Gut, daß andere immer Luft haben, wenn man selbst ein wenig müde ist. Heute ist Thomas Knüwer zu danken, der die Paranoia des Herrn Schäuble wieder einmal in Erinnerung bringt. Es ist mindestens so schlimm, wie viele hier draußen befürchtet hatten, als die angeblich “nur” gegen Kipo eingesetzten Stopschilder zur Diskussion standen. Schäuble will sie alle, will uns alle, die wir “mit einem Mausklick” tausende betrügen, in die Luft jagen, schänden, metzeln, meucheln könnten.
Man ist fast geneigt, an die Terroristen aller Länder, im Innern und Äußern, vom Ischlamischte über den ETA- oder IRA-Separatisten bis hin zum abgehalfterten Altkader der RAF, um einen klitzekleinen Anschlag zur besten Nachrichtenzeit zu bitten, damit Wölfi endlich einmal etwas handfestes zu bekämpfen hat. Und man fragt sich natürlich auch: Wie haben jahrhundertelang nur die Bomben zünden können, wenn es noch gar kein Internet gab?
Thomas Knüwer stellt die Verbindung her zwischen Schäubles Allround-Irrsinn und dem ganz speziellen Terrain “Internet”, das einem, dem alles Unbekannte unheimlich ist, natürlich unheimlich unheimlich sein muß. Aber ist das wirklich des Pudels Kern? Wenn der Schäublemann kommt, werden Maßnahmen ergriffen. Sie taugen zwar nix, aber sie werden durchgeführt. Da werden Schilder ins Netz gestellt, da wird die die Maus eingeschlossen, die Return- und die Entertaste eingezogen, und schon kann nichts mehr passieren. Vor allem diese Piraten sind dann machtlos, hähä.
Es ist, wie Knüwer es sagt:
“Es sei denn, die Volksvertreter begreifen endlich, dass sie das Volk vertreten sollen – und nicht bekämpfen.”
Es geht nicht “nur” ums Internet und seine User. Die Jungen, die Fremden, die Nerds, die Linken, vermutlich auch noch die Schwulen und die Obdachlosen – alle, deren Lebenswelt nicht die der kleingeistigen politischen Kaste und ihrer polierten Oberfläche ist, sind verdächtig. Sie müssen sich entweder durch Entbergung ihrer Intimsphäre und Überanpassung “integrieren” oder sie gelten als gefährlich. Das ist die Welt der Schäubles, der Wiefelspütze und Schönbohms. Und nicht nur diese Inliner und Härteexperten, auch ihre konservativ-neoliberalen Kumpane aus den Glashäusern und Elfenbeintürmen stimmen ein in das Lied der Sicherheit, der keine Freiheit zu klein ist, um das gefährliche Andere nicht noch zuzulassen.
Dabei ist es gut für die Demokratie, daß sich diese Geistesriesen das Internet und seine Nutzer als Feinde ausgesucht haben, denn dort stoßen sie nicht nur auf den Widerstand der Informierten und führen einen völlig aussichtslosen Kampf. Vielmehr hat gerade ihre Indifferenz gegen die User ein großes Potenzial an aufklärerischer Wirkung.
Zwar nehmen sich die Netzbewohner gern als politisch anders wahr, und vielleicht sind sie im Gros auch “links der Mitte”. Diejenigen, die hier aufgescheucht und alarmiert werden, sind aber keine homogene Masse und schon gar keine Extremisten. Sie sind vielmehr Bürger aller Schichten und unterschiedlichster Interessen. Zur Diktatur taugt solcher Zinnober nicht, sonst müßten die Schäubles sich Randgruppe für Randgruppe holen, wovon sie womöglich wirklich träumen.
Dagegen organisieren sie derzeit allerdings auf äußerst wirksame Weise einen Widerstand, den echte Extremisten nie zustande bekämen. Es ist eine Frage der Zeit, bis dieser Effekt massenwirksam wird. Aufzuhalten ist er ohne die völlständige Zerstörung des Rechtsstaats nicht mehr.
Juni 4th, 2009 at 01:03
[...] feynsinn hat einen Artikel von Thomas Knüwer verlinkt und kommentiert, indem es um Herrn Schäubles Internetphobie und Paranoia geht….und dort habe ich in einem Kommentar den link zu Us Now auf vimeo gefunden. [...]
Juni 4th, 2009 at 01:17
“Aufzuhalten ist er ohne die völlständige Zerstörung des Rechtsstaats nicht mehr.” Aber es dauert zu lang. Zwar kümmern sich nun auch mal “Top”-Medien darum, aber Protest auf der Straße (und meiner Meinung nach ist dieser zwingend notwendig) regt sich keiner. Und von was Schäuble nachts träumt, will ich lieber nicht wissen, mir ist so schon schlecht.
Juni 4th, 2009 at 08:28
Ich weiß, jetzt werden mich einige wütend angreifen, ich sage es trotzdem:
Die Generation C64 & C64++ ließt keine Bücher: Sonst hätte man schon längst das Ganze als einen „stinknormalen“ Faschismus geoutet. Der Generation C64– ist der Faschismus so im Blut, dass sie ihn nie erkennen würde. Und das ist das Problem: Made in Germany
Juni 4th, 2009 at 08:37
[...] via fefe Und noch ein Kommentar von flatter. [...]
Juni 4th, 2009 at 09:34
[...] wiederum für Feynsinn Grund genug war, auch noch ein paar kluge Zeilen dazu zu schreiben. Das ist gut, dann kann ich mich nämlich entspannt zurücklehnen und ne Runden DubFX [...]
Juni 4th, 2009 at 11:12
@Systemfrager
He,he, – nein angreifen werde ich dich nicht, dazu verstehe ich dich zu gut.
Aber jetzt tust du zumindest der alten Internetgemeinde doch etwas unrecht. Das WWW gibt es erst seit den 90igern. Davor kann ich mich allerdings an eine Menge Datenverkehr mit ausgesprochen konspirativem Charakter erinnern wo das Wort Faschismus ständig gefallen ist.
Und bei vielen durchaus ohne ständig mit alten Schinken zu winken. Neue Zeiten benötigen oft neue Gedanken, wo die alten kaum weiterhelfen.
Auch auf den ersten Websites Anfang der 90iger fand sich bereits eine Menge Aussagen in der Richtung, und ich selber habe es erlebt das man bei Aussagen in dieser Richtung direkt von Leuten mit großem literarischen Background niedergemacht wurde.
Vieles ist in Richtung Internet passiert, rundweg aus dem Grund heraus das man lieber ScienceFiction gelesen hat als alte Denker zu zelebrieren. Hoffe du nimmst mir das jetzt nicht krumm ;-)
Juni 4th, 2009 at 11:59
@antiferengi
Nein, nein … Ich habe erwartet, dass sich jetzt die „Linken“ melden und mich fragen, wie oft habe ich mich in den Weg gestellt haben, als die „Nazis“ marschierten. Kein einziges mal! Aber nicht nur das. Wenn ich über solche „Heldentaten“ was höre, kann ich nicht genug essen, wie gern ich kotzen würde.
Gerade solche „Heldentaten“ des „mündigen Bürger“ sind es, die sich unsere „Eliten“ wünschen. Sie schaffen Verzweifelte im ganzen Spektrum (Rechts, … Mitte … Links) und dann hoffen sie auf divide et impera. Arthur Koestler – damals, während der Großen Depression noch ein überzeugter Marxist – hat ganze Bücher über die Links-Rechts-Kriege beschrieben, mit dem Ergebnis, dass dann die „Eliten“ unserem liebsten Adolf den roten Teppich ausrollten. Das hat man später raffiniert als „Machtergreifung“ bezeichnet.
Damit sollte man sich besser vertraut machen, um die wirklichen Zusammenhänge durchzuschauen. Wenn man – wie hier – die Volk-im-Fadenkreuz-Taktik von Schäuble anprangert, ist dies genau das Richtige. Und ganz prinzipiell gesprochen, wie du es treffend sagst: „Neue Zeiten benötigen oft neue Gedanken, wo die alten kaum weiterhelfen“ – und neuen Aktienformen. Hier wird Internet entscheidende Rolle spielen. Deshalb so panische Angst bei unseren „Eliten“. Sie merken, dass sie die Deutungshoheit verlieren.
Juni 4th, 2009 at 13:20
[...] Weltregierung Internet (NWI) Us Now -so heisst der Film den ich mir gerade ansehe. feynsinn hat einen Artikel von Thomas Knüwer verlinkt und kommentiert, indem es um Herrn Schäubles [...]
Juni 4th, 2009 at 13:44
@Systemfrager
“…und neuen Aktienformen”
Aktionsformen…? ;)
Juni 4th, 2009 at 14:11
@Peinhard
Aktionsformen natürlich (entschuldige die Tippfehler). Und nur das Internet kann diese organisieren und koordinieren. So würde ich es sehen. Mehr darüber:
https://systemfrage21.de/_Home/Grundidee.html
Es wurde gesagt, ohne Schießpulver hätte man die Feudalherren in ihren Burgen niemals besiegt. Womöglich ist das Internet das neue „Schießpulver“.