Leeres Wort: des Armen Rechte, Leeres Wort: des Reichen Pflicht!
Posted by flatter under PolitikKommentare deaktiviert
16. Okt 2009 20:32
Ein weiteres bahnbrechendes Urteil hat die deutsche Justiz als Vollstreckerin des Willens menschenverachtender Arbeitgeber gesprochen. Diesmal sind es ein paar Maultaschen, Essensreste, die eine 58-jährige Altenpflegerin sich eingepackt hatte. Dadurch sei das “Vertrauen” zerstört, wie es so schön stereotyp heißt, wenn ein Arbeitnehmer gegangen werden soll, den man anders nicht loswird.
Von Verhältnismäßigkeit kann bei solchen Urteilen keine Rede mehr sein. Hier wird Arbeitsrecht zum drakonischen Strafrecht. Die Auswirkungen für die betroffenen Arbeitnehmer stehen in keinem Verhältnis zum oft nur angeblich verursachten “Schaden”. Die Wirkung dieser Rechtspraxis ist die Knebelung und Entrechtung aller Arbeitnehmer. Jeder Fehltritt kann zu verheerenden Strafen führen.
Ergänzt wird dieses Bild durch Urteile zu den Leistungen von Managern und deren Vergütung. Daß jemand einen Betrieb oder Konzern in den Ruin geführt hat, ficht sein Recht auf Millionenabfindungen nicht an. Während mit einer gnadenlosen Leistungs-Ideologie Front gegen Arbeitslose gemacht wird, soll ausgerechnet im Arbeitsrecht Leistung keine Rolle spielen. Wer jahrzehntelang gute Arbeit geleistet hat, fliegt trotzdem wegen eines Brötchens aus seinem Job, wer ein paar Jahre hirnlos gezockt hat, geht mit Millionen.
Die Hetze gegen alles angeblich “Linke” und “68er” hat den perfekten Nährboden bereitet für eine umfassende Attacke gegen alle Aspekte der Rechtsstaatlichkeit. Die Bürgerrechte wären schon längst keinen Pfifferling mehr wert, gäbe es da nicht die letzten Aufrechten im BVerfG. Diskriminierung aller Art hat Hochsaison, weil aus einigen mit bürokratischem Übereifer gestrickten Gesetzen folgt, daß deren Inhalt ins Gegenteil verkehrt werden muß. Wer nicht einmal täglich gegen eine beliebige Minderheit hetzt, ist ein Möhrensaft-Wollsocken-Monster. Arbeitslosigkeit gilt als Makel, Zeichen von Faulheit und Aussatz. Arbeitnehmerrechte sind schließlich auch zum Abschuß freigegeben. Wollte man nämlich dafür sorgen, daß sie nicht im Sog des menschenfeindlichen Zeitgeistes verschwinden, bräuchte man dazu eine Sprache.
Und dann hört man sie plötzlich wieder, die bösen Wörter der Linken: Freiheit, Gleichheit, Solidarität, Menschenrechte. All der Ballast, mit dem die Gutmenschen die neue Zeit aufhalten. In der der Starke stark sein darf und der Schwache sich unterordnet. In der nichts mehr verboten ist, kein Gedanke, kein Wort und am Ende keine Tat mehr.
Die einen grölen dabei mit, die anderen ducken sich. Hauptsache nicht “links” sein, nicht auffallen, nichts sagen. Dies ist der Anfang vom Ende der Solidarität. Wenn das erst erreicht ist, werdet ihr euch wieder einmal alle wundern.
Oktober 16th, 2009 at 21:36
ich glaubs echt nicht! das ist doch eine riesen sauerei! die essensreste sind doch voll bezahlt, wie kann das denn diebstahl sein. das essen gehoert doch in diesem moment gar nicht mehr dem altenheim! die sollen doch die/den besitzer fragen, ob sie/er das essen lieber im muell haben moechte oder das personal es fuer sich oder dem hund mitnehmen! die richterin hat nicht mehr alle tassen im schrank!
Oktober 16th, 2009 at 23:19
[...] https://archiv.feynsinn.org/?p=1792 [...]
Oktober 16th, 2009 at 23:21
Bauer erschieß Kuh. Sie hatte aufs Gras geschissen, das er mähen wollte.
Oktober 16th, 2009 at 23:42
Ich warte schon darauf, dass der erste Schreihals kommt und das zu einem Argument gegen den Kündigungsschutz verwurstet:
“Es würde doch viel mehr Gerechtigkeit herrschen, wenn man als Arbeitgeber nicht mehr auf solche absurden Kündigungsgründe angewiesen ist.”
Oktober 17th, 2009 at 03:29
@Flatter
Die von Dir verlinkte Definition des Verhaeltnismaessigkeitsgrundsatzes zeigt wunderbar wo das Problem mit ihm besteht:
Gueltigkeit wird ihm nur fuer das oeffentliche Recht (also den boesen, boesen Staat) zugesprochen.
Personen, die auf der Grundlage des Privatrechts handeln (altruistische Konzernmanager z.B.) brauchen sich darum kein Jota zu scheren.
@bojenberg
Sachlich liegst Du vollkommen richtig, bist aber weit von der juristischen “Realitaet” entfernt:
Das Altenheim verkauft seinen “Insassen” das Essen nicht, sondern bietet ihm eine Mahlzeit als Dienstleistung an. Teile der Dienstleistung, die der “Insasse” nicht in Anspruch nimmt (Essensreste) sind somit nach wie vor im Eigentum des Altenentsorgungsheims…
Die Richterin hat somit schon noch alle Tassen im Schrank, aber eben nicht in unserer Welt, sonderm im juristischen Paralleluniversum :(
Oktober 17th, 2009 at 06:19
Nachtrag:
Sinnvoll waere es, in dem Wegwerfen, bzw. dem offensichtlich geplanten Wegwerfen eine Eigentumsaufgabe zu sehen, so dass die Altenpflegerin sich die herrenlosen Nahrungsmittel rechtmaessig aneignen konnte.
Aber da gibt es bestimmt auch wieder irgendwelche Feinheiten, die dem entgegenstehen und die nur Volljuristen ersichtlich sind…
Oktober 17th, 2009 at 08:59
Sie haben ja Recht, und ja, es ist zum verzweifeln. Aber vielleicht hat das verblödete Volk es so verdient, siehe Wahlbeteiligung bzw. gewählte Parteien.
Oktober 17th, 2009 at 11:05
Danke für diesen Artikel sagt
Rubber Bot
gerade verlinkt
Oktober 17th, 2009 at 12:10
Ja. Vielleicht hat es das verblödete Volk so verdient. Aber hat die Geschichte das verdient? Emanzipation, Aufklärung, Kampf für die Rechte der Menschen auf Bildung und Schutz? Wir sind gerade dabei alle Errungenschaften zu verlieren.
Feynsinn – ich bewundere Dich in diesem und Deinem letzten Artikel für Deine klaren, aggressiven Worte. Aber war es das für uns alle? Es muss mehr geben als zu schreiben.
Oktober 17th, 2009 at 12:23
@Herr Liebreiz: Ich wunderemich eher, muß wohl die Herbstaggression sein. Feynsinn degeneriert zum Kettenhund der Demokratie ;-)
Oktober 17th, 2009 at 12:24
“Die einen grölen dabei mit, die anderen ducken sich. Hauptsache nicht “links” sein, nicht auffallen, nichts sagen. Dies ist der Anfang vom Ende der Solidarität. Wenn das erst erreicht ist, werdet ihr euch wieder einmal alle wundern.”
Dass Du Dich mal nicht wunderst. Es wurde nämlich bereits erreicht.
Das solche Arschlöcher vor Gericht Recht bekommen treibt die Entsolidarisierung nicht voran. Es ist ein Resultat.
Homo homini Lupus. So ist das nun einmal.
Wenn man hier einschreiten möchte, so muss man gut organisiert sein. Du magst sofort an Gewerkschaften denken, vielleicht an die Linkspartei.
Aber lass Dir dazu eines gesagt sein: Du kannst aus den Menschen nichts anderes herausholen, als drin ist.
Bleibt die Frage, ob es immer weise ist, dies zu tun.
Eher organisieren sich die Gewerkschaften gegen Minderheiten, als dass sie eigene, politische Forderungen formulieren (oder es auch nur schaffen, sich darauf zu einigen) und über einen überfälligen, politischen Generalstreik durchzusetzen versuchen.
Eher verrät die Linkspartei ihre Wähler, als dass sie tatsächlich die fehlerhaften gesellschaftlichen Strukturen umwirft (insofern man dies überhaupt oktroyieren könnte). Die wenigsten Wähler der Linkspartei haben nämlich auch nur die geringste Ahnung davon, was oder warum es schief läuft und schon viel zu oft schief lief.
Die nüchterne Wahrheit ist doch diese: Wenn eine Bevölkerung aus nahezu sechs Milliarden dummen, selbstsüchtigen Arschlöchern besteht, dann kannst Du die Veranstaltung nennen wie Du willst. Du kannst träumen soviel Du willst, Du kannst fordern was Du willst solange Du es durchhältst. Auch kannst Du aufklären wen Du willst (da fängt es schon an), oder diesen Blog dazu benutzen.
Aber gib Dich keinen Illusionen hin: Bei nahezu sechs Milliarden dummen, selbstsüchtigen Arschlöchern wird nur das dabei herauskommen, was nun einmal immer dabei herauskommt: Auschwitz.
Es wird etwas dauern, aber es wird wiederkommen. Und ich will nicht hinein.
Oktober 17th, 2009 at 12:52
da kotze ich doch gerne hinterher: Ich würde die Anzahl der Vollidioten auf diesem Planeten bzw. in jedem Staat nicht so hoch ansetzen.
Ich sage immer: 2/3 Deppen machen den 1/3 Vernünftigen das Leben in jeder Hinsicht schwer (bis eben hin zu Auschwitz; volle Zustimmung!!).
Mein Problem ist: wie kann ich mir mein Leben einrichten, ohne daß es von den Auswirkungen der zerstörerisch handelnden und nichtdenkenden Deppen beeinträchtigt wird?
Schlußfolgerung: es geht nicht. Und das ist das tragische daran.
Da KOTZT !!!
der Klaus
Oktober 17th, 2009 at 13:44
Menschlichkeit und Anstand sind ja keine Kategorien, mit der die Justiz zu schaffen hat. Ihr unerschütterlicher Rechtspositivismus spricht sie von jeder Verantwortung frei und hilft auch die abstrusesten Gesetze zur Anwendung zu bringen und sich dabei die Hände in bester Unschuld zu waschen. Es ist ja nicht so, das wir die “furchtbaren Juristen” abgeschafft hätten. Nimmt man dann noch die Weisungsgebundenheit der Justiz hinzu (==> Selenz, Cleanstate) hat man ein Bild vom Betrieb und Justizia keine Augenbinde mehr.
Oktober 17th, 2009 at 18:13
Aber aber, meine Herren! Ich bin doch eher optimistisch, was die moralische Weiterentwicklung der Menschheit anbelangt.
So scheint mir der Anteil der Idioten in den letzten 20 Jahren von 96% auf 95% zurückgegangen zu sein.
Oktober 18th, 2009 at 15:48
ja kotz
leider liegst du da vollkommen richtig
Oktober 18th, 2009 at 23:06
Oh,welch nobler Ansatz, lieber Feynsinn; ein Ansatz, den viele tragen: Liberté, Egalité, Fraternité! Tatsächlich? Immer mehr plagen mich Zweifel ob des Willens der Meisten, Denken zu wollen. So viele Schafe, Dummköpfe und Ignoranten.
Sie alle geben so einem Arschloch wie Guttenberg Recht.
Oktober 18th, 2009 at 23:16
lol!!! Diese “Fs”! Hat da eines eine weitere Bedeutung, ausser da zu sein?
Oktober 19th, 2009 at 12:46
Ein “Vertrauensverhältnis”, das durch eine solche Lappalie zerstört wird, ist keins gewesen.
Wer als Richter/in im Namen des Volkes solchen “Argumenten” folgt, sollte fristlos entlassen werden, da das Vertrauen des Volkes zerstört ist. Und es soll mir bloss keiner erzählen, dass die Gesetzeslage Richtern jetzt schon das Denken verbietet.
Das erinnert mich übrigens an “religiöse Gefühle”, die angeblich “verletzt” werden können. Das muss mir auch mal einer erklären.
Oktober 19th, 2009 at 15:35
@Rainer: Die sind da, weil die Tapete sonst zu langweilig wäre. Ich werde sie ab und an gießen und schauen, ob ein Logo draus wird.
Oktober 19th, 2009 at 23:14
Die folgenden zwei Zitate sollen meine Antwort an den Richter sein:
Georg Christoph Lichtenberg: “Es ist nicht alles Gold was glänzt, genauso wenig, wie irgendetwas Recht ist, bei dem ein Paragraphenzeichen voran steht!”
“Im verdorbensten Staate sind die meisten Gesetze.”
Tacitus
Und noch eine Empfehlung an die Herren Juristen: ” Die Verfassung gewährt das einklagbare Recht auf Ernährung, Trinkwasser, kostenlose Bildung und Gesundheit und angemessene Bezahlung für jeden Bürger Boliviens.” Was viele hier hochmütig als unteruntwickelt verrufen,steht meiner Meinung
nach auf einer höheren moralischen Entwicklungsstufe als die EU samt “Verfassung”
Oktober 20th, 2009 at 10:56
Leute,
Fakt: wie verlieren in sehr kurzer Zeit Menschenrechte und Bürgerrechte, wofür unzählige Menschen Jahrhunderte gekämpft haben.
Die Geschichte hat uns gelehrt, dass in bestimmten Situation, man muss sich sich sein Recht erkämpfen und nicht schenken lassen. Fakt: Weder skrupellose Kapitalisten noch ihre Diener (Politiker, Medien, ….) zeigen Minimum an Vernünft. Sie werden sogar noch dreister und die Beschleunigen den laufenden Versklavungsprozess.
Fakt: Die Masse ist mittlerweile verblödet und übersexualisiert:
Es ist so…
Ich habe nicht zu verbergen….
Promi…VIP ..du bist Deutschland
Es tut einfach Weh….Leute est tut weh…Ich habe keine Lust, dass man mir irgendwann einen chip in den Hintern steckt.
Ich erlaube mir einen marokkanischen Spruch zu übersetzen:
Wenn jemand dir eine Klatsche erteilt und du reagierst nicht darauf dann wird er dir noch einen Zweite, Dritte und vierte erteilen…dich tretten ..halt bis er selber nicht mehr kann.
Wenn du aber zurückschlägst…dann wird er beim nächsten Mal lange überlegen und verzögern bevor er wagst dich zu klatschen. errungene Rechte sind nicht absolut. Die Muss man immer wieder verteidigen.
Ich hoffe, es ist mir gelungen den Spruch rüber zu bringen
Oktober 20th, 2009 at 12:52
Es sollte für jeden Arbeitgeber eine gesetzlich vorgeschriebene Kennzeichnungspflicht für seine Lebensmittel gelten. Nicht nur die Verpackung, sondern jedes Brötchen, jede Maultasche usw. muss mit einem Barcode oder einem kleinen Sender versehen werden, damit die dreisten Diebe ohne teure Gerichtsverhandlung sofort entlassen werden können! Entlastet die Arbeitsgerichte!
Oktober 20th, 2009 at 17:09
ja die helfen halt die Agenda umzusetzen:
https://www.detlef-ouart.de/Die_vier_Regeln_des_Kapitalismus.htm
Gruß