Porno, Amok, Killerspiele: SpOn weiß bescheid
Posted by flatter under JournalismusKommentare deaktiviert
14. Mrz 2009 16:14
Sensationsgeilen Assoziationsjournalismus der primitivtsen Art gönnt sich dieser Tage “Spiegel Online”, die wissen, wie man ein schreckensgeladenes Ereignis so richtig ausschlachtet. Die Spezialisten für Vordergrund und Beliebigkeit schaffen es tatsächlich, nicht nur die olle Kamelle von den Killerspielen wieder auszurollen, ohne jedes Argument dafür zu liefern. Es gelingt ihnen obendrein, dem Ganzen einen schwülen sexuellen Unterton beizumengen und mit dem Grusel vor dem bösen Internet zu verquirlen. Er hatte 200 Pornobilder auf der Festplatte, der ruchlose Killer,
“davon mehr als 120 sogenannte Bondage-Bilder, die nackte, gefesselte Frauen zeigen“. Nein, wie geil, zeiigen!
Was soll uns dieses stinkende Häuflein von unzusammenhängenden Fakten sagen? Daß da bestimmt ein Zusammenhäng besteht? Daß es das Böse in der Welt gibt: Bondage, Amok, Killerspiele? Daß wir dieses Böse ausmerzen sollen, wo immer wir es finden? Uns davon fernhalten, es melden, den Exorzisten rufen? Oder sollen wir angesichts der Vorstellung nackter gefesselter Frauen ein wenig über uns hinauswachsen und uns geißeln, weil wir selbst verderbt sind? Womöglich steckt ein Killerspieler in uns? Ein Amokläufer?
Diese neue Qualität der Dokumentation setzt quasi konsequent den Kurs von Stefan Aust fort, der erst ein klobig zusammengezimmertes Terrorbüchlein zum “Standardwerk” erhoben und dann einen Schießfilm draus gemacht hat. Wir freuen uns also auf die Spiegel-Dokumentation zum Fall, vor allem auf die großzügig eingestreuten Szenen, in denen Frauen bis zur Unkenntlichkeit entkleidet und in Handschellen hart rangenommen werden.
Das schmierige Artikelchen ist überschrieben mit
“Bluttat von Winnenden” – Amokläufer verbrachte Abend vor der Tat mit Killerspiel“,
es gibt aber noch einen weiteren tumben Text derselben Machart, namens:
“Amoklauf von Winnenden – Zehntausende Schüler sind computerspielsüchtig“.
Auch hierin gibt sich niemand die Mühe, einen Zusammenhang auch nur zu konstruieren. In Gegenteil weist der Text tendenziell darauf hin, daß ein solcher Zusammenhang nicht unmittelbar besteht. Schaut man sich die Sache genauer an, muß man zu dem Schluß kommen, daß das eine mit dem anderen nichts zu tun hat. Genauso gut könnte man die Benutzung eines Taschentuchs für eine Grippe-Epidemie verantwortlich machen.
Es sind Millionen, die ballern, und es sind inzwischen auch Millionen, die Pornobildchen sammeln. Übrigens auch schon Zehnjährige – Handy und Ipod sei Dank. Die Knallchargen von der Brandstwiete fühlen sich ja gern bemüßigt, uns die Welt zu erklären – als professionelle Gatekeeper. Tatsächlich belegen sie Tag für Tag, daß sie keine Ahnung haben, von welcher Welt sie da reden. Und sie haben nicht einmal das geringste Gespür für etwas, das man mit viel Wohlwollen noch als erträglichen “Stil” bezeichnen könnte.
März 14th, 2009 at 19:31
Amen.
März 14th, 2009 at 20:01
100% agree!
die bildzeitung des bildungsbuergertums mutiert langsam zum stuermer!
März 14th, 2009 at 21:34
Ist mir heute auch aufgefallen.
So stimmt man das Volk doch schon mal wieder richtig auf eine Ablenkungsdebatte ein.
Wann gibt es eigentlich mal wieder Journalisten, die sich mit den wirklichen Ursachen auseinandersetzen (z.B. daran, dass man als Jugendlicher schon als Wirtschaftssubjekt funktionieren muss/soll.)?
Man macht sich noch nicht einmal der die Mühe, die Dinge geschickt zu platzieren, sondern macht es schon auf die dummdreiste Art der Bildzeitung.
März 15th, 2009 at 00:21
Schon wieder diese unsägliche Debatte, die alle Jahre wieder auftaucht. Die (nicht vorhandenen) Argumente von damals sind die gleichen von heute: Wer Ego Shooter spielt wird zum Amokläufer. Lächerlich.
März 15th, 2009 at 00:58
[...] verbrachte Abend vor der Tat mit Killerspiel – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Panorama … Feynsinn » Porno, Amok, Killerspiele: SpOn weià bescheid …spiegel = journalismus? aus und vorbei. __________________ Copypasta. Now excuse me while [...]
März 15th, 2009 at 04:19
[...] Porno, Amok, Killerspiele: SpOn weiß bescheid … sehr passender Kommentar über den auch und gerade von Spiegel Online betriebenen „modernen Qualitätsjournalismus“ … ansonsten ist ein Kommentar sicherlich überflüssig, da der Autor die Knackpunkte, welche die in Anführung gesetzte Charakterisierung als gnadenlose Satire erscheinen lassen, vollkommen ausreichend herausgreift und aufdeckt. – Noch schlimmer als dieser Journalismus kommen mir allerdings die Menschen vor, die sich dieser schleichenden Vergiftung auch noch freiwillig aussetzen! [...]
März 15th, 2009 at 10:55
[...] Porno, Amok, Killerspiele: SpOn weiß bescheid [...]
März 15th, 2009 at 11:07
Moin!
Zu Herrn Aust:”Grob gezimmert zum Standardwerk ausgerufen”
Sehr schön,mich stört das schon lange,daß man ohne Austs Büchlein
als RAF-Analphabet zu gelten hat.
lg Hagnum
März 15th, 2009 at 11:55
Schade dass man mit Jägern und Schützenvereinen nur eine kleine Zielgruppe empören kann. Schließlich waren zwei Drittel der Amokläufer in Deutschland Mitglied in einem Schützenverein. Aber mit Schlagzeilen wie: “Amokläufer putzte eine Woche vorher die Waffe seines Vaters” oder “Amokläufer übte seine Tat am Vereinsschießstand” bekommt man nur ein paar empörte Jäger auf seine Seite. Das erhöht nur unwesentlich die Click-Statistik.
Schreibt man aber was gegen Internet und Killerspiele, kann man sich der Aufmerksamkeit der eigenen Gadget-, Twitter- und Gaming-verblödeten Zielgruppe gewiss sein. SpOn ist die Tendenz der Aussage dabei völlig egal. Die haben ja auch die mittlerweile von anderen Medien übernommene Technik entwickelt, einmal so zu schreiben und im nächsten Artikel das Gegenteil. Damit man alle Dummen bedient.
PS: Kennt eigentlich einer ein Firefox-Plugin, dass mir die schlechte Gewohnheit austreibt, morgens immer als erstes bei SpOn vorbeizuschauen? Irgend sowas, das einen bei An-Clicken von SpOn fragt: “Bist Du dir sicher, dass du wirklich SpOn besuchen willst? Oder darf ich dir diesen oder jenen Vorschlag als Alternative anbieten?” Nur so zum abgewöhnen. (Vielleicht entwickle ich selber mal sowas:-)
März 15th, 2009 at 15:55
1) SpOn Bookmark löschen
2) fertig
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hat ein bisschen was von mit-rauchen-aufhören..
die gier nach induziertem stress, die einen nach wochen der abstinenz hinterrücks anfällt. letztendlich machen die mit dir als seitenbesucher auch noch kohle.. sollte grund genug sein.
März 15th, 2009 at 17:10
Mit möglichen Gründen für eine Tat wie diese müssen wir uns auseinandersetzen. Und da gehört meiner Meinung auch dazu, den Einfluss von Killerspielen auf Erleben und Verhalten von Jugendlichen zu diskutieren. Aber – und da gebe ich Dir uneingeschränkt recht – nicht auf diese Art und Weise, wie das gerade nicht nur in SpOn passiert, sondern sachlich und unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Forschung.
März 15th, 2009 at 18:02
Und wie immer interessiert sich keine Sau dafür, wie es in dem Jungen wirklich aussah.
Mir, der ich ehrenamtlich mit Jugendlichen “arbeite”, rollt es regelmäßig die Fußnägel hoch, wenn sich Leute zur “Jugend von heute” äußern. Es ist einfach zum Kotzen.
SPON gehört sowieso nicht gelesen, außer als abschreckendes Beispiel für beschissenen Journalismus und tumbe Meinungsmache. Allerdings ist das schon eher unfair, man tritt ja nicht auf am Boden liegende ein …
März 16th, 2009 at 01:01
ich lese spon, sz und etwas seltener zeit, fr, fatz, tatz, ratzfatz, welt… mein bildschirm ist nur bildfrei und defocussiert. es ist einfach so, ich brauche denselben kick, den diese jugendlichen unholde bei ihren “killerspielen” kriegen und falle damit voll in alle möglichen täterprofile.
meine einzige und natürlich vorgeschobene entschuldigung heisst “feind liest mit”.
März 16th, 2009 at 07:58
Irgendwie muss man doch verfolgen, was so alles geschrieben wird, um sich darüber aufregen und mitreden zu können. Man ist ja de facto gezwungen, diese Seiten anzuklicken. Kostest nur Zeit und Nerven, aber kein Geld.
Also keine künstliche Aufregung deswegen….
:-))
März 16th, 2009 at 12:59
Wie wärs mal mit der Schlagzeile: “Wie mich das tägliche Lesen der etablierten Onlinemedien zum Amoklauf trieb”?
Diese Blödheit ist nämlich wirklich kaum noch auszuhalten.
März 16th, 2009 at 13:18
Ah, Killerspiele und Pornobilder…es gibt auch schon windige Geschäftemacher, die daran verdienen wollen: https://zaf.computer.zenzizenzizenzic.de/
März 16th, 2009 at 16:18
Hmm. dabei ist doch der Spiegel selbst eine Porno-Postille…