Geister und Gespenster – Die Linke und ihr Kapitalismus
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17. Mrz 2009 0:59
Ein Gespenst geht um in Deutschland. Es ist der Geist von Guido Westerwelle. Ein Geist von äußerst bescheidenem Verstand und leider ganz umgekehrtem Auftreten. Wer will es dem Gepenst auch verübeln, stets eine Menge dummes Zeug zu reden, wenn es stehende Ovationen einheimst, 21 Vorhänge quasi, für solche Sätze:
“Eine bürgerliche Mehrheit macht keine Enteignungspolitik“.
Robert Zion bemäkelt derweil, daß das andere Gespenst, das mit dem roten Bart, quasi schwarz lackiert als Vogelscheuche in der politischen Landschaft herumsteht. “Die Linke” hätte es sich stehlen lassen, das mächtige Wort “Kommunismus”, und gleichermaßen die Begriffe “Freiheit” und “Demokratie”. Auch sonst hätte sie in Sachen Utopie versagt, den “Blick fürs Ganze und Orientierung” verloren. Ihre Theorien und Bezüge seien ergo wirkunsglos.
Ja, wie denn auch anders, bei der Konkurrenz? Was soll ein Bezug auf Marx oder aktuellere Theoretiker dem entgegensetzen? Wie soll eine Theorie des 21. Jahrhunderts ihre Wirkung entfalten, wenn sie gegen politische Waschmittelwerbung antreten muß?
Aber tun wir einen Schritt zurück. Ehe wir uns der Kasteiung eines “linken” Versagens hingeben, ist zu hinterfragen, ob der Vorwurf denn auch zutrifft. Ist “die Linke” ohne Theorien und Konzepte, hat sie den Blick aufs Ganze verloren?
Es gibt dutzende Theorien und Entwürfe, die viel präziser und radikaler aufs Ganze gehen als das Gestümper der “bürgerlich-liberalen” Reparaturklitsche und ihre Kapitalismus-Kosmetik. Darin liegt gerade das Problem. Es gibt nicht den einen Blick aufs Ganze, es gibt derer eine ganze Menge, und für jede Perspektive gibt es kluge Theorien und Entwürfe. Das führt nicht zuletzt dazu, daß es “die Linke” nicht gibt: Es gibt gute Theorien und schlechte, die besseren können durchaus als “links” durchgehen, aber sie stiften keine Identität. Propaganda stiftet Identität, aber sie funktioniert nur als herrschende. Die “Linke” hat da in diesen Zeiten einfach die Arschkarte.
Jenseits dieser Propaganda findet sich bei den anderen nichts als heiße Luft: Die “Liberalen” sind alles andere als liberal, die “Bürgerlichen” könnten sich ebensogut “die Beliebigen” nennen, aber ihre neoliberale Übereinkunft bestimmt noch immer das Geschehen.
Die Identität der Linken im öffentlichen Diskurs ist ganz einfach: Sie ist das Böse, “Kommunismus”, “Sozialismus” “Populismus”, denn so steht es geschrieben. “Die Linken” sind ein Popanz der neoliberalen Lautsprecher. Es ist weder sinnvoll noch notwendig, dieser Projektion eine neue Identität entgegenzustellen.
Man kann der Linken nicht abverlangen, die Probleme des Kapitalismus zu lösen, und es ist völliger Unsinn, zu behaupten:
“Doch die Linke scheut sich zu sagen: “Weg mit dem Kapitalismus!“”
Wenn man die maßgeblichen Kräfte der Grünen und der SPD als “links” begreift, mag das stimmen. Aber gerade an dieser Stelle zeigt sich, wie unsinnig die Konstruktion einer womöglich wirkungsmächtigen “Linken” wäre. Hätte man je auf irgendwen gehört, der “links” ist, weil er kein Jünger des sich selbst regulierenden Marktes ist, ginge der Kapitalismus heute womöglich noch als “gesund” durch. Ganz ohne einen “linken” Machtsanspruch hätte ein wenig Vernunft völlig ausgereicht, um zu sehen, daß Kapitalismus langfristig nicht funktionieren kann. Ein wenig Vernunft hätte man auch und gerade den ehemals “marxistischen” Grünen in der Regierung Schröder gewünscht. Das hätte Wirkung entfalten können, ganz ohne eine Utopie, die eh auf der Strecke bleibt, wenn die Macht ruft.
Es gibt sie gar nicht, “die Linken”, “die Marxisten”, “die Kommunisten”. Nur eine Identität bleibt “der Linken” noch im Jahr 2009, ein Sinnspruch aus dem Kalten Krieg bringt es auf den Punkt: “Kaum sagste was Kluges, schon biste Kommunist”. Die FDP, namentlich Westerwelle, bringt diesen Schwachsinn noch heute in Anschlag, um zu dokumetieren, daß Deppen bei diesen “Liberalen” hochwillkommen sind. Guido ist der Präsident der neoliberalen Narrenzunft, dem es vorbehalten ist, “der Linken” eine Identität zu verschaffen – als die der potentiell Vernünftigen. Gegen seine Propaganda ist einstweilen kein orginiär linkes Kraut gewachsen, sie ist zu gut organisiert, und Vernunft braucht Zeit und Geduld, um sich dagegen durchzusetzen.
Derweil gibt es sehr wohl spannende Diskussionen und Theorien, seien sie nun “links” oder nicht. Der neue Sloterdijk, Bezüge auf Silvio Gesell, die Frage, ob und wie Martkwirtschaft überhaupt zu retten ist, ein Rennen um den radikalsten Keynesianismus, neue Ansätze fundamentaler Kapitalismuskritik – all dies steht im Raum, wird besprochen und formiert sich.
Es wuchert im Unterholz des Neoliberalismus, dessen Kronen längst abgebrand sind. Am Ende wird es keine Rolle spielen, ob die Baumstümpfe links oder sonstwo überwuchert werden. Der Kapitalismus scheitert an sich selbst, es braucht keine “Linke”, die diese Geschichte noch erzählt. Es braucht Vernunft, Kreativität und Intelligenz, um eine Idee davon zu entwickeln, was aus den Ruinen des Neoliberalismus auferstehen kann.
März 17th, 2009 at 02:05
“[...]Es wuchert im Unterholz des Neoliberalismus, dessen Kronen längst abgebrand sind. Am Ende wird es keine Rolle spielen, ob die Baumstümpfe links oder sonstwo überwuchert werden. Der Kapitalismus scheitert an sich selbst, es braucht keine “Linke”, die diese Geschichte noch erzählt. Es braucht Vernunft, Kreativität und Intelligenz, um eine Idee davon zu entwickeln, was aus den Ruinen des Neoliberalismus auferstehen kann. [...]”
Sehr treffend ausgedrückt, und während dessen du dies schreibst geht das “Sozialwashing” der anderen Parteien, außer der Linken, munter weiter.
Während alle – vor der Finanzkrise – in die “Neue Mitte” wollten überbieten sich CDU/CSU/SPD/FDP/GRÜNEN mit sozialen Worthülsen, und Verballügen, während eiskalt Hartz IV und Agenda 2010 in der Praxis von sogenannten “Profis der Nation” (Zitat: Agenda 2010) aus Kirchen, Wirtschaft, Medien und Politik flankierend mit sozialer Rhetorik ausgeführt werden.
“Sozialwashing” eben, dass du sehr gut enttarnt hast…
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
März 17th, 2009 at 02:10
Dazu gehört übrigens, als Ergänzung, auch das Verteilen von Wahlgeschenken vor der Bundestagswahl bzw. im Superwahljahr 2009.
Gestern kam so rein zufällig die Meldung, dass die Renten “im Juli kräftig erhöht würden.”
Mein Gedanke war sofort:
Na klar, Wahlgeschenk, wenn er nicht so hoch, wie die neoliberalen Mainstream-Medien in Deutschland gerne hätten:
https://linkszeitung.de/content/view/170837/1
Soviel zur “kräftigen” Rentenerhöhung, aber die Leser von Bild, Spiegel & Co. werden drauf reinfallen….
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
März 17th, 2009 at 04:54
nu habbich keine theorie im kopp, wie man dat sozialpolit/ökonomische desaster am besten in wat umwandeln kann, wat besser wär. bin nichma maxxist (wemmama davon absieht, dassich vor bald 40 jahren ma auf 5 seiten von dem knacker gespinxt hab).
kinnings, man muss ja zunächst keine theorie vor augen haben, um zu sehen, dass in diesem staat etwas ganz entsetzlich schiefläuft.
vor den augen genügen obdachlose und bettler, und nebendran am strassenrand sieht man dicke teure blechkarossen, prächtige häuser und viele baustellen, es wird gebaut und umgebaut. teure läden, too.
…hätte man bloss den gegenwert des ‘y’ in der mitte der leuchtreklame des bayer-konzerns…
ok, ich habe die früchte des zorns gefuttert und erkannt, dass die leidmedien unisono mit den verantwortlichen politikern und deren wirtschaft über die interessen der armen leute dahertrampeln, als seien diese menschen nur luft. btw, rechnet mal aus, was allein die luft in eurer wohnung wiegt, ihr werdet euch sehr wundern.
was ich bei r. zion gelesen habe, ist abgehobenes gequake (sorry). was will er? soll *seine* sog. linke mainzwegen lauthals die revolution ausrufen… who cares, und was will dieser alibi-grüne in seiner partei eigtl. noch veranstalten?
es geht darum, dem unterbau der gesellschaft wieder einen sicheren boden unter den füssen zu verschaffen. das geht nur über eine massive zahlschuld der wohlhabenden an diesen unterbau, diese alte schuld muss nach und nach beglichen werden und der staat muss konsequent dahinterstehen. wie auch immer das aussehen mag; ein ziel ist vorgegeben.
-
und ja, diese allmedienseits als *kräftig* bezeichnete rentenerhöhung… sa-gen-haft.
März 17th, 2009 at 06:21
Den gleichen Gedanken hatte ich auch, als ich R.Zions Artikel las.
Und die Rentenerhöhung wird in BLÖD heute gleich wieder als Munition West gegen Ost in die Geschütze geladen.
Über die Ursachen kein Wort.
März 17th, 2009 at 07:53
Es braucht Vernunft, Kreativität und Intelligenz, um eine Idee davon zu entwickeln, was aus den Ruinen des Neoliberalismus auferstehen kann.
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Genau das alles wird in den Parteimühlen, egal ob rechts, mitte, links, vernichtet.
Und wenn das nicht reicht, kommt die EU mit ihren Regelungen ins Spiel.
Macht geht vor Vernunft, Mehrheiten suchen tötet die Kreativität im Denken und Handeln und Intelligenz wird nur dazu benutzt, den Leuten etwas vorzumachen und sich an die Macht zu tricksen/die Macht zu erhalten.
Zugegebenermaßen ist das nicht nur in der Politik so, sondern man kennt dies auch alles im Arbeitsalltag und in der Freizeit ( wenn ich da mal an die Vereine denke).
Ich denke, wir brauchen insgesamt auch eine gesellschaftliche Erneuerung, die mit frischem Denken auch für andere Werte steht, als jedem Ding und jedem Menschen nur einen Nutzfaktor zuzuordnen.
Solange wir diese ausbeutende Wirtschaftssimulation der im Verhältnis wenigen Reichen und Mächtigen mitspielen, bleiben wir das Stimmvieh, was in dieser Sackgasse von Jahr zu Jahr depressiver wird.
Nur woran soll man eigentlich noch glauben, wenn die Leute von CDU/SPD die Nase voll haben und aus Protest diese Westerwelle Partei wählen?
März 17th, 2009 at 09:01
Ich lese immer wieder … So eine tief greifende Bestandaufnahme habe ich schon längst nicht mehr zur Gesicht bekommen. Darf ich zusammenfassen?
1) „Propaganda stiftet Identität, aber sie funktioniert nur als herrschende.“ Ja, die Herrschenden können locker auch ohne jede Theorie bzw. Wissenschaft auskommen. Aber täuschen wir uns nicht! Der Neoliberalismus besitzt eine „streng analytisch“ aufgebaute Lehre. Man muss ihre Fehler offen legen, was zwar eine große intellektuelle Anstrengung voraussetzt, aber diese hat heute bessere Chance als je: Jetzt frisst nämlich der Neoliberalismus seine Mittelschichten, also jene die denken können. Sie können diese Lehre in Fetzen zerreißen. Mein Beitrag dazu …
https://www.forum-systemfrage.de/Aufbau/steuerung.php?tbch=ba&schp=neolib
2) „Es gibt dutzende (linke) Theorien und Entwürfe, die viel verbissener und radikaler aufs Ganze gehen …“ Ja – die gibt es im Überfluss! Dies reicht aber nicht! Seitdem der Marxismus tot ist, gilt nur: Viel linkes Gefühl überall, ein linker Gedanke nirgendwo! Man braucht aber ein neues wissenschaftliches System – heute sagt man Paradigma dazu. Mit weniger wird man bestimmt gar nichts erreichen. Nur ein Dummkopf kann heute noch sagen: Wir zertrümmern den Kapitalismus, dann wird uns schon was Kluges einfallen.
3) „Es braucht Vernunft, Kreativität und Intelligenz, um eine Idee davon zu entwickeln, was aus den Ruinen des Neoliberalismus auferstehen kann.“ Ja das ist es! Man hätte es schon längst wissen müssen, nämlich: „Eine jede Lehre, wenn sie ein System, d. h. ein nach Prinzipien geordnetes Ganze der Erkenntnisse sein soll, heißt Wissenschaft …“ (Kant)
Ich wünsche mir, dass möglichst viele versuchen, ein neues sozio-ökonomisches System d.h. Paradigma zu entwerfen. Warum „möglichst viele“? Weil, ich versuche es zwar entschlossen, auch (sehr!) überzeugt bin ich, dass ich auf dem richtigen Wege bin – was aber wenn ich mich doch irre? Also mach bzw. DENK MIT!
März 17th, 2009 at 13:50
Meines Erachtens liegt der Haupttrumpf der neoklassischen Theorie in seinem ungemein simplistischen Menschenbild des homo oeconomicus. Dieses Bild scheint so eingängig zu sein, dass es zum festen Bestandteil des “Zeitgeistes” geworden ist. Anscheinend ist es derart attraktiv, den Menschen als nur auf seinen Vorteil bedacht zu charakterisieren, dass mittlerweile alle, daran zu glauben, scheinen. Die Neoklassik dient bei einmal akzeptierten Menschenbild durch ihre heroischen Annahmen als Nachweis, dass man geradezu die Verpflichtung habe, sich auch so zu verhalten.
März 17th, 2009 at 22:51
Es kann eigentlich nur besser oder noch schlimmer werden. So wie bisher kann und wird es nicht weitergehen sowohl im neoliberalen Reform-Deutschland als auch in der gesamten kapitalistischen Welt. Die parteipolitische Linke ist hierzulande m.W. besser aufgestellt als in manchen europäischen Nachbarländern, deshalb:
Die System-Krise (auch) als Chance.
März 17th, 2009 at 23:18
Punkt 19 hier ist hoffnungsverheißend:
https://www.nachdenkseiten.de/?p=3827#more-3827
Ottmar Schreiner (SPD) nehme ich den Kurswechsel noch ab, aber ich hoffe, dass die Linkspartei nicht von der SPD umarmt wird, deren Vorzeige-Linker eben Ottmar Schreiner ist.
Die anderen Parteimitglieder von Herrn Schreiner müssen erst noch zeigen, dass die kein “Sozialwashing” betreiben, sondern es ernst meinen mit ihrem Kurswechsel – die ersten Taten hierzu wären Abschaffung von HartzIV und Agenda2010, und die Einführung von Forderungen, die ursprünglich von der SPD stammen, und die die Linkspartei immer wieder bringt, um die SPD als “unsozial” zu enttarnen….
Sehr erfolgreich bisher – leider muss man schreiben – diese Taktik der Linkspartei ;-)
Übrigens, bei Ottmar Schreiner (SPD) wundere ich mich schon seit Jahren, dass der nicht zur Linkspartei wechselt, die ist Ottmar Schreiner (SPD) doch näher als seine eigenen Parteigenossen um Herrn Müntefering (SPD) herum….
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
März 18th, 2009 at 11:18
Der Kapitalismus in seiner Gier, der verreckt jetzt hier.
Die Linke, die bleibt hier.
https://www.thenation.com/doc/20090323/stiglitz?rel=hp_picks
März 19th, 2009 at 00:00
https://kritik-und-kunst.blog.de/2009/03/18/bitte-mehrheit-unserer-bevoelkerung-5784631/
ich bitte um Beachtung und darum, es insbesondere in die derzeit noch nicht kritische Blogosphäre zu transportieren…
Danke.
März 19th, 2009 at 15:03
@NDS-Leser
Ottmar Schreiner bleibt deshalb in der SPD, um deren größten Idioten im Saarland vom Mist-bauen abzuhalten.
Ottmar Schreiner ist der lebende Stein des Anstoßes für Heiko Maas, der vormals politische Ziehsohn von Oskar Lafontaine, Agenda 2010-Befürworter – und sich für den intelligentesten Menschen jenseits von Kaiserslautern haltend.
Es war auch Heiko Maas, der den gleichfalls aus Saarlouis kommenden Ottmar Schreiner die niedrige Laufnummer bei den letzten beiden Bundestagswahlen verschafft hat, damit er ihn im Saarland nicht zur einer Kooperation mit der LINKE zwingen kann.
Ottmar Schreiner ist das einzige SPD-Mitglied (ich kenne alle 3 Maas, Lafontaine, Schreiner persönlich) im Saarland, daß offen gegen die Agenda 2010 wettert, sofern er eine Chance dazu hat. Im Bundestag stimmt Schreiner generell mit der Partei DIE LINKE ab. Er unterstützt jeden Antrag und kümmert sich einen Scheiß um das, was Müntefering oder Steinmeier für einen Unsinn von sich geben.
Er wurde im Saarland sogar schon zweimal ermahnt und ihm wurde mit Rauswurf gedroht, falls er nicht in das Lager von Heiko Maas wechselt. Also sorgte Schreiner dafür, daß Maas anstatt Seiner zum Landesparteivorsitzenden gewählt wird, damit der Jung keinen weiteren Blödsinn mehr anstellen kann, da Schreiner im Saarland Vize ist. Und Ortsvereinsvorsitzender des Ortsvereins, in den Maas ständig in Saarlouis rennt.
Wenn also Schreiner die saarländische SPD verläßt, verlassen alle dort noch vorhandenen 6000 Mitglieder die Partei und wechseln mit Schreiner zu den LINKEn. Dies hätte aber zur Folge, daß in sehr vielen Städten im Saarland neu gewählt werden müßte – und dazu fehlt diesen Gemeinden aktuell die Kohle, sonst hätte Schreiner das längst durchgezogen.-
Schreiner ist quasi der Kettenhund der LINKEn in der SPD, um dafür zu Sorgen, daß wenigstens das Saarland den Stuß der Bundesparteiführung überlebt. Bisher mit sehr gutem Erfolg.
MfG
März 19th, 2009 at 21:58
Innerparteiliche Basis-Demokratie wäre mal ein guter Anfang. Es wäre sowohl ein Symbol nach Außen, das uns signalisierte Alternativen sind machbar und es wäre eine echte Innovation des versteinerten politischen Systems. Das gäbe den Menschen Mut und Hoffnung sich in einer linken Partei zu engagieren. Hier mein Vorschlag für einen BEIRAT in der Partei die Linke:
Der RAT DER GUTEN REGIERUNG in der Partei die Linke
Es sollen umgehend – jeweils auf Landesebene – ein innerparteilicher
RAT DER GUTEN REGIERUNG gebildet werden.
A. Der RAT DER GUTEN REGIERUNG hat folgende Aufgaben:
1. Der RAT DER GUTEN REGIERUNG berät über, prüft und nimmt Stellung zu allen zur Veröffentlichung vorgesehenen Publikationen (Print, Internet, Radio, Fernsehen) der Partei die Linke.
2. Der RAT DER GUTEN REGIERUNG entlässt und bestimmt – den Pressesprecher des Landesverbandes der PdL – die Pressesprecher der einzelnen Kreisverbände – die Redaktionen aller Publikationen (Print, Internet, Radio, Fernsehen), aller Gremien, Zusammenschlüsse und (Unter-) Strukturen der Partei die Linke.
3. Der RAT DER GUTEN REGIERUNG berät, prüft und nimmt Stellung zu allen Personalentscheidungen für Gremien und Strukturen auf Landesebene.
4. Der RAT DER GUTEN REGIERUNG wird informiert und beratend tätig bei der Mittelvergabe für Parteipublikationen.
5. Der RAT DER GUTEN REGIERUNG muss vor allen Beschlüssen, Entscheidungen, Veröffentlichungen sämtlicher Gremien, Zusammenschlüsse und (Unter-) Strukturen der Partei die Linke, welche die folgenden genannten Felder berühren, angehört werden:
- Organisation des politischen Systems/Institutionenfragen
- Bürgerrechte/Menschenrechte
- Öffentlichkeitsarbeit der PdL /Außen-Kommunikation
- Parteikommunikation
- Medientheorie/Medienkritik/Medienpolitik
- Politische Bildung/Jugendbildung
- Politische Ideengeschichte und Philosophie/ Politische Theorie
- Internationale Beziehungen und Völkerrecht(UN-Charta)
- Jüdische Geschichte/Israel/Nahostkonflikt
Der RAT DER GUTEN REGIERUNG muss in all diesen Fällen den Gremien-Beschluss bzw. die Veröffentlichung prüfen und freigeben.
B. Entscheidungen:
Der RAT DER GUTEN REGIERUNG entscheidet mit 2/3 Mehrheit, kommt diese Mehrheit nicht zustande ist die Prüfung negativ, der Beschluss hinfällig bzw. die Veröffentlichung untersagt. Dasselbe gilt bei der Auswahl der Pressesprecher, Chefredakteure und der redaktionellen Mitarbeiter.
C. Gründung
Der RAT DER GUTEN REGIERUNG gründet sich durch direktdemokratische Wahl der Partei-Mitglieder (Gesamtmitglieder-Wahl).
Es kann sich jede/r bewerben, ausgenommen MdB, MdL und Landes-und BundesVorstands-Mitglieder. Zur Bewerbung ist eine Begründung (DINA4 Seite) und die Angabe der jetzigen Ämter/Funktionen für die PdL öffentlich zu machen. Es können max. 300 Bewerber zur Wahl stellen. Nach Eingang des 300. wird die Bewerberliste geschlossen. Für die Kandidatenliste wird ein Wiki eingerrichtet.
Der RAT DER GUTEN REGIERUNG umfasst 70(-100) Mitglieder. Der RAT DER GUTEN REGIERUNG hat keine Sprecher oder Vorsitzende. Alle Ratsmitglieder sind gleichberechtigt.
(Ergänzung: Erweiterung der Liste um nicht parteigebundene Bürger. Zusammensetzung des RATES wäre dann: 70% Parteimitglieder, 30% Nicht-PM)
Die Wahl findet im Mai 2009 statt. Mit jeweils 10 abgegebenen Stimmen kann jedes Parteimitglied aus einem Pool von max. 300 Bewerbern auswählen. Die Wahl erfolgt postalisch.
Der RAT DER GUTEN REGIERUNG wird jährlich neu gewählt.
E. Sonstiges
Der RAT DER GUTEN REGIERUNG verlangt von seinen Vertretern die Bereitschaft zu einem wöchentlichen Arbeitsvolumen von mind. 15 Stunden.
Der RAT DER GUTEN REGIERUNG erwartet von seinen Repräsentanten Lernfähigkeit, unabhängiges Denken und politische Mündigkeit.
Alle Entscheidungen zum RAT DER GUTEN REGIERUNG werden durch Gesamtmitgliederentscheid getroffen.
Begründung:
1. Der RAT DER GUTEN REGIERUNG ist eine neue Form gelebter innerparteilicher Basisdemokratie.
2. Der RAT DER GUTEN REGIERUNG soll bisherige Defizite und Schwierigkeiten der Parteineubildung überwinden helfen und neue Basisprozesse in Gang setzen.
3. Die PdL fordert Pluralismus, alle Strömungen sollen gleichberechtigt existieren und einen Austausch pflegen. Die besten Ideen und Vorschläge sollen sich durchsetzen. In der Praxis dominieren jedoch Netzwerke, bestimmte Strömungsvertreter und Abgeordnete die Parteimeinungsbildung und die Beschlussfassung von oben. Dies steht im Widerspruch zum Demokratieprinzip und lähmt die Partei in der erforderlichen Weiterentwicklung.
4. Der RAT DER GUTEN REGIERUNG wird durch die Umstände notwendig. Die absehbaren gesellschaftlichen Verwerfungen und ein möglicher vorhersehbarer Zerfall der “öffentlichen Ordnung” stellt die PdL vor gänzlich neue Herausforderungen.
usw., usf.
Es wäre ein Anfang. Nicht nur vollgeschriebenes Papier oder der 345. Internetblog mit blabla.
Diese Partei hat eine Verantwortung für das Große und Ganze, das sie wahrnehmen sollte, will sie nicht als Lachnummer der Geschichte untergehen. Dazu gehört als erstes, dass dieses individualistische und auf die Kleingruppe fixierte Politikverständnis überwunden wird. Zweitens sollte wir den Vertretern der Linken klarmachen, dass die Neigung sich in gefühlige Wärmestuben einzurichten, zwar menschlich verständlich sind, aber nicht strukturbildend für eine politische Partei sein kann, insbesondere nicht wenn “draußen” das Elend tobt.
Beste Grüße Ch. H.
März 20th, 2009 at 21:11
@Andi: Der “Homo Oeconomicus” definiert sich nicht nur darüber, daß er auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist; er handelt stets rational und nutzenmaximierend und verfügt nach den gängigen Modellen über alle nötigen Informationen. Mit einem Wort: Bullshit. Mit zwei Worten: Völliger Schwachsinn.
Leider wird das Modell (das die Wirklichkeit abbildet, aber eben nur einen Teil davon, denn sonst wäre es kein Modell, sondern die Wirklichkeit selbst!) gerne mit den tatsächlichen Gegebenheiten gleichgesetzt.
Ja, ich habe den Scheiß studiert. Und mir wird immer noch regelmäßig übel darüber. Wenigstens kann ich qualifiziert über BWLer schimpfen. :-)
März 21st, 2009 at 18:36
@Flying Circus
Sorry, wenn ich mich einmische, aber ich mußte schmunzeln als ich folgendes las:
“[...]Ja, ich habe den Scheiß studiert. Und mir wird immer noch regelmäßig übel darüber. Wenigstens kann ich qualifiziert über BWLer schimpfen. :-)[...]”
!Solange du nicht den Schwerpunkt “Management” durchstudier hast, wie ich es versucht habe, ist alles in Ordnung! ;-) :-)
Im Ernst:
Mir geht es genau wie Dir, Flying Circus – uns wurde der Sch…. der nun offensichtlich gescheitert ist 1997/98 schon gepredigt – Allerdings auf Nachfrage von mir sofort abwiegelnd: Der Satz einen Manager interessiert nur der Gewinn, und sonst gar nichts, denn hätte ich mißverstanden….
Irgendwie klang dies damals schon nach Standardausrede, und dank dem neuen Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman fühle ich mich leider bestätigt….es war eine fadenscheinige Ausrede, und von wegen: “Einen Manager interessiert nicht der Gewinn….”
Schade, dass ich mein Studium damals abgebrochen habe, dem BWL-Prof. mit Schwerpunkt “Management” würde ich jetzt mal – im Ernst – gerne die Leviten lesen…..
Grüße
Nachdenkseiten-Leser
März 21st, 2009 at 18:39
Übrigens, als Linker bin ich auch ein Exot – mit meinem Schwerpunkt “Wirtschaft” – ich weiß…
…auch wenn ich mein Studium nicht durchgezogen habe – ich will ja nicht meine Lebensgeschichte offenbaren – aber die Wirtschaft ist immer noch mein Metier…..
Ist wohl ähnlich wie mit denen die aus z.B. der katholischen Kirche austreten, und gelernte Theologen sind, gerade ! weil ! man weiß, wieviel Unsinn einem gepredigt wird verliert man den “Glauben”….
Mir ging es so eben auch bei der neuen weltlichen Wirtschaftsreligion namens “Neoliberalismus”…
Gruß
Nachdenkseiten-Leser