Vor vielen Jahren wurde ich einmal verdächtigt, ein Autoradio gestohlen zu haben, weil ich zur ungefähr falschen Zeit am sehr ungefähr falschen Ort war. Ein Streifenpolizist hatte mich höflich gefragt, ob ich ihm zeigen würde, was sich in meinem Rucksack befände. Auf meine Nachfrage hin, warum ich das wohl tun solle, hatte er mir erklärt, daß eben in der Gegend kurz zuvor ein Auto aufgebrochen worden war, und weil ich ihm seinen Job und mir das Leben nicht unnötig schwer machen wollte, zeigte ich ihm meine Fußballschuhe und die Flasche Wasser, die ich bei mir hatte. Ich erklärte ihm betont, daß ich das freilwillig machte, und er bedankte sich bei mir.
Kurz darauf kam eine Vorladung zur Vernehmung beim zuständigen Kommissariat, der ich nachkam. Dort begnete ich einem Möchtegern-Columbo in Range eines Oberkommissars, der sofort wußte, daß er in mir den Täter vor sich hatte. Er machte bereitwillig Angaben zur Täterbeschreibung und zum Tatort, was mir die Gelegenheit gab, in beinahe allen Punkten nachzuweisen, daß ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht der Täter sein konnte. Ich hatte keine langen Haare, besaß keinen Army-Rucksack und konnte zur Tatzeit nicht am Tatort gewesen sein. Ich konnte ihm sogar auf dem Stadtplan zeigen, daß meine Route nicht am Tatort entlang führte. Vielleicht habe ich seinen Ehrgeiz auch dadurch geweckt, daß ich ihn nicht recht für voll nahm und aus der Vernehmung ein wenig Kabarett machte.
Meine damalige Frau wurde von ihm danach ebenfalls zur Vernehmung eingeladen. Sie bestätigte, daß ich zur Tatzeit noch zu Hause gewesen war, was ihn immer noch nicht überzeugte. Erst, als sie Angaben zu unseren Einkommensverhältnissen machte, gab er sich geschlagen: Wer arbeitet, klaut keine Radios, das hat er sofort messerscharf erkannt. Ein akademischer Grad hatte ihn übrigens noch nicht davon abgehalten, mir auf die Nerven zu gehen. “Haben Sie ja wohl nicht?” war seine Frage gewesen, auf die ich geantwortet hatte: “Meinen Sie mich oder Ihren Kollegen?”
Wo der Spaß aufhört
Das kann alles ganz lustig sein, wenn es um Bagatellen geht und man ohne Blessuren aus einer solchen Sache herauskommt. Überhaupt nicht lustig fand ich schon damals die Mischung aus Dummheit und Arroganz, mit der dieser Staatsvertreter versucht hat, mich einzuschüchtern. Eine demokratische Gesinnung sieht anders aus.
Es geht in diesen Zeiten aber um viel mehr, um vermeintliche Gefahren für Volk und Vaterland, und damit verbunden ist eine Mentalität bei den “Eliten” in Wirtschaft und Politik, die sich von der der StaSi nicht unterscheidet. Konzerne überwachen illegal Mitarbeiter in der Zahl einer Großstadt. Diese wissen nichts davon. Eine beinahe unaufhaltbare Regierungsmacht bricht und ändert die Verfassung am laufenden Band und läßt sich auch vom hundertsten Jubiläumsveto des Bundesverfassungsgerichts nicht von ihrem Weg abbringen. Die “Argumente” dafür werden immer idiotischer. Schiffe, die einen Hafen in die Luft jagen, getötete Kinder, gesprengte U-Bahnen, der Nachbartaliban im Bombengürtel, all diese Schreckgespenster werden aufgefahren, um den Rechtsstaat zu seiner eigenen Sicherheit abzuschaffen. Daß einem intellektuellen Blindgänger wie Sigfried Kauder der Schwachsinn auf die Zunge gleitet und ihn sagen läßt:
“Wer Sicherheit in Deutschland liebt, muss diesem Gesetz zustimmen“, ist traurig genug, aber von den Paranoikern der Schäubletruppe erwartet man schon nichts anderes mehr. Daß bei den Brandt-Erben imzwischen das Motto modifiziert wurde, im Sinne von “Wir wollen mehr Demokratie zerstören”, ist allerdings noch erschreckender:
“Wenn die erste U-Bahn in Deutschland hochgehe, würde auch die Opposition als erstes auf die Koalitionslinie einschwenken, meinte Joachim Stünker von der SPD-Fraktion, und ermahnte gleichzeitig die Kritiker für ihre Wortwahl, mit der sie “die Schmerzgrenze überschritten” hätten.”
Wohlgemerkt: Dieser Hanswurst verbittet sich eine deutliche Antwort auf die demagogischen Auswürfe, die er und seine autoritätssüchtigen Stationsgenossen sich leisten, um den Generalverdacht zur Staatsräson zu erheben.
Bürger, duck dich!
Sie machen sich nicht den leisesten Gedanken, welch verheerende Wirkung ihr Treiben hat. Es ist ihnen egal, wie man mit den selbstproduzierten Verdächtigen verfahren wird. Sie nehmen es in kauf, daß die Menschen sich nur noch ducken werden, weil irgendwann jeder einmal von einem gehört haben wird, den es erwischt hat. Daß sie bis ins Mark demokratiefeindlich sind, wäre nur ein Argument. Daß es sie selbst erwischen wird, werden sie erst merken, wenn es wieder einmal zu spät ist. Diese Dummheit ist das eigentliche Fanal. Diese “Volksparteien”, die sich gemein machen mit jenen, denen jedes Mittel zum Machterhalt recht ist, schmieden heute die Waffen zur Aufstandsbekämpfung gegen ihre Wähler, die es sich aus Gründen einmal anders überlegen könnten.
Zuerst erwischt es die SPD, die so überflüssig ist wie ein drittes Kreuz auf dem Wahlzettel. Wenn sie endgültig von der geliebten Macht abgeschnitten sein wird, geht es um die “Union”. Es wird spannend, wenn diese letzte Volkspartei, deren Wurzeln in ebenso in die NSDAP hineinreichen wie in die SED-Blockparteien, vom Wahlvolk ebenso bestraft wird. Wenn es sich herumspricht, daß die Staatssicherheit rechts steht, sind die Optionen rar. Entweder verschwindet der Spuk, oder er gönnt sich die offene Diktatur. Laßt ein oder zwei U-Bahnen brennen, dann sind die Sicherheitsgesetze dafür schon zur Hand.
Ironischerweise wird die Macht der unterbelichteten Dilettanten, denen diese Zukunft droht, ihnen durch die Verfassung erhalten bleiben, konkret durch das Bundesverfassungsgericht, das diesen Alptraum verhindern wird.
Das Volk wird von alledem nichts merken und weiter brav und morbider sein Kreuz zur Urne tragen.
Januar 30th, 2009 at 06:17
Du hast recht – aber was tun? Das liegt mir richtig schwer im Magen.
Januar 30th, 2009 at 06:17
Du hast recht – aber was tun? Das liegt mir richtig schwer im Magen.
Januar 30th, 2009 at 06:23
Es ist langsam nicht mehr lustig. U-Bahnen, S-Bahnen und sätmliche öffentliche Plätze sind bald vollständig videoüberwacht, ebenso wie fast alles größeren Einkaufsläden.
Kindergärten fangen an, von Eltern fingerabdrücke zu verlangen, angeblich, damit sich kein Fremder das Kind abholen kann. Die Familien stehen sowieso immer mehr unter Bewachung, weil man den Eltern eigentlich schon von vornherein unterstellt, sie würden die Kinder misshandeln (angeblich).
Was man leider in den Medien sehr ungern erwähnt, ist, warum Problemfamilien so schlecht betreut werden. Zuständige Sozialpädagogen werden mit allem möglichen Unfug beschäftigt, müssen alle möglichen Formulare ausfüllen, und, falls sie einen Tag ausschließlich im Außendienst tätig sind (also Besuche bei den Clienten machen), ins Amt fahren, um sich einzustempeln. Dabei wird kostbare Arbeitszeit vergeudet. Das alles bei stetig anwachsendem Betreuungsschlüssel…
Januar 30th, 2009 at 06:23
Es ist langsam nicht mehr lustig. U-Bahnen, S-Bahnen und sätmliche öffentliche Plätze sind bald vollständig videoüberwacht, ebenso wie fast alles größeren Einkaufsläden.
Kindergärten fangen an, von Eltern fingerabdrücke zu verlangen, angeblich, damit sich kein Fremder das Kind abholen kann. Die Familien stehen sowieso immer mehr unter Bewachung, weil man den Eltern eigentlich schon von vornherein unterstellt, sie würden die Kinder misshandeln (angeblich).
Was man leider in den Medien sehr ungern erwähnt, ist, warum Problemfamilien so schlecht betreut werden. Zuständige Sozialpädagogen werden mit allem möglichen Unfug beschäftigt, müssen alle möglichen Formulare ausfüllen, und, falls sie einen Tag ausschließlich im Außendienst tätig sind (also Besuche bei den Clienten machen), ins Amt fahren, um sich einzustempeln. Dabei wird kostbare Arbeitszeit vergeudet. Das alles bei stetig anwachsendem Betreuungsschlüssel…
Januar 30th, 2009 at 08:10
Die haben auch ganz klar Angst davor, daß der Staat und die Wirtschaft ihr “Versorgungsversprechen” nicht mehr einhalten können und wappnen sich jetzt schon mal gegen die zu erwartenden pre-revolutionären Widerstände.
Spätestens wenn massenhaft Wohnungen nicht beheizt werden können oder Lebensmittel knapp werden, wird man das Volk (uns sei es in weiten Teilen auch noch so retardiert) nicht mehr mit dem Dschungelcamp sedieren können. In diesem Zusammenhang ist ja auch bemerkenswert, daß das Kapital den wirklich letzten Scheiß verkaufen kann (Hallo Bankenkrise, hallo Sido und Bushido ,hallo RTL) ohne Sanktionen befürchten zu müssen. KLAUEN darf man den Krempel aber trotzdem nicht, denn Tauschbörsen und überhaupt das Netz sind ja der Ort, wo die Dämonen hausen.
Das Problem ist leider nur, das der Löwenanteil der Prostestierenden die Begiffe “Freiheit” und “Gerechtigkeit” mit den dringenden Bedürfnissen nach billigem Benzin, Discount-Flugreisen und Plasma-Bildschirmen koppelt.
Langsam wird es wirklich eng auf diesem Planeten.
Januar 30th, 2009 at 08:10
Die haben auch ganz klar Angst davor, daß der Staat und die Wirtschaft ihr “Versorgungsversprechen” nicht mehr einhalten können und wappnen sich jetzt schon mal gegen die zu erwartenden pre-revolutionären Widerstände.
Spätestens wenn massenhaft Wohnungen nicht beheizt werden können oder Lebensmittel knapp werden, wird man das Volk (uns sei es in weiten Teilen auch noch so retardiert) nicht mehr mit dem Dschungelcamp sedieren können. In diesem Zusammenhang ist ja auch bemerkenswert, daß das Kapital den wirklich letzten Scheiß verkaufen kann (Hallo Bankenkrise, hallo Sido und Bushido ,hallo RTL) ohne Sanktionen befürchten zu müssen. KLAUEN darf man den Krempel aber trotzdem nicht, denn Tauschbörsen und überhaupt das Netz sind ja der Ort, wo die Dämonen hausen.
Das Problem ist leider nur, das der Löwenanteil der Prostestierenden die Begiffe “Freiheit” und “Gerechtigkeit” mit den dringenden Bedürfnissen nach billigem Benzin, Discount-Flugreisen und Plasma-Bildschirmen koppelt.
Langsam wird es wirklich eng auf diesem Planeten.
Januar 30th, 2009 at 09:57
Am Ende des Tages bleibt das, was in diesem Land schon immer galt:
Wenn man die Konservativen an den Bürgerrechten “herumschrauben” lässt, führt das dazu, das die Bürgerrechte früher oder später (aus “Sicherheitsgründen” natürlich) abgeschafft sind.
Januar 30th, 2009 at 09:57
Am Ende des Tages bleibt das, was in diesem Land schon immer galt:
Wenn man die Konservativen an den Bürgerrechten “herumschrauben” lässt, führt das dazu, das die Bürgerrechte früher oder später (aus “Sicherheitsgründen” natürlich) abgeschafft sind.
Januar 30th, 2009 at 10:37
Super Artikel, danke.
Januar 30th, 2009 at 10:37
Super Artikel, danke.
Januar 30th, 2009 at 12:39
Gebückt vor Schrecken.
Kafkas Geschichte Der Schlag ans Hoftor paßt gut zu Deinem Erlebnis.
Franz Kafka
Der Schlag ans Hoftor
Es war im Sommer, ein heißer Tag. Ich kam auf dem Nachhauseweg mit meiner Schwester an einem Hoftor vorüber. Ich weiß nicht, schlug sie aus Mutwillen ans Tor oder aus Zerstreutheit oder drohte sie nur mit der Faust und schlug gar nicht. Hundert Schritte weiter an der nach links sich wendenden Landstraße begann das Dorf. Wir kannten es nicht, aber gleich nach dem ersten Haus kamen Leute hervor und winkten uns, freundschaftlich oder warnend, selbst erschrocken, gebückt vor Schrecken. Sie zeigten nach dem Hof, an dem wir vorübergekommen waren, und erinnerten uns an den Schlag ans Tor. Die Hofbesitzer werden uns verklagen, gleich werde die Untersuchung beginnen. Ich war sehr ruhig und beruhigte auch meine Schwester. Sie hatte den Schlag wahrscheinlich gar nicht getan, und hätte sie ihn getan, so wird deswegen nirgends auf der Welt ein Beweis geführt. Ich suchte das auch den Leuten um uns begreiflich zu machen, sie hörten mich an, enthielten sich aber eines Urteils. Später sagten sie, nicht nur meine Schwester, auch ich als Bruder werde angeklagt werden. Ich nickte lächelnd. Alle blickten wir zum Hofe zurück, wie man eine ferne Rauchwolke beobachtet und auf die Flamme wartet. Und wirklich, bald sahen wir Reiter ins weit offene Hoftor einreiten. Staub erhob sich, verhüllte alles, nur die Spitzen der hohen Lanzen blinkten. Und kaum war die Truppe im Hof verschwunden, schien sie gleich die Pferde gewendet zu haben und war auf dem Wege zu uns. Ich drängte meine Schwester fort, ich werde alles allein ins Reine bringen. Sie weigerte sich, mich allein zu lassen. Ich sagte, sie solle sich aber wenigstens umkleiden, um in einem besseren Kleid vor die Herren zu treten. Endlich folgte sie und machte sich auf den langen Weg nach Hause. Schon waren die Reiter bei uns, noch von den Pferden herab fragten sie nach meiner Schwester. Sie ist augenblicklich nicht hier, wurde ängstlich geantwortet, werde aber später kommen. Die Antwort wurde fast gleichgültig aufgenommen; wichtig schien vor allem, daß sie mich gefunden hatten. Es waren hauptsächlich zwei Herren, der Richter, ein junger, lebhafter Mann, und sein stiller Gehilfe, der Aßmann genannt wurde. Ich wurde aufgefordert in die Bauernstube einzutreten. Langsam, den Kopf wiegend, an den Hosenträgern rückend, setzte ich mich unter den scharfen Blicken der Herren in Gang. Noch glaubte ich fast, ein Wort werde genügen, um mich, den Städter, sogar noch unter Ehren, aus diesem Bauernvolk zu befreien. Aber als ich die Schwelle der Stube überschritten hatte, sagte der Richter, der vorgesprungen war und mich schon erwartete: »Dieser Mann tut mir leid.« Es war aber über allem Zweifel, daß er damit nicht meinen gegenwärtigen Zustand meinte, sondern das, was mit mir geschehen würde. Die Stube sah einer Gefängniszelle ähnlicher als einer Bauernstube. Große Steinfliesen, dunkel, ganz kahle Wand, irgendwo eingemauert ein eiserner Ring, in der Mitte etwas, das halb Pritsche, halb Operationstisch war.
Könnte ich noch andere Luft schmecken als die des Gefängnisses? Das ist die große Frage oder vielmehr, sie wäre es, wenn ich noch Aussicht auf Entlassung hätte.
Januar 30th, 2009 at 12:39
Gebückt vor Schrecken.
Kafkas Geschichte Der Schlag ans Hoftor paßt gut zu Deinem Erlebnis.
Franz Kafka
Der Schlag ans Hoftor
Es war im Sommer, ein heißer Tag. Ich kam auf dem Nachhauseweg mit meiner Schwester an einem Hoftor vorüber. Ich weiß nicht, schlug sie aus Mutwillen ans Tor oder aus Zerstreutheit oder drohte sie nur mit der Faust und schlug gar nicht. Hundert Schritte weiter an der nach links sich wendenden Landstraße begann das Dorf. Wir kannten es nicht, aber gleich nach dem ersten Haus kamen Leute hervor und winkten uns, freundschaftlich oder warnend, selbst erschrocken, gebückt vor Schrecken. Sie zeigten nach dem Hof, an dem wir vorübergekommen waren, und erinnerten uns an den Schlag ans Tor. Die Hofbesitzer werden uns verklagen, gleich werde die Untersuchung beginnen. Ich war sehr ruhig und beruhigte auch meine Schwester. Sie hatte den Schlag wahrscheinlich gar nicht getan, und hätte sie ihn getan, so wird deswegen nirgends auf der Welt ein Beweis geführt. Ich suchte das auch den Leuten um uns begreiflich zu machen, sie hörten mich an, enthielten sich aber eines Urteils. Später sagten sie, nicht nur meine Schwester, auch ich als Bruder werde angeklagt werden. Ich nickte lächelnd. Alle blickten wir zum Hofe zurück, wie man eine ferne Rauchwolke beobachtet und auf die Flamme wartet. Und wirklich, bald sahen wir Reiter ins weit offene Hoftor einreiten. Staub erhob sich, verhüllte alles, nur die Spitzen der hohen Lanzen blinkten. Und kaum war die Truppe im Hof verschwunden, schien sie gleich die Pferde gewendet zu haben und war auf dem Wege zu uns. Ich drängte meine Schwester fort, ich werde alles allein ins Reine bringen. Sie weigerte sich, mich allein zu lassen. Ich sagte, sie solle sich aber wenigstens umkleiden, um in einem besseren Kleid vor die Herren zu treten. Endlich folgte sie und machte sich auf den langen Weg nach Hause. Schon waren die Reiter bei uns, noch von den Pferden herab fragten sie nach meiner Schwester. Sie ist augenblicklich nicht hier, wurde ängstlich geantwortet, werde aber später kommen. Die Antwort wurde fast gleichgültig aufgenommen; wichtig schien vor allem, daß sie mich gefunden hatten. Es waren hauptsächlich zwei Herren, der Richter, ein junger, lebhafter Mann, und sein stiller Gehilfe, der Aßmann genannt wurde. Ich wurde aufgefordert in die Bauernstube einzutreten. Langsam, den Kopf wiegend, an den Hosenträgern rückend, setzte ich mich unter den scharfen Blicken der Herren in Gang. Noch glaubte ich fast, ein Wort werde genügen, um mich, den Städter, sogar noch unter Ehren, aus diesem Bauernvolk zu befreien. Aber als ich die Schwelle der Stube überschritten hatte, sagte der Richter, der vorgesprungen war und mich schon erwartete: »Dieser Mann tut mir leid.« Es war aber über allem Zweifel, daß er damit nicht meinen gegenwärtigen Zustand meinte, sondern das, was mit mir geschehen würde. Die Stube sah einer Gefängniszelle ähnlicher als einer Bauernstube. Große Steinfliesen, dunkel, ganz kahle Wand, irgendwo eingemauert ein eiserner Ring, in der Mitte etwas, das halb Pritsche, halb Operationstisch war.
Könnte ich noch andere Luft schmecken als die des Gefängnisses? Das ist die große Frage oder vielmehr, sie wäre es, wenn ich noch Aussicht auf Entlassung hätte.
Januar 30th, 2009 at 12:49
[...] https://archiv.feynsinn.org/?p=1033 [...]
Januar 30th, 2009 at 12:49
[...] https://archiv.feynsinn.org/?p=1033 [...]
Januar 30th, 2009 at 20:13
Flatter, dein Beitrag beginnt mit einer Rückschau, und ich will es dir gleich tun. Vor vielen Jahren traf ich mit einem Reisenden zusammen, der mir erklärte, dass die Wirtschaft in dem Landstrich, in dem ich lebte und den er bereiste, ein hoffnungsloser Fall sei. Mir blieb nichts anderes, als ihm in allen Belangen recht zu geben. Er eröffnete zudem Blickwinkel, die ich so nicht kannte, kurz, ich konnte etwas lernen. Trotzdem, sympathisch war mir der Dampfhans nicht.
Vor wenigen Tagen habe ich mich selbst in einem posting als westsibirischer Analphabet bezeichnet, es ging um eine Art Wortspiel, ob es gelungen ist, – keine Ahnung. Ich musste dabei an den oben beschriebenen Musikmacher aus der Gegend von Bremen denken und hätte ihm gerne etwas gesagt.
Gesagt: Euer Traum von einer sozialen Marktwirtschaft ist in einer Weise ausgeträumt, wie ihr es euch bisher noch nicht vorstellen könnt, und eure Wirtschaft ist nicht nur aufs kaputteste kaputt, sondern sie hat mit Wirtschaft im Wortsinn einfach nichts mehr zu tun. Und unsere Erfahrung ist, dass der Apparat mit seinen Tschiks in einer solchen Situation nur noch auf Sicherheit setzen kann
Januar 30th, 2009 at 20:13
Flatter, dein Beitrag beginnt mit einer Rückschau, und ich will es dir gleich tun. Vor vielen Jahren traf ich mit einem Reisenden zusammen, der mir erklärte, dass die Wirtschaft in dem Landstrich, in dem ich lebte und den er bereiste, ein hoffnungsloser Fall sei. Mir blieb nichts anderes, als ihm in allen Belangen recht zu geben. Er eröffnete zudem Blickwinkel, die ich so nicht kannte, kurz, ich konnte etwas lernen. Trotzdem, sympathisch war mir der Dampfhans nicht.
Vor wenigen Tagen habe ich mich selbst in einem posting als westsibirischer Analphabet bezeichnet, es ging um eine Art Wortspiel, ob es gelungen ist, – keine Ahnung. Ich musste dabei an den oben beschriebenen Musikmacher aus der Gegend von Bremen denken und hätte ihm gerne etwas gesagt.
Gesagt: Euer Traum von einer sozialen Marktwirtschaft ist in einer Weise ausgeträumt, wie ihr es euch bisher noch nicht vorstellen könnt, und eure Wirtschaft ist nicht nur aufs kaputteste kaputt, sondern sie hat mit Wirtschaft im Wortsinn einfach nichts mehr zu tun. Und unsere Erfahrung ist, dass der Apparat mit seinen Tschiks in einer solchen Situation nur noch auf Sicherheit setzen kann
Januar 30th, 2009 at 22:42
Aber das Wahlvolk muckt doch auf – und wählt die neue Protestpartei FDP! Ansonsten fehlt nur noch ein deutsches Guantanamo, um das Ende der “Volksherrschaft” zu besiegeln.
Januar 30th, 2009 at 22:42
Aber das Wahlvolk muckt doch auf – und wählt die neue Protestpartei FDP! Ansonsten fehlt nur noch ein deutsches Guantanamo, um das Ende der “Volksherrschaft” zu besiegeln.
Januar 30th, 2009 at 23:00
[...] flatter – Verdächtigt … leider berechtigter Abgesang auf unsere Demokratie und ihre von „uns“ gewählten Zerstörer … bleibt einem eigentlich nur, die geflügelte Frage zu bemühen, wann der deutsche Michel endlich aus seinem hundertjährigen Schlaf erwachen wird? [...]
Januar 30th, 2009 at 23:00
[...] flatter – Verdächtigt … leider berechtigter Abgesang auf unsere Demokratie und ihre von „uns“ gewählten Zerstörer … bleibt einem eigentlich nur, die geflügelte Frage zu bemühen, wann der deutsche Michel endlich aus seinem hundertjährigen Schlaf erwachen wird? [...]
Januar 31st, 2009 at 02:38
In einem Punkt hast Du meiner Meinung nach unrecht, nämlich in diesem: “Sie machen sich nicht den leisesten Gedanken, welch verheerende Wirkung ihr Treiben hat.” – Ich denke, die Stasi-2.0-Schergen in dieser Regierung um Herrn Schäuble wissen ganz genau, was sie tun – und warum sie es tun, auch wenn sie die wirklichen Gründe natürlich nicht kommunizieren.
Die Franzosen sind uns mal wieder einen weiten Schritt voraus (vgl. den taz-Artikel “Früh aufgestanden gegen Sarkozy” https://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/frueh-aufgestanden-gegen-sarkozy/ ) – und für den Fall, dass der verschlafene deutsche Michel auch irgendwann mal aufwacht, will man gerüstet sein. Für jene Leute gilt einzig: Macht und Besitzstände wahren. Alles andere ist ihnen schlichtweg egal.
Januar 31st, 2009 at 02:38
In einem Punkt hast Du meiner Meinung nach unrecht, nämlich in diesem: “Sie machen sich nicht den leisesten Gedanken, welch verheerende Wirkung ihr Treiben hat.” – Ich denke, die Stasi-2.0-Schergen in dieser Regierung um Herrn Schäuble wissen ganz genau, was sie tun – und warum sie es tun, auch wenn sie die wirklichen Gründe natürlich nicht kommunizieren.
Die Franzosen sind uns mal wieder einen weiten Schritt voraus (vgl. den taz-Artikel “Früh aufgestanden gegen Sarkozy” https://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/frueh-aufgestanden-gegen-sarkozy/ ) – und für den Fall, dass der verschlafene deutsche Michel auch irgendwann mal aufwacht, will man gerüstet sein. Für jene Leute gilt einzig: Macht und Besitzstände wahren. Alles andere ist ihnen schlichtweg egal.
Januar 31st, 2009 at 02:41
Wenn das Gesindel sich vor dem ‘Pöbel’ schützen will …
… ist das Ende wohl verdächtig nah!
Januar 31st, 2009 at 02:41
Wenn das Gesindel sich vor dem ‘Pöbel’ schützen will …
… ist das Ende wohl verdächtig nah!
Februar 1st, 2009 at 15:34
Schnüffeln wird in Finnland zur Staatsräson:
man schaue, wie grandios die Politik darin versagt, Bürgerrechte aufrecht zu erhalten und zu verteidigen: in Finnland wird das Ausspähen von Emails durch den Arbeitgeber auf Druck der NOKIA AG gesetzlich verankert und legitimiert (siehe Pressemeldungen des heutigen Tages).
So höhlen Konzerne Grundrechte peu a peu aus, und der Staat macht mit. Das macht mir Angst!
Februar 1st, 2009 at 15:34
Schnüffeln wird in Finnland zur Staatsräson:
man schaue, wie grandios die Politik darin versagt, Bürgerrechte aufrecht zu erhalten und zu verteidigen: in Finnland wird das Ausspähen von Emails durch den Arbeitgeber auf Druck der NOKIA AG gesetzlich verankert und legitimiert (siehe Pressemeldungen des heutigen Tages).
So höhlen Konzerne Grundrechte peu a peu aus, und der Staat macht mit. Das macht mir Angst!
Februar 2nd, 2009 at 17:03
[...] da “keine Angst” haben müsse. Nachtrag:: und ich will nicht wissen, wie dann schon nur solche Bagatellfälle unter einem geänderten Rechtsverständnis [...]
Februar 2nd, 2009 at 17:03
[...] da “keine Angst” haben müsse. Nachtrag:: und ich will nicht wissen, wie dann schon nur solche Bagatellfälle unter einem geänderten Rechtsverständnis [...]