Roberto hat heute eine interessante Reflexion angestellt über die Kategorien “Rechts” und “Links” in der politischen Landschaft. Ich finde das recht inspirierend, wenn ich ihm auch nicht in allen Details zustimme und schon gar nicht das unerträgliche Geschwätz einer Erika Steinbach einer Antwort für würdig halte. Es gibt viele Aspekte, in denen sich “Rechts” und “Links” eindeutig unterscheiden, es wird aber spätestens bei den Begrifflichkeiten zur Beschreibung dieser Differenzen schwierig. Anfang der 90er hat mir mal ein Juso erklärt, für ihn seien die Apparatschiks des Ostblock “rechts” gewesen, weil eben reaktionär. Ein nachvollziehbares Argument einerseits, aber eine so eindeutige Begriffsverzerrung, dass einem an dieser Stelle klar werden muss: Mit einem so schlichten Dualismus kommt man nicht hin.
Wenn ich mich so danach befrage, was für mich den Kern dessen ausmacht, das ich als ‘links’ bezeichne, so passt das ganz gut unter die o.g. Bezeichnung “humanistische Solidarität”. Das sind auch nur Worte, aber es sind erstens meine und zweitens halte ich sie für recht belastbar. Der Kernunterschied zwischen ‘rechtem’ Pseudosozialismus und linkem Streben nach Ausgleich und Gerechtigkeit ist schon vordergründig die Klientel, auf die sich die Rechten beziehen. Es gibt nämlich immer eine. Nation, Rasse, Leistungserbringer – es ist immer nur ein Teil der Gesellschaft, der sich Solidarität im günstigsten Fall ‘verdienen” kann. Im schlimmsten ist der Jude ein Jude und gehört schon daher nicht dazu.
Worte ohne Sinn
Linke Gesellschaftsentwürfe, die immer schon ausdrücklich “internationalistisch” waren, schließen hingegen niemanden aus. Dass der liebe Marx vor das Arbeiterparadies den Klassenkampf gestellt hat, ändert daran nichts. Selbst die Bonzen der Ostnomenklatura betrachteten sich als Werktätige. Nicht einmal dieser Irrsinn ändert aber die Grundannahme: Es geht um alle Menschen. Wenn selbst ein solcher Ansatz zur Diskriminierung missbraucht wird, verdankt sich das wohl gewissen menschlichen Schwächen. Kollegen, Genossen, Arbeiter und Bauern aber als ‘Klassenfeind’ zu entlarven, weil sie die Partei kritisieren, ist jedenfalls so absurd, dass keine Theorie dem etwas entgegen halten könnte. Als Mielke jammerte, er “liebe alle Menschen”, meinte er das wohl ernst, insofern hat er die Worte verinnerlicht. Leider fehlte ihm jeder Sinn dafür.
Der Versuch die Solidarität aller Menschen zu organisieren, ist in der Tat ein hohes Ziel, ein Ideal. Es ist nicht mehr und nicht weniger dazu geeignet, sich in Ideologie zu verstricken als andere Ideen, wenn man sie verwirklichen will. Das zeigt spätestens das rechte Gegenteil, die Macht gewordene Entsolidarisierung, die totale Diskriminierung als Ziel. Jeder kämpft für sich allein und versucht so viele Menschen wie möglich unter sich zu haben. Ungleichheit ist Religion, das Dazugehören wird regelrecht ausgefochten, und die ganz unten werden nicht einmal mehr als (Mit-)Menschen erkannt. In der Tat ist der Faschismus, zumal der deutsche, die konsequenteste Form dieser Ideologie, die am Ende die Artgenossen als Stückgut betrachtet, das nach Gebrauch zu verbrennen ist. Hier kreuzt sich die ‘rechte’ Ideologie dann wieder mit dem Kapitalismus, dessen Vewertungsstreben auch vor menschlichem Leben nicht Halt macht.
Acht Milliarden Geschwister
Das Ideal einer humanistischen Solidarität strebt das Gegenteil an und muss sich dabei vor den Unzulänglichkeiten hüten, die den Menschen, um deren Solidarität es geht, nun einmal gegeben sind. Das ist seine größte Schwäche. Manche wollen nämlich gar keine Solidarität. Viele wollen nicht teilen, und während der ‘Erfolg’ egoistischer Aneignung unmittelbar sichtbar wird, ist ein Sozialverhalten, das auf Gemeinsamkeit setzt, immer auf Hoffnung angewiesen, die Bildung einer kritischen Masse, ab der sich die Zusammenarbeit erst lohnt. Jeder, der dagegen kämpft, jeder, der sich der Solidarität entzieht, gefährdet das Projekt. Man wundert sich, dass überhaupt je so etwas versucht wurde.
Dennoch hat die Evolution gezeigt, dass Kooperation erfolgreicher ist, und das Nötigste haben wir immerhin daraus gelernt. Im Grunde weiß auch jeder, dass Vereinzelung ungerecht ist und man hat vermutlich noch ein archaisches Gefühl dafür, dass der Ausschluss aus der Gemeinschaft einst ein Todesurteil war. Die Geschichte der Kämpfe zwischen Clans, Regionen und Nationen hat außerdem gezeigt, dass Kriege nur Verlierer hervorbringen und es wenigstens rudimentäre Formen einer globalen Solidarität geben muss. Wer aber möchte acht Milliarden Geschwister haben, wenn einem die Nachbarn schon auf den Wecker gehen? Hier muss die Linke ein Problem angehen, dessen Beachtung mir bislang noch nicht aufgefallen wäre:
Es gibt offenbar und aus nachvollziehbaren Gründen das Bedürfnis, sich nicht nur als Person gegen andere Personen abzugrenzen, sondern auch in Gruppen gegen andere Gruppen. Es gäbe sonst vermutlich auch nicht so viele Sportvereine mit teils fanatischen Anhängern. Wenn also die Integration der Menschen in die Menschheit gelingen soll, dann muss es nicht nur die gute Absicht geben, alle zu ihrem Recht kommen zu lassen, sondern auch Grenzen der Solidarität, die nicht gleich Solidarität als solche infrage stellt. Dieses Paradoxon ist ein genuin linkes, denn wer ohnehin keine universelle Solidarität will, löst es durch schlichte Diskriminierung. Von der Lösung dieses Paradoxons wird es abhängen, ob sich eine ‘linke’ Gesellschaft je wird durchsetzen können.
Februar 6th, 2012 at 20:43
Orwell schrieb außer “1984″ auch ” Eine Pfarrerstochter ” …was wenn die Umschläge vertauscht wurden und zum Titel der “Pfarrerstochter” die Story von “1984″ gehört ….. der Mann muss Seher gewesen sein ..
G E S P E N S T I G !!! :D
Februar 6th, 2012 at 20:52
“humanistische Solidarität”, anfangs verwirrte mich der Begriff etwas, weil Solidarität ist Teil eines gelebten Humanismus. Seh ich jedoch wie hier und heute versucht wird seitens der Kapitaleigner und ihrer Stiefellecker die Gesellschaft zu zerstören, ja dann ist es sehr sinnvoll beide Begriffe zusammenzuführen.
“Selbst die Bonzen der Ostnomenklatura betrachteten sich als Werktätige.”…och, zum NAW Einsatz am Sonnabend warn die schon da…
Februar 6th, 2012 at 21:08
langlode
Aaalter das ist doch geschenkt …. was wir hier machen nennt man ” mit dem Seier Wasser schöpfen “
Februar 6th, 2012 at 21:10
Es gibt noch eine zweite Metaphysik des Verhältnisses von links nach rechts. ( Wie gesagt, – nur Metaphysik). Der Übergang vom Belohnungs, hin zum Bestrafungsprinzip. Die Definition und Auslegung, und auch das zeitgemäße Handling des Begriffes; “Sanktionen”, finde ich diesbezüglich sehr interessant.
@langlode44
Ich würde dir gerne zustimmen, aber Solidarität innerhalb eines Humanismus ist kein Politikum. Humanismus an und für sich, – ist kein Politikum. Es ist eine empathische Basis. Das, – was wir die ganze Zeit versieben, – in unserem Systemdenken.
Februar 6th, 2012 at 21:25
links und rechts, links versus rechts, links oder rechts. was die linken betrifft, so kommt es für mich darauf an, wer das prädikat links verkörperte. man könnte sagen, es gibt den guten linken und den schlechten linken. der gute verkörpert das ideal gelebter solidarität, gelebten mitgefühls, gelebter empathie passabel, der schlechte linke hingegen steht im widerspruch zu den idealen von links. zu solchen idealen zähle ich auch schillers briefe zur ästhetischen erziehung. für mich gibt es eine tradition des zusammenwirkens und zusammensehens von linkem humanismus und der beschäftigung mit ästhetik. für das letzte jahrhundert möchte ich nur bloch und adorno nennen.
fromm, marcuse, horkheimer sind weitere linke, hans mayer, ernst fischer ….günter anders, klaus heinrich …..
es gibt sehr reflektierte, differenzierte linke, was man von den nazis nicht sagen kann. nenne mir einen nazi, der den faschismus miserabel verkörpert hätte.
die redensart “er war ein schlechter nazi” habe ich jedenfalls bis heute nicht gehört.
während man bei den linken sagen kann, sie widersprächen in ihrer praxis ihrer eigenen theorie, kann man das von den nazis nicht sagen.
wenn die fuzzis heute von fdp, cdu, csu linkssein verteufeln, meinen sie in der regel stalin, ulbricht, honnecker.
ich für meinen beschränkten verstand wäre nie auf die idee gekommen, bei links z. b. an honnecker zu denken. hat man denn nie gesehen, was der für einen hut trug? aus ästhetischer sicht kann jemand mit solch einem hut kein linker sein, allenfalls ein kleinbürger.
Februar 6th, 2012 at 21:31
@Klaus Baum: Hätte Honecker andere Dienstwagen zur Verfügung gehabt, dann hätte er bestimmt einen Sombrero getragen.
Februar 6th, 2012 at 21:37
@Klaus
..für mich gibt es eine tradition des zusammenwirkens und zusammensehens von linkem humanismus und der beschäftigung mit ästhetik.
Ja, – Ästhetik…. Wir haben sie reduziert, – rationell auf Minimum katapultiert. Auf blanken Funktionalismus und Symbolik, – nicht wahr? Die Ästhetik des Denkens, des Handelns, der Moral, – spielt keine Rolle mehr. Wir haben unsere gesamte Geschichte verkauft.
Februar 6th, 2012 at 21:39
Ich komm auch gerade von Ad Sinistram :) und in der Tat sollte mal dieses “Links”-”Rechts”-Spektrum hinterfragt werden (und zwar direkt auf die Müllkippe hinterfragen!); war es nicht früher so 1848, dass die Parteien nach Cafés und Kneipen benannt wurden? :D Super Idee, könnte man wieder einführen und zwar jeder Politiker wird dem Edelfresstempel zugeordnet wo er sich mit seinen “Sponsoren” trifft. Nur die Angie geht nicht in Restaurants, die macht sich nur immer beim “Udo” chiq für ihre Kellerparties mit dem “Joe” (klingt wie ein schlechter Sat.1-Film würg)
Ich dagegen scheiß auf diese Einteilungen, was mir beim Spiegelfechter von Herrn Berger den Verdacht einbrachte ich sei ein “Nazi”, nun denn… Wenn man also nicht an gut 200 Jahre alten Parlamentseinteilungen festhält ist man neuerdings ein Nazi, soso
Februar 6th, 2012 at 21:39
Ich stimme Dir zu: humanistische Solidarität ist richtig. Ich würde hinzufügen, dass “humanistisch” auch immer wissenschaftlich ist, wobei ich “wissenschaftlich” verstanden wissen will als “alles immer hinterfragen”, “modellbauend und -testend vorgehen”. Solidarität wiederum schliesst Individualismus keineswegs aus, und umgekehrt.
Februar 6th, 2012 at 21:40
@eb #7: Das hast Du schön gesagt. Ich empfinde es auch so.
Februar 6th, 2012 at 21:43
Meine Grundwerte sind: “Liberté, Égalité, Fraternité”. Bei einem geselligen Abend bin ich, als ich mich vehemend für die Rechte und Würde von Langzeitarbeitslosen einsetzte, als Kryptokommunist oder Marxist-Leninist bezeichnet worden. Als ich auf meine Grundwerte hinwies und mich auf der Demokratieskala im Zentrum diese Skala verortete, und grinsend nachfragte, wo sich denn meine Widersacher auf diese Skala verorten, erlebte ich den schnellsten Thememwechsel meiner 58 Lebensjahre.
Februar 6th, 2012 at 21:47
Humanismus, grob übersetzt das Menschliche, die Menschlichkeit, nein, kann kein Politikum sein, sollte die Grundlage unseres daseins sein, muss sie sein!
Folgt die nächste Frage: Was ist Politik, was ein Politikum, es folgen 5, in Worten fünf, Fragezeichen, ?????.
Empathie, lieber eb, findest du auch im Tierreich…
Mein Haus ist immer offen, nicht nur an kalten Tagen…
schrieb ich vor wenigen Tagen bei Klaus Baum…
Biker, das heisst nicht Seier, das heisst Sieb, gottverdammtnochmal…
Und vorgestern war Sonnabend, nicht Samstag…
Februar 6th, 2012 at 21:53
@Fremder Beobachter
Ich würde hinzufügen, dass “humanistisch” auch immer wissenschaftlich ist,…
Tu dir selber den Gefallen, und denk das nochmal von Anfang an durch.
Februar 6th, 2012 at 22:00
Ich habe den Eindruck, daß es bezüglich des Humanismusbegriffs stark variierende Auffassungen gibt, die wie so oft vor allem dadurch enstanden sind, daß der eine sich mehr und der andere sich weniger mit dem Begriff und dessen Geschichte beschäftigt hat. Kürzlich bin ich in einer Diskussion ausgestiegen, weil mein Gegenüber mir Dinge über den H. an den Kopf warf, die ich auf die Schnelle nicht verifizieren konnte und die ich in der mir entgegengebrachten Interpretation so auch nie gehört hatte.
An die Philosophen hier oder natürlich die, die sich ein differenziertes Bild gemacht haben, möchte ich daher die Frage stellen, was denn überhaupt die aktuelle Definition von Humanismus sein könnte. Über ein paar Stichworte, Links oder Hinweise auf Bücher würde ich mich freuen.
Februar 6th, 2012 at 22:12
@R@iner: Wer den H., die Menschlichkeit, das Menschliche in Frage stellt, der faselt ohne vorher gefuselt zu haben. der H. ist m.M. nach die einzig richtige Antwort auf die gegebenen Klassen-
unterschiede, die einzig mögliche Antwort auf die Zer-
störung der menschlichen Gesellschaft, die einzig
richtige Antwort. Sozusagen alternativlos…
Februar 6th, 2012 at 22:15
@Rainer
Das ist der Punkt, wo ich keinen mehr verstehe. Über jedes System, wissen alle so wunderbar klug Bescheid. Aber über eines der größten Errungenschaften, dieses ach- so christlich, abendländischen Werkes geistiger Errungenschaften, fragen Leute nach Links zum Humanismus. Entschuldige, – aber dies stimmt mich tief traurig. Beim Humanismus geht es nicht um Philosophie, nicht um Politik, nicht um Modelle, – es geht um die Basis, von allem dem. Um die menschliche Existenz und ihre Berechtigung als Mensch, – als solcher. Es geht um die Kernfrage, – ist ein System für die Menschen da, oder die Menschen für ein System. Was soll man hier jetzt liefern? Tonnen an Links über Humanismus? Ich bitte euch. Man kann Marx lesen, – man kann Sloterdijk lesen. So perfide diese Polarität auch ist. Aber alles ist sinnlos, – ohne Humanismus. Es gibt Tonnen an Interpretationsmöglichkeiten, – aber nur ein einziges Gefühl, – sich als Mensch zu fühlen, – und dies, ist leider, sorry, – sehr unwissenschaftlich. Also, sorry, aber da sollte sich nun wirklich jeder selber darum bemühen. Da scheint etwas grundsätzliches verloren gegangen zu sein.
Noch ein kleiner Nachtrag. Nach der “aktuellen” Interpretation von Humanismus, wäre dies in etwa unsere soziale Marktwirtschaft. Man kann alles so drehen, – bis es passt. Was macht euch aber als Menschen aus?
Februar 6th, 2012 at 22:30
@eb: Grummel. Bin ich echt so doof? Ich weiß meistens schon genau, warum ich frage, aber in dem Fall muß ich scheinbar konkreter werden. Mein Gegenüber wollte mir einreden, der Humanismus hätte als Ergebnis nur die endgültige Säkularisierung des Menschenbildes zur Folge gehabt. Dabei habe er sich der Werkzeuge der modernen Wissenschaft bedient und so alles seelenlos werden lassen. Die Person hat sich nach eigenem Bekunden recht viel mit Geschichte auseinandergesetzt und garnierte entsprechend das eigene Weltbild mit einer Reihe von Namen. Ich war eigentlich im ersten Moment sprachlos ob der Reduktion auf etwas so Banales.
Was Du mir entgegnest, ist inhaltlich das krasse Gegenteil davon, aber auch eine Art Nebelgebirge. Mit etwas wie “Humanismus ist alles Gute” kann ich jedenfalls nicht umgehen und noch weniger nützt es mir in einer Diskussion.
Februar 6th, 2012 at 22:32
Eine kleine Episode zum Thema LINKS aus Southampton. Ich hielt mich dort anlässlich eines Sprachkurses auf, 1988. Bei einem Erkundungsspaziergang durch die Stadt entdeckte ich eine Buchhandlung. Die nannte sich: THE RED OCTOBER.
Drei Häuser weiter fand ich einen Pub mit dem Namen THE BITTER END.
Februar 6th, 2012 at 22:35
Blöd nur, wenn Du erst nach einer humanistischen Bildung und Erziehung zu den ‘richtigen’ Menschen zählst… also menschlich sein können sollst. Was nun wieder Quark ist, sorry, hab ja immer krude Ansichten, menschlich bin ich, weil ich Mensch bin.
Ich kann unsolidarisch sein, ich kann verachtet oder verachtend sein – unmenschlich sein – geht gar nicht.
Btw. unsere Sprache ist eine Herausforderung. ;-)
Februar 6th, 2012 at 22:37
@Rainer: Ich selbst habe einmal geschrieben, dass die Schüler von den “humanistsichen Gymnasien” in den Ersten Weltkrieg getrieben wurden. Humboldt hat überdies keinen Hehl daraus gemacht, dass höhere Bildung denen vorbehalten ist, die sich das leisten können. Ich beziehe mich von daher auf keinen Humanismus, der sich irgendwann zu einer Ideologie und später zu einer Attitüde entwickelt hat.
Nimm den Begriff, wie er da steht, ich habe das ja auch betont: Es geht um die Menschheit, eine solidarische Menschheit. Nicht eine solidarische Klasse oder Nation und schon gar keine unsolidarische Menschheit. So wie für die einen eben Freiheit und Sozialismus zusammengehören, sehe ich das bei diesen beiden Aspekten. Man darf das gern auch umbenennen.
Februar 6th, 2012 at 22:43
@Rainer
Bin ich echt so doof?
Das bist du ganz bestimmt nicht.
Mein Gegenüber wollte mir einreden, der Humanismus hätte als Ergebnis nur die endgültige Säkularisierung des Menschenbildes zur Folge gehabt.
Sag deinem Gegenüber, er ist eine geistige Flöte, der Begriffe missbraucht, wie es ihm gerade in den Kram passt. Humanismus trennt nicht zwischen Atheisten oder Theisten. Das würde ihm selber widersprechen, denn beides sind Menschen. Geschichtlich gesehen, ist er eher gegen Theisten, weil sie Menschen zum Stückgut theoretischer Glaubenskontexte erklären. Zur Sache eines göttlichen Willens schlechthin. Das Gleiche, was die Systemfanatiker heute betreiben. Und Humanismus ist auch nicht alles Gute. Es reflektiert den Menschen so, -wie er ist. Mit dem gnadenlosesten Realitätsbewusstsein schlechthin. Und der Nebel erklärt sich von selber. Es gibt weder den endgültig “guten” noch den endgültig “schlechten” Menschen. Aber es muss eine Richtung für alle geben, die allen “zum Guten” nutzt.
Ich bringe es auf den Punkt herunter:
Humanismus als Basis, betrachtet jedes Systemdenken als simples Handwerkszeug zum Nutzen der Menschen.
Systemtheorie, welche den Humanismus nicht als Basis akzeptiert, betrachtet die Menschen als Handwerkszeug für sich selber.
Das ist, nach wie vor, der alte Habermas-Luhmann Streit. Und wir haben uns für letzteren entschieden. Leider.
Februar 6th, 2012 at 22:45
@flatter Nr. 20: “mein Haus ist offen, nicht nur bei Kälte…”
Februar 6th, 2012 at 23:29
@Wat.: Die von den humanistischen Gymnasien fand ich zunächst arrogant. Ich war auf einem damals sogenannten “neusprachlichem Gymnasium”. In den Siebzigern gab es dort außer Latein auch noch englisch, französisch und später auch griechisch. Alles supermodern wie Du siehst. Die Tatsache war einfach, daß die Lehrer dort außer ein paar offensichtlichen Vollpfosten sozusagen nur humanistisch “konnten”. Wir konnten sogar Ethik- anstelle von konfessionell getrenntem Religionsunterricht wählen.
Später brachte aber die Pubertät alle wieder zusammen, um dann gemeinsam die Sixpacks an der Tankstelle zu kaufen, wenn es gerade nichts zu rauchen gab. Das führte dann wieder zu ganz anderen, eher dekadenten Diskussionssphären. :-))
@eb #21: Für diese Antwort bedanke ich mich.
Februar 7th, 2012 at 01:17
Alfred Andersch, Schützt Humanismus uns denn vor gar nichts?
Februar 7th, 2012 at 01:47
Die CSU hat derweil recht … eigentümliche Vorstellungen von “Humanismus”.
Februar 7th, 2012 at 07:16
>>> Wer aber möchte acht Milliarden Geschwister haben, wenn einem die Nachbarn schon auf den Wecker gehen?
Genau da ligt das Problem. Ein (linker) Humanist kann den Nachbarn nicht ertragen, deshalb liebt er die Menschheit. Deshalb (das habe ich zum Thema Globalisierung geschrieben, aber es passt):
Eigentlich stehen sich die komparativen Vorteile und die Globalisierung in einem logischen Widerspruch gegenüber. In einer globalen Wirtschaft ohne Grenzen gäbe es keine komparativen Vorteile mehr, weil wir dann nur so etwas wie einen Binnenmarkt einer großen Volkswirtschaft hätten. Warum sollte aber eine große laissez-faire Weltwirtschaft erfolgreich sein, wenn bisher noch keine laissez-faire Volkswirtschaft erfolgreich gewesen ist? Haben uns nicht gerade die Liberalen immer darüber belehrt, dass etwas im Großen nie gelingen kann, wenn es schon im Kleinen versagt hat? Wo sie Recht haben, haben sie Recht. Eigentlich hört sogar ein gut funktionierendes Mikrosystem irgendwann auf zu funktionieren, wenn wir es immer weiter linear vergrößern. Unsere ganze Erfahrung bestätigt dies. Bereits vor vier Jahrhunderten stellte Galilei fest, dass, wenn wir Schiffe, Paläste oder Tempel von gewaltiger Größe bauen wollten, ihre Rahmen, Balken und Gurte nicht mehr zusammenhalten würden. Dasselbe gilt auch für die Aufbauweise des ganzen Universums. Bekanntlich kann ein Atom nicht beliebig groß sein. Vergrößert sich die Zahl seiner Nukleonen, wird es zunehmend unstabiler, so dass die Atome, die mehr Nukleonen als Uran haben (238), auf der Erde nur als künstliche Produkte bekannt sind, die dann in kürzester Zeit zerfallen. Auch chemische Moleküle kann man nicht beliebig – wie es auf Grund ihrer chemischen Valenz vorstellbar wäre – immer weiter ausbauen. Der Makrokosmos hat auch eine verschachtelte Struktur und nicht anders ist es mit lebendigen Systemen. Kein Baum und kein Tier kann über eine bestimmte Größe hinaus wachsen, so der Biologe D. W. Thomson (On Growth and Form). Die allgemeine Erklärung, warum ein funktionsfähiges reales System nicht so wachsen kann, dass es nur mengenmäßig immer größer wird, ist nicht schwierig. Vergrößert ein System die Zahl seiner Elemente, so wächst überproportional die Zahl seiner Interaktionen und Vernetzungen; dadurch wird es zunehmend instabil und gegenüber äußeren Störungen verwundbar. Deshalb verlangt die Stabilität des Systems immer die Bildung einer verschachtelten Struktur von relativ autonomen Subsystemen. Ein stabiles System setzt immer eine Struktur voraus, deren Interaktionen innerhalb seiner Elemente oft und intensiv ist; die Zahl der Interaktionen nach außen darf dagegen nur beschränkt und ihr Einfluss auf das Ganze nicht übermäßig stark sein.
Wenn wir auf unserem Planeten wirklich ein würdiges Leben für alle Menschen schaffen wollen, müssen wir uns schnellst möglich von den sozialromantischen Träumereien über eine posthistorische universelle Weltordnung verabschieden. Wer also meint, wir sollten uns mit der globalen Weltwirtschaft abfinden und nach weltumspannenden Steuerungen oder Regelungen suchen, um sie human und sozial zu gestalten, hat das Wichtigste noch nicht verstanden. Die Globalisierung ist kein geordnetes „System“ und hat keine bestimmten Strukturen und Institutionen, die wir ändern und umgestalten könnten. Sie ist ein absichtlich verursachtes und gezielt gefördertes Chaos, in dem das von den nationalen Verpflichtungen befreite Kapital raffiniert, mehr oder weniger legal, ausbeuterische Praktiken in großem Stil betreibt. Meinen wir wirklich im Ernst, wir würden den multinationalen Konzernen, die über ein Gebiet herfallen, krumme Geschäfte mit den lokalen Machthabern machen und dann in einer Nacht-und-Nebel-Aktion mit der Beute verschwinden, allgemein verbindliche Regelungen und Institutionen aufzwingen können? Wer wirklich an internationale Abkommen glaubt, sollte nachdenken, warum sich etwa Flugkerosin und Schiffstreibstoff nicht weltweit besteuern lässt, obwohl dies in technischer Hinsicht die mit Abstand einfachste Aufgabe wäre, die man sich vorstellen kann. „Die heutige linke Mode, in die fernere Zukunft und auf einen Weltstaat zu blicken, ist so nutzlos wie der Glaube an Marxens Geschichtsphilosophie, für den sie ein Ersatz geworden ist. Beide sind ganz unerheblich für die Frage, wie man verhindern kann, daß wieder erbliche Kasten entstehen oder daß sich rechte Populisten das Ressentiment dagegen zunutze machen“, mahnt der bekannte amerikanische Philosoph Richard Rorty an, der selber zu den Linken gehört. „Die Linke muß damit aufhören, sich immer abstraktere und verstiegenere Namen für “das System” auszudenken und stattdessen beginnen, inspirierende Zukunftsvorstellungen für unser Land zu entwickeln“. Ja, wir brauchen einen inspirierenden Patriotismus, oder, wenn man so will, einen Regionalpatriotismus von links. So etwas wie der Weltstaat oder die Weltregierung sind nichts anderes als alte Illusionen von realitätsfremden linken Intellektuellen, die überzeugt sind, dass die Menschheit besser als der Mensch sei.
Februar 7th, 2012 at 08:16
@systemfrager
Wenn Du möchtest, dass man deine Texte liest, fasse Dich in einem Forum doch mal kürzer und wenn es denn mal länger wird, teile den Text in Absätze, damit er eine Struktur bekommt.
Viel hilft viel funktioniert hier einfach nicht.
Ich lese Beiträge mit dieser Form nicht, weil es mir einfach zu mühselig ist, nicht den Faden zur verlieren und es mich nervt, wenn jemand gehört werden will, aber nichts dafür tut, dass es überhaupt bei anderen Menschen ankommen kann.
:-)
In der Realität, die ja von den Menschen durchaus auch unterschiedlich wahrgenommen werden kann, ist es eben einfacher, wenn die Begrifflichkeiten nicht so ganz klar sind.
Da kann man die Gruppendynamik bei unterschiedlichen Interessen viel einfacher nutzen, um die verschiedenen Lager, die sich immer bilden werden, mit gezielten Vorstößen gegeneinander auszuspielen.
Wenn jeder auf der Welt ein ähnliches ideell-abstraktes Menschbild hätte, in dem der Mensch an sich immer im Vordergrund steht und nicht einzelne Menschen,Firmen, Institutionen, sähe das Zusammenleben auf diesem Planeten bestimmt anders aus.
Da die paar Prozent der Menschheit, die fast alles besitzen, dabei im wirtschafltichen Sinn nur verlieren würden, gibt es kein Interesse daran, die Menschheit auf eine solche Stufe zu bringen.
Da ist es doch viel einfacher sich die Menschen einfach über rechts und links streiten zu lassen und dabei seine Schäfchen unter allen Bedingungen ins trockene zu bringen.
Das dabei Typen wie die komische Steinbach gar nichts mehr merken, nervt zwar ungemein, aber gerade bei der Penetranz wie in ihrem Fall hat das Ganze doch System.
Oder fehlt mir einfach nur der Glaube daran, wie groß die Dummheit einzelner Individuen sein kann?
Februar 7th, 2012 at 09:06
@ http404
Überlasse es mir selbst, was ich “möchten” soll
Ich weiß, wer überfordert ist, der wird es nicht lesen, aber damit rechne ich – und ist auch gut so.
Mach dir also keine großen Sorgen
;-)
Februar 7th, 2012 at 09:16
@Systemfrager: Ich finde die Kritik berechtigt und konstruktiv, weil es mir auch so geht.
Von Wat. habe ich mich hier auch schnell davon überzeugen lassen, daß optische Zäsuren das Lesen ungemein erleichtern.
Rauch erst mal ‘ne HB.
Februar 7th, 2012 at 09:32
Beim Spiegelfechter durfte Stefan Sasse vor ein paar Tagen auch mal wieder seine Relativierungstheorien zum Thema Links- und/gleich Rechtsextremismus aufgrund der Steinbachaussage unters Volk mischen. Dabei fiel mir auf, dass einige Kommentare sich positiv und unwidersprochen auf das Buch von Götz Aly “Hitlers Volksstaat” bezogen, um damit die “nicht so ganz von der Hand zu weisende Richtigkeit” Steinbachs Blödsinn zu begründen. (Kennen wir doch von Sarrazin-Fans wie Ralph Giordano: “So ganz Unrecht hat der Mann doch nicht!”)
Dazu für Interessierte hier eine kleine Rezension:
https://www.a-i-z.net/maxbrym/html/ka_hitlersvolksstaat.htm
Februar 7th, 2012 at 09:34
@ R@iner
Ich verrate dir etwas:
Eine Spalte ist 5m breit. Was tun?
- 3 solidarisieren sich, von denen jeder 2m weit springen könne, und sie schaffen es
- Jeder von ihnen springt dreimal und alle haben es geschafft
PS
Ich rauche nicht. Ich überlasse es dir
;-)
Februar 7th, 2012 at 09:36
Humanistische Solidarität interessiert keine Sau mehr, Jubelmeldungen überall aus den Tiefen der regierungsamtlichen Organe..
Noch nie ist der Dax so gut ins Jahr gestartet. Die Analysten erhöhen überrascht ihre Prognosen.
Auch das Amt für Wahrheit ist voll des Lobes über die teutsche Wirtschaft … wir hocken hier alle nur auf der falschen Klinge der Schere … Da können wir tagtäglich ätzende Säure sabbern wie bei Alien ;-) ..
..
666
Februar 7th, 2012 at 09:49
@flatter
Zweifel am Wollen zur humanistischen Solidarität sind idT angebracht. Wir können auch das Böckenförde-Dictum entsprechend modifizieren (meine Fassg.): “Die humanistische Solidarität lebt von Voraussetzungen, die sie zu garantieren nicht in der Lage ist. Es kommt immer auf den wohlwollenden Bürger an!”
PS.: Nida-Rümelin hat diesen Kniff auch in seinem zweiteiligen Vortrag auf SWR2 “Gebändigtes Kapital – Grundzüge einer Wirtschaftsethik” angewendet. (Manuskripte unter https://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/gebaendigtes-kapital1-wirtschaftsethik/-/id=660374/nid=660374/did=8937268/13alwpm/index.html)
Februar 7th, 2012 at 10:26
Lazarus09 meint:
Februar 7th, 2012 at 09:36
“Humanistische Solidarität interessiert keine Sau mehr,..”
Falsch, dieses mal hast du die Rechnung ohne den Wirt, bzw. den obersten Deutschen Arbeitsfrontführer, Dr. Ley-Sommer, gemacht!
Ließ bitte:
“Was hat der DGB-Chef Michael Sommer damit zu tun? Nun, immerhin hat ihm die Welt in einem Interview viel Platz eingeräumt, zur Politik in Deutschland und Europa Stellung zu nehmen. Wie und wofür er diesen Platz genutzt hat, hat die Welt, und das nicht einmal überspitzt, dem Interview zusammenfassend vorangestellt:
“Er rühmt die Kanzlerin, geißelt die Linkspartei – und räumt ein, dass Zeitarbeit ein sinnvolles Instrument zur Flexibilisierung des Arbeitsmarkts sein kann.”
“Er”, nur damit an dieser Stelle keine Missverständnisse entstehen, ist Sommer und nicht etwa der Pressesprecher des Kanzleramts…”
Quelle: Wirtschaft und Gesellschaft
Das, Lazarus, ist die EINHEIT von Humanität und Sozialpartnerschaft!
AM DEUTSCHEN GEWERKSCHAFTSWESEN MUSS DAS INTERNATIONALE PROLETARIAT GENESEN! (DGB-Manifest)
Februar 7th, 2012 at 10:49
Bakunin
…. ist ja wiederlich ..
Februar 7th, 2012 at 10:55
# Lazarus09 meint:
Februar 7th, 2012 at 10:49
“…. ist ja wiederlich ..”
widerlich?
Hier fragten schon einige Male Gewerkschaftler mit unschuldigen Augenaufschlag, ob es denn “peinlich” sei, immer noch Gewerkschaftsbeiträge für solche Mißgestalten abzudrücken….
Februar 7th, 2012 at 11:13
Bakunin: “Lies bitte:”
Du sprichst von dem Gewerkschaftnutznießer, der regelmäßig auf Parteitagen der SPD in der ersten Reihe sitzt.
Lazarus: Nänänänä!!!!!;-)
Februar 7th, 2012 at 11:44
@Systemfrager: wenn ich das auch nicht mehr lese, ist das vielleicht relevant?
Februar 7th, 2012 at 12:18
Gefunden:
so ist passt das
Februar 7th, 2012 at 12:58
-> LINK
So viel zur “humanistischen Solidarität” des Deutschen Bildungsbürgertums!
Ja, man kann ja lachen, auch ich musste zunächst ganz spontan, aber kann es einem nicht auch nach ein paar Minuten Nachdenkens über die Verhältnisse in diesem Lande, Kapitalismus allgemein…., im Halse stecken bleiben?
Februar 7th, 2012 at 13:27
Was muss ich tun, damit ihr die Links abkürzt? *stöhn*
Februar 7th, 2012 at 13:43
Alle zu @Wat. in den HTML-Kurs schicken!^^
Februar 7th, 2012 at 13:48
Zur Not geht’s auch via
bitly
goo.gl
TinyURL
Februar 7th, 2012 at 14:06
@13 eb: Danke für den Hinweis, ich habe es durchdacht. Lediglich meine Ausdrucksweise lässt zu wünschen übrig. Ich wollte da hinaus, wo Du in 16 & 21 oben bist. Dass weder Theisten noch Atheisten zu unterscheiden sind, wenn es um Humanismus geht, ist durchaus richtig. Nur frage ich Dich: welche der beiden Sorten hat mehr Probleme für die Menschheit verursacht?
Februar 7th, 2012 at 14:07
Im Grunde habe ich nichts anderes gesagt wie: links und rechts sind Bezeichnungen, die unzureichend sind – vielleicht immer waren. Aber im 20. Jahrhundert haben sie sich dann gänzlich überholt – humanistische Solidarität ist trefflicher, wobei Du ja sagst, es sind auch nur Worte. Und mancher versteht das ganz falsch, wenn er diese humanistische Solidarität so interpetiert, recht gesinnungsterroristisch mit seinem Umfeld zu verfahren beispielsweise.
Februar 7th, 2012 at 15:18
[Kommentar gelöscht. Ich bitte darum, hier nicht zusammenhanglos Aufrufe zu posten. Das hat nichts damit zu tun, ob ich das unterstütze oder nicht, ich stelle mein Blog und vor allem die Moderationszeit dafür nicht zur Verfügung und bitte um Verständnis. Der Säzzer]
Februar 7th, 2012 at 15:35
@Bakunin #40: Helge Schneider ist für mich ein sehr intelligenter Humanist. Schlechtes Beispiel. (Ich sage das nur, falls sie uns eines Tages in Sippenhaft nehmen. Ich möchte dann nämlich in die Zelle mit den Helge-Fans gesteckt werden.)
Februar 7th, 2012 at 15:44
Bakunin
Hier fragten schon einige Male Gewerkschaftler mit unschuldigen Augenaufschlag, ob es denn “peinlich” sei, immer noch Gewerkschaftsbeiträge für solche Mißgestalten abzudrücken….
Stimmt und ich hab’ immer gesagt ” Ja,unbedingt !! ” :D
R@iner
Bei uns als “Unpersonen” wird jegliches Andenken,Kommentare etc. gelöscht wurde. Es wird so getan, als hätten wir nie existiert. Sei’s denn wir liefern was ganz grosses was sich nicht retuschieren lässt ;-)… sieht Scheisse aus mein Alter von wegen Katzenklo
666
Februar 7th, 2012 at 15:56
@Lazarus: Helge Schneider als Alfons Hitler
Februar 7th, 2012 at 16:18
R@iner
Der geliebte Adenoid Hynkel
bytheway .. have a look on the brand new website ;-)
Februar 7th, 2012 at 16:39
@Lazarus: Didn’t notice any changes on Chaplin’s site in the past few weeks. :-))
Februar 7th, 2012 at 16:44
R@iner
…that’s fine ;-) was simply an test *lol*
Februar 7th, 2012 at 17:02
@28
Merkwürdige Einstellung – warum textest du dann die Leute zu, was treibt dich an, wenn du dir selbst genügst?
Aber lass gut sein, ich weiß, wie ich beim Lesen zukünftig Zeit einsparen kann…
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Zum Thema:
Mir geht gerade so ein Gedanke durch den Kopf, wo denn heute das Denken über die humanistische Solidarität herkommen soll. Wo kann sie sich bilden, wer kann dafür sorgen, dass nicht nur Wirtschaftsinteressen in unserer Gesellschaft eine Rolle spielen?
Ich bin in den 70/80ern groß geworden, wo genau sind heute beim Bildungserwerb die Unterschiede – in den Schulen, in den Familien, in den Vereinen usw., überall dort, wo sich gesellschaftliches Leben abspielt.
Nur vom Rufen in der Wüste kommt nicht einfach irgendetwas herbei.
Oder wird so eine Einstellung nur aus der Not heraus geboren – wo genau ist der Ansatz von der Theorie bis zur Umsetzung?
Februar 7th, 2012 at 17:22
@http404: In den Wochen um Silvester haben sich bei mir in der (eher ländlichen) Gegend drei Jugendliche suizidiert. Ein Mädchen von 16 Jahren hatte laut Freunden Angst vor dem “G8″-Abitur. Die Erklärung ist natürlich zu einfach, aber sei es drum an dieser Stelle.
Die ebenfalls 16-jährige Tochter von Freunden (taz-Leser, Lehrer und Ingenieur) mußte auf 36 Kilo abgemagert einige Monate in eine Klinik, um zu überleben. Einige Wochen wurde sie zwangsernährt. Ein Arzt der Klinik erzählte den Eltern, daß sich dort lauter Einser-Schüler befänden. Ich las zu der Zeit im letzten Jahr, daß man ca. 5 Millionen junge Menschen mit Eßstörungen in Deutschland vermutete.
Die Frage ist für mich: Was soll man tun, wenn die Eltern ihre Kinder zur Anpassung an diese Scheisse zwingen, weil sie selbst nichts anderes kennen und die Lehrer selbst nicht leben konnten, was sie predigen sollen?
Februar 7th, 2012 at 17:23
404
Mir geht gerade so ein Gedanke durch den Kopf, wo denn heute das Denken über die humanistische Solidarität herkommen soll.
Hier vielleicht ..?
Die Lufthansa hat mit ihrem „Score“ getauften Sparprogramm ehrgeizige Ziele…1,5 Milliarden Euro gut machen. Kein Geschäftsbereich und keine Fluggesellschaft bleiben verschont.
Es gilt nur und einzig den Anleger und Anteilseigner zu füttern bis er platzt .. Menschen ,Zukunft,Umwelt,Kultur ,humanistische Solidarität drauf geschissen selbst der Blödmichel hat verinnerlicht das er “zu teuer war” und “über seine Verhältnisse gelebt hat” ..
DER GEWINNER DES INTERNATIONALEN WETTBEWERBS LIEGT VERHUNGERT IM ERDLOCH … ist aber scheinbar glücklich denn sein Herr ist fett !
Nur vom Rufen in der Wüste kommt nicht einfach irgendetwas herbei.
Dummerweise sind 90% deiner Mitmenschen opportune devote Arschlöcher die alles dafür tun würden ein Stück vom Kuchen abzubekommen in der Illusion werden sie gehalten .. wenn man sich nur kräftig genug anstrengt spart und nach unten tritt dann kann man den Wohlstand herbei sparen .. sich satt hungern ..
Die glauben die Scheiße .. weil’s in der BILD steht,da kannste aufklären und versuchen ” mit zu nehmen ” so viel du willst ..
Alles klar …?
Februar 7th, 2012 at 17:37
Wie jetzt, und das von dir?
Jaja …
Februar 7th, 2012 at 17:48
Jaja .. Und täglich grüßt das Murmeltier.. Hab’ ich schon mal was anderes gesagt ..? ;-)
Februar 7th, 2012 at 17:55
R@iner
Die ebenfalls 16-jährige Tochter von Freunden (taz-Leser, Lehrer und Ingenieur) mußte auf 36 Kilo abgemagert…___… 5 Millionen junge Menschen mit Eßstörungen in Deutschland vermutete.
Wenn man seinen Kindern vermittelt man sei nur etwas Wert und liebenswert wenn man es der Ellenbogen Gesellschaft recht macht und immer bei den Besten sein muss wobei andere bestimmen ab wann man in was der beste ist.. und nicht wegen ihrer selbst … vielleicht das noch vorlebt …. ! traurig …
Februar 7th, 2012 at 18:01
OT. Oder auch nicht. Ein wenig Mucke:
https://www.deichkind.de/landingpages/bueck-dich-hoch/index.php
Februar 7th, 2012 at 18:33
@http404(53)
“Mir geht gerade so ein Gedanke durch den Kopf, wo denn heute das Denken über die humanistische Solidarität herkommen soll. Wo kann sie sich bilden, wer kann dafür sorgen, dass nicht nur Wirtschaftsinteressen in unserer Gesellschaft eine Rolle spielen?
Es ‘dürfen’ ruhig wirtschaftliche, also stinknormale materielle, Interessen sein – aber eben nicht die, die offensichtlich sind. Sprich: mit allen Fasern in die Konkurrenz einbringen…
Denn das ist es, was diese Gesellschaftsform tagtäglich von uns verlangt, wir müssen das ‘bedienen’. Obwohl Kooperation dann während der Arbeit, am Arbeitsplatz, das einzige ist, was ein ordentliches Produkt hervorbringt…
‘Wir’ stechen uns erst gegenseitig aus, um dann mit den Verbliebenen in ‘kooperativer Eintracht’ erstaunliche Leistungen zu vollbringen.
Sich dessen klar zu sein, ist vielleicht ein kleiner Schritt in der eigenen Erkenntnis ;-)
“Nur vom Rufen in der Wüste kommt nicht einfach irgendetwas herbei.
Oder wird so eine Einstellung nur aus der Not heraus geboren – wo genau ist der Ansatz von der Theorie bis zur Umsetzung?”
Ich weiß nicht, ob es aus der Not geboren wird.
Not ist ja zumal auch ein sehr dehnbarer Begriff und abhängig von der eigenen Empfindsamkeit.
Von allein geht mE so gut wie nichts. Es hat sicher etwas mit den persönlichen Erfahrungen zu tun, inwieweit sich jemand anderen Menschen öffnen kann. Und das ist mE die Voraussetzung für einen ‘anständigen’ Umgang miteinander.
Erfahrungen ‘erschlägst’ Du nur mit anderen Erfahrungen. Sabbeln nützt da mE nichts.
Ein ums andere Mal hilft aber auch der Blick in den Spiegel: Wie möchte ich, daß mit mir umgegangen wird!
(Jetzt krieg ich hier wieder Hohngelächter für Einfältigkeit und Gutmenschentum, egal)
Für mich gilt: Gibst Du Vertrauen und Hilfe, kannst Du vielleicht etwas davon zurück bekommen. Hast Du selbst nichts gegeben, wirst Du aber nie etwas bekommen.
… notfalls über den eigenen Schatten springen. Irgendwer muß ja mal anfangen.
Btw. Sei gewiß, Du kriegst nicht nur Ar… tritte, dafür Blicke, deren Dankbarkeit Dir für diese Selbstverständlichkeit des Tuns schon fast wieder peinlich ist.
Februar 7th, 2012 at 19:57
An den Säzzer:
Jaa, ok. Zeit zum Lesen war noch aber nicht zum Erklären. War meine direkte Umsetzung von dem, was ich unter humanistischer Solidarität verstehe.
Februar 7th, 2012 at 21:45
@Fremder Beobachter. (44)
Nur frage ich Dich: welche der beiden Sorten hat mehr Probleme für die Menschheit verursacht?
Alle Menschen, verursachen Probleme für andere Menschen. Theisten, genauso viel wie Atheisten. Das macht den Witz aus. Denn beides sind Menschen. Zeit, – uns daran zu gewöhnen, anstatt ständig wissenschaftliche Deutungshoheit, – über das “Menschsein”, – zu fordern. Der Sinn, vom Humanismus ist Fragen zu stellen, auch über das Mensch-sein, – an und für sich, – keine Antworten vor den Beweisen zu haben. Etwas grundlegendes, – was auch die Wissenschaft mittlerweile vergeigt hat. Der Schnitt liegt bei “Hegel”. Das Ende der Empathie, – der Anfang der rationalen Bewertung. Der grundlegende Unterschied, zwischen dem Zustand die Menschen zu fühlen, – oder sie zu denken. Your Turn.
Februar 8th, 2012 at 00:01
In dieser Gesellschaft ist kein Platz für humanistische Solidarität. Wo sollte sie auch herkommen? Humanismus und Solidarität stehen weder auf Lehrplänen noch sind sie in Bilanzen zu finden. Gibt es sie überhaupt, oder ist das alles nur Science Fiction?
Der Letzte, der gemäß humanistischer Solidariät half und einsprang, hat man auf einem Bahnhof tot geschlagen.
Februar 8th, 2012 at 00:08
@62 eb: Noch einmal ein Dankeschön. Beide, Theisten wie Atheisten, sind Menschen, ja. Und alle Menschen verursachen Probleme für andere Menschen. Auch ja. Aber eine Deutungshoheit über das “Menschsein” habe ich nie gefordert – vielmehr gehört nach meinem Verständnis die Bereitschaft, Fragen zu stellen, zum Dasein eines jeden Menschen. Religionen stellen am Ende keine Fragen. Mag sein, dass sie bis zu diesem “Ende” viel Gutes beitragen, oder auch nicht, aber irgendwo ist da ein Kern des reinen Glaubens, und dieses Glauben wird sehr oft missbraucht, um Fragen abzuwürgen (das passiert natürlich auch in der Wissenschaft, wie sie allzuoft praktiziert wird – gar nicht gut!). Ich bleibe also dabei, dass es besser ist, Fragen zu stellen – ganz wie Du sagst.
Der Mensch denkt sich ja selber, und er denkt die anderen Menschen auch; das ist die Stellung in einer Gesellschaft, und wir sind nun mal Gesellschaftstiere.
Aber die Fragen alleine und das Denken über das Menschsein alleine reichen nicht, vermute ich. Da muss man auch irgendwie (re)agieren… aber da lasse ich mich gerne eines Besseren lehren. Back to you. Und ehrlich nochmals Danke!
Februar 8th, 2012 at 01:40
@Katze: Willkommen im Club. Sprechen wir dann mit Kant von den Bedingungen der Möglichkeit humanistischer Solidarität oder mit (der Erweiterung von) Foucault davon, warum es uns nicht möglich erscheint, so etwas zu denken? Letzeres will ich mir nicht verbieten, auch wenn und weil (noch den erweiterten Adorno zum Dessert) die Verwirklichung solchen Denkens noch utopisch erscheint. Ach so, eine schöne Gelegenheit, Nietzsche noch auflaufen zu lassen: Vielleicht muss man sich als Mensch, “als Menschheit verschwendet” betrachten und das auch noch ertragen, um den Käse ein wenig voran zu bringen. Das wäre dann auch ein Geleit für diejenigen, die immer nörgeln, dass hier nur gelabert wird und nicht die Praxis eröffnet. Da wäre ich dann halt “nur Narr, nur Dichter“.
Übrigens gab es schon einmal eine ähnliche Diskussion hier.
Schulligänse das bildungsbürgerliche Ranting.
Februar 8th, 2012 at 03:16
@ flatter
Auf welchem Arbeitsplatz und bei welcher Tätigkeit willst Du denn Dein Denken unterbringen? Ich finde dieses Denken nicht utopisch genug, um es nicht in diese Realität zu holen. Jedoch bleibe ich bei meiner Ansicht dazu, wenn ich meine: Dies lässt sich nur erarbeiten. Aber nicht so, das man nur davon predigt wie andere es tun sollen, sondern das man selbst den Finger aus dem eigenen Hinterteil zieht und endlich los legt.
Februar 8th, 2012 at 05:37
wenn man endlich loslegt, und hs ,aus idealismus, in Teilen vorlebt (z.B. Arbeit, freiwillige hilfe, übernahme von aufgaben aus “mitleid” mit den kollegen), tja dann – wird man zwar als irre wahrgenommen aber logischerweise auch respektiert, endet aber im grab, als letztendlich entäuschter! zyniker- oder beim amt und somit wieder in ketten. Denn hs wirklich gelebt, bedeutet sich selbst(freiwillig) in ketten zulegen, fürs “gute”.
Trotzdem nicht! (zu) zynisch werden!
Februar 8th, 2012 at 05:57
@Fremder Beobachter (64)
Aber eine Deutungshoheit über das “Menschsein” habe ich nie gefordert …
Ich sehe dies als generelles Problem, – meinte aber nicht dich persönlich damit. Sorry, wenn dies so rüber kam.
Ansonsten volle Zustimmung.
Februar 8th, 2012 at 06:57
@ mp
Besser die Ketten für’s Gute selbst anzulegen, als sie sich vom Bösen anlegen zu lassen.
Februar 8th, 2012 at 09:05
@ flatter
>>> Sprechen wir dann mit Kant …
Nur um eine Haarbreite die Erkenntnistheorie von Kant zu verlassen, und schon fällt man in Abgründe eines unsinnigen Gelabers … eine reine mittelalterliche pfaffische Mystik, mit einem ganz dünnen säkularen Tünchen
Kein Wunder dass Übermensch ein Produkt der deutschen Philosphie ist, nicht zB der französischen, geschweige der englischen
Februar 8th, 2012 at 09:27
@68 eb:Keine Entschuldigung notwendig – schon wieder zeigt sich, dass ich mich einfach nicht gescheit formulieren kann! Ich meinte es auch nicht persönlich, sondern als persönliche Sicht in der Diskussion… da habe ich mich zu entschuldigen. Vielleicht lerne ich eines Tages, wie man klar schreibt. Habe ja flatter und andere Bloggisten schliesslich als Vorbild. Nun ja!
Februar 8th, 2012 at 09:44
Das Niedriglohnland mit Hochpreisniveau knackt 1000-Milliarden-Marke..Sozial ist eben was Renditen schafft
Februar 8th, 2012 at 11:12
@Katze(66): “Auf welchem Arbeitsplatz und bei welcher Tätigkeit willst Du denn Dein Denken unterbringen?”
Da liegt die Antwort doch auf der Hand: An meinem natürlich, wo sonst?
Februar 8th, 2012 at 11:19
@sytemfrager: Du überschätzt Kant. Der hat die Gemütlichkeit seiner Vormoderne ebensowenig je verlassen wie Königsberg.
Kant sagte “der Verstand schreibt der Natur die Gesetze vor“, Nietzsche konterte: “Das gilt für den Begriff der Natur“. Nietzsche wins. Der Mann mit dem Schnauzbart ist nichts für Laufkundschaft. Er hat sich sprichwörtlich an den Rand des Wahnsinns gebrübelt, wankelmütig, komprossmislos und mit einer Phanatsie, die dem deutschen Vordenker halt fehlt. Dass die Deutschen ihn so lasen wie sie ihn lasen, liegt daran, dass sie’s nicht können. Und an seiner Schwester, die seine Manuskripte rüde manipuliert hat.
Februar 8th, 2012 at 11:27
@ flatter
Wenn man sich nicht an die empirische Realität hält, dann gibts unendlich viele Phantasiewelten, und genau das ist ein reißiges Problem
(Schon zu viele Phantasiewelten – mehr als es einem lieb ist – gibt es sogar, wenn man sich an die Empirie hält – tja)
Februar 8th, 2012 at 11:37
Ich habe da immer auch ein konstruktivisisches Auge. Die meisten Mitmenschen glauben zwar an die eine Rrealität, verhandeln aber gleichzeitig so hartnäckig über Variationen, dass man tatsächlich zu dem Schluss kommt, jeder trage seine eigene(n) mit sich herum. selbst die Naturwissenschaften helfen da nicht wirklich weiter. Es gibt Perspektiven, die weder falsch noch einander vermittelbar sind. Insofern gibt es auch unendlich viele Realitäten – deren Anzahl paradoxerweise dennoch begrenzt ist. Es ist nicht bloß ein Makel des Menschen, zu phantasieren und Realität zu variieren. Es ist eines seiner größten Talente. Kantleser und “Empiristen” machen es sich da einfacher, kommen aber keineswegs weiter.
Februar 8th, 2012 at 18:50
Ohh @flatter (76), – Hmmmm, – Klasse :-)