Man kann die leute ja alles mögliche fragen, am besten gleich ein Ranking daraus machen und so tun, als seien daraus relevante Schlüsse zu ziehen. Sogenannte Demoskopen tun dies täglich, um uns ein Stimmungsbild zu kleistern oder furchtbar überzeugt so tun, als sei etwas die Kanzlerin irsinnig beliebt.
Die “Welt” hat einmal mehr den Vogel abgeschossen und nicht nur das höchst nutzlose Resultat eine sehr schwachsinnigen Umfrage veröffentlicht, sondern diesen Müll mit der Aussage verbunden, sie wisse jetzt, wer “die 20 wichtigsten Deutschen” seien. Dieser Superlativ ist selbstverständlich mit einer formidablen Klicktrecke verbunden. Jäh werden wir allerdings enttäuscht und mit der Einschränkung konfrontiert, daß es nur die aus “den Bereichen Kunst, Kultur und Sport” sind, die gewählt werden durften.

Wen würden wir nun erwarten in der Rangliste der Wichtigsten der Wichtigen? Günter Grass oder Heinrich Böll? Herbert Marcuse oder Jürgen Habermaß? Karlheinz Stockhausen oder Pina Bausch? Nein. Auch die schlechtgelauntesten Pförtner deutscher Museen und der Stadionsprecher von Schalke 04 waren leider nicht im Angebot. Der Deutsche hält vielmerh diese hier für wichtig, weiß die “Welt”:
Mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) nannte demnach [Heinz] Rühmann als bedeutendste Persönlichkeit seit Gründung der Bundesrepublik. Für Loriot und Beckenbauer entschieden sich je 51 Prozent, danach folgen der mehrfache Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher (46 Prozent) und die ehemaligen Tennisprofis Steffi Graf (44) und Boris Becker (38).” Grass und Böll haben es übrigens immerhin auf einen Platz im Mittelfeld gebracht.
Was ist also “wichtig”? Weltmeister sein ist wichtig. Gewinnen ist wichtig. Vor allem aber ist Fernsehen wichtig, das erklärt auch, wie Thomas Gottschalk oder Hans-Joachim Kuhlenkampff in die Top 20 gekommen sind. Begleitende Interviews hätten die Umfrage noch seriöser gemacht und die Möglichkeit ergeben, die wichtigsten Kulturgüter zu benennen. Es hätte sich dann gezeigt, daß uns noch einige wichtige Persönlichkeiten fehlen, die sehr vernachlässigte Bereiche der Kultur repräsentieren könnten, welche dem Volk sehr am herzen liegen. Titten und Bier etwa sind doch wesentlich wichtiger, als die “Welt” uns hier weißmachen will.