Soziale Unruhen in Deutschland ?
Posted by flatter under PolitikKommentare deaktiviert
24. Apr 2009 1:03
Wie soll ich mir das vorstellen? Nach einem wochenlangen politischen Generalstreik greifen wütende Bürger die Institutionen an? In Deutschland? Wieso überhaupt in Deutschland?
Zwei prägnante Sätze dazu lese ich in der TAZ. Der eine ist von Klaus Dörre, der richtig feststellt:
“Aber auch die Unruhen im Mai 1968 sind von Paris nach Deutschland herübergeschwappt.”
Welch ein Unsinn, in der aktuellen Situation bei “Unruhen” in nationalen Grenzen zu denken! Für die Entwicklung hierzulande muß man mindestens ganz Europa im Auge haben. Sollte es so etwas wie eine relevante Masse Unzufriedener geben, die einen Zusammenhang herstellen zwischen ihrer Lage und dem politischen Ganzen, wird sie nicht national begrenzt sein. Man darf wohl davon ausgehen, daß in Deutschland nicht der Anfang gemacht werden wird. Im Westen wabert noch immer ein bewußtloser Konsens, daß es schon irgendwie gut gehen wird, im Osten wissen sie, was es bringt, das System zu stürzen. Der Frust ist auf Depression gepolt.
Der andere Satz kommt von Hans Olaf Henkel, einem der Chefideologen des Neoliberalismus:
“Es gibt kein Land vergleichbarer Größenordnung, in dem das soziale Netz so engmaschig gespannt ist.”
Er fürchtet nur, daß es böse Hetzer gibt, die die Atmosphäre aufladen könnten. Daß sie längst ihr Werk vollbracht haben, sieht er nicht. Wo diese Leute zu suchen sind, ahnt er nicht. Vor dem Spiegel fällt es ihm jedenfalls ganz sicher nicht auf.
Daß das “soziale Netz” nicht zu einem als menschenwürdig empfundenen Dasein führt, entzieht sich dem Universum, in dem er lebt. Daß es vor allem nicht nur ums Brot geht, von dem allein er selbst nicht würde leben wollen, kann er gar nicht begreifen.
Die Wut, die mehr als nur ein paar Radikale oder gut Informierte packt, ist eine andere. Es ist die Wut auf den großen Wortbruch der selbsternannten “Demokraten”. Die Selbstgerechtigkeit der Eliten, die beinahe alle Instanzen vergiftet hat, ist unerträglich. Menschen, die bespitzelt und ausgebeutet werden, die für ein paar Cent von einem Gericht ihren Arbeitsplatz gestohlen bekommen, andere, die sich schamlos bereichern und dafür belohnt werden. Schon wie in Vorbereitung des Schlimmsten werden mit fadenscheinigen Begründungen Rechte beschnitten und der Generalverdacht installiert.
Der größte Feind der Demokratie, Lobbyismus, überwuchert die zivilisierte Welt und tritt mit grenzenlosem Herrenmenschen-Zynismus auf. Von staatstragenden Medien bejubelt, scheint das Unrecht die Oberhand zu gewinnen, und die Menschen wissen nicht, an wen oder was sich sie sich wenden sollen mit ihrem berechtigten Unmut. Die meisten wissen ja nicht einmal, was sich hinter den Kulissen abspielt.
Ein weiterer Fall skandalösen Unrechts firmiert noch als Kampf gegen die Bösen aus dem Internet, die als Banditen dargestellt werden, welche Porno, Diebstahl und Verwerflichkeit verkörpern. Daß sie von einem Richter zu Gefängnisstrafen und finanziellem Ruin verurteilt wurden, der selbst heimlicher Kläger war, sollte eigentlich niemand wissen. Einzig die Arroganz dieses Eliterichters sorgt nun dafür, daß das Bild wieder schief hängt. Man darf sich allerdings darauf verlassen, daß das Auffliegen dieses Halbgottes nicht zu mehr Gerechtigkeit führt. Im Gegenteil wird man feststellen dürfen, daß die Moral der “Anständigen” einmal mehr die neue Klassengesellschaft kitten wird. Das “Volk” wird sich nicht betroffen fühlen. Es trifft ja nur die “Piraten”, die aus dem Internet sogar. Man gehört ja nicht dazu.
Die “Wirtschaftkrise” ist eine Krise der Demokratie, die vollends vergessen hat, daß die Rechte und das Wohl aller ihr Fundament sein müssen. Ein “Individualismus”, der “Freiheit” sagt und Ungerechtigkeit zementiert, ist antidemokratisch. Diese schlichte Weisheit ist noch lange nicht angekommen im Bewußtsein der “Völker”. Die Eliten setzen sich darüber hinweg, weil sie keine Idee davon haben. Das Resultat ist in allen Varianten brandgefährlich.
Einige flüchten sich in Verschwörungstheorien, andere in einfache Lösungen. Bedient wird beides vom Establishment und tumben Extremisten zur Genüge. Letztere werden die sein, die zündeln, und es werden vor allem Rechtsradikale sein.
Die Etablierten werden sich mehr und mehr in eine Paranoia steigern. Wer nicht für sie ist, ist gegen sie. Obama mag ein temporärer Glücksfall sein, Bush, Berlusconi und andere gewählte Diktatoren werden unter diesen Umständen mittelfristig die Szene bestimmen. Wer hält dagegen? Die Stimme der Vernunft ist schwach und leise, wo die Arroganz der Macht und das Geschrei der Besserwisser die Bühne erobert haben.
Die Zeit ist günstig für Diktaturen. Soziale Unruhen werden daran nichts ändern.
April 24th, 2009 at 02:24
[...] Soziale Unruhen in Deutschland ? Wie soll ich mir das vorstellen? Nach einem wochenlangen politischen Generalstreik greifen wütende Bürger die Institutionen an? In Deutschland? Wieso überhaupt in Deutschland? [...]
April 24th, 2009 at 04:19
[...] Der größte Feind der Demokratie, Lobbyismus, überwuchert die zivilisierte Welt und tritt mit grenzenlosem Herrenmenschen-Zynismus auf. Von staatstragenden Medien bejubelt, scheint das Unrecht die Oberhand zu gewinnen, und die Menschen wissen nicht, an wen oder was sich sie sich wenden sollen mit ihrem berechtigten Unmut. Die meisten wissen ja nicht einmal, was sich hinter den Kulissen abspielt. [...]
April 24th, 2009 at 08:09
Die “Wirtschaftkrise” ist eine Krise der Demokratie, die vollends vergessen hat, daß die Rechte und das Wohl aller ihr Fundament sein müssen
Es ist auch heute noch schwer zu behaupten, das die Finanzkrise eine Folge, und kein Ursprung ist, ohne nicht ständig mit dem Hochmut der Wirtschaftskonpetenz konfrontiert zu werden.
Danke flatter, und bitte weiter so.
April 24th, 2009 at 09:50
[...] Soziale Unruhen in Deutschland? Die “Wirtschaftkrise” ist eine Krise der Demokratie, die vollends vergessen hat, dass die Rechte und das Wohl aller ihr Fundament sein müssen. Ein “Individualismus”, der “Freiheit” sagt und Ungerechtigkeit zementiert, ist antidemokratisch. Diese schlichte Weisheit ist noch lange nicht angekommen im Bewusstsein der “Völker”. Die Eliten setzen sich darüber hinweg, weil sie keine Idee davon haben. Das Resultat ist in allen Varianten brandgefährlich… [...]
April 24th, 2009 at 10:57
Da jaulen sie laut auf, die Apologeten des Marktradikalismus, die Anhänger der Klassengesellschaft und Zerstören der Demokratie. Wie der Teufel das Weihwasser reagieren sie auf die Warnung vor sozialen Unruhen wie Gesine Schwan und Michael Sommer es unlängst taten. Hundt, Guttenberg und Struck: einig Dreifaltigkeit, verdammen und warnen vor den Warnungen, dass ihr Abschlachten demokratischer Notwendigkeiten sich nun gegen sie wenden, dass der Mob ihnen die Euros bis zum Anschlag in den Hals stecken könnte.
“Besonnenheit” nennt Guttenberg die Lethargie eines ganzen Volkes euphemistisch und er wünscht sich, dass diese Lethargie auch die erfasst, die ihre Zweifel und Ängste noch auszusprechen wagen.
Wirtschaft und Bundesregierung täten alles, um Arbeitsplätze zu erhalten und die Krise für die Menschen zu mildern. Eine Krise, welche es ohne die Strucks, Hundts, Schröders und Merkels in dieser Form gar nicht gäbe. Schäuble meint doch tatsächlich, dass niemand “in materielle Existenzbedrohung kommen wird” – und zeigt damit die wahre Fratze seiner Kaste: die materiellen Existenzbedrohungen sind ja bereits da und mögliche Unruhen deren Folge.
Immer wieder hat diese selbsternannte “Elite” aus Profit- und Machtgier auf das eingeschlagen, dem sie eigentlich zu dienen hat: das Volk. Deregulierung, Flexibilisierung, Privatisierung die Drogen aller Westerwelles und Riesters haben ihnen den Verstand vernebelt für die Belange der Menschen. Nie ging und geht es ihnen um Demokratie, sondern nur um ein Placebo derselben, ein Sedativum fürs Volk.
Noch ist es nicht soweit, aber der Stachel sitzt tief in unserem Fleisch; die beruhigende Wirkung lässt allmählich nach und die Schmerzen, verursacht durch Arbeitsplatzangst, mangelnde Bildung, Armut und Chancenlosigkeit werden schlimmer.
Und dann werden sie vielleicht nicht nur vor Warnungen Angst haben müssen.
April 24th, 2009 at 11:59
@Rainer
Ja! Denke / fühle ich auch so. Dennoch Wut, Ohnmacht und Angst reichen nicht. Aber mir fällt auch nix ein. Außer…..
@flatter
….weitermachen!
Mein Betrag ist bescheidener: Ich werde meinen Taxifahrer, der fdp (!??!) wählen will, davon überzeugen, sein Kreuzchen bei der Linken zu machen(kein Mitglied oder großer Sympathisant!). Denn wovor fürchtet sich die bertelsmänner und springer am meisten? Richtig…. Sahra Wagenknecht :-)))
April 24th, 2009 at 13:00
@ Hal9002
Na ja … gerade sie: Sahra Wagenknecht :(((( Ist sie & Co. nicht gerade das, was unsere Machteliten unbedingt brauchen? Ich überlege nur (Fehler nicht ausgeschlossen):
Hat die Kirche nicht die Hexen gebraucht? Ja, sie hat sie eigentlich gemocht, sonst würde sie keinen Beweis auf der Hand haben, dass sie gegen das Böse kämpft.
Und das Kapital? Im 18. Jahrhundert war die Lage noch so bequem: Es gab noch Feudalherren, die keine Steuer zahlten, alles dem Nachkommen überließen konnten, de facto Sklaven (Leibeigenen) besaßen. Und das alles war sooooooooo ungerecht – weil das Kapital selbst das alles haben wollte. Folglich bekämpfte man heldenhaft und im Namen der FREIHEIT das Böse in der Person des Grundbesitzers. Aber dieser Feind ist allmählich abhanden gekommen. Verdammt! Weil ohne das Böse keine Herrschaft! Man muss das Böse auch heute unbedingt haben und es muss natürlich, wie immer, de facto völlig ungefährlich sein. Ich tippe auf Sahra Wagenknecht & Co.
Nicht dass du mich falsch verstehst: Irgendwie möge ich diese harmlosen und unschuldigen Kerle. Sind mir einfach sympatisch. Sonst würde ich nicht so etwas schreiben:
https://www.forum-systemfrage.de/Aufbau/aa/10x/aa10x.php?df_name=aaDF10&tbch=aa&schp=nach30j&ordner=10x
Wäre ich nicht so voreingenommen, würde ich also der Ratio glauben auch dann, wenn es mir ihr Ergebnis nicht gefällt, dann würde ich Feynsinn offen zustimmen: Die Diktatoren werden die sein, die zündeln, und es werden vor allem Rechtsradikale sein.
April 24th, 2009 at 13:29
Was glaubt ihr wohl, warum Schäuble und co. unbedingt die Bundeswehr im Innern eingesetzt sehen wollen? Sie haben eine Heidenangst, was soziale Unruhen alles anstellen könnten. Und nur der, der weiß, welchen Scheiss er verzapft hat, muss sich vor dem Mob fürchten.
April 24th, 2009 at 14:33
Warum ist Deutschland eigentlich eines der wenigen europäischen Länder, welches den Generalstreik verbietet? Weil die alten Eliten Angst vor der Straße haben! Egal ob Frankreich, Spanien oder Griechenland…dort legt die Bevölkerung das halbe Land lahm, wenn die Regierung gegen den Volkswillen handelt.Und bei uns? Da lässt sich der deutsche Michel alles gefallen und verfällt in stoische Ruhe.
April 24th, 2009 at 15:02
@Systemfrager
Tja, machmal muss man sich entscheiden.
(Fehler nicht ausgeschlossen :-)
Ich bin zwar seit gut 15 Jahren stoischer Nichtwähler, aber diesmal kann man doch ein wenig kalkulativ vorgehen und die Machtverhältnisse etwas verschieben.
Ich plage mich mit denselben Gedanken herum.
April 24th, 2009 at 15:40
Zum Thema Hans Olaf Henkel kann ich es mir nicht verkneifen, einen Text von Hendrik M. Broder hier anzuführen. Leider weis ich nicht, welcher Affe zur Zeit den Herrn Broder reitet, von der Linken hat er sich aber weit entfernt. Daher nur mal so…..so hat er früher geschrieben! Wäre vielleicht gut wenn ihn andere auch mal wieder darauf anstoßen!
Hans-Olaf Henkel ist ein kluger, gebildeter und immer gut gekleideter Mann, ein richtiger Herr; früher war er Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, heute ist er Präsident der Wissensgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz. Er ist ziemlich oft im Fernsehen zu sehen, weil er zu den wenigen im Lande gehört, die in der Lage sind, komplette Sätze verständlich zu formulieren. Er schreibt auch kurze Kommentare in der BILD, zu grundsätzlichen Fragen (“Wir brauchen Reformen!”) oder aus aktuellem Anlass (“Aufstehen, Herr Westerwelle!”); persönlich bin ich ihm nur einmal begegnet, letztes Jahr bei der Eröffnung des Jüdischen Museums, und da ist er mir dadurch angenehm aufgefallen, dass er seine schönen Töchter mitgenommen hatte. Letzten Sonntag saßen wir uns bei “Christiansen” gegenüber und waren verschiedener Meinung. Ich sagte, Möllemann sei ein Antisemit, oder wenigstens ein “Antisemitchen”, Henkel widersprach, Möllemann wäre kein Antisemit. Nach der Sendung gab es in den Räumen der Produktion das übliche Nachspiel bei Bier und Häppchen; ich schwatzte ein wenig mit Andrea Fischer und Heiner Geißler und beschloß dann zu gehen, bevor mein feines Leinensacco, das ich auf Guernsey gekauft hatte, so riechen würde wie der Inhalt der Aschenbecher. Abgesehen von der üblichen Rücksichtslosigkeit der Raucher war es ein schöner Abend. Wie es der Zufall wollte, traf ich Hans-Olaf Henkel im Treppenhaus vor den Aufzügen. Ich stand am linken Lift, er am rechten. Meiner kam schneller als seiner, ich rief “Kommen Sie, Herr Henkel, ich nehme Sie mit!”, Henkel rief zurück: “Mit einem Juden fahre ich nicht im selben Aufzug!” Und schon trennten sich unsere Wege wieder, ich stieg in den einen Lift, er in den anderen. Zu Hause angekommen, war ich um eine Erkenntnis reicher. Es gibt weder Antisemiten noch Antisemitchen, nur Pechvögel, die weder ein Gefühl für Situationen noch für Pointen haben. Aber immer einen Witz auf den Lippen, hahaha!
HMB, 12.6.o2
April 24th, 2009 at 15:47
“Der größte Feind der Demokratie, Lobbyismus, überwuchert die zivilisierte Welt und tritt mit grenzenlosem Herrenmenschen-Zynismus auf.”
Ein sehr schöner Satz. Danke dafür.
April 24th, 2009 at 17:07
Sahra Wagenknecht, die eiskalte Kommunistin. Und was ist das?:
https://www.extremnews.com/berichte/politik/4d571269a2ea783
April 24th, 2009 at 17:28
@Systemfrager
Yep! Kann nicht widersprechen, dass die Beweggründe zweifelhaft sind (kenne auch den Beitrag). Aber mir geht es so wie @antiferengi; “ein wenig kalkulativ vorgehen und die Machtverhältnisse etwas verschieben”.
Mal ganz anderst betrachtet: Angenommen die Welt wäre friedlich, hilfsbereit, frei, freundlich, gerecht, gebildet, diskussionsbereit, sozial, reflektiert; die Menschen hätten Zeit und Muse für sich und die Mitmenschen; m.a.W. “der Verein freier Menschen”. Dann könnte es sein – nur mal so gesponnen -, dass die Menscheit so zufrieden und faul wären, dass es keinen Fortschritt mehr gäbe. Auf Grund äußerer Gegegenheit, die nicht durch den Menschen einfach zu beeinflussen wären, ich aber der Ansicht, dass die Menschen sich technolgisch dringend weiterentwickeln müssten, um die Menschheit selbst zu retten. Was würde ich als vorletzter “Neoliberaler” dann tun? Ich würde den Letzten wählen – Westerwelle und versuchen Zwietracht unter den ganzen selbstzufriedenen Trotteln zu streuen, damit die wieder aufwachen, und die Ärmel hochkrempeln.
Ach vergesst es. Der Vergleich ist doof und abgehoben. Ich will’s mir gar nicht vorstellen Westerwelle zu wählen, bääh!
Mir geht’s jetzt richtig dreckig…
April 24th, 2009 at 17:41
@Rainer
Ja,ja, – das Angebot bestimmt die Nachfrage :-)
Deshalb plagt es ja auch so.
Auf der einen Seite gerade Leute, welche eigentlich nur das geblieben sind was sie immer waren, auf der anderen das pure Abziehbild der vernagelten Kommunistin mit Selbstzweck, die aber gerade voll im Zahn der Zeit bohrt.
Himmel, – gib uns Eindeutigkeit.
April 24th, 2009 at 17:46
obwohl ich diesen Blog gerne lese und den Blogger schätze, meine ich, dass solcher Defätismus niemanden hiilft ausser denen, welchen diese hilflose Form der Wut gilt. Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Opposition einige ihrer besten Köpfe an der kreativen Abgeschlossenheit der Blogs verliert. Vielleicht ist es tasächlich so, dass ein 68 u.a. so lange nicht mehr möglich sein wid, wie die Menschen ihre Wut lediglich virtuell ausdrücken können. Auf die Strasse können die anderen gehen – nur wer ist da übrig?
April 24th, 2009 at 18:00
@salvo
Ähhh, weißt du wie schwer es ist einen 68er heutzutage davon zu überzeugen das er schlicht und einfach mitschuld ist am Dilemma. Ist dir bekannt wieviele dieser 68er bereits im Bereich der grünen Selbstgefälligkeit voll auf den Zug der Profitgier und Selbstbereicherung aufgesprungen sind?
Ich bin zwar ein Spät68er, aber die Mutlosigkeit hat diesbezüglich den einfachen Grund, dass es überhaupt keine Gegenseite gibt mit dem man auf die Strasse gehen könnte. Überhaupt bei dem Versuch dazu wurde ich bereits vor Jahren von meinen eigenen Denkgenossen aus der Vorzeit, welche jetzt in Wellnessparks und Esoterikzirkeln ihrem Wohlsein frönen, verlacht.
Warum versuche ich wohlimmer darauf hinzudeuten, das wir ein allgemeines Problem haben.
April 24th, 2009 at 18:38
@salvo
Ok, – fünf Minuten Nachdenkpause, und Abregung :-)
Du hast natürlich Recht.
Aber ich denke das hier einige sind, welche das was sie hier schreiben nicht nur beim Schreiben belassen, sondern auch tagtäglich mit ihren Freunden, Bekannten und Arbeitskollegen versuchen zu besprechen. Was natürlich im Moment auf reine Überzeugungsarbeit hinausläuft, welche extrem ermüdend und frustierend ist. Deshalb gönne den paar welche gerade mal den Kopf hängen lassen ein wenig Mutlosigkeit. Hält mit Sicherheit nicht lange an:-)
April 24th, 2009 at 19:07
Ich sehe was die Wahl angeht derzeit 3 Möglichkeiten eine Veränderung herbeizuführen:
1) GRÜNE/LINKE; das (Wirtschafts- und Herrschafts) System würde nicht kollabieren, das ganze Elend um einige Jahre hinausgezögert, z.B. durch geringfügige Vermögensumverteilung, Deficit Spending etc., größere Reformen werden nicht kommen da es hierfür der Mittelschicht nicht schlecht genug geht, also politisch nicht vermittelbar sind.
An dem Problem das die Produktivität steigt und damit zwangsweise Angebot und Nachfrage auseinanderdriften, zumindest beim derzeitigen System der Geldverteilung, wird sich so nichts elementar ändern
-> wirtschaftliches Siechtum auf lange Zeit.
2) Alternative Parteien, BüSo, Piraten, Freie Wähler, etc..
Bringt m.E. noch weniger da diese durch 5% Hürde erst gar nicht an die politischen Schaltstellen kommen, bzw. reine Klientelpolitik betreiben die nicht zielführend ist
-> wirtschaftliches Siechtum auf lange Zeit
3) FDP wählen, Verarmung der Mittelschicht innerhalb einer Legislaturperiode provozieren, in dieser Zeit neue politische Kräfte aufbauen und dann 2013 oder 2012 wenn Merkwelle hinwirft, das System grundlegend reformieren – mit Unterstützung der Mittelschicht
-> System absichtlich crashen lassen und einen Neuanfang wagen
Gefährlich ist die Eigendynamik die so ein Crash mitbringt, siehe 1933 ff.
Alternativ könnte man das System auch direkt zerstören in dem man einen Bank Run auslöst, also direkt die Finanzwirtschaft zerstört ohne den hässlichen Umweg gehen die FDP wählen zu müssen.
April 24th, 2009 at 19:42
Die einzige Alternative, meiner Meinung nach, ist:
Das die „Mittelschichten“, die „Bildungsbürger“, die „Intellektuellen“, … (was für widerliche Worte) „nachdenkt“, d.h. Ideen erfindet und gedanklich „ausprobiert“ und sich vernetzt. Irgendwann werden sich die Massen zur Bewegung setzen. Das kommt wie das Amen in der Kirche – zweifellos. Dann, so theoretisch bewaffnet, kann man sich an die Spitze der Kolonne setzen.
Ein Beispiel:
Als Lenin am 22. Januar 1917 in Zürich vor einer Versammlung junger Revolutionäre eine Rede hielt, schloss er sie, niedergedrückt, wie seine Frau meinte, mit dem Satz: „Wir, die Alten, werden vielleicht die entscheidenden Kämpfe dieser kommenden Revolution nicht erleben“. Nur wenige Monate später ist er in einem plombierten Zug – so die Überlieferung – nach St. Petersburg gefahren, und schon im Oktober hat er eben die von ihm selbst angezweifelten entscheidenden Schlachten der Revolution geschlagen und gewonnen.
Ich weiß, wie schwierig sich „Intelligenzija“ organisieren lässt. Deutschland ist sogar ein Sonderfall. Z.B. 2 oder 3 Amerikaner können problemlos ein Buch schreiben. In Deutschland ist dies nur als der Fall „Hrsg.“ möglich.
April 24th, 2009 at 20:03
@ Systemfrager
“Die einzige Alternative, meiner Meinung nach, ist:
Das die „Mittelschichten“, die „Bildungsbürger“, ….”
Wow! Tut mir leid aber da quetscht sich mir der Senf aus der Tube! Weisst du wer mich derzeitig wirklich deprimiert, und mehr noch als alle unsere Politfrazken zusammen? Meine bildungsbürgerlichen Mittelschichtsfreunde! Zwischen ihnen und mir ist eine Kluft entstanden die täglich größer wird und bald unüberwindlich scheint, jedenfalls für mich. Von Hartz IV haben die null Ahnung und es interessiert sie nicht, sie haben auch keine Ahnung vom Niedriglohnsektor sondern meinen es wäre besser raus zu kommen und irgendwas zu machen, als so gefährlich und uncharmant draufzukommen wie ich das zugegebenermassen derzeitig bin. Dieses Thema rumort seit einigen Wochen extrem in meinem Magen rum und wenn ich nicht so kirre im Kopp wäre würde ich da auch gerne einen intelektuell anspruchsvollen Artikel draus machen. Mal sehn, vielleicht nach 1 oder 2 Bier. Oder nem Gläschen Normawein. (Dank des auf meinem Konto eingegangen Kinderbonus’ besteht durchaus mal wieder ein Grund zu feiern! Cheers!)
April 24th, 2009 at 20:20
@Geheimrätin
Also, wenn du mal auf die Strasse gehts, – ich bin dabei.
April 24th, 2009 at 20:59
@antiferengi
yo, solange man noch freiwillig auf die Strasse gehen kann, sollte man diese Freiheit auch nutzen und sich dort blicken lassen. leider sind dagegen diejenigen, die unfreiwillig auf der Strasse leben, unsichtbar.Denn lieber blickt man durch sie hindurch als der Wahrheit ins Gesicht. Dem eigenen ungeschminkten Spiegelbild. Unberührbar und Unsichtbar fristen sie ihr Dasein in unserem kapitalistischen Kastensystem.
April 24th, 2009 at 21:20
@ Geheimrätin
Ja, ich wollte oben sagen: „Mittelschichten“, „Bildungsbürger“, „Intellektuelle“ – was für widerliche Worte, aber wirklich! Dies zur Korrektur. Bis da sind wir uns einig – nehme ich an. Aber:
1) Einen „intellektuell anspruchsvollen Artikel wird man nach 1 oder 2 Bier, oder nem Gläschen Normawein“ NICHT machen. (Die ist empfehlenswert, wenn man demonstrieren will.)
2) Nur weil die Welt ungerecht und leidvoll ist, alleine deshalb wir sie sich noch nicht ändern.
3) Es klingt auf den ersten Blick verrückt, ist aber eine triviale historische Wahrheit: Es ist kein großes Problem eine Revolution zu machen dh. Herrscher auszutauschen, aber die Welt zu ändern schon.
4) Ohne ein neues sozial-ökonomisches Programm (Paradigma) wird keine Revolution gelingen.
5) Hab’ ich keins, hast du keins, hat er keins, … Pech gehabt.
6) Dann versuche ich, dann versuchst du, dann versucht er, …
7) Aber mit dem Kopf, nicht mit dem Herz (dem „kategorischen Imperativ“). Der Gutmensch ist der Anfang vom Ende – um mit Nietzsche zu sprechen.
April 24th, 2009 at 21:21
@Geheimrätin
Absolute Zustimmung.
Ich hoffe jetzt das mir das jetzt alle nicht so übel nehmen:
Wir die Bildungsschicht:
Wir benutzen Artikel, welche uns die Menschlichkeit, oder die Freiheit erklären, und diskutieren darüber als wäre es ein Konzept wie aus dem Wirtschafts-,oder Politikhandbuch.
Allerortens produziert diese Bildungsschicht das gleiche wie seit 20 Jahren. Konzepte, Konzepte, Systematiken………, als wäre Vernunft, und das mathematische Handling derselben die einzigen Dinge zu denen Menschen fähig sind. Selbst noch wenn es um die Umkehr geht.
Was ist Menschlichkeit ? Liebe, Hass, Freude, Trauer, Mut, Angst, und vor allen Dingen Leidenschaft ?
Das Leute, ist Menschlichkeit.
Ich dachte wir wollten dahin zurück. Angst davor ? Dann vielleicht doch lieber Selbstverwirklichung?
April 24th, 2009 at 22:41
[...] Quelle: Feynsinn [...]
April 25th, 2009 at 00:27
“Was ist Menschlichkeit ?”
Vorallem Irrationalität…was es auch so schwierig macht politisch etwas sinnvolles zu bewegen.
April 25th, 2009 at 00:36
also gut, dann will ich auch mal meine eigenen bescheiden intelektuellen Gedanken in puncto Revolution äußern : Da gehöre ich zweifelsfrei zu den, von einigen Kreisen abschätzig bezeichneten Internationalisten.
Ja in der Tat! In nationalen Forderungen allein sehe ich keinen Sinn. Wenngleich ich selbstverständlich national-souveränes Engagement zur Lösung der globalen Probleme befürworte. Ich möchte bitte Gerechtigkeit für alle, nicht ein Grundeinkommen nur für Deutsche oder die Rettung der deutschen Industrie auf Kosten der Umwelt.
Ich habe kein Problem beispielsweise Solarenergie aus Afrika zu importieren und im Gegenzug Technisches knowhow oder-und entsprechendes Material dorthin zu liefern, natürlich unter dem Aspekt, dass diese Energie dann auch allen gleichermaßen zugute kommt. Auch geht es mir nicht am Arsch vorbei wenn irgendwo Dürreperioden und Trockenheit den Menschen jegliche Lebensgrundlage rauben…und außerdem halte ich nichts davon, die deutsche Industrie und deutsche Arbeitsplätze, deutsches Kapital oder was auch immer gegen angeblich nicht existente Klimageschädigte-oder gar Flüchtlinge auszuspielen. Ich finde es auch abwegig die kapitalistischen Antworten unserer leaders und Gipfelstürmer auf die dringlichsten Probleme unserer Zeit mit den Problemen an sich gleichzustellen – sprich die Probleme zu verleugnen und zu bagatellisieren, weil ich a.) nicht direkt damit konfrontiert bin und b.) weil mir die kapitalistischen, korrupten Antworten der Gipfelstürmer nicht gefallen.
Revolution kann für mich letztlich aber nur eine Revolution des Herzens sein, nicht des Kopfes allein. Kein kopfloses Herz, vielmehr ein Herz im Kopf das ordentlich auf die Pauke haut und die Abhängigkeit die uns Menschen gegenseitig verbindet erkennt. Ein Herz das fühlt was wirklich abgeht, nicht ein Kopf der nur darüber nachdenkt. Denn ich glaube der Kopf muss fühlen um zu verstehen.
Ich finde es ist Zeit dass wir als Vereinten Nationen einen globalen Offenbarungseid leisten und gnadenlos offenlegen wie es wirklich um unsere Wirtschaft steht. Wir müssten uns zusammensetzen und uns ein System ausdenken, dass es möglich macht, Angebot und Nachfrage, oder wei Peinhard bei ad sinstram anmerkte “Bedürfnis und Bedürfnisdeckung” global zu organisieren. Die Menschenrechte als geltendes Recht dürfen dabei nicht länger Makulatur bleiben…so, das wars fürs erste, nach 1 Glas Bier…wenn ich noch eins trinke fällt mir vielleicht noch mehr ein ;-) schau ma mal…
April 25th, 2009 at 01:04
@Geheimrätin:
Größer denken ist wohl das Gebot. Ich befasse mich mit dem gedanken an etwas, das ja derzeit ganz anders als hier besprochen auf dem Tapet steht: Einem Verfassungsentwurf. Irgendwann in Kürze werde ich mir hoffentlich dazu etwas aus den Fingern saugen.
April 25th, 2009 at 08:24
@Alvar Hanso.
Natürlich, darum gehts ja.
Nachdem man jahrzehntelang versucht hat die simpelsten menschlichen Unzulänglichkeiten zu ignorieren indem man sie in Konzepte giesst um sie kontrollieren zu können, muss es diesmal besser gehen.
Grösser denken, und grösser fühlen sollten dabei Hand in Hand gehen.
April 25th, 2009 at 08:36
Wenn man keine Ahnung hat, wie man ein Problem zu Hause (sprich: Nationalstaat) löst, wird man Internationalist. So bekämpf der islamische Radikale die westliche Dekadenz und der westliche Intellektuelle die Dürreperioden und die Trockenheit in Afrika. Jeder weiß genau, wie das Problem des anderen zu lösen ist – und dann wird alles gut sein. Na bitte! Der Internationalismus war schon damals, als der Intellektuelle Marxist war, eine Idiotie, und er ist eine Idiotie auch heute, wo der Intellektuelle ein überzeugter Globalist ist. Außerdem merkte dieser Intellektuelle-Gutmensch in seinem grenzenlosen Eifer ncith, dass ihn das Kapital richtig vera… hat. Jetzt bleiben in der Tat nur Bier und Wein übrig – Prosit!
Dass man mich nicht falsch versteht: Die Weltordnung ist eine Sache (für und an sich), die Kooperation zwischen den Staaten ist etwas völlig anderes. Gegen das Letztere ist keiner.
Deshalb stehen wir – wie es Feynsinn es ahnt – vor der Rücker der Rechten. (Vielleicht eine gerechte Strafe Gottes. Ein Intellektueller durfte nicht so dumm und naiv sein!)
April 25th, 2009 at 09:17
Super Leute.
Auf der einen Seite die fleischgewordenen Emotionalisten, welche als Unmündige die Unmündigen bewegen wolle, – auf der anderen Seite die grossen Lenker.
Wir haben mal wieder zwei Extreme. Jetzt könnten wir eigentlich die Mitte suchen :-)
Wie gehen wir also mit der sozialen Unruhe um?
Was ist Unruhe? Eine einfache Demonstration ist bereits schon eine Unruhe in der Infrastruktur des Alltagslebens eines Landes.
Angenommen im Sommer gehen einige Demonstrationen los.
Wird dies bereits dann als Gefahr der sozialen Unruhe unter Quarantäne gestellt? Oder gar als Gefahr vor einer Revolution?
@Geheimrätin
Deinen Wink mit dem Zaunpfahl bezüglich Klimaveränderungen habe ich verstanden :-)
Aber versuch es mal ohne Pro und Contra zu sehen, denn aus dieser Sicht ist es noch viel schlimmer.
April 25th, 2009 at 09:19
Hallo Systemfrager
glaubst du wirklich dass die Dürreperioden, die Hungersnöte, die Kriege, der Ausverkauf der Welt die Probleme der Anderen wären? Herr Systemfrager ich habe nicht behauptet irgendein Konzept zu haben oder gar die Probleme der anderen lösen zu wollen. Das einzige was ich weiss ist, dass nur ein Weg zur Gerechtigkeit führen kann, nämlich der Weg Weg des Teilens. Das Teilen der Ressourcen, des Wissens, der Energie usw…
Natürlich muss ich hier in meinem eigenen Haus damit beginnen. Aber ich kann doch die “Andren” dabei nicht aussen vor lassen! Wir sind eine Menscheheit und nur als Menschheit können wir überleben. Keineswegs beabsichtige ich die Nationalstaaten abzuschaffen, ich denke nur, die Zeit der Wohlstandsoasen für ein paar priviligierte Staaten auf Kosten der unzähligen in Ausbeutung, Hunger und Elend lebenden Menschen kann niemals eine Lösung sein.
Weder ein Inernationalist noch ein Nationalist kann daran etwas ändern. Nur Menschen können das. Den Begriff Internationalist habe ich auch nur gewählt, weil neuerdings eben die neu erstarkenden Nationalistn sich vor allem diesen Internationalisten als Feindbild aufstellen.
Hätte nicht gedacht dass auch der Systemfrager in dieses Horn bäst…
April 25th, 2009 at 09:21
@ antiferengi
“Grösser denken, und grösser fühlen sollten dabei Hand in Hand gehen.”
Ich weiß nicht ob dies in deinem Sinne wäre:
Es gibt Werte und es gibt Tugenden („ethische Imperative“, “gut-zu-meinen”, “gut-zu-wollen”, …).
Ohne Werte geht es nicht – das Gehirn kann nicht arbeiten, solange der Auftrag (Ziel) nicht klar formuliert ist.
Die Tugenden – seit Adam und Eva bis heute – waren ohne Ausnahme für die Katz.
(Nicht einmal die Turbo-Kombination Tugenden & Gottes-Strafe/Paradis (== Christentum) tauchte was. Die Christen haben nie eine bessere Welt geschaffen als alle anderen – vielleicht nur schlechtere.)
April 25th, 2009 at 09:27
also ich meine natürlich die zeit der wohlstandsoasen auf Kosten der “Anderen” ist definitiv abgelaufen…
April 25th, 2009 at 09:32
@ Geheimrätin
“Hätte nicht gedacht dass auch der Systemfrager in dieses Horn bäst…”
Ich wusste es, das kommt wie das Amen in der Kirche. Wenn der (neoliberale) Globalist die Welt ordentlich ruiniert hat, wird er einen Kreuzzug gegen die „Faschisten“ Starten. Und wer wird der Faschist sein. Feynsinn sagte es doch:
„Die Etablierten werden sich mehr und mehr in eine Paranoia steigern. Wer nicht für sie ist, ist gegen sie.“
So viel zum Thema: Die progressiven und mitfühlenden Internationalisten.
April 25th, 2009 at 09:35
sagmal gehts noch?!
April 25th, 2009 at 09:47
genau DAS ist es . Schön es hier so kompakt vor Augen geführt zu werden. Die selbstgefälligen intelektuellen bildungsbürgerlichen Mittelschichtler werden aufgerufen sich dafür zu engagieren, dass das Leben im Speck weitergeht und nicht madig gemacht werden kann, von irgendwelchen internationalistischen, globalistischen Gutmenschen. Wer also sozial schon unruhig wird wenn er herausfindet wo die Ostereier wirklich herkommen und nicht erst wenn er sich keine mehr leisten kann ist einer dieser neoliberalen Globalisten. got it. schönen Sabbat noch…
April 25th, 2009 at 09:58
Na, na Leute, keinem ist gedient wenn die Kritiker sich selber zerfleischen.
@Systemfrager
Die Tugenden – seit Adam und Eva bis heute – waren ohne Ausnahme für die Katz.
Was ist mit Scham?
Reden wir nicht die ganze Zeit davon, das eine ganze Generation ihre Scham verloren hat?
April 25th, 2009 at 11:11
Leute, seid ihr Irre? Euch hier um ne Zeit zu kloppen, wo anständige Leute noch schlafen? ;-)
@systemfragwer: Eine bitte vorab: Ich empfinde die fettgedruckten Stellen als störend, das hat so etwas von Schreien. Sollten Dir hervorhebungen wichtig sein, empfehle ich, sie kursiv zu seten. (em-tag).
Nenne mich einen Idioten (oder mäßige Dich vielleicht), aber ohne internationalistisches oder globales Denken geht bei mir gar nichts. Ichbin da ganz bei der Rätin: Wenn die allgemeinen Menschenrechte nicht Standard sind, was dann? Wenn ich Ansprüche formuliere, seien es Rechtsansprüche, Werte oder sonst etwas, müssen sie für alle menschen gelten können. Im übrigen ist die Schieflage nicht zuletzt darauf zurück zu führen, daß das Geld sich global organisiert, während die Menschen sich in Nationalismen und Konkurrenz isloieren lassen. Die “Internationale Solidarität” ist ein Ziel, das ich jederzeit befürworte.
Nicht zufällig verweise ich oben auf mindestens europäische Dimensionen und den Fall, der in Schweden verhandelt wurde.
Ich bin völlig gegenteiliger Ansicht, wenn es um die “Probleme Anderer” geht: Sie sind unmittelbar unsere.
April 25th, 2009 at 11:24
Hmmmm … wenn ich nicht weiter kann, dann versuche ich einfach zu denken.
Nehmen wir als Beispiel die sog. universellen Kinderrechte. Es war irgendwann früher unser gutes Recht, die Kinder anstatt in die Schule in die Fabrik zu schicken. Jetzt brauchen wir es nicht mehr zu tun, dann sind wir die Edelsten und die Gütigsten dieser Welt, wenn wir verlangen, dass die Chinesen dies nicht nachmachen, sondern bitte das tun, was wir im Namen der Humanität und Menschenwürde verlangen.
Wie war das noch einmal: Das Gegenteil von Gut …
April 25th, 2009 at 11:43
Moin, Moin flatter.
@Systemfrager
Ohne Werte geht es nicht – das Gehirn kann nicht
arbeiten, solange der Auftrag (Ziel) nicht klar formuliert ist.
Das ist es was mich stört. Ein Wert ist auf Menschen angewendet nicht jederzeit etwas definierbares, sondern resultiert aus einem Grundempfinden im Vergleich mit der Leidensfähigeit des Einzelnen.
Es wäre niemals jemand auf die Idee gekommen Mitleid zu haben, wenn man nicht wüsste was Schmerz oder Leid bedeuten.
Menschenwerte sind empfindbare Werte.
Jetzt hat eine Politik zwei Möglichkeiten.
Die Lenker definieren Werte, nach welchen alle steuerbar sind, – und heraus kommt dabei eben diese Doppelmoral der Kalkulierbarkeit zum Eigengunsten,was du bezüglich der Chinesen gemeint hast.
Die Alternative ist das Empfinden dieser Werte zu fördern, (oder wie es aussieht erst mal darauf hinzuweisen das dies überhaupt möglich ist.)
Hier kann unsereins noch richtig was von der sogenannten bildungslosen Schicht lernen. Denn denen bleibt gar nichts anders übrig als dies zum Lebensinhalt zu haben. Wie gesagt, Bildung macht noch keinen besseren Menschen.
April 25th, 2009 at 12:03
@ antiferengi
Ich weiß, wie man mich in die Ecke treibt. Die Werte, wenn sie die Ratio nicht generieren kann, müssen auf irgendwelche Empfindungen Anschluss finden. Ja, das stimmt!!! (Die Materie ist kompliziert – nicht für solche Webkommentare geeignet aber egal.) Aber wenn wir bei den Chinesen sind:
Eine Rationalist (bin ich nicht, ist aber jetzt egal) und ein Nicht-Internationalist wird sagen: Wir brauchen die Chinesen-Eltern nicht belehren, dass man eigene Kinder mögen und schonen soll. Das wissen sie auch ohne den westlichen Oberlehrer. Liege ich da falsch? Wenn nicht, dann wozu das ganze akademische Palaver über die „universellen Menschenrechte“? Würde ich gern wissen.
Übrigens! Es gibt auch. exakte Wissenschaften (die man so nennt, weil sie wirklcih exakt sind) wo natürlich die Sozialwissenschaften, Ethik, Philosophie, … nicht gehören. Und man weiß dort schon lange, dass Begriffe sterblich sind. Nur Scharlatane quasseln über das „Ende der Geschichte“, die „universellen Menschenrechte“, …
April 25th, 2009 at 12:14
Ich muss bei dieser hitzigen Diskussion auch der Geheimrätin zustimmen. Wer den Blick nur auf das eigene Haus beschränkt ohne über den Tellerrand zu blicken und zu verstehen, dass alles-zusammen-gehört (ob im ethischen, politischen, religiösen oder wirtschaftlichen Sinne), der ist ein wenig kurzsichtig und naiv.
Die Vermutung, dass es vielen letztendlich nur um die Sicherung der eigenen Pfründe geht, liegt deshalb nahe. Frei nach dem Motto: Hauptsache mein Hintern ist im Warmen (Geld, Status, Arbeitsplatz etc.) – soll der Rest der Welt doch verbrennen. Das wäre ein glattes “weiter so” und das kann doch hier niemand wirklich wollen, oder? ;)
April 25th, 2009 at 12:23
@Systemfrager
Ich weiß, wie man mich in die Ecke treibt.
Hey, hey – so war es wirklich nicht gemeint.
Ich vertrete auch die Einstellung der Geheimrätin.
Nur wenn Pro und Contra aufeinanderstossen, gehen sie entweder auseinander, oder kommen zusammen.
Deshalb mein moderater Versuch hierzu.
April 25th, 2009 at 12:54
So, Kinders, jetzt aber ab in die Sonne! ;-)
April 25th, 2009 at 12:55
Ok
April 25th, 2009 at 12:57
[...] EsslingenJetzt bin ich auf die Antwort gespannt. Die Bundeswehr trainiert ja schon für den Ernstfall… Noch keine Kommentare | Keine Trackbacks Tags für diesen Artikel: kapitalismuskongress 23 [...]
April 25th, 2009 at 14:16
Hallo,
Diesen Artiekel würden wir gerne in unserem Forum als News (Startseite) publizieren und bitten somit um Erlaubnis.
Am Liebsten wäre es uns, der Author würde sich einfach anmelden, und den Thread mit diesem Artikel starten (“Thema erstellen”). Dann ist er auch gleich als Author ausgewiesen. Wir fügen sie anschliessend als News ein
Vielen Dank und beste Grüße!
die Psw – Reda
http://www.politik-sind-wir.de
April 25th, 2009 at 15:40
worum gehts eigentlich?
April 25th, 2009 at 16:28
?…. Pssst
Klasse Sache, so ein kleiner eeepc.
Akku hält 10 Stunden, – auch in der Sonne :-)
April 25th, 2009 at 17:57
Und auf einmal klärt sich alles. Alle sind „ganz bei der Rätin“ aber die Rätin ist nicht mehr bei ihnen, weil sie nicht bei einem sein konnte, der mit „Nationalisten in das gleiche Horn bläst“. Das war jetzt nur ein Spaß – bitte nicht ernst nehmen!
Auch ich verabschiede mich und wünsche allen ein schönes Wochenende. Sagen wir so: Vielleicht finden wir hier in einer Woche wieder einen inspirativen Aufsatz und dann könnte die Diskussion weiter gehen.
April 25th, 2009 at 18:26
Na ich hoffe wirklich das das jetzt ein Spass war.
Auch dir ein schönes Wochenende.
Und falls uns feynsinn nochmals lässt….. warum nicht.
April 25th, 2009 at 22:31
Herr Systemfrager
es tröstet mich nach ihrem Angriff, der auf mich menschenverachtend und schmerzhaft wirkte, zugegebenermaßen ein klein wenig, dass einige hier in den entscheidenden Fragen bei mir sind. Ein klein wenig aber nicht wirklich.
Darum trinke ich heute obwohl Bier sich besser reimt auf Hartz IV, Wein. Möglich dass dieser Wein gar kein Wein ist , sondern irgendein chemisches Gepansch. Und da komme ich ihnen ein wenig entgegen. Ich würde lieber frohlockend einen wirklich guten Wein trinken, am liebsten würde ich sogar lernen wie man Wein anbaut. Ich hätte sogar wirklich Freude daran in einem Nationalstaat zu leben, indem ich und meine Kinder brauchbare Dinge lernen dürften.Weil wir die Zeit und die Freiheit dazu hätten.
Ich fänds zum Beispiel klasse wenn ich erst eine Gärtnerslehre machen könnte, und später dann vielleicht noch eine Schreiner-oder Bildhauerlehre..Den einen oder anderen Abend würde ich auch gerne in einer Universität verbringen. Ich würde gerne soviel wie möglich lernen und mich auch gerne von klugen Menschen belehren lassen. Gerne setzte ich das Gelernte dann auch “gewinnbringend” für die Allgemeinheit ein. Ich hätte endlich die Kompetenz die mir augenblicklich noch fehlt und würde mich bereit erklären in meinem Wohnviertel einen Gemeinschaftsgarten zu koordinieren. Es ist sogar möglich dass ich sowas, sobald mein jüngster in den Kindergarten geht und wenn dann noch ein wenig Zeit nach den 2 Niedriglohnjobs bleibt, die ich dann machen werde, in Eigeninitative doch noch gebacken kriege. Vorrausgesetzt ich finde einen engagierten Gärtner der mich einweiht und Nachbarn die Interesse an so einem Projekt haben. Ohne deren Interesse wärs natürlich witzlos.
Es ist aber auch möglich dass ich gar nicht in meinem Viertel bleiben kann, weil morgen eins meiner Kinder, das die Schule kurz vor Abschluss geschmissen hat , weil es den Abschluss nicht mehr geschafft hätte, auszieht und ich hier dann ein Zimmer zuviel habe. Wenn sich niemand findet der bei einer Internationalen Familie wohnen will, deren Verwandschaft sich über 3 Kontinenten erstreckt, ist es durchaus möglich dass ich die Miete die aktuell vom jobcenter finanziert wird wieder so gekürzt wird dass ich auch mit den 2 Niedriglohnjobs nicht mehr über die Runden komme. Das dumme ist nur, dass der Mietspiegel der Wohnungen mit einem Zimmer weniger immer noch höher ist, als die tatsächliche Miete die ich für meine jetzige Whg bezahle. All diese Gedanken gingen mir heute durch den Kopf während ich offline war.
Ich schreibe ihnen das jetzt so offen weil ich damit zum Ausdruck bringen möchte, dass mir mein Nationalstaat druchaus nicht gleichgültig ist und dass ich durchaus bereit bin, diesen innovativ, engagiert und arbeitswillig so umzugestalten dass vielleicht wieder Bewegung, Lebensfreude und ein gemeinsames Miteinadner aufkeimen mögen . Ich werde zudem aber niemals damit abfinden und glücklich sein können wenn Menschen jenseits meines Nationalstaats hungern, im Meer ersaufen und im Elend leben. Ich werde mich auch niemals dem neoliberalen, marktradikalen Geist, der dieses Elend und diese Ausbeutung verursacht verschreiben, wie sie es mir hier schon unterstellt haben.
April 25th, 2009 at 23:42
@flatter
[…]Die meisten wissen ja nicht einmal, was sich hinter den Kulissen abspielt. […]
Deswegen muß es ja Webauftritte wie Feynsinn und andere geben, die da für Abhilfe sorgen…
Weiter so !
April 25th, 2009 at 23:53
@Herr M
“Warum ist Deutschland eigentlich eines der wenigen europäischen Länder, welches den Generalstreik verbietet? ”
Man sollte da nicht verkennen, welche selbstgewollte blasse Ausstrahlung die Gewerkschaften in Deutschland (leider !!!)haben. Es ist eben ein Problem, wenn Gewerkschaftsvorsitzende in Deutschland für die SPD im Bundestag sitzen und Gesetzen wie Hartz IV zustimmen und Protest – Demonstra- tionen dann, nachvollziehbarerweise, unter- drücken.
April 26th, 2009 at 00:18
@psw-reda:
Ist genehmigt bei Angabe der Quelle und Wahrung der CC-Lizenz.
April 26th, 2009 at 08:53
[...] Und noch ein lesenswerter Beitrag von Feynsinn über soziale Unruhen, “die Selbstgerechtigkeit der Eliten” und “die Arroganz der Macht und das Geschrei der Besserwisser”: https://archiv.feynsinn.org/?p=1096 [...]
April 28th, 2009 at 04:00
Ihr lieben Leute!
Hier hab ich einen schönen Film für Euch.
Von Ken Loach “Land and Freedom” über die Zeit der spanischen Revolution.
https://video.google.de/googleplayer.swf?docid=-5904180592045722602&hl=de&fs=true
Will hoffen, daß der Link noch lange funktioniert. Ansonsten einfach aus dem Cache kopieren.
salud
carlo
Mai 1st, 2009 at 12:11
[...] jede Menge Untergangspropheten lesen, die allerschwärzeste Entwicklungen an die Wand malen: Soziale Unruhen, Aufstände, allgemeines Chaos, Versorgungsengpässe, Hyperinflation mit folgender [...]
Mai 1st, 2009 at 14:24
Erwartest du wirklich einen Kommentar dazu?
Irgendwelche Leute gibt es immer die darauf hereinfallen und ….. kaufen.