Lafontaine, ein ganz normaler Politiker?
Posted by flatter under JournalismusKommentare deaktiviert
08. Jan 2009 11:35
Er kann nicht so glänzen, der Oskar, wenn er ganz normal befragt wird. Der “Freitag” tat dies, und es fällt schon auf, wenn Journalisten ihm nicht geifernd gegenübertreten, sondern einfach ein Interview führen und ihn reden lassen. Dann wirkt er beinahe ein wenig gestanzt, genau wie alle seine Kollegen. Wer ihn entzaubern will, behandelt ihn einfach wie einen Menschen. Daß man schon dankbar sein muß für solch journalistische Magerkost, ist nicht wirklich ein Lob an Lutz Herden und Tom Strohschneider, die für den Freitag die Fragen stellten. Es ist vielmehr eine Ohrfeige für die Konkurrenz.
Ärgerlich allerdings, daß auch der Freitag es für opportun hält, kritiklos die Meinungsmacher von “Forsa” zu zitieren. Das muß aufhören.
Januar 8th, 2009 at 14:17
Meine Meinung, das fällt immer wieder auf.
Januar 8th, 2009 at 14:44
Erkennen kann ich nur eine veränderte (gemäßigte) Rhetorik. Er wurde halt nicht provoziert. Inhaltlich kann ich keine “Entzauberung” erkennen. Was soll eigentlich der Kunstbegriff “Entzauberung” bedeuten?
Fand er jemals Verwendung ohne eine Kombination mit “Linke”?
Ein sachliches Interview, auch wenn wieder gegüllnert wurde.
Januar 8th, 2009 at 16:32
Bei Nachdenkseiten kann man heute in den Hinweisen des Tages nachlesen, dass der “Freitag” sich immer mehr der neoliberalen Linie des Medien-Mainstream anpaßt. In diesem Sinne sehe ich das Interview, wo Lafo angeblich entzaubert wird in einem etwas anderen Licht:
https://www.nachdenkseiten.de/?p=3690#more-3690
Punkt 12 ist hier interessant….
Es scheint wirklich nur noch um “Geist oder Geld” zu gehen, d.h. unabhänige freie Meinungsäußerung – außerhalb des neoliberalen Medien-Mainstream – kann man bald mit der Lupe suchen….
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
Januar 8th, 2009 at 17:21
“Wer ihn entzaubern will, behandelt ihn einfach wie einen Menschen.”
Entzaubern? Um was zu entdecken? Könnten Sie das näher erläutern? Oskar hat in diesem Interview nur seine Standpunkte klargemacht.
“Er kann nicht so glänzen, der Oskar, wenn er ganz normal befragt wird.”
Was soll er denn sonst machen ? Große abschweifende Reden schwingen, oder was?
“Dann wirkt er beinahe ein wenig gestanzt”
Welche Erwartungshaltung hatte der Autor? Das Oskar nun in lyrischer Reimform seine Antworten gibt? Oskar ist ein Politiker, hat auf Fragen geantwortet, die ihm gestellt wurden. Was soll er den sonst machen? Sich nackt ausziehen und auf den Reporter losgehen?
Das dazu.
Zu Freitag ist nur zu sagen, dass ein neuer Besitzer gekommen ist. Augstein, der sagte folgendes :” “Der ,Freitag’ war manchmal ganz schön weit draußen”, sagt Augstein. “Jetzt kreuzt er wieder in Sichtweite der Küste.”Anmerkung WL: Und was dürfte „die Küste“ anderes sein als der Mainstream.
Nachdenkseiten.
Januar 8th, 2009 at 17:46
hi flatter,
der offizielle teufelsaustreiber des vatikan, vermutlich ein kardinal, soll laut deutschlandfunk gesagt haben, daß das wesen des teufels darin besteht, daß er uns glauben läßt, es gäbe ihn nicht. :–))
Januar 8th, 2009 at 19:26
“Entzaubern” heißt nix anderes als Entdämonisieren. Ich orientiere mich da schlicht am Mainstream.
Tatsächlich sehe ich aber auch, daß Lafontaine präziser und gewitzter ist, wenn er angegriffen wird. Ich gönne ihm aber duchaus ein entspanntes Interview mit weniger Esprit.
Gestanzt wirkt Lafontaine in der Wiederholung bekannter Formulierungen, auch das kein Vorwurf, sondern der Hinweis auf Politikeralltag – und darauf, daß die Fragen auch nicht so wahnsinnig originell waren.
Januar 8th, 2009 at 22:33
entzauberung heißt aber nicht nur entdämonisierung, sondern es war das große programm einer technizistischen form von aufklärung.
Enzauberung ist ein zentraler Begriff der Geschichtsphilosophie – und meint unter anderem im Sinne von Entauratisierung auch Verödung, das Öde-Werden der Welt, wobei in einem dialektischen Sinne die Dämonen keineswegs verschwunden sind. In einer Bauhaus-Wohnung kann ebenso ein Mord geschehen wie zwischen Plüschmöbeln.
Ich habe zu dem Thema mal ein Seminar gemacht mit dem Titel Die Wiederverzauberung der Welt. Mit Texten von ETA Hoffmann, de la Motte Fouqué, Hesse (Steppenwolf) ….
Außerdem gibt es da noch das Buch von Morris Berman mit dem Titel Die Wiederverzauberung der Welt.
Januar 9th, 2009 at 01:46
@Klaus Baum: Okay, in diesem Blog und im Zusammenhang befasse ich mich mit dem Begriff recht platt. Ich habe mich nicht nur mit Weber befaßt, sondern auch die “Dialektik der Aufklärung” gefühlte 200 mal gelesen und eine Menge darüber geschrieben. Ich bin ganz froh darüber, daß ich seit langem ohne Adorno durchs Leben schreite, aber der kommt mit sicher auch wieder hoch ;-)
Januar 9th, 2009 at 12:07
Adorno habe ich doch gar nicht erwähnt. :–))
Die Frage ist doch, ob etwas Geschriebenes von der Sache her stimmt und nicht, ob es schon mal einer vor uns gesagt hat. :–))