[Ein weiterer, diesmal eher heiterer Ausschnit aus meinem großen Pamphlet]

Belustigend erscheint es, daß Politiker als diejenigen, deren Aufgabe vor allem in fruchtbarer Kommunikation besteht, sich von Fachleuten für Wirtschaftskommunikation beraten lassen. Passend dazu lassen sie sich eine Art Farb- und Stilberatung angedeihen, um fortan an plappernde Produkte einer Medienagentur übers Volk zu kommen.
Der Effekt dieses Trends besteht vor allem darin, daß sich kaum mehr jemand aus der Deckung wagt und Charakter beweist, indem er klare Meinungen kommuniziert, sondern ein Einheitsjargon entsteht, in dem zuvor festgelegte Schlagworte wiederholt werden. Das führt regelmäßig dazu, daß höchst erfolgreich Begriffe lanciert werden, die von den Massenmedien unkritisch wiederholt werden. Mit einem solchen ”Erfolg” glaubt man dann, für Wahlkämpfe gut ausgestattet zu sein, da man ja nur an das bereits breit Kommunizierte anknüpfen muß.
Diese Strategie funktioniert, aber um welchen Preis? Die Verminung des politischen Terrains mit Begriffen, deren Verwendung bestenfalls der Identifizierung von politischen Lagern dient, verhindert Kommunikation. Die ständige Wiederholung von inhaltsarmen Schlagworten gewöhnt das Auditorium daran, nicht mehr genau hinzuhören und zu hinterfragen, sondern im Gegenteil zu resignieren und abzustumpfen. Das Prozeßhafte der Kommunikation, Interaktion, bleibt vollkommen auf der Strecke.
Es mag den Lautsprechern der Parteien so erscheinen, als hätten sie keine andere Wahl. In Nachrichtensendungen, Berichten und Zeitungsartikeln werden meist nur sehr kurze Ausschnitte ihrer Beiträge wiedergegeben. Dadurch fühlen sie sich veranlaßt, ihre zentralen Aussagen stets formelhaft und in Slogans zu artikulieren. Als seien sie Saisonartikel, werden so politische Aussagen in eine Form gezwungen, die ihre Karikatur gleich mitliefert.