Aber immerhin, 100 Euro pro Kind, das ist doch schon was! Auf die Zeitspanne berechnet, in der man für ein Kind aufkommen muß, sind das ca. fünf Euro pro Jahr. Dafür können sich die Eltern dann jedes Jahr Weihnachten eine Schachtel Kippen kaufen. Da ist Steinbrück gar nicht geizig.
2500 Euro gibt es sogar als Abwrackprämie, nicht für kleine Kinder, aber für alte Autos. Auf die Lebensdauer der verschrotteten Autos gerechnet, sind das etwa 278 Euro pro Jahr. Wirtschaftlich gedacht, ist das sehr konsequent, denn Deutschland exportiert keine Kinder, und diese kaufen auch keine Autos. Die Abwrackprämie sorgt zudem dafür, daß nicht Konsumenten der untersten Charge begünstigt werden. Wer sich keinen Neuwagen leisten kann, geht leer aus, und das ist dann ganz neusozialdemokratisch “auch gut so”. Gefördert werden soll nämlich echter Konsum, der der Wirtschaft hilft. Mit dem Kinderbonus ist der Gerechtigkeit schließlich genüge getan – sie kommt dem Reichen ebenso zugute wie den Armen. Ein Zeichen für eine funktionierende Demokratie.
Peer Sparbrück, der als Finanzoberexperte für dieses Meisterwerk sozialdemokratischer Marktwirtschaft verantwortlich ist, sorgt gleichzeitig dafür, daß es kein Mehr und kein Zurück gibt. Sollte irgendwann wieder genug Geld durch die Banken und Konzerne fließen, soll dieses moderat wieder das Sparschwein füllen. Dem Prekariat soll mit Vefassungsrang deutlich gemacht werden, daß es auch in besseren Zeiten nicht die Hand aufzuhalten hat. Zuerst kommt die Wirtschaft, dann der ausgeglichene Haushalt und dann – nichts mehr. So gehen die Sozen mit Geld um. Von deutschem Boden soll nie wieder der Vorwurf ausgehen, die SPD verschwendete das Geld mit Almosen.
Noch beeindruckender als dieser politische Höhenflug ist allerdings die Wirtschaftskompetenz der Union, die ganz allgemein die Steuern senken will, um damit die höheren Staatsausgaben zu finanzieren. Das größte ökonomische Genie aller Zeiten, Glos der Große, sonnt sich im Glanz der Krise wie ein Hähnchen im Grill – geistig ähnlich lebendig, dabei aber weniger nahrhaft. Wem ist es bloß eingefallen, diesen Experten zum Wirtschaftsminister zu machen? Wer überläßt diesem sporadisch Aufgeweckten in schwerster See das Ruder des Flaggschiffs, auf daß er mit ruhiger Hand lässig unter jedem Riff hinwegtaucht?
Es ist die Bundeskanzlerin, der meine volle Bewunderung gilt: Wem es gelingt, sich hinter solchen Schmalhanseln zu verstecken ohne entdeckt zu werden, dem kann keiner das Wasser reichen – selbst wenn es allen bis zum Halse steht.
Das beste Konjunkturprogramm wäre freilich eine Abwrackprämie für den Kutter, auf dem diese Geisterfahrer die Crew geben.