Der liberal existierende Kommunismus
Posted by flatter under PolitikKommentare deaktiviert
17. Mai 2009 0:22
Steuern runter, weiter so, links von uns ist alles Kommunismus. Das sind die Leitlinien der FDP, das ist ihre Botschaft, ihr Inhalt, ihre Rhetorik. Ob Westerwelle, Niebel, Brüderle oder neuerdings der junglackierte Rösler, sie präsentieren und repräsentieren eine frivole Reichenbegünstigung und nennen ihr Klientel “Mitte”.
Alles andere ist nicht nur “links”, mit kleinen Abstrichen bei der CDU, sondern “kommunistisch”. Westerwelle hat sich darauf festgelegt, jede Alternative zu seiner Antipolitik “Linksrutsch” zu nennen und “warnt” davor wie der Hirtenjunge vor dem Wolf.
Ernsthaft ist selbst eine Große Koalition, die er durch seine kleingeistigen Farbenspielchen quasi erzwingt, für ihn und seinen Vasallen Niebel der Weg in den Kommunismus. Die Logik: Eine Groko ist nicht Schwarzgelb, wird nicht funktionieren und deshalb zwangsläufig von einem “Linksbündnis” abgelöst werden. “Freiheit” (das ist er) oder Sozialismus” (das sind die anderen), so die einfache Formel. Und weil das Feindschema in den Niederrungen dümmster Kapitalanbetung ebenso funktioniert wie dunnemals in der DDR, wird so einer mit ungefähr 100% Zustimmung zum Vorsitzenden des Zentralkomitees der neoliberalen Einheitspartei gewählt.
Den Aufstreber Rösler schicken sie vor, um ein heilloses Blabla zum Sinn von Steuersenkungen von sich zu geben, dessen Inhalt schlicht skandalös ist: Der Spitzensteuersatz soll auf 35% gesenkt werden. Das also markiert die Grenze zwischen “links” und “nicht links”, dort sieht die FDP die “Mitte”.
Wo es konkret wird, wird es peinlich:
“Die Staatsquote nach oben zu treiben, wäre ein fatales Signal. So hat beispielsweise die Schweiz – als eines der wirtschaftsstärksten Länder überhaupt – eine deutlich niedrigere Staatsquote als alle anderen EU-Länder.”
Dieses Gequatsche von der Stange ist billigster politischer Table Dance: Sinnlos, auf den ersten Blick schön anzusehen, am Ende aber eine Veranstaltung, die man sich sparen kann, weil man sie sich nicht leisten kann. Vernunft ist hier nicht gefragt. Über Nutzen und Schaden der “Staatsquote” kann man streiten, nur eines ist sicher: Hohe Einkommen und Vermögen zu entlasten, ist wirklich fatal. Die Schweiz als “wirtschaftsstark” zu bezeichnen, ist so deppert, das man nach dem Rohrstock schreien möchte. Die FDP träumt noch immer von einer Welt voller Banken und ohne Produktion und glaubt, das sei dann “wirtschaftsstark”.
Wohin das Geld gehen soll, das die tapferen Beschneiderlein des gebeutelten Staatshaushalts sparen wollen, sagen sie beinahe frei heraus: Zu den Banken.
“sueddeutsche.de: Das müssen Sie erklären: Ich soll weniger Steuern zahlen, habe dann aber nichts davon?
Rösler: Doch. Sie sollen ein Teil des Geldes in die private Altersvorsorge oder private Krankenversicherung investieren.
sueddeutsche.de: Dann steckt hinter den ganzen Steuersenkungsparolen der FDP nicht mehr als ein Konjunkturprogramm für die private Versicherungswirtschaft.
Rösler: Es sind sich doch heute alle einig: Ohne einen kapitalgedeckten privaten Anteil ist die Rente nicht sicher. Das liegt an der demographischen Entwicklung. Sie können aber von den Leuten nicht zusätzliche private Initiativen verlangen, wenn sie finanziell nicht in der Lage sind, einen Kapitalstock anzusparen.”
Thorsten Denkler, der das Interview für die Sueddeutsche führt, bringt es auf den Punkt. Röslers Antwort ist das stereotype “irgendwie Demographie”, was er dann halb zurücknimmt, denn irgendwie umlagefinanziert soll es ja auch bleiben. Daß die Nicht-Mitte nach den Plänen der FDP nie in der Lage sein wird, etwas anzusparen, daß die “privaten Initiativen” sich bereits als Zahlungen ohne Gegenwert erwiesen haben, daß ausgerechnet die ach so vertrauenswürdigen Banken die Altersvorsorge sichern sollen, das findet Rösler ganz groß.
Zeit.de weiß über ihn:
“Er sei als Teenager “nicht in die FDP eingetreten” wegen der Finanz- und Wirtschaftspolitik. Tatsächlich hätte seine Partei “liberale Antworten auf alle Fragen”. Er sehe seine Aufgabe künftig darin, diese stärker zu betonen, sagte Rösler kurz vor seiner Wahl ins Präsidium .”
Ein Propagandist reinsten Wassers, dessen dreiste Pseudokritik nichts Gutes ahnen läßt. Die liberale Antort auf alle Fragen will er fortan immer eifrig vortragen wie der Messdiener seine Fürbitte und der Pimpf sein “immer bereit”. “Steuern runter”, schlanker Staat, keine Belastung für die Leistungsträger aus der Mitte der Millionäre. Den Neoliberalismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf, obwohl beide intellektuell einiges mehr zu bieten hätten als dieser Eliteschnösel.
Sein Wort zum Sonntag:
“Es klingt ja gut, wenn man sagt: Alle zahlen ein. Aber wenn alle einzahlen, haben auch alle Ansprüche und kriegen etwas raus“.
Das muß natürlich verhindert werden.
Mai 17th, 2009 at 02:45
Tja, und immernoch stellt sich die Frage wen ich wählen soll…Lafontaine als Schmerzmittel bei metastasierenden Kredit- und Consultingkrebs oder Westerwelle als unfreiwillig aktive Sterbehilfe fürs Herrschaftssystem…
Ich finde wir sollten Westerwelle die Chance geben einen Platz in den Geschichtsbüchern zu bekommen.
Mai 17th, 2009 at 07:59
Die (Neo-)Liberalen
Es sind einfach solche Menschen: Sie lügen am Morgen, sie lügen den ganzen Tag über, sie lügen am Abend und sie lügen wenn sie im Schlaf sprechen. Und sie wissen es, o ja, aber ihr Interesse heilig jeden Zweck.
Lügen, lügen, lügen, lügen, lügen, lügen, ….
Es sind Ganoven, Schurken und Kriminelle.
Ach so, war ich etwa zu pauschal? Hier die Details:
https://www.forum-systemfrage.de/Aufbau/ba/41n/ba41nn.php?tbch=ba&ordner=41n&schp=neolib&df_name=baDF40
Mai 17th, 2009 at 08:05
O nein, die (Neo-)Liberalen, sie lügen nicht nur wenn es um die Steuern geht, ach was,
sie lügen immer. Was ist der (Neo-)Liberalismus wirklich?
Der Neoliberalismus | für Eilige
Ein intellektuelles Verbrechen gegen die Menschlichkeit
Die Bezeichnung neoliberal täuscht. Sie erweckt den Eindruck, es würde sich um eine Weiterentwicklung der ürsprünglichen liberalen Theorie handeln. Davon kann keine Rede sein. Wir werden in den nächsten Beiträgen zeigen, dass der Neoliberalismus etwas völlig anderes ist. Er ist in theoretischer Hinsicht ein akademischer Müll, in politischer Hinsicht eine rechtsstaatlich organisierte Räuberei und in ethischer Hinsicht ein sozialer Genozid. Knapp gefasst: Der Neoliberalismus ist ein geistiger Kanibalismus. Als solcher ist er ein kompletter Verrat am ursprüglichen Liberalismus, der sich den humanistischen und aufklärerischen Idealen der europäischen Moderne verpflichtet sah.
Mehr darüber (für alle, die nicht denkfaul sind) hier:
https://www.forum-systemfrage.de/Aufbau/steuerung.php?tbch=ba&schp=neolib
Mai 17th, 2009 at 08:57
Ich wähle FDP!
Ich zahle Hungerlöhne!
Mir geht es prächtig!
Außer, dass niemand mehr bei mir einkaufen kommt?
Verstehe ich gar nicht…
Aber die FDP weiß Abhilfe:
Noch hungrigere Löhne zahlen!
Jahaha: Da schaut Ihr.
Und für so viel Dummheit lasse ich mich dann von meinesgleichen feiern.
Mai 17th, 2009 at 11:06
Hallo Flatter Feynsinn,
warum bist du nicht Chirurg geworden? Jedenfalls erfreue ich mich einmal mehr an deiner Formulierungskunst, mit der du die Innereien der Freien Partei (demokratischen!) auf den Seziertisch gelegt hast. Man besichtigt also. Wendet sich ab, je nach Geschmack, oder ist begeistert.
Ich bin der Meinung, das in der Tat heillose Bla Bla eines Rösler, die operettenhaften Inszenierungen eines Westerwelle oder der stets frappierende Zugewinn an Erkenntnissen wie z. B. bei ihrem Brüderle, – all das wird sehr nützlich sein bei den zu erwartenden Entwicklungen in der Politik.
Politik, die ganz gewiss und unumgänglich von der festgefahrenen, stecken gebliebenen, sich in Erstarrung befindlichen Großen Koalition weiter ausgestaltet werden wird. Und ausgestattet. Mit all diesem wunderbaren Personal. Auch hier kann ich nicht laut genug sagen: Und es ist gut so!
Meine Wahlempfehlung: Sich von der Begeisterung tragen lassen. Winken, möglichst mit beiden Winkelementen. Überall Kreuze hinmachen.
Mai 17th, 2009 at 15:45
Ach was, ihr versteht die Liberalen voellig falsch.
In wirklichkeit sind das alles eingefleichte Alt-68er und ihre geistigen Adoptivkinder, die aus den Fehlern der RAF gelernt haben:
Direkter Wiederstand gegen den Obrigkeitsstaat ist sinnlos, solange die Mehrheit des Volkes nicht zur Revolution willens ist.
Also haben sie die indirekte, langfristige und damit nachhaltige Strategie gewaehlt:
Den Staat durch stueckweise Steuersenkungen aushungern!
Und wenn am Ende des langen Marsches der Staat dann wegen Naehrstoffmangel kollabiert, laesst der Grosse Vorsitzende Guido die Maske fallen, und fuehrt uns in einem grossen Sprung nach vorne ins Arbeiterparadies.
Die liberale Partei hat immer recht :)
Mai 17th, 2009 at 23:24
[...] Feynsinn … Der liberal existierende Kommunismus [...]
Mai 17th, 2009 at 23:39
die FDP – ein Gruselkabinett.
Mai 18th, 2009 at 16:06
“Thorsten Denkler, der das Interview für die Sueddeutsche führt, bringt es auf den Punkt.”
Th. Denkler (nie ohne den Zusatz: Berlin) bringt etwas (sinnvolles) auf den Punkt – das wäre ja mal was ganz neues. Was ich bisher von diesem Herrn gelesen habe, war übelster Kampagnenjournalismus.
Aber wer weß, im Moment scheinen mänche Hälse selbst den Eulen noch etwas vormachen zu wollen.
Mai 18th, 2009 at 20:00
[...] Feynsinn – Der liberal existierende Kommunismus [...]
Mai 20th, 2009 at 09:02
[...] Ein interessanter Artikel zum Vorgehen der FDP ist bei Feynsinn nachzulesen. “Der liberal existierende Kommunismus“. [...]
Mai 20th, 2009 at 09:38
Cooler Artikel. Mir war der Rösler bisher noch gar nicht so aufgefallen. Aber die Verbohrtheit eines Westerwelle ist ja sowieso kaum zu übertreffen.
Mai 20th, 2009 at 11:54
[...] Grenze zwischen links und nicht links, dort sieht die FDP die Mitte. Hier geht’s weiter: Feynsinn » Der liberal existierende Kommunismus __________________ "Klar, wenn du schon auf der Titanic fährst, dann stellst du am besten [...]
Mai 20th, 2009 at 15:16
alptraumhate Typen. Mir wird es schlecht bei dem Gedanken daran das die überall so ein Unheil anrichten könnten wie in Niedersachsen.
Mai 21st, 2009 at 16:35
[...] die FDP-Avantgarde begibt, muss sich nur dieses Interview mit Philipp Rösler ansehen, auf das Feynsinn aufmerksam gemacht hat. Es ist an Chuzpe und Plattitüden eigentlich kaum zu überbieten [...]
Mai 25th, 2009 at 13:50
[...] Feynsinn kritisiert das FDP-Programm und bezeichnet die Politik des aufstrebenden Philip Rösler als politischen [...]
Juni 6th, 2009 at 21:50
Wieso? Schon mal die Zusammensetzung des schweizerischen BIP angeschaut? Oder findest Du einfach das Wort wirtschaftsstark deppert? Oder was macht die Schweiz in Deinen Augen schwach?
Juni 7th, 2009 at 13:51
Nun ja, im Neusprech wird “wirtschaftsstark” gern mit einem hohem pro-Kopf-Einkommen gleichgesetzt. Es macht aber im gegebenen Zusammenhang keinen Sinn, hier Äpfel mit Birnen zu vergleichen.
Die Zusammensetzung des BIP ist eine statistische Größe, die wiederum vergleichbarkeit suggeriert, wo keine ist. Der Anteil der “Dientsleistungen” etwa, der in der Schweit erheblich höher ist als in der BRD, sagt nichts darüber aus, wie sich diese Dienstleistungen zusammensetzen.
Entscheidend ist aber etwas völlig anderes: Rösler emfiehlt der BRD mit obigem Argument eine “Staatsquote” wie in der Schweiz. Mich würde einmal interessieren, ob ihm das Lohnniveau der “wirtschaftsstarken” so gut gefällt – darüber könnte man reden.
Die BRD exportiere meines Wissens in 2007 Waren im 27-fachen Wert der Schweizer Exporte. Rösler vergleicht die BRD und die Schweiz und kommt auf dem Begriff “wirsschaftsstark”. Was ist die BRD dann? Ein Wirtschaftsmonster?
Worum es geht: Der Vergleich ist kompletter Blödsinn, die Vokabel soll suggerieren, die BRD könne sich an der Schweiz orientieren. Ich hätte jetzt also gern meinen Rohrstock.