Es ist nicht alles schlecht, was mit Öffentlichen Mitteln oder mit Streik zu tun hat. Wir haben in unserer neuen sozialen Marktwirtschaft einiges nicht richtig eingeschätzt, was den Nutzen staatlicher Gelder anbetrifft. Vor allem die niedrigen Geburtenraten der letzten Jahre und die demographische Entwicklung am unteren Ende der Graphik sind nicht immer richtig gedeutet worden.
So zeigt sich etwa, daß das Elterngeld eine gute Wirkung zeitigt. Zwar werden nicht mehr Frauen Mütter, aber Mütter werden häufiger Mehrfachmütter. Dies ist besonders deshalb erfreulich, weil sich die Mittelschicht so besser erhalten läßt. Es ist ein höchst gefährliches Phänomen – und eben auch ein sehr teures – daß sich sonst nur noch das Prekariat vermehrt.

Wenn heute die Erzieherinnen auf die Straße gegangen sind, dann ist dieses Alarmzeichen auch zu hören. Natürlich kann man ihnen nicht beliebig hohe Löhne zahlen, denn das belastet die Haushalte. Andererseits werden sie so schlecht bezahlt, daß viele von ihnen Nebenjobs brauchen, um über die Runden zu kommen. Einige beziehen sogar ALG II zusätzlich, manche lassen sich ganz in Hartz IV abgleiten. Das kann nicht erwünscht sein. Erzierinnen, die selbst gantzags ihre Kinder unterbringen müssen, nützen niemandem, ausgebildete Erzierinnen, die nicht mehr arbeiten, noch weniger.

Die ganze Struktur muß überarbeitet werden. Vor allem die unproduktivste Arbeit, die mit Kindern aus prekären Verhältnissen, wird nur teurer, wenn man am falschen Ende spart. Wir brauchen Erziehungspersonal, das dafür sorgt, früh Auffälligkeiten zu erkennen und zu verhindern. Ansonsten stehen mit der Jugendhilfe, Sicherheits- und Strafmaßnahmen weitere Kosten an, die sich vermeiden lassen. Kinder und Jugendliche mit niederigem Bildungshintergrund müssen sinnvoll beschäftigt und an nützliche Arbeiten herangeführt werden. Hier ist frühe Gewöhnung und Motivation dem Zwangskontext vorzuziehen. Letzterer ist erfahrungsgemäß mit höherem Aufwand verbunden und kann zu sozialen Verwerfungen führen.

Eine Soziale Marktwirtschaft muß dem Rechnung tragen. Hören wir das Hilfebegehren der Erzieherinnen, sehen wir zu, daß wir eine stabile und soziale Basis der Reproduktion erhalten! Sehen wir zu, daß wir der Mittelschicht wieder Freude an der Elternschaft vermitteln und qualifiziertes motiviertes Erziehungspersonal schaffen! Nur so ist auch gesichert, daß aus dem Pool der Fachkräfte höher qualifizierte und zuverlässige Mitarbeiterinnen hervorgehen, die auch den Nachwuchs der Leistungsträger zu betreuen geeignet sind.
Quer durch alle Schichten kann so die Gesellschaft als ganze erhalten werden. Dies ist neue soziale Marktwirtschaft, die einen breiten Konsens herstellt.
Wir brauchen das Volk.