Wenn sich in diesen Tagen viele die Frage stellen, warum nicht bloß innere Unruhen ausbleiben, sondern die Ruhe an Grabesstille grenzt, kommt eine entscheidende andere Frage gar nicht auf: Warum diejenigen so stoisch stillhalten, die von den Verhältnissen am schlimmsten betroffen sind. Dabei spreche ich nicht von einer unterdrückten Minderheit, die ohnehin kein Gehör fände, sondern von der absoluten Mehrheit der Bürger. Die Rede ist von den Frauen.

Was ist los mit dem Feminismus? Gibt es ihn überhaupt? Hat er irgendeine sinnvolle Funktion?
“Feminismus”, das ist hierzulande eine Zeitschrift namens “Emma”, die schon Frauen nicht lesen, und das ist Alice Schwarzer, die als Ikone der Frauen-Repräsentation auf ganzer Linie versagt hat. Wenn der Deutsche “Feminismus” hört, und das gilt auch für die Deutsche, dann schalten sie ab. Feminismus ist entweder völlig übertrieben oder irrelevant. Heute diskutiert nicht mal mehr jemand über die “Quote”. Frauen haben doch dieselben Rechte wie Männer, und eine von ihnen ist gar Bundeskanzlerin.

In der Ära des Neoliberalismus sind Frauen das Ende der ökonomischen Nahrungskette. Sie haben die niedriger dotierten Jobs, werden für dieselben noch niedriger bezahlt als ihre männlichen Kollegen und sind als Mütter die Leidtragenden einer gnadenlos kinderfeindlichen Gesellschaft. Sie sind damit ganz nebenbei ein leuchtendes Beispiel für die papierne “Chancengleichheit”. Sie könnten doch auch anders, sie wollen es scheinbar nicht besser. Die echte Gleichstellung der Frauen in der Gesellschaft wäre nur durch etwas zu bewerkstelligen, was die verbreitete Ideologie als “Ergebnisgerechtigleit” diffarmiert. Diese ist ja leistungsfeindlich und fällt unter “Gleichmacherei”, wie sie die linken Populisten predigen.

Was es so an organisiertem “Protest” gegen diese untragbaren Zustände gibt, klopft mir den Taft aus den Haaren. Nicht, daß es keinen gäbe. Nein, es ist viel schlimmer.
Da ist nämlich der “Equal Pay Day“, ein Trojanisches Pferd erster Güte. Eigentlich eine gute Idee, weil er verdeutlicht, daß Frauen einige Monate im Jahr mehr arbeiten müssen als ihre “gleichgestelltern” Kollegen, gerät er er zur Farce, weil die übelsten Böcke hier Gärtner spielen.
Mit dem Arbeitgeberverband BDA und Familienministerin von der Leyen sind u.a. herausragende ideologische Kräfte dabei, denen alles am Herzen liegen mag, aber nicht die Veränderung der gegebenen Strukturen.

In diesem Zusammenhang drängt sich das Thema “Mindestlohn” auf. Nicht nur die Genannten wehren sich verhement dagegen. Man fragt sich, wie es möglich ist, daß nicht die Frauen aller Parteien, Verbände und Regionen einen Aufstand machen, um für Mindestlöhne zu kämpfen. Wer, wenn nicht sie leidet unter Dumpinglöhnen und katastrophalen Arbeitsbedingungen? Wer, wenn nicht die Frauen, sind die Armen in dieser Gesellschaft, weil sie sich Kinder leisten? Mädels, was zur Hölle ist los mit euch?

Was mir auch nicht zum ersten Mal auffällt, ist die völlig ungenügende Repräsentation von Frauen in der Blogsphäre. Kaum ein Blog hat eine Autorin, und der Blick in meine Statistiken ist deprimierend: Ihr erkennbarer Anteil an der Leserschaft liegt tief im einstelligen Pozentbereich.
Woran liegt das alles? Sind sie alle so zufrieden mit der Welt, in der sie leben? Sind sie völlig resigniert? Oder sind sie zu dämlich, den Zusammenhang zwischen Macht und Wirklichkeit herzustellen?