Die Karte oben zeigt die Verteilung des Reichtums nach Ländern, gemessen am Pro-Kopf-Einkommen im Jahr 2010. Grundlage sind Zahlen der Weltbank. Die schwarz eingefärbten Länder dürfen als “reich” gelten, das Pro-Kopf-Einkommen liegt hier über 9500 Dollar. Dunkelgrau sind die Länder, deren Pro-Kopf-Einkommen zwischen 9000 und 9500 Dollar liegen. Man muss dazu sagen, dass die genauen Werte je nach Quelle in den letzten Jahren extrem variieren. Der Unterschied im Einkommensgefälle beschränkt sich aber im Wesentlichen auf einzelne Inselstaaten oder im hiesigen Beispiel Äquatorial Guinea, das in einer anderen Quelle als “arm” geführt wird. Russland wurde z.T. in 2000 noch auf ein Sechstel des aktuellen PKE geschätzt.
Den Reichtum schützen
Ansonsten ist unabhängig von der Quelle das Bild dasselbe: Die Reichen Länder liegen im Norden, rund um den Atlantik. Ausnahmen hiervon sind fast ausschließlich ölreiche Länder. Was ebenso auffällt: Die Liste der Länder ist weitgehend identisch mit der NATO und ihr ‘befreundeten’ Staaten wie Japan, Saudi-Arabien, Bahrain, die Emirate und Kuwait und den EU-Ländern, die nicht Mitglied im sogenannten “Verteidigungsbündnis” sind. Hinzu kommt Russland.
Der Grad der Organisation entspricht ganz dem des Reichtums. Während Afrika, der mit Abstand ärmste und beinahe flächendeckend bitterarme Kontinent, teils nicht einmal über eine funktionierende staatliche Ordnung verfügt, geschweige denn Bündnisse, ist der Norden in diversen militärischen, ökonomischen und politischen Bündnissen verflochten.
Zwischen den Reichen und den Armen finden sich die meisten muslimisch geprägten Länder. Diese sind untereinander zerstritten, bilden aber auch Organisationen wie den Maghreb, der derzeit allerdings zu zerbrechen droht. Die Rivalität zwischen – meist westlich geförderten – sunnitischen und – meist vom Westen bekämpften – schiitischen Ländern verhinderte bislang überdies eine gemeinsame Interessenvertretung. Die OPEC, der auch südafrikanische und südamerikanische Länder angehören, nützt da auch wenig. Sie ist in das Spiel der Großen eingebunden und im Zweifelsfall eher Streitgrund als Bündnis. Drei Golfkriege haben u.a. gezeigt, dass die OPEC keinerlei Macht hat, weil sie sich oft nicht einig ist.
Wenn also zuletzt immer offensiver davon die Rede war, die Bundeswehr habe die Aufgabe, die wirtschaftlichen Interessen Deutschlands zu sichern, dann muss klar sein, in welchem Zusammenhang das steht. Hier werden ökonomische Interessen militärisch durchgesetzt, und zwar von dem reichen Ländern gegen die armen. Den Status Quo zu erhalten, bedeutet globalen Klassenkampf Oben gegen Unten. Dem folgt die Rationalität der Bündnisse, und auch das ist ein Grund, warum Saudi-Arabien so gehätschelt wird.
Genosse Feind
Nicht erfasst sind natürlich die Einkommensunterschiede innerhalb der einzelnen Länder. Diese sind weltweit ähnlich und noch einmal so obszön wie die im internationalen Vergleich. Seltsamerweise kommt dergleichen äußerst selten zur Sprache in der öffentlichen Diskussion. Daher ist es auch nachvollziehbar, dass die brutale Verteidigung der Besitzstände ausgerechnet von denen mit Blut und Blei geleistet wird, die daheim selber Underdogs sind. Der Moslem als Genosse, so etwas käme dem Landser nie in den Sinn. Dem GI schon gar nicht.
So bleibt es wie es ist, und als Aufreger-Hingucker für diejenigen, die es immer noch ertragen, eine nette Grafik. Da sieht man auf einen Blick, was der Mensch wert ist. Der im Dunkeln und der im Licht. Man vergleiche den aus Luxemburg (oben) mit dem aus Burundi (ganz unten).
Juli 12th, 2011 at 20:39
Tja, die Unterschiede zu früher sind recht deutlich: Türkische Söldner in katholischen Diensten im 30-Jährigen Krieg, da ging es auch ein wenig um Religion (nicht nur!); das wilhelminische – und später Nazi- Deutschland mit dem Griff nach der Weltmacht; jetzt macht es D-land anders (aber keineswegs besser).
Erinnert mich an die Entwicklung vom Einzelräuber zur Räuberbande.
Schön gezeigt, flatter. Und bei aller Variation der Quellen: Ist ja klar, wo Reich und Arm sich befinden. Da liegt die Variation wirklich nur im Detail.
Juli 12th, 2011 at 20:42
Grafik und Text zeigen sehr anschaulich das Dilemma unsrer Zeit, das Messen des “Menschseins” in Geld. Mal
so gesprochen, das inhumane Erpressungsmittel Geld
hochoffiziell als Maßstab allen Handeln und Daseins.
Das muss raus aus den Köpfen, dann hat das Menschlein eine reale Chance noch eine ganze Weile auf dieser Erde
zu lustwandeln.
Kleines P.S., ändere mal Brunei in Burundi, hatte mich schon beim Lesen irritiert.
Juli 12th, 2011 at 20:47
Leeven Herrjott, die armen Scheichs in Brunei! Janz unten! — Ganz unten? Nö, garnicht dabei-Brunei!
Wohl aber ‘Burundi’! Dann stimmt’s ja wieder mit dem beinahe flächendeckend bitterarmen Kontinent – alles hat seine Ordnung!
Juli 12th, 2011 at 20:49
Brunei hatte 2008 ein Durchschnittseinkommen von 52.500 Dollar, deren Sultan war zeitweilig der reichste Mensch der Welt und z.B. dafür bekannt einen komplett vergoldeten Rolls Royce zu fahren.
Das Land welches Du meinst ist Burundi mit einem epischen Durchschnittseinkommen von 160 Dollar im Jahr. Ein durchschnittlicher Monegasse oder Liechtensteiner verdient damit etwa das Tausendfache eines Burundiers.
Juli 12th, 2011 at 20:52
Brunei, Burundi- Hauptsache Südamerika ;-) Klar.
p.s.: Und ick dachte schon, da draußen lebt keener mehr, aber wenn man sisch ma vertippert, sind se janz schnell ausse Versenkung da, wa? Passt ma jut uff mir uff, sonz mach ick noch aussen Euro ne Lira, HA!
Juli 12th, 2011 at 21:00
“sonz mach ick noch aussen Euro ne Lira, HA!”
Wie ist der Kurs?
Juli 12th, 2011 at 21:03
Und damit “Unsere Freiheit weltweit” auch weiterhin so bestehen bleibt wie sie ist, ist es vor allem notwendig, alle sozialistischen bzw. kommunistischen Gedanken und Argumente gegen diese “schöne neue Welt” totzuschweigen, lächerlich zu machen oder ordentlich zu verteufeln!
Ist es nicht so?(Hauptaufgabe der Massenmedien, Bildungseinrichtungen aller Art)
Was also tun? Natürlich: “Empören”!, am besten über das “raffende Kapital” im Gegensatz zu dem “schaffenden”… pardon: über gierige Bankster und Spekulanten…… und ein gleichzeitiges HOCH auf die liebe gute, menschenfreundliche kapitalistische “Realwirtschaft” mit ihren ganz “normalen” Profiten…., welche nun unter den Bankstern so fürchterlich leidet…., und mit dieser ganz natürlich ebenso die “armen Völker”, selbst jene mit über 800.000 afrikanischen Millionären….(wie viele Millionäre kommen noch dazu in den übrigen “armen Ländern”?)
Juli 12th, 2011 at 21:03
Die Probleme sind bekannt, nur frage ich mich, wo das ganze endet, denn auf Dauer wird sich so ein perverses System nicht mehr halten können.
Juli 12th, 2011 at 21:04
@langlode: Da gibt’s dann keinen Kurs mehr. So einer bin ich.
Juli 12th, 2011 at 21:10
Das ist der teutsche Hang zur Besserwisserei und Oberlehrerhaftigkeit der bei den von Dir hochgeschätzen Kommentatoren durchschlägt.
Diese Statistiken sind jedenfalls kalte Wirklichkeit auf die ab und an (so wie Heute in der SZ) das Gesicht eines hungernden Kindergerippes mit Blähbauch gepappt wird. 18 der 20 ärmsten Länder liegen in Afrika und der gesamte Kontinent mit über einer Milliarde Menschen erreicht nur zwei Drittel der teutschen Wirtschaftskraft. Ein schönes, geschundenes, verlorenes Stück Erdmasse in dem die Menschen Heute noch genauso vegetieren wie zu Zeiten von König Leopold und Cecil Rhodes.
Juli 12th, 2011 at 21:11
@flatter: “Da gibt’s dann keinen Kurs mehr. So einer bin ich.”
ist wohl wahr, ich hörte die schwarzen Schwäne sind gelandet und formieren sich langsam. Im Spätherbst wirds wohl sehr ungemütlich…
Juli 12th, 2011 at 21:12
@Tasha: Und wir regieren noch wie zu Zeiten Karls des Großen. Unentschieden!
Juli 12th, 2011 at 21:17
Tasha Davis meint:
Juli 12th, 2011 at 21:10
“Ein schönes, geschundenes, verlorenes Stück Erdmasse in dem die Menschen Heute noch genauso vegetieren wie zu Zeiten von König Leopold und Cecil Rhodes.”
Mag schon so sein, doch das IST die “freie Marktwirtschaft” in weltweiter Aktion!
Ganz aktuell: Vertreter der deutschen Wirtschaft haben heute(laut Nachrichten des DLF) Frau Merkel damit beauftragt, bei ihrer anstehenden Afrika-Reise dafür zu sorgen, dass unsere Wirtschaft auch weiterhin freien Zugang zu “unseren” dortigen Rohstoffen erhält….
Juli 12th, 2011 at 21:19
anhand der grafik stelle ich fest: deutschland ist nicht weltmeister.
Juli 12th, 2011 at 21:25
klaus baum meint:
Juli 12th, 2011 at 21:19
“anhand der grafik stelle ich fest: deutschland ist nicht weltmeister.”
Alle diese internationalen BIP-Statistiken oder Pro-Kopf Einkünfte sollten wir mindestens mit der gleichen Vorsicht genießen wie unsere heimischen Statistiken über Arbeitslosigkeit, Inflation, Ifo-Geschäftsindexe etc….
Juli 12th, 2011 at 21:26
@Benjamin # 8
“Die Probleme sind bekannt, nur frage ich mich, wo das ganze endet, denn auf Dauer wird sich so ein perverses System nicht mehr halten können.”
Wenn es endet dann auf der Erde ;-)
… schließlich hast Du gefragt: Wo.
Aber wieso sollte es enden.
Es wird Pro-Kopf verglichen, daß ist so ungefähr wie: Der Graben war im Durchschnitt nur einen Meter tief, trotzdem ist die Kuh “Erna” ertrunken.
@flatter schrieb schon:
“Nicht erfasst sind natürlich die Einkommensunterschiede innerhalb der einzelnen Länder. Diese sind weltweit ähnlich und noch einmal so obszön wie die im internationalen Vergleich.”
Was ist nun pervers…
… eine leichte Spur legt @Bakunin.
Juli 12th, 2011 at 21:32
@Bakunin:
absolut richtig, mein regelmäsiger Blick aufs BIP sagt mir einfach nur, die Geldmenge ist gewachsen, und das ist uninteresant. Klaus Baum versteh ich dahingehend, dass es wieder einmal um deutschen Größenwahn geht. Aber der
wird diesmal recht unsanft beendet, mit zwei bis drei Spengköpfen, du weist was ich meine.
Noch mal schaut sich die Welt sowas nicht tatenlos an,
es wird vorher beendet.
Juli 12th, 2011 at 21:41
@13:
Den realsozialistisch regierten Ländern in Afrika ging es auch keinen Deut besser, so oder so wird der Afrikaner von wechselnden Big men und internationalen Konzernen ausgebeutet. Ob die nun wie bei den Chinesen in staatlicher Hand sind oder wie bei uns privatisiert, für die armen Schweine die unser Erdöl aus dem Boden holen und den Uranstaub in den Minen einatmen damit unsere AKW laufen wird herzlich egal sein welche Ideologie auf das Label gepappt wird.
@12 flatter:
Zumindest verbleibt der Hofstaat Heute in Berlin um das man einen Bogen machen kann, zu Zeiten der heiligen Römer zog der König wie eine Raupe Nimmersatt von Stadt zu Stadt um Hof zu halten und ernährte sich in der Zwischenzeit vom Land.
Die dicksten und proppersten Raupen sitzen Heute natürlich in den Konzernzentralen von Zuffenhausen bis Ingolstadt.
Juli 12th, 2011 at 21:46
langlode44 meint:
Juli 12th, 2011 at 21:32
@Bakunin:
“absolut richtig, mein regelmäsiger Blick aufs BIP sagt mir einfach nur, die Geldmenge ist gewachsen, und das ist uninteresant.”
Gilt nicht schon das Hin und Herfahren, Kreuz-und Querfahren von Rindern, Schweinen, Hühnern oder Teilen davon allein aus kalkulatorischen Interessen innerhalb Deutschlands als auch darüber hinaus mit Hilfe von Speditionen nicht auch schon als eine “Steigerung” des BIP?
Und wie viele “Wirtschaftsleistungen” werden da wohl noch mitgezählt, die keinerlei realen Zuwachs an Gebrauchsgütern oder unverzichtbaren Dienstleistungen bringen?
Aus diesen und einigen anderen Gründen bin ich da sehr vorsichtig bei Meldungen über “erfreuliche Steigerungen” des BIP.
Vielleicht gibt es hier einen Sachverständigen, der uns noch ausführlicher darlegen könnte, wie dieses BIP insgesamt errechnet wird, was da ALLES mitgezählt wird?
Juli 12th, 2011 at 21:56
Tasha Davis meint:
Juli 12th, 2011 at 21:41
@13:
Mag schon so sein, doch das IST die “freie Marktwirtschaft” in weltweiter Aktion!
“Den realsozialistisch regierten Ländern in Afrika ging es auch keinen Deut besser,”
“Realsozialistische” Länder in Afrika?
Wie kann man in Ländern, in denen es faktisch keine Industrie, folglich kein Proletariat geben kann, von Sozialismus sprechen?
Diese Staaten hätten einer mächtigen kulturellen Unterstützung durch sehr hochentwickelte, weit fortgeschrittene sozialistische Länder bedurft, die es aber zur damaligen Zeit nicht mal in Europa gab – schon aus rein historischen Gründen!
Außerdem sollten wir nicht vergessen, dass die führenden imperialistischen Mächte in einigen der damals sich sozialistisch bezeichnenden Ländern sehr balsd blutige Bürgerkriege anzettelten, ob in Angola, Mosambique, Sudan, Äthiopien, vorher schon im Kongo(Lumumba..).
Juli 12th, 2011 at 21:59
@Bakunin: ins BIP geht alles wofür ne Rechnung geschrieben wird und was beim Finanzamt anhängig ist, deswegen ist es untinterresant. Dazu kommt die statist-
isch ermittelte Differenz Einfuhren/Ausfuhren. Das alles in Geldform, es spiegelt also nicht das wirkliche Leben wider.
Eine wirklich gute Statistik müsste Ressourcen erfassen, das wäre verwendbar, sehe das grad hier im Ort da der Kreis keinen Haushalt hat, aber die notwendigen Arbeiten könnten dennoch erledigt werden, die Ressourcen sind da, bloss kein Geld, das ist einfach aberwitzig.
Juli 12th, 2011 at 22:00
Für den Erdkunde-Leistungskurs wünsche ich mir noch eine Grafik, in der die Summen der in einem Land vermuteten Bodenschätze multipliziert mit deren Handelswert zu einem Datum dargestellt werden. Oder war das in meinem kleinen Büchlein über das gesteuerte Versagen jeglicher Entwicklungshilfeprojekte seit Adam und Eva?
Egal, auf jeden Fall haben wir bereits genügend Allianzen. Mehr sind in diesem Spiel nicht erlaubt.
@Klaus Baum: Wenn man die Flächenmomente 1. Grades ermittelt, dann fallen die so bestimmten Schwerpunktkoordinaten auch nicht auf Deutschland. Einfach beschämend so etwas.
Wie neulich schon erwähnt, rangieren wir aber immer unter den ersten 50 Staaten, wenn es um unsere der soziologischen Normierung unterstellten Glücksgefühle geht. Immerhin.
@flatter: Ich habe den Fehler im 1. Bild übrigens entdeckt. Du hast nämlich Venezuela bestimmt absichtlich dunkel eingefärbt, um uns zu täuschen. Alter Schwede. Das dürfte nun wirklich nicht sein.
P.S.: Habt ihr die Kunstaktion des Tages mitgekriegt?
Juli 12th, 2011 at 22:04
langlode44 meint:
Juli 12th, 2011 at 21:59
@Bakunin: “ins BIP geht alles wofür ne Rechnung geschrieben wird und was beim Finanzamt anhängig ist, deswegen ist es untinterresant.”
Das hieße also, wenn die wirklichen Preise – nicht die von destatis errechneten – kräftig steigen, steigt auch “kräftig” das BIP? In der Tat, das ist schon komisch.
Juli 12th, 2011 at 22:19
Bakunin: nicht nur komisch, einfach hirnrissig.
Jedes Geld der Welt wird letzendlich auf seinen wahren Wert zurückgeführ: “NULL”, die Geschichte hats vielfach bewiesen. Hier auf meinem Schreibtisch liegt ne 500 Millionen Banknote der Stadt Zittau – sie ist wertlos. (Zwischenbemerkung – das größte deutsche Nominal lautete über 100 BILLIONEN Mark, da gabs zwei Scheine, einer Ende 23, einer Anfang 24). Geld hat nur eine einzige Funktion, die Masse der Menschen zu verblöden und einige wenige reich zu machen. Auf dieser
Prämisse baut sich die Lüge auf.
Kurz gesagt: 3000 Jahre Geldwirtschft sind genug, lasst uns was neues anfangen.
Juli 12th, 2011 at 22:19
Tasha(18): Ich meinte mit “wir”, die wir regieren, auch durchaus die real Einflussreichen, welche die Lehen an die Mittelschicht verteilen. Die Verwaltung in Berlin hat da ja eher vermittelnden Charakter. Einzig die höchste Gerichtsbarkeit unterscheidet sich noch deutlich vom feudalen Original. Das ist doch ein Grund zu Freude und Hoffnung!
Juli 12th, 2011 at 22:25
@Bakunin(20): Es gibt durchaus Industrie in Afrika und vor allem dein klassisches Proletariat in den Städten. Der Begriff “realsozialistisch” ist natürlich problematisch, weil paradox. Er benennt schließlich (fast?) ausschließlich Systeme und Organisationen, die real gar nicht sozialistisch sind. Freund Gaddafi ist ja auch so ein Spitzensozialist. Einer aus dem Club halt, ein Arbeiterführer wie Schröder, bloß mit noch mehr Eigenverantwortung.
Juli 12th, 2011 at 22:27
@flatter:”Einzig die höchste Gerichtsbarkeit unterscheidet sich noch deutlich vom feudalen Original. Das ist doch ein Grund zu Freude und Hoffnung!”
Nicht verzweifeln, bitte!!!
Juli 12th, 2011 at 22:30
@Tasha # 18
“Ob die nun wie bei den Chinesen in staatlicher Hand sind oder wie bei uns privatisiert, für die armen Schweine die unser Erdöl aus dem Boden holen und den Uranstaub in den Minen einatmen damit unsere AKW laufen wird herzlich egal sein welche Ideologie auf das Label gepappt wird.”
Wie kommst Du darauf, daß das unser Erdöl ist?
Das ist es nicht.
Es müßte ihres sein, aber das ist es schon gar nicht.
… mal schauen wie lange sie brauchen, bis sie das ‘verstehen’.
Bestimmt auch nicht länger, bis hier die Autobauer in der Produktion(!) kapieren, daß das eigentlich ihre Autos sein könnten/müßten/sollten/sind – und nicht irgendeine Abspeise in Geld-Lohn in welcher Höhe oder Tiefe auch immer.
Juli 12th, 2011 at 22:41
@flatter #26: Der Vergleich zwischen Schröder und Gaddafi hinkt. Ich denke schon, daß Gaddafi am Anfang etwas bewegen wollte. Mit Nasser als Vorbild war seine erste Regierungsperiode schon diejenige, welche tatsächlich positive Veränderungen für die Bevölkerung hervorbrachte.
Kooperativ ist er ja auch. Schließlich wollte er an Gazprom die gesamte Kontrolle über das Öl Libyens outsourcen.
Der Gerd hingegen nimmt nur.
Juli 12th, 2011 at 23:03
flatter meint:
Juli 12th, 2011 at 22:25
@Bakunin(20): “Es gibt durchaus Industrie in Afrika und vor allem dein klassisches Proletariat in den Städten.”
Inzwischen gibt es in vielen afrikanischen Ländern Industrien verschiedenster Arten und folglich auch Lohnabhängige, Proletarier, die sich in diesen verdingen müssen.
Die Zeit der “sozialistischen” Länder Afrikas fällt im wesentlichen in die 70er und 80er Jahre, in denen in einigen dieser Länder sich sozialistisch nenende Regierungen an die Macht kamen, die neben den schon bisherigen wirtschaftlichen Beziehungen zu den kapitalistischen Ländern auch zunehmend engere Beziehungen zu den damals sozialistischen Ländern Europas, Kuba und auch China auszubauen versuchten.
Doch in allen diesen nachkolonialen Ländern gab es damals nur sehr wenig entwickelte Industrie, so dass schon rein ökonomisch fast alle Grundlagen für einen zu verwirklichenden Sozialismus fehlten.
Zwar leisteten die damaligen sozialistischen Länder Europas als auch Kuba und China diesen Staaten eine durchaus nicht gering einzuschätzende Hilfe, besonders bei der Ausbildung von Fachkräften auf vielen Gebieten, aber auch beim Aufbau von einigen Industrien, aber zu wirklich großen ökonomischen Durchbrüchen kam es aus verschiedensten Gründen nicht, nicht zuletzt sicher auch deswegen, weil die sozialistischen “Freunde” ja selbst an einer ganzen Menge von ökonomischen Problemen herumlaborierten….
Juli 12th, 2011 at 23:11
So so, Luxemburg liegt an der Spitze. Kein Wunder, dass dieser Herrscher über dieses Piratennest J.C. Juncker jetzt in jeder Nachrichtensendung wichtig, wichtig dem Schäuble über die Schulter schaut. Mal gerade nachgeschlagen, wie die das machen:
Landwirtschaft: 1%
Industrie 13%
Dienstleistung 86% (2004)
Also Industrie ungefähr so,wie in Griechenland. Aha, Banken, Banken und nochmal Banken und vielleicht noch Luxus-Gastronomie-Köchinnen. Aber das passt ja wie A… auf Eimer.
Juli 12th, 2011 at 23:17
R@iner meint:
Juli 12th, 2011 at 22:41
@flatter #26: “Der Vergleich zwischen Schröder und Gaddafi hinkt.”
In der Tat!
Zum Beispiel sich der damaligen Bonner Hallstein-Doktrin widersetzend, nahm Gadaffi nach seiner Machtübernahme 1969 alsbald ganz sicherlich zur hellen Freude des Genossen Walter Ulbricht diplomatische Beziehungen zur DDR auf, erkannte sie damit völkerrechtlich an.
War er je ein Sozialist? Schwer zu sagen, Zur damaligen Zeit wimmelte es im gesamten arabischen Raum von “Sozialisten” aller Schattierungen, in allen möglichen Farben und – Gewändern! :-)
Juli 12th, 2011 at 23:58
@R@iner(26)+Bakunin: Der Vergleich fährt, je nach Blickwinkel, im Rollstuhl, er ist ja auch keine Parabel. Der Gerd ist allerdings in frühen Jahren auch mit recht linken Sprüchen die Juso-Karriereleiter hochgeklettert.
Der Einfluss des irreal-Sozualismus verdankt sich natürlich dem Sowjet-Imperialismus. Genosse Gaddafi hat halt beizeiten sein Fähnchen auch in diesen Wind gehängt. Da passt das Beispiel wieder.
Juli 13th, 2011 at 07:16
@26: “Einer aus dem Club halt, ein Arbeiterführer wie Schröder, bloß mit noch mehr Eigenverantwortung.”
Gerhard Schröder hat das Volk (weiter) verarmt, nach allem, was ich so über Libyen lese und dort sehe, hat Gaddafi eher das Gegenteil gemacht.
Juli 13th, 2011 at 08:04
Sozialismus heißt Vergesellschaftung, und wenn nix da ist, dann wird auch nix vergesellschaftet.
Von so Begriffen wie “Realsozialismus” halte ich mich fern, da er gerne von spätrömischen Hetzern missbraucht wird, die noch net geblickt haben, dass der Attila hinter ihnen steht.
Und wo steht geschrieben, dass Sozialismus ein Proletariat braucht, manche Sportsfreunde wie Pol Pot haben einfach gedacht “auf der Alm da gibt’s koa Sünd” und haben einfach die Städte samt und sonders evakuieren lassen und die Leute aufs Beet geschickt (bei uns nennt man das Spargelernte oder Schneeschippen). Resultat: 1,5 Mio Tote
Das ist natürlich eine Wichsvorlage für all die Kommunistenfresser von wegen “Planwirtschaft” und so..
Aber ich würde mal sagen, hinter Fed, Ratingagenturen, Großbanken, Unis, Regierungsberatern, Lobbyisten, Rüstungsindustrie und Versicherungen steckt auch so ein Plan. Und der ist auch scheiße.
Resultat: bekannt!
@Wat.
Stimmt, man kann das ganze natürlich – wenn man es geschickt anstellt – bis zur totalen Verelendung treiben wie in einem schlechten Science Fiction-Film, aber auch da steht irgendwann “The End”
Juli 13th, 2011 at 11:12
Köhler sprach es als erster ehrlich aus, und musste dafür zurücktreten, dann die gleichen Worte von Guttenberg und jetzt von de Maizière:
==> Wirtschaftsinteressen militärisch sichern
“Die wirtschaftlichen Interessen Deutschlands müssten notfalls auch militärisch gesichert werden”
Mit oben zitierter Äußerung verklausuliert dem völkerrechtswidrigen Recht bzw. Unrecht des Stärkeren das Wort. Macht diese imperialistisch geprägte Geisteshaltung Schule, dann stehen uns mit hoher Wahrscheinlichkeit äußerst konfliktreiche und kriegerische Auseinandersetzungen um die Rohstoffe bevor!!!!!!!
Oskar Lafontaine an Bundeskanzlerin Merkel:
“Die entscheidende Voraussetzung ist, dass die deutsche Außenpolitik im Sinne Kants – ich nenne ihn einmal bewusst – wieder zum Völkerrecht zurückkehrt, weil das Völkerrecht die Grundlage von Freiheit und Sicherheit für alle Völker dieser Erde ist. In Ihrer Regierungserklärung gab es eine ganz verräterische Formulierung: Ziemlich am Anfang steht, die Frage der Zukunft sei, wer sich den Zugriff – ich betone das Wort „Zugriff“ – auf Rohstoffe und Energiequellen sichere. Es geht nicht um den „Zugriff“ auf Rohstoffe und Energiequellen, es geht um die friedliche Nutzung. Angesichts der Kriege der letzten Jahre sagen wir: Wir halten es für völlig falsch, wenn sich die Bundesrepublik Deutschland in imperiale Kriege zur Sicherung von Rohstoffquellen einspannen lässt. Das war der Fehler der Außenpolitik der letzten Jahre
Juli 13th, 2011 at 12:43
@Margareth Gorges: “Macht diese imperialistisch geprägte Geisteshaltung Schule, dann stehen uns mit hoher Wahrscheinlichkeit äußerst konfliktreiche und kriegerische Auseinandersetzungen um die Rohstoffe bevor!!!!!!!”
Ich bin über deinen Satz gestolpert und wundere mich über die vorsichtige Formulierung.
Sicher ist es so, daß die bestehenden Zustände sich für uns weiter verschlimmern können.
Für den Großteil der Welt ist jedoch das, was du in unsere Zukunft projezierst, bereits lange Zeit bitterste Realität.
Die Organisation der Raubzüge mag perfekter sein, die Reden mögen schöner sein. Das ändert nichts daran, daß der Reichtum einiger die Folge der Armut vieler ist. Das gilt immer und überall.
Punkt.
Juli 13th, 2011 at 15:18
Analog überschreibe ich das mal mit ‘Unsere Gesundheit weltweit’. Al Jazeera: “Outsourced: Clinical trials overseas
As US pharmaceutical companies move their operations abroad, India has become a testing ground for trial medicines. ..”
Juli 14th, 2011 at 10:48
/… die Einkommens[-Vermögens/-Besitz]unterschiede innerhalb der einzelnen Länder/
Das ist der Skandal, so sind die Menschen, die durchschnittlich einssiebzig hoch… . Dass sich das dann von der Familie über den Clan usw. bis zum Land in seinen Bündnissen fortpflanzt iss imho logisch. Die Binnendifferenzierung läuft dann a) über die übliche Meinungsmache und b) die übliche Korruption durch ein wenig Teilhabe und viel Hoffnung.
Darüberhinaus – eins bedrückt mich doch einigermaßen:
/… das Gesicht eines hungernden Kindergerippes mit Blähbauch gepappt wird. 18 der 20 ärmsten Länder liegen in Afrika und der gesamte Kontinent mit über einer Milliarde Menschen …
Ich versuch’ mir vorzustellen, die duschen täglich (Duschgel aus der praktischen Plastikflasche), die wechseln täglich die Unterwäsche und schalten die Waschmaschine ein, beschicken ihre Kühlschränke, fahren mit dem Auto zu ALIDLI und Saturn, schalten ihre TVs und PCs ein …
Bei aller Gefühlsduselei: Die Binse ist eine Binse, ist eine Binse: Der Wohlstand des einen – die Armut des anderen. Notwendigerweise!!(?)
Juli 14th, 2011 at 15:16
“Bei aller Gefühlsduselei: Die Binse ist eine Binse, ist eine Binse: Der Wohlstand des einen – die Armut des anderen. Notwendigerweise!!(?)”
Daran glaube ich nicht. Es ist nur einfacher diesen Wohlstand zu erreichen. Ich würde sogar sagen, dass der Wohlstand deutlich stärker steigen würden, wenn mehr Menschen an ihm teilhaben. Es gäbe mehr gebildete Menschen, mehr Forschung, Ressourcen müssten effektiver genutzt werden, die Umweltverschmutzung würde abnehmen, da man ab einem gewissen Wohlstand nicht im Müll leben möchte.
Allerdings würde die Macht reduziert werden, wenn sich der Wohlstand breit verteilt. Wenn jeder reich ist, ist es keiner mehr. Somit liegt es gar nicht im Interesse der Eliten Wohlstand für alle zu schaffen.
Juli 15th, 2011 at 01:38
@chriwi
…glaube… würde(n) …gäbe… müssten… möchte usw.
Ich will Dich nich ärgern aber Glauben plus Konjunktive, das fezt nich so richtig, gelle? Ich bin auch gegen das Böse und für das Gute, es müsste nur …
Juli 16th, 2011 at 09:00
Noch ‘n “schöner” Kommentar zum Thema (aus DLF Presseschau v. 16.07.):
/”Die NÜRNBERGER NACHRICHTEN beobachten einen ein neuen Kolonialismus bei der Jagd nach einigen absehbar zu Ende gehenden Rohstoff-Vorräten:
“Die Industriestaaten teilen sich, wenn überhaupt, den Profit mit oft korrupten Regimen in den Herkunftsländern; die Bevölkerung geht leer aus. Wir im Westen fachen die Krise in Afrika auch dadurch an, dass wir zu wenig tun gegen den Klimawandel. Die Bilder des Elends haben also durchaus mit uns zu tun. Dass auch die deutsche Politik nun, wie sich bei Merkels Afrika-Reise zeigte, ganz offen und fast nur noch auf Waffen-Geschäfte mit Krisenstaaten setzt und die viel mühsamere Entwicklungshilfe weit nach hinten setzt, das passt leider dazu. So kommt Geld direkter dort an, wo es teils auch bisher auf Umwegen gelandet ist: bei den Reichen und Mächtigen und nicht bei den Bedürftigen”, heben die NÜRNBERGER NACHRICHTEN hervor.”/
und:
/”"Im Osten herrscht Hunger, und im Westen des Kontinents verkauft die Bundeskanzlerin Kriegsschiffe – es ist ein verzerrtes Bild, das in diesen Tagen von Afrika entsteht. Mit ihrer Reise hat Angela Merkel dazu beigetragen, dass sich dieses verfestigt. So gut Merkels Plan war, für deutsche Unternehmen die Tür zu öffnen, so sehr ist er gescheitert. Kein einziges großes Geschäft kam zustande. Für die Reise einer Regierungschefin ist das mehr als ein Fauxpas. Das einzige Geschäft, das mit diesem Trip verbunden wird, ist der geplante Verkauf von Militärbooten an Angola. Auch wenn es in der Sache weniger dramatisch sein mag, als die Opposition in Berlin behauptet, so macht sich Merkel damit doch doppelt angreifbar. Sie verschärft nicht nur das erwähnte Zerrbild. Sie erweckt auch den Eindruck, sich stärker für ein Rüstungsgeschäft einzusetzen als für die Bekämpfung einer Hungerkatastrophe: Die Schiffe sollen mindestens 60 Millionen Euro kosten, für die Flüchtlingslager in Kenia stellt Merkel eine Million Euro zur Verfügung”, kritisiert DIE WELT.”/
Alles klar?