Die Druckversion der ZEIT zitiert heute Holger Burckhardt, “Studiendekan” der Kölner Universität:

Diversity kann – aus meiner Sicht der Transzendentalpragmatik – verstanden werden als plurale und entscheidungsoffene Diskursgemeinschaft, in der der Einzelne zugleich sich bestimmt und dialektisch-reflexiv vollzieht: Sowohl als Dialogsubjekt, bestimmt als sein Miteinander-Gegeneinander mit anderen personalen Intersubjekten, wie auch als Autonomiesubjekt, bestimmt als das um sich als Subjekt des Handelns, Wollens Fühlens, Denkens wissende, personale Subjekt.

Diversity als Mannigfaltigkeit von Lebenspraxen kommt damit produktiv zur Geltung, wenn sich die in ihren Mannigfatigkeiten vollziehenden Individuen und Gemeinschaften ihres Miteinander-Gegeneinanders geltungslogisch und moralisch sicher sind und wenn sie denn Diversity als Individualitäten und Vielheiten, also als Autonomie und Dialogizität mit anderen leben und teilen wollen.

Dieses semantisch und syntaktisch blutrünstige Monster eines Sprachinfarkts sagt uns viel über die Genossen Philosophen, die sich nicht nur bis zur Promotion haben terminologisch verblöden lassen, sondern darüber hinaus noch weitere fröhliche Jahre damit zubringen, jeden Begriff, dessen sie sich ermächtigen, in das Korsett ihres eindimensionalen Wichtigtuerslangs zu würgen, ohne Rücksicht darauf, ob das ein Leser oder Zuhörer noch erträgt. Hinzu kommt bei dem hier ausgestellten Exemplar eine Dimension der Sinnfreiheit, die ohne Umweg Verzweiflung auslöst, wenn man nach Inhalt sucht.

Was sagt uns das da oben? Es gibt einen Begriff, “Diversity”, den man auch schlicht mit “Vielfalt” übersetzen könnte. Herr Burckhart stellt fest, daß man alle seine nichtssagenden Lieblingsvokabeln, ein Konglomerat aus Habermas-Fetzen, gestutzten Vorsokratikern und Kleinkindergestammel, mit dem Terminus in Verbindung bringen kann, um dabei zu der Aussage zu kommen: Menschen wähnen sich als Individuen, sind aber Teil einer Gemeinschaft und erleben sich mal so, mal so. Großartig!

Untersucht man die Implikationen und leider eben nicht logischen Beziehungen der verwursteten Begrifflichkeiten etwas strenger, kommt man obendrein zu dem Schluß, daß “Diversity” etwas verdammt Unwahrscheinliches sein muß, jedenfalls, wenn es/sie “produktiv” sein soll. (Wieso soll sie das eigentlich?) Individuen (und Gemeinschaften) müßten sich schon mal “geltungslogisch und moralisch sicher sein”. (Wieso eigentlich?) Ich bin sicher: Ich war mir noch nie geltungslogisch und moralisch sicher, schon gar nicht mit Gemeinschaften, und beim besten Willen nicht unseres “Miteinander-Gegeneinanders”! Teilen will ich so etwas schon gar nicht, und sollte mir je so ein Umfug einfallen, ich würde sofort Gegenmaßnahmen einleiten.

Aber das ist alles sicher gar nicht so gemeint. Der Sinn der Sache: Fünfzehn Adepten werden das gelesen haben, dann weise genickt, und schließlich waren sie sich miteinander-gegeneinander sicher: Wir sind die Größten!