer schwieriger eine gewisse Gegenöffentlichkeit aufrecht zu erhalten…”
sieht so aus.
https://kritik-und-kunst.blog.de/2009/06/27/sachsensumpf-verschwoerungsparanoia-6405358/
Juni 27th, 2009 at 17:08
Was soll man zur ZEIT noch sagen. Die Nummer hier zum gleichen Thema ist noch viel krasser: https://www.unpolitik.de/2009/06/25/finde-den-unterschied-zeit-online-vs-printausgabe/
Da ich die Petition gegen die Netzsperren mitgezeichnet habe, bin ich in den Augen der ZEIT und deren Redakteure wohl auch so einer. Als Abonnenten sind sie mich auf jeden Fall los.
Juni 27th, 2009 at 17:56
ach so, flatter, habs jetzt erst bemerkt:
“und hat sich überdies den Buchstaben des Gesetzes gegenüber unkorrekt verhalten”
nein, gerade das hat er eben NICHT!
https://kritik-und-kunst.blog.de/2009/06/20/tauss-pirat-6352693/
Juni 27th, 2009 at 20:15
Wenn wir über Tauss reden vielleicht Eines vorweg:
ob der Mann pädophil ist oder nicht geht das Gericht und seine Frau. Dazu kann sich sonst zur Zeit wohl Niemand äußern.
Er ist aber auch Opfer einer dummdreisten und schlampig ausgeführten politischen Intrige. Die Staatsanwaltschaft, die es 2004 schon einmal mit einer Steuersache gegen ihn versucht hat (wurde nach der Landtagswahl dann niedergeschlagen; da war der gewünschte politische Schaden irreversibel aber erreicht) leakt Interna, so dass 5′ nach Beginn der Durchsuchung ein sehr langer detaillierter Artikel bei SPON erscheinen konnte. Diese Tatsache allein genügt ja schon für den Nachweis der Intrige. Dass von der Leyen und Ziercke öffentlich einen Film über die Vergewaltigung eines Kindes vorführen ließen fand ich nur im Internet, nicht in den Printmedien. Dass es Anzeigen deshalb gegen die Dame gab, die von der (weisungsgebundenen) Staatsanwaltschaft aber nicht weiter verfolgt worden zu sein scheinen, gab es ebenfalls nur im Internet. Ebenso ging in den Printmedien unter dass praktisch alle Experten die Internetsperren als wirkungslos ablehnten; eine Auseinandersetzung mit dem begnadeten Vorschlag ,,Löschen statt Sperren” fand nicht statt, schon gar kein einfaches Zitieren/Vorstellen der blitzschnell erfolgreichen Versuche von Alvar Freude damit.
Fazit:
KiPo wurde als Aufhänger, gegen den sich der politische Gegner hoffentlich nicht wehren kann, zum Aufbau einer Zensur-Infrastruktur beim BKA benutzt. Der einzige kompetente Kritiker im politischen Zentrum wurde durch eine Intrige kalt gestellt.Selbst etwas so Bahnbrechendes wie die ePetition dagegen, die in kürzester Zeit mehr Unterschriften hatte als die BILD-Kampagne gegen die Benzinpreise, wurde medial mehr oder weniger mißachtet. Die Milliardärspresse fängt an schwarz-gelb herbei zu schreiben: diese rundum erfolglose Nur-Medien-Ministerin ist für die Union wichtig und darf nicht beschädigt werden. Das Alles ist – nicht mehr vermittelbar. Deshalb muß man den Lautstärkeregler höher drehen.
Fassungslos macht höchstens das Gejammer der Printmedien-Verlage. Für einen echten Denso Geld ausgeben?
Juni 27th, 2009 at 23:33
@hartmut: Zu den Aufgaben eines MdB gehören m.E. nicht Ermittlungen gegen Kriminelle und das Einholen von Beweismitteln. Ich möchte aus sehr guten Gründen, daß Abgeordneten dies untersagt ist.
Und soweit es eben nicht zu seinen Aufgaben gehört, war das ein Verstoß gegen geltendes Recht.
Juni 27th, 2009 at 23:51
[...] https://archiv.feynsinn.org/?p=1145 [...]
Juni 28th, 2009 at 01:12
@ flatter
Gratulation! Dein Kommentar hatte Rhythmus, Sprachgefühl, war spannend zu lesen (zum Ende hin gab es einen Spannungsabfall – vielleicht einer gewissen Resignation geschuldet). Ich finde, dass du als Blogger und Autor enorm zugelegt hast. Gerade diese Mischung bei Dir aus genau überlegten Urteil und sprachlicher Zuspitzung gefällt mir. Mich erinnert das sogar ein Stück weit an wiederbelebenswerte Traditionen der 20er Jahre, konkret – über einige Absätze hinweg – an die besseren Texte von Ossietzky.
@ all
Schade mag sein, dass sich die ZEIT veranlasst sieht, ein derartiges Geschmiere zu veröffentlichen – schlimmer aber noch: Nach wie vor gibt es nicht allzu viele gute Alternativen zur ZEIT (vielleicht noch die “Blätter”).
Mag die ZEIT nicht mehr ganz dicht sein bzw. darum ihren Denso haben, manchmal ist sie doch noch was wert. Und vielleicht schreibt Herr Denso ja auch einmal bessere Artikel in der ZEIT, auch wenn sich sein journalistisches Selbstverständis umschreiben lässt – nach seinen eigenen Worten (!) mit: “den Finger im Brei haben“…
Ich bin mir nicht einmal sicher, trotz meiner Polemik, ob Herr Denso ein schlechter Journalist ist, obgleich derartige Zweifel sehr schwer fallen, wenn man sich sein Artikelchen zu Tauss und der Piratenpartei erneut durchliest.
Er sollte auf den Rat seines Vaters hören, der davor warnte, dass ein Journalist sehr schnell von Interessenvertretern instrumentalisiert und zum „nützlichen Idioten“ gemacht werde…
(damit warnte sein Vater zugleich auch vor Idiotentum, Parteilichkeit und schlechten Journalismus)
Pardon: Die ZEIT hat mit diesem Denso-Artikelchen nicht mit ihrem Pfund, sondern mit Schund gewuchert. So geht ein Magazin im Internetzeitalter aber unter.
Schund gibt es gratis.
Juni 28th, 2009 at 01:30
@Dean: Ich fühle mich geehrt.
Juni 28th, 2009 at 10:54
[...] https://archiv.feynsinn.org/?p=1145 [...]
Juni 28th, 2009 at 11:07
[...] Über Christian Denso hatte ich hier schon was geschrieben. Allerdings eher im Vorbeigehen und alles andere als ausführlich. Mache ich jetzt auch nicht, denn besser als hier geht nicht: Feynsinn – Tauss und die Kinderschänder [...]
Juni 28th, 2009 at 12:27
[...] zu wahren, Franziska Heine und Superuschi an einen Tisch geholt und interviewt. Click Flatter bei Feynsinn sieht das genauso. Hab ich mir erst mal in den Feedreader [...]
Juni 28th, 2009 at 13:48
@flatter
Sehe ich im Prinzip genauso. Aber dieser Fall hier ist schon etwas Besonderes.
Die Ermittlungsbehörde BKA will ihre Kompetenzen erweitern und versucht das im Bündnis mit vdL. Sie ist deshalb nicht mehr unparteiliche Ermittlerin, sondern sie ist Partei. Sie ist seit Langem Partei gegen Jörg Tauss.Dabei blieb ihr Urteilsvermögen auf der Strecke. In diesem Fall stand das BKA praktisch allein gegen alle (!) aufgebotenen Experten. Wenn man, wie Tauss, der Meinung ist diese Netzsperr-Methodik sei falsch, kann man ich auf solche Ermittler nun mal nicht stützen. Hinzu kommt, dass vor kurzer Zeit das BKA in Hamburg vor Gericht damit auffiel, dass man selber Beweismaterial gefälscht hatte. Das war Vorsatz, kein Fehler, der hinterher halt vertuscht werden sollte.
Tauss war dennoch doof: mindestens 1-2 Leute seines Vertrauens hätte er da einbinden müssen. Größenwahn und Eitelkeit haben das offenkundig verhindert.
,,Die ZEIT hat mit diesem Denso-Artikelchen nicht mit ihrem Pfund, sondern mit Schund gewuchert. So geht ein Magazin im Internetzeitalter aber unter.”
Leider ist es in der Praxis so dass solche Blätter, um überhaupt irgendeinen Einfluss behalten zu können, solchen Schund nur ab und zu, zum kommoden Zeitpunkt, quasi einstreuen. Ebenfalls findet sich in der ZEIT ein sehr lesenswertes Interview mit vdL und Frau Heine, bei dem man sich als Leser fragt warum der Ringarzt den ungleichen Kampf nicht abgebrochen hat.
Juni 29th, 2009 at 00:55
Gute Analyse. Denso verdient aber auch allen Respekt. Rosinen im Kopf in Schaum vor dem Mund zu verwandeln grenzt ja fast an die alte Wasser-Wein-Nummer.
Eins ist an der Sache allerdings erwähnenswert und an der Grenze zum Amüsanten. Die Online-Redaktion der ZEIT verteidigt dieses Stückchen Sinndämmerung am Abgrund von §§ 130, 187 StGB (das Internet ist ja nun mal leider kein rechtsfreier Raum) mit dem einzig legitimen Mittel: mit Zensur. Kritische Kommentare sind nicht erwünscht. Ganz der Papa.
Sollte sich das Blatt etwa schützend vor den Missverstandenen stellen, um größere Schäden an der Qualitätspresse zu vermeiden? Aus rein altruistischen Motiven? Für Staat, Verfassung und Medienkompetenz? Jede Gemeinde verteidigt eben den Helden, den sie verdient.
Juni 29th, 2009 at 09:00
[...] Tauss und die Kinderschänder: Ein journalistischer Offenbarungseid [...]
Juni 29th, 2009 at 18:47
[...] schlug Aufstände nieder, Sie haben sich dafür benutzen lassen wie ein regierungstreuer Redakteur von ZEIT und Springer, kurz, Sie haben vielleicht Ihre Pflicht getan wie viele andere Militärs Ihrer [...]
Juni 29th, 2009 at 21:35
[...] Feynsinn via Mein [...]
Juni 30th, 2009 at 08:38
[...] Flatter | Feysinn | – Wer wissen will, was der Begriff “Nützlicher Idiot” meint und wie man sich zu [...]
Juni 30th, 2009 at 10:10
Lesenswert auch die Stelungnahme von irmgard Tauss, seiner Gattin: https://weberberg.de/irmgard.tauss.aussenansicht.html
Juli 1st, 2009 at 10:20
Meiner Ansicht gibt es in dem gesamten Kontext nur eines was wirklich feststeht:
Tauss hätte – um den entsprechenden (vorhersehbaren) Medienrummel zu vermeiden – aus der SPD austreten, und ANKÜNDIGEN sollen das er – nach Abschluss des Verfahrens (in seinem Sinne) gegen ihn – in die Piratenpartei eintritt. So wärs IMHO sauber gewesen.
Denn – nur mal angenommen – das Verfahren endet nicht in seinem Sinne, dann hat der den Piraten einen echten Bärendienst erwiesen. Dann sind die Piraten in D nämlich schlicht politisch tot.
Was die Medienkritik angeht: Nuja. Wir leben in einem Land, in dem die Boulevardisierung der Medien ständig fortschreitet. BILD und der Spiegel (die Bild für Intellektuelle) sind die meistzitierten Medien in diesem Land. Mehr gibts dazu nicht zu sagen.
Juli 3rd, 2009 at 05:35
Ursel vom Zensurregime:
Exakt die Gegenpositionen nehmen namhafte Rechtswissenschaftler ein, die sagen: Die verfassungsrechtlich geschützte Informationsfreiheit deckt nicht, dass strafrechtlich relevante Inhalte zur Verfügung gestellt werden. Wir leben in einem Rechtsstaat. Die Diskussion um die aktuelle Zugangserschwerung zeigt, wie aufmerksam dieser Staat damit umgeht.
So dreist ins Mikro zu lügen, ohne dabei das Gesicht zu verziehen, das erfordert jahreslanges Unehrlichkeitstraining. Sie hat einen Geliebten, doch sie ist ihn nie begegnet!!
September 23rd, 2010 at 10:03
[...] wegen der Würstchen wie Denso machen Sie Sich mal keine Sorgen. Märchenonkel wie er einer ist, wurden längst auf breiter Front entlarvt, da Sie Ihren Sondermüllsenf nicht nur vor meiner Haustür abgeladen [...]