Die Union hält Nikolaus Brender für keinen guten Verkündungsjournalisten. Um ihn loszuwerden, setzt sie daher noch die letzte Regel außer Kraft, die bislang den reinen Staatsfunk verhindert hat, nämlich den Proporz, nach dem im Öffentlich-rechtlichen Rundfunk maßgebliche Posten besetzt werden. Die Würdelosigkeit dieses Postenschachers im Meinungskartell müßte einem nicht erst auffallen, wenn der Dammbruch droht, aber immerhin regt sich Widerstand bei vielen Journalisten, die um die Reste ihrer Freiheit bangen.
Frank Schirrmacher fühlt sich gar bemüßigt, sein unnachahmliches Geschwurbel nebst seiner Internetparanoia dagegen in Stellung zu bringen, was man nicht wirklich lesen muß. Immerhin keilt auch er dagegen.
Deutlich weiter geht Hans Leyendecker, der seinen Unmut bis an der Rand der Kollegenschelte treibt:
Es gibt in allen Sendern Leute, die Einflüsterer der politisch Mächtigen sind und zum Eigennutz Politikern zu Gefallen sein wollen. Journalisten sollten sie sich besser nicht nennen. Sie sind, journalistisch betrachtet, nur Agenten oder Söldner.”
Ein erster Schritt auf einem langen Weg zur Erkenntnis. Daß nämlich der politische Journalismus in Deutschland zu einem zahnlosen Betrieb im exklusiven Saunaklub verkommen ist, macht sich nicht erst bemerkbar, wenn der eine auf das Pöstchen des anderen schielt. Es sind die Inhalte, die sie liefern, das Spektrum, das sie bedienen, aus dem sie nie ausbrechen. Wer im politischen Journalismus keine Meinung hat, hat keine Ahnung. Es sind die Meinungen, die längst der Mainstream bestimmt und nicht erst eine parteipolitische Übermacht bei der Besetzung eines Postens. Dazu sollte Leyendecker die Kollegen auffordern, und zwar täglich: Daß sie das Maul aufmachen, ohne vorher den zuständigen Staatssekretär anzurufen.