Es ist ja nicht nur so, daß meine Kristallkugel Güllners Gedanken lesen kann. Ich habe u.a. bereits im jahr 2005 bereits den aktuellen Zustand der FDP und ihrer Vorbeter beschrieben:

“Die Gleichsetzung von Reichtum und Befriedigung hat in der Selbstsorgergesellschaft als postmoderne Form des Hedonismus die protestantische Heilslehre abgelöst. Der quasi-religiöse Charakter der neuen Ideologie besteht nicht zuletzt darin, daß dem Ökonomischen der Vorrang vor allen anderen Diskursen eingeräumt wird. Etwas anderes zu propagieren, ist Blasphemie. Wer glaubt, man könne die weltweite Wirtschaft in ihrem Wirken aus Gründen der Menschlichkeit oder besseren Wissens beschneiden, wird nicht nur verlacht, weil er so naiv ist. Es ist Ketzerei, die der Gegenreligion, dem satanischen Sozialismus/Kommunismus zugeschrieben wird.

Daß sich verkitschte und fanatische Religiosität mit dem wirtschaftlichen Diskurs vermengen, sei einmal außen vor gelassen. Aber es ist erstaunlich, wie wenig sich die Theorien des Wirtschaftens und vor allem der öffentliche Diskurs, die Ideologie, um die Frage scheren, wozu gewirtschaftet wird. Es scheint nur erlaubt, darüber zu streiten, wie gewirtschaftet wird, wobei die Theoreme alle bereits festgelegt sind.

Das Ganze mutet an wie ein Kirchenstreit. Es kann nicht danach gefragt werden, wem die Kirche dient. Es gibt keine Ziele, die unmittelbar um des Menschen willen erreicht werden sollen. Das Ziel ist gleichermaßen unerreichbar, wie es außer Zweifel steht: Hie Gott, da die Marktwirtschaft. Und wie religiöses Handeln Gott dient, so dient wirtschaftliches Handeln der Ökonomie. Wie Gott die Gesetze vorgibt, die man nur interpretieren kann, so setzt die in sich selbst identische Wirtschaft die Regeln, die man auslegen kann, aber nicht anzweifeln.

Worin ebenfalls Übereinstimmung besteht, und darin liegt die Hoffnung, ist, daß auch die Religion der Marktwirtschaft ihre Heilsversprechen nicht hält.”