Wenn es um “Regulierung” geht, werden gemeinhin “Staat” und “Markt” gegeneinander ausgespielt – Der Staat sei zu bürokratisch und der Markt sei völlig unfähig, sich sinnvoll und vor allem sozial zu reglementieren. Zweiteres betrachte ich als unzweifelhaft, ersteres ist allzu häufig auch richtig.
Was sich tendenziell als praktikabel und sinnvoll erweist, sind Gütesiegel, die von unabhängigen Institutionen vergeben werden und Verbrauchern die Möglichkeit geben, etwas über die Produktionsbedingungen der Ware zu erfahren, die ihnen angeboten wird.

ausbeutung

Da ist zwar nicht alles Gold, was eine Medaille zeigt, aber es drängt zu eben der Transparenz, die weder Staat noch Markt wirklich herzustellen in der Lage sind. Ich habe häufiger das Problem, nicht mehr rechtzeitig zum Bäcker zu kommen und daher Brot kaufen zu müssen, von dem ich nicht weiß, wer es unter welchen Bedingungen gebacken hat. Da ich weiß, daß diese Branche gern Mitarbeiter ausbeutet, habe ich also die Möglichkeit, dies zu ignorieren oder ohne Brot auszukommen.
Für die “Entwicklungsländer” und einzelne Branchen oder Aspekte gibt es längst alle möglichen Siegel. Über Arbeitsbedingungen in Burkina Faso oder die Einhaltung von Ökostandards in den Industrieländern kann ich alles Mögliche erfahren, nicht aber über das Brot, das in Kaiserslautern gebacken wird oder die Jeans, die in der Türkei genäht wurde.

Ein Beispiel für solche Gütesiegel ist das Sozial-Label der Fair Wear Foundation (unter dem Link finden sich noch andere Labels). Unter den Kriterien sind “Keine extremen Überstunden”, “Sichere und gesunde Arbeitsplätze”, “Zahlung des Existenzminimums”.
Was das im einzelnen heißt, ist noch zu hinterfragen. Vor allem aber läßt es sich sinnvoll erweitern, wenn man wissen will, ob das Geld gut investiert ist. Würde man nämlich etwa die Zahlung ausweisbarer gerechter Mindestlöhne zum Kriterium machen, kann jeder Kunde wissen, ob er sich selbst das Wasser abgräbt, indem er Ware kauft, die von zwangsinsolventen Arbeitnehmern produziert wurde. Man muß kein Gesetz erlassen und kann jedem Ausbeuter die Freiheit lassen, sich mit Leuteschinderei eine goldene Nase zu verdienen. Liberaler geht es nicht.

Würde sich eine solche Verbraucherkultur entwickeln, wäre das Dilemma gelöst zwischen undurchführbaren Totalboykotts und der bequemen “Man kann ja doch nichts machen”-Mentalität der Diskounterkunden.
Wen kann man dafür gewinnen? Es gibt ja nicht so furchtbar viele Ideen zwischen Politik und verantwortungsbewußter Wirtschaft, die derzeit diskutiert werden. Ausnahmsweise bitte ich einmal ganz offiziell um zahlreiche Verlinkung. Die Bloggerei kann doch gelegentlich für etwas gut sein. Überdies wäre ich auch sehr erfreut über Hinweise auf Menschen und Institutonen, die derartiges fördern könnten.