Zweiter deutscher Bückjournalismus
Posted by flatter under JournalismusKommentare deaktiviert
23. Feb 2009 0:27
Die Union hält Nikolaus Brender für keinen guten Verkündungsjournalisten. Um ihn loszuwerden, setzt sie daher noch die letzte Regel außer Kraft, die bislang den reinen Staatsfunk verhindert hat, nämlich den Proporz, nach dem im Öffentlich-rechtlichen Rundfunk maßgebliche Posten besetzt werden. Die Würdelosigkeit dieses Postenschachers im Meinungskartell müßte einem nicht erst auffallen, wenn der Dammbruch droht, aber immerhin regt sich Widerstand bei vielen Journalisten, die um die Reste ihrer Freiheit bangen.
Frank Schirrmacher fühlt sich gar bemüßigt, sein unnachahmliches Geschwurbel nebst seiner Internetparanoia dagegen in Stellung zu bringen, was man nicht wirklich lesen muß. Immerhin keilt auch er dagegen.
Deutlich weiter geht Hans Leyendecker, der seinen Unmut bis an der Rand der Kollegenschelte treibt:
“Es gibt in allen Sendern Leute, die Einflüsterer der politisch Mächtigen sind und zum Eigennutz Politikern zu Gefallen sein wollen. Journalisten sollten sie sich besser nicht nennen. Sie sind, journalistisch betrachtet, nur Agenten oder Söldner.”
Ein erster Schritt auf einem langen Weg zur Erkenntnis. Daß nämlich der politische Journalismus in Deutschland zu einem zahnlosen Betrieb im exklusiven Saunaklub verkommen ist, macht sich nicht erst bemerkbar, wenn der eine auf das Pöstchen des anderen schielt. Es sind die Inhalte, die sie liefern, das Spektrum, das sie bedienen, aus dem sie nie ausbrechen. Wer im politischen Journalismus keine Meinung hat, hat keine Ahnung. Es sind die Meinungen, die längst der Mainstream bestimmt und nicht erst eine parteipolitische Übermacht bei der Besetzung eines Postens. Dazu sollte Leyendecker die Kollegen auffordern, und zwar täglich: Daß sie das Maul aufmachen, ohne vorher den zuständigen Staatssekretär anzurufen.
Februar 23rd, 2009 at 01:32
ICH jedenfalls möchte, dass der deutsche Bückjournalist sich dessen bewußt ist, dass er nichts ist, aber Kostenfaktor. Ein Kostenfaktor, jeden Tag mehr. Ich mag den faulen, abschreibenden, wiederkäuenden, opportunistischen, überdurchschnittlich unterdurchscnittlichen deutschen Bückjournalisten, weil niemand so fleissig an seinem eigenen dürren Ast sägt wie er. Seine Hartz-Kandidatur wird von mir mit intensivstem Wohlwollen begleitet. Ich liebe die beispiellose Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Bückjournalisten, weil sie zu weiteren Einsparungen führen wird.
Februar 23rd, 2009 at 08:09
Ein Trauerspiel, wie offen und durchsichtig versucht wird, von politischer Seite Einfluss zu nehmen, ohne ein Argument dafür zu benennen. Wahrscheinlich muss erst wirklich alles zusammenkrachen, damit man sich auf ursprüngliche Werte wie Anstand, Dialog, Miteinander usw. besinnt.
Die Machtspiele der Mächtigen aus der ersten, zweiten und dritten Reihe werden noch alle mehr oder weniger mit in den Abgrund reißen.
Februar 24th, 2009 at 02:27
[...] flatter – Zweiter deutscher Bückjournalismus … noch ein Artikel zum Thema Brender – ZDF, der die tatsächlich zu beachtende Grundproblematik jedoch in den Vordergrund rückt und entsprechend konkret und berechtigt eine entsprechende Gegenwehr des Journalismus einfordert! [...]