Die Frankfurter Rundschau macht sich in persona Tonio Postel keine Sorgen mehr um die Jugend. Diese ist verderbt und verloren durch Porno und Internet und Porno im Internet. Die “Datenlage” ist zwar “ungenau” und Betroffene kennt die FR nur per E-Mail, aber das ändert nichts an der Gewissheit: Unsere Kinder werden süchtig und kennen keine Liebe mehr – durch Internet.
Einige Zitate aus dem Zusammenhang:
Nach dem Ausfüllen eines Fragebogens hatte er Gewissheit: Sören wurde als onlinesexsüchtig eingestuft.”
Hätte er bloß nicht diesen Fragebogen ausgefüllt!
Laut einer aktuellen Studie des Kinsey Instituts in Bloomington, USA, besuchen weltweit 40 Millionen Erwachsene jährlich Pornoseiten im Internet.”
Es ist erschütternd, wie wenige Menschen Zugang zum Inernet haben, oder? Wenn man sich aber etwa diese .pdf anschaut, wird deutlich, daß allein in den USA mehr als 40 millionen Erwachsene Pornoseiten besuchen. Beruhigend.
Laut Gabriele Farke, der Vorsitzenden des Vereins HSO, seien von den 60 Millionen deutschen Internetnutzern “fünf bis neun Prozent”, also etwa zwei Millionen onlinesüchtig.”
Fünf Prozent von 60 millionen sind schon 3 millionen, macht aber nix. Ich bin übrigens einer von ihnen. Außerdem bin ich luftsüchtig, kaffeesüchtig, autosüchtig, telefonsüchtig und bis vor kurzem freundinsüchtig. So what?
Während sich der Verein seit neun Jahren mit Onlinesucht auseinandersetze, trete die Onlinesexsucht verstärkt erst seit zwei Jahren auf und stelle in der Gesellschaft immer noch ein großes Tabu dar.”
Also: Der Verein ist sieben Jahre älter als die Onlinesexsucht. Na Hauptsache, es gibt sie, wovor sollte er sonst warnen?
Dass die Streifen aus dem Internet extremer sind als jene aus der Videothek, ist kein Geheimnis mehr.”
Daß die Streifen aus dem Internet auch aus der Videothek kommen, ist wohl noch ein Geheimnis? Psst, wir behalten das für uns!
Der Pastor der Friedenskirche in Hamburg-Jenfeld und Leiter des dortigen Hilfsprojektes “Arche”, Thies Hagge, differenziert
Was zur Hölle ist in einen Pastor gefahren, der differenziert?
Schon ist man drin – und viele finden nicht mehr raus.”
Gemeint ist nicht die bevorzugte Vagina, sondern ein einschlägiger Internetauftritt. Hier tut Aufklärung not, man sollte das in der Schule lernen. Vielleicht sogar beides.
Pastor Bernd Siggelkow sieht durch Pornos gar die Liebe in Gefahr.
Na geht doch, ein Pastor nach meinem Geschmack!
Er berichtet von 22-jährigen Frauen, die vier Kinder von vier verschiedenen Männern hätten und in Chat- Rooms auf der Suche nach einem neuen Partner seien. Oder von einer Mutter, die mit ihren vier und fünf Jahre alten Kindern Pornos schaute und der dazu nur einfalle: “Ist doch bloß Sex.” ”
Andere gehen in die Kneipe und legen sich nackt auf den Tresen. Was ein Aufwand! Und mal angenommen, dieses Gequatsche sei nicht frei erfunden: Sitzt dann der Pastor mit der Mutter und den Kindern vor dem Rechner? Wenn die Mutter das so normal findet, hat sie das wohl kaum gebeichtet?
Kränkungen sind nach Ansicht von Experten dabei programmiert: Partnerinnen, die von der Pornosucht erfahren, fühlten sich oft nicht mehr attraktiv genug und unterzögen sich deshalb sogar Schönheits-Operationen.”
Ach so, deshalb lassen sich die ganzen Bratzen ihre Tüten aufblasen, wegen Internetporno! Daher sicher auch Magersucht, Botox, Schuhshopping und Klimawandel.
“Um die jungen Leute vor Pornos zu schützen, könnte man eine bestimmte Schutzsoftware auf den Rechnern installieren. Worte wie “Porn” oder “Sex” kommen auf den Index, die Seiten können nicht länger erreicht werden. Blöd nur, dass es keine Version für Mac-Rechner gibt.”
Muuhaha, ich sehe Myriaden von Mamis und Papis, die ihren Kindern zeigen, wo der Hammer nur noch hängt im Internet. Und Söhne, die sich deshalb einen “Mac-Rechner” kaufen.
Kinders, wenn ich viel Geld bekommen hätte, um einen möglichst dämlichen Artikel über Porno im Inernet zu schreiben, dieses Meisterwerk wäre mir nicht gelungen. Um einmal kurz sachlich zu werden: Wie das mit der Liebe vor der gnadenlosen Kommerzialisierung von allem und jedem war, kann man sich noch bei Oswalt Kolle anschauen. Damals hat sich noch nicht jeder Schnösel einen blasen lassen, aber ich wage zu bezweifeln, daß die Missionarsstellung und vollkommene Ahnungslosigkeit nebst klerikaler Bigotterie bessere Mittel für die Liebe waren. Und wenn man denn die spezifischen Gefahren neuer Technologien für die Jugend diskutieren will, wäre es nicht schlecht, ein wenig Sachkenntnis mitzubringen. Von der Jugend, vom Internet oder für den Anfang wenigstens von irgendwas.

p.s.: Feynsinn ist hiermit endlich Kiloblog. Dies ist mein tausendster Eintrag. Ich hatte Spaß daran, und das ist auch gut so.