Der Unterzeichner des INSM-”Innovationsappells” und neoliberale Talkshow-Plauderer Klaus von Dohnanyi sieht sich bemüßigt, in der Süddeutschen Zeitung Sarrazins Rassimus durch konstruierte und erlogene Relativierungen weiterhin gesellschaftsfähig zu machen. Selbstverständlich befaßt er sich gar nicht erst mit der Frage, was Rassismus eigentlich sei und biegt sich das Ganze so zurecht, daß schließlich “nur” wieder auf dem Popanz der Faulen und Integrationsunwilligen herumgehauen werden kann.

Allein darin besteht schon die perfide Demagogie, die in der Öffentlichkeit stets nur die üblen Eigenschaften mit bestimmten Bevölkerungsgruppen in einem Atemzug nennt.
Dohnanyi will darüber hinaus partout nicht zur Kenntnis nehmen, daß der nicht rassistische Anteil der Hetze seines Genossens nicht dasjenige ist, was den Wind gedreht hat. Die dümmliche Einwortfrage “Rassismus?” ist eine hilflose Finte, die nicht wirkt, denn die Antwort ist “ja”. Was denn sonst?

Ein Beispiel aus der verqueren Argumentation:

Seine zentrale Kritik an einem Teil sesshafter muslimischer Zuwanderer in Deutschland richtet sich aber weder auf deren (unbekannten) individuellen Intelligenzquotienten noch auf deren islamische Religion.

Die “zentrale” Kritik sei eine andere, so wird rechtfertigt, daß ‘nicht-zentral’ bis hin zum Nazijargon vom Leder gezogen werden darf. Das gilt deshalb nämlich gar nicht so richtig und ist nur die Garnierung?
Und wenn wir den Satz Dohnanyis ernst nehmen, müssen wir inhaltich sogar zustimmen: Es richtet sich nämlich keine Kritik gegen gar nichts, da ist nichts, was als “Kritik” durchgehen könnte. Es richtet sich auch niemand gegen einen “individuellen Intelligenzquotienten”, sondern gegen einen – genetisch bedingten – kollektiven. Der Schluß, den man daraus ziehen muß, ist allerdings das Gegenteil dessen, was von Dohnanyi da veranstaltet. Wer eine Definition von Rassismus sucht, ist hier ganz nah bei der Quelle.

Zu behaupten, aus “keiner europäischen Linkspartei” wäre der Rassist ausgeschlossen worden, ist eine demagogische Verzerrung, wie sie nur von der SPD-Rechten kommen kann. Wie kommt er darauf? Gibt es dafür Belege? Oder auch nur eine Annäherung an den Begriff “Linkspartei”? Natürlich nicht. Keine linke Partei würde so etwas je dulden, und die “Sozialdemokratie” der Sarrazins, der Dohnanyis und der Seeheimer muß längst der politischen Rechten zugerechnet werden.

Am frechsten aber ist die Bezeichnung der andauernden Attacken gegen die Menschenwürde als “Thesen”. Es handelt sich nicht um Thesen, sondern um widerlegte Lügen mit der Absicht, Menschen zu schädigen, zu diskriminieren und zu Objekten zu machen. Das Recht dazu mag sich ein glühender Neoliberaler freilich nicht nehmen lassen wollen. Es entspricht schließlich dem Menschenbild, das er selbst so vehement vertritt.