Ich mache meinen Job auch deshalb unverändert gern, weil ich weiß, welch engagierte Mitarbeiterschaft die DB hat. Ich bin stolz auf diese Frauen und Männer – sei es in unseren Führerständen, in unseren Zügen, auf unseren Bahnhöfen, in unseren Speditionen, in unseren Werkstätten, in unseren Verwaltungen oder wo auch immer. Ich bin stets aufs Neue beeindruckt nicht nur vom Einsatz aller DB-Mitarbeiter, sondern vor allem auch davon, in welch hohem Maß Sie sich mit unserem Unternehmen identifizieren.
ausbeutbahn
Sie identifizieren sich so mit diesem Unternehmen, daß Sie gar nicht merken, wie ich mit Ihnen Schlitten fahre. Ich lasse Sie Sonderschichten kloppen, streiche Ihnen die Wochenenden und zahle nur das Nötigste. Ich spare an Ihnen wie ein guter Manager und privatisiere anschließend den ganzen Laden. Die Kohlen, die ich an Ihnen einspare, streichen das Management und die Aktionäre ein. Ich behandle Sie fast so abschätzig wie einen Kunden auf dem Land.
Überhaupt – Sie und die Kunden! Das wäre ja eine Mischpoke, würden wir nicht dafür sorgen, daß Sie sich gegenseitig an den Karren fahren. Wir hetzen unsere Bluthunde auf die Schaffner, die Schaffner auf die Kunden und schließlich die Kunden wieder auf die Bahnmitarbeiter. Funktioniert genial, sonst hätten Sie sich längst zusammengerauft und dagegen protestiert, daß selbst unsere teuersten Züge lebensgefährliche Sparbüchsen sind. Ich bin sehr stolz auf Sie!
Allein, was Ihre Organisiationen für uns leisten! Erst lassen Sie sich von unserem blindesten Maulwurf führen, der die größte Gewerkschaft gegen die einzig entschlossene in Stellung bringt. Diese GdL nehme ich von meinem Lob übrigens ausdrücklich aus. Diese stasigestählten Arbeiter und Bauern gehören verboten, aber vor Gericht konnte ich mich leider nicht damit durchsetzen. Nun ja, aber die Transnet hat mir schon Freude gemacht. Inzwischen lasse ich den Hansen Personalmanager spielen und lasse ihn in Tarifverhandlungen auf die ehemaligen Kollegen los. Da kann er ganz lässig von oben herab zeigen, wo der Bartel den Most holt – wenn er ein guter Bartel ist. Wie liebe ich doch eine Arbeitnehmerschaft, die sich das bieten läßt! Anstatt den Hansen an seiner Krawatte aufzuknüpfen, verhandeln Sie mit ihm und nennen ihn “Partner”. Großartig!
Nicht zuletzt ist da Ihre Geduld zu nennen, Ihre bewundernswerte Bescheidenheit! Hansen erzählt Ihnen, zwölf freie Wochenenden im Jahr seien völlig inankzeptabel, und Sie feiern es als Riesenerfolg, wenn sie dann doch ab und an frei haben. Da draußen sind zweiundfünfzig Wochenenden üblich, ohne Kompromisse. Dafür haben echte Gewerkschaften schon in den Siebzigern erfolgreich gekämpft.
Was bin ich stolz auf solche Mitarbeiter! Selbstverständlich werden Sie nicht bespitzelt, wozu auch? Wir sorgen nur dafür, daß Sie auch gute Mitarbeiter bleiben. Damit wir auch morgen noch stolz auf Sie sein können – auf diejenigen von Ihnen, die dann noch für uns buckeln dürfen.
Ich danke Ihnen. Ich liebe Sie!